Terry Pratchett - Nachtwächter

  • Wenn man mich fragt, was mein Lieblingsbuch von Terry Pratchett wäre, liegt dieses hier ganz weit vorn in der Favouritenliste:


    DAS BUCH:


    Sam Vimes, aka Samuel Mumm ist inzwischen Kommandant der Stadtwache von Ankh-Morpork, und die Dinge scheinen endlich nach seinem Wunsch zu laufen: Er ist reich verheiratet, Kindersegen stellt sich ein, die Assassinen haben ihn von ihrer Liste genommen, Vetinari scheint auf ihn zu hören.


    Dann wird er bei der Verfolgung eines Polizistenmörders über die Dächer Ankh-Morporks plötzlich vom Blitz getroffen... und landet in der Vergangenheit.


    Der Mann, der ihn vernichten wollte, hatte plötzlich eine glänzende Idee: Wer den einflussreichen Samuel Mumm loswerden will, muss dafür sorgen, dass er nie gross wird.


    Und Kommandant Mumms grösste Schwäche ist... John Keel. - Der Mann, der ihm beigebracht hat, was er über Polizeiarbeit weiss, und noch viel mehr: John Keel, war die Vaterfigur, die dem jungen Nachtwächter Sammy Vimes dazu inspirierte, seine Ehre und Ideale hochzuhalten, die nicht käuflich sind.


    Dummerweise muss Vimes/Mumm feststellen, dass er in der Vergangenheit zu spät kommt: Sein verehrter Lehrer ist bereits tot. Vor der Aussicht alles zu verlieren, was er je hatte, bleibt ihm nichts anderes übrig als in John Keels Schuhe zu schlüpfen.


    Das ist jedoch eine beunruhigende Aussicht, denn untrennbar zum Idol John Keel gehört sein vorzeitiger Tod. John Keel ist einer der tragischen Helden der Flieder-Revolte, die vom damaligen Tyrannen Ankh-Morporks blutig niedergeschlagen wurde.


    Sam bleibt nur wenig Zeit, um seinem jungen Selbst alles beizubringen, was es zu wissen gibt, und zu hoffen, dass das alles irgendwie gut für ihn ausgeht. Er kann dabei nur auf die Hilfe eines rätselhaften Zeitmönchs hoffen, der still vor sich hinlächelnd welke Fliederblüten wegkehrt.


    In diesem Buch erfahren wir endlich, warum manche Ankh-Morporker Bürger am 25. Mai, dem Tag des hoffnungslosen Idealismus, Flieder tragen, und sich der Zombie Reg Shoe jedes Jahr am Friedhof eingräbt.


    DER AUTOR:


    Terry Pratchett ist nach J.K. Rowling der meistgelesenste britische Fantasy-Autor. Seine Fantasy-Satiren werden in 27 Sprachen übersetzt. Er begann seine Karriere als Journalist und wurde die ersten Jahre mit der Öffentlichkeitsarbeit eines Energiewerks betraut und lebt inzwischen von seinen Büchern - zusammen mit Weib, Kindern und Katzen hinter seiner Tastatur in Wiltshire, und gibt jedes Jahr 1-2 neue Bände seines Scheibenwelt-Universums heraus.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ich hab's wie immer im original gelesen, weil die einsichten des Sam Vimes besser klingen: Am besten von allem ist die betrachtung seiner mit-revolutionäre: p294f:


    >There were plotters, there was no doubt about it. Some had been ordinary people who'd had enough. Some were young people with no money who objected the fact, that the world was run by old people who were rich. Some were in it to get girls. And some had been idiots as mad as Swing, with a view of the world just as rigid and unreal, who were on the side of what they called 'the people'.
    Vimes had spent his life on the streets and had met decent men and fools, and people who'd steal a penny from a blind beggar and people who performed silent miracles or desperate crimes every day behind the grabby windows of little houses, but he'd never met The People.
    People on the side of The People always ended up disappointed, in any case. They found that The People tended not to be grateful or appreciative or forward-thinking or obeidient. The People tended to be small-minded and conservative and not very clever and were even distrustful of cleverness.
    And so the children of the revolution were faced with the age-old problem: it wasn't that you had the wrong kind of government, which was obvious, but that you had the wrong kind of people.<

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • hmmm interessant!der hat auch gevatter tod geschrieben oder magna?hört sich echt nicht schlecht an!kommt auf die wunschliste!

    »Diese Geschichte ist authentisch. Ich kann es bezeugen, denn es ist mir passiert. Inmitten der Hölle hat meine Mutter für mich einen Garten Eden geschaffen.« Raphael Sommer

  • Ja, hat er. Das da ist der .... hmm... :gruebel sechste roman der wachen-serie - und der beste. Es zeigt wie alles anfing, ist also in gewissem sinn das erste, und man kann ihn durchaus lesen, bevor man Guards! Guards! gelesen hat.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Das hier schrub ich 2003:


    Nach mehr als zwei Dutzend "Scheibenwelt"-Romanen, denen letztlich Luft und Originalität auszugehen schienen, widmet sich Pratchett abermals seiner vermeintlichen Lieblingsfigur, die inzwischen die Qualität eines Alter Ego anzunehmen scheint: Kommandeur Samuel Mumm von der Ankh-Morporker Stadtwache. Mumm ist inzwischen Herzog, hoch angesehen und weitaus mehr mit Repräsentationsaufgaben befaßt, als mit seiner Lieblingstätigkeit, den nächtlichen Streifengängen in ausgelatschten Stiefeln (um das Pflaster der Straßen zu spüren). Seine Frau, Lady Sybil, erwartet das erste Kind. Aber Mumm kann sich nicht auf die anstehende Vaterschaft konzentrieren, denn ein kaltblütiger Serienmörder treibt sein Unwesen: Der Killer Carcer schlachtet Wächter um Wächter ab.


    Als Kommandeur Mumm den Täter stellt, fallen beide in eine Art Zeitloch, woraufhin sie sich zwar in Ankh-Morpork wiederfinden, aber in der Vergangenheit, vor dreißig Jahren, als es noch keinen allwissenden und alles kontrollierenden Patrizier namens Vetinari gab, als die Wache mehr mit davonlaufen und dem Eintreiben von Bestechungsgeldern befaßt war, als die monströse Stadt ständig am Rande des sozialen Kollapes lavierte, als "Treibe-mich-in-den-Ruin-Schnapper" seine ersten Fleischpasteten auf den Markt brachte. Es ist die Zeit, als der legendäre John Keel einen Aufstand anführte, der die immerhin *etwas* rosigere Zukunft der Stadt begründen sollte. Mumm wird Inspektor bei der Stadtwache, begegnet seinem jüngeren Selbst, sorgt schließlich dafür, daß sich die Zukunft so entwickeln wird, wie
    geneigte Scheibenwelt-Leser sie kennen, denn er ist - war - besagter John Keel.


    Es ist, als würde Pratchett selbst diese Zeitreise antreten, als wäre er es, der abermals die Chance bekommt, in Stiefeln ohne Sohlen durch die Vergangenheit zu stapfen. "Die Nachtwächter" ist geprägt von Melancholie, subtiler Kritik - auch Selbstkritik - und leisen Tönen, wahrscheinlich etwas *zu* leisen Tönen für Freunde der Scheibenwelt-Phantasien. Dieses Buch ist wahrscheinlich das literarischste aus dem Zyklus, eine Art vorweggenommenes Vermächtnis, eine Rückkehr zu den Ursprüngen, ohne das inzwischen Geschaffene zu verleugnen. Pratchett öffnet ein Fotoalbum mit den Kindheitsbildern seiner Helden, und fast meinte ich, beim Blättern
    auf die getrockneten Reste einiger Tränen zu stoßen. Das schönste Scheibenwelt-Buch seit langem, aber auch ein sehr untypisches.

  • Tom: Dann war es an der zeit, dass das buch endlich einen eigenen thread kriegt. Ich hatte erwartet, du hättest längst einen geschrieben und ich wollte, als kürzlich die sprache drauf kam, gleich meine expertise anfügen und andere eulen hinschicken... und wo war tom's thread??? Er hat auslassen. :nono


    Es ist mein lieblingsbuch, und ich les es etwa alle vier monate einmal...
    :gruebel - hat da wer was von obsession gesagt? ICH BIN NICHT BESESSEN!:fetch


    EDIT: und das schlimmste von allem: Heute ist der tag des hoffnungslosen idealismus, und jeder, der dieses buch gelesen hat und mit den revolutionären mitgelitten hat, sollte einen flieder anstecken - aber was ist? Heuer ist der obligate flieder für den 25. Mai schon längst verblüht. :bonkScheiss global warming...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • gaaaaanz ruhig magna!nicht aufregen!!es wird alles wieder gut!

    »Diese Geschichte ist authentisch. Ich kann es bezeugen, denn es ist mir passiert. Inmitten der Hölle hat meine Mutter für mich einen Garten Eden geschaffen.« Raphael Sommer

  • Ich hab heute flieder, der noch halbwegs geht, es fehlen nur ein paar blütchen... aber für die hoffnungslosen idealisten reichts :-]


    :gruebel Uuups, das letzte posting ist ja von mir selbst...
    Das heisst im klartext, dass keine andere eule im letzten jahr das beste pratchett-buch gelesen hat? :gruebel

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Das heisst im klartext, dass keine andere eule im letzten jahr das beste pratchett-buch gelesen hat? :gruebel


    Doch ich! Und zwar alle! :lache

  • Das ist mein liebstes Scheibenweltbuch. Es hat lustige Szenen, ist aber im Grundton ernsthafter und ich werde bei Lesen immer furchtbar emotional... ich hab es mir neulich erst auf Englisch gekauft, weil es im Original noch schöner zu lesen ist.

  • Auch ich bin Fan von diesem Buch. Leider ist mein Englisch für den Originaltext zu eingerostet. Ersatzeshalber habe ich mir noch das entsprechende Hörbuch zugelegt. Leider ist es -wie alle Pratchett Hörbücher- gekürzt.


    Bemerkenswert fand ich übrigens, dass man auch über Vetinaris Anfänge einiges erfährt. Ich hoffe, dass da noch mehr von erzählt wird.

  • Auf deutsch und auf englisch gelesen... ich liebe dieses Buch einfach.
    Mumm und Vetinari sind da sooooooo cool! :anbet
    Ich finde, es sollte mehr Wachenbücher in dem Stil geben und weniger wie Steife Prise... :write :keks

    :lesend :keks



    "Ich möchte hier betonen, daß dieses Buch keineswegs verrückt ist. Eine solche Beeichnung trifft nur auf verkalkte Mathematiker zu, die Geometrie mit Lebensfreude verwechseln." Terry Pratchett