Meine Mutter Marlene v. Maria Riva

  • Kurzbeschreibung Amazon
    "Schreibe ein Buch über mich. Nur Du kannst es. Die ganze Wahrheit. Aber erst nach meinem Tod." Dieses Buch legt Maria Riva, die Tochter Marlene Dietrichs, nun vor. Sie schildert die außergewöhnliche Lebensgeschichte des großen Stars und zugleich die von starken Emotionen geprägte Beziehung zwischen Mutter und Tochter.


    Über die Autorin
    Maria Riva, Tochter Marlene Dietrichs, geboren 1924 in Berlin, lebt heute in Palm Springs und in der Schweiz.


    Klappentext
    Ueber Jahrzehnte lebte Maria Riva gefangen im Leben ihrer Mutter. Hauslehrerinnen unterrichten das Kind, damit es nicht eine Sekunde von der Seite des Stars weichen musste. Schon nach den ersten Erfolgen in Hollywood nahm die Dietrich ihre Tochter mit nach Amerika. Jahrelang war das Paramount-Studiogelände Marias eigentliches Zuhause. Sie erlebte mit, wie ihre Mutter zusammen mit ihrem Designer die berühmten Filmkostüme für "Schanghai-Express" und "Die scharlachrote Kaiserin" entwarf und wie der begnadete Joseph v. Sternberg das zeitlos schöne Gesicht der Dietrich auf Zelluloid bannte. Sie teilte das luxuriöse Vagabundenleben, das ihre Mutter vor dem Zweiten Weltkrieg zwischen Beverly Hills, Paris, Wien, London und der Côte d'Azur führte. Maria sass dabei, wenn die Erwachsenen sich unterhielten und wenn die Mutter ihre Liebhaber empfing; ihr vertraute die Dietrich ihre Tagebücher und intimsten Briefwechsel an. Und als die Tochter Jahre später längst die eigene Familie hatte, war sie noch immer die Vertraute und engste Mitarbeiterin des Weltstars, der auf allen grossen Musikbühnen dieser Wel triumphale Erfolge feierte. Als die Dietrich in ihren letzten Jahren in ihrer Pariser Wohnung zur geheimnisumwitterten Einsiedlerin wurde, war Maria Riva es, die mit ihr Sorgen und Nöte teilte. Die Tochter begleitete die Mutter bis in ihre letzten Tage.


    Eigene Meinung
    Das ist eines der dicksten Bücher die in meinem Regal stehen....
    Erstens hat das Leben der Dietrich unglaublich viel Schreibstoff geliefert... das umfangreiche Buch enthält aber gleichzeitg auch einen Teil des eigenen Lebens der Autorin, welches unlösbar eng verknüpft war mit dem Leben der berühmten Mutter... Aufarbeitungen aber auch von bittersten Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendzeit....die Uebergriffe der Dietrich auch in das Erwachsenenleben der Tochter, die allgegenwärtige Dominanz, die bis zu deren Tod nie nachgelassen hat....


    Wir lernen eine schon vielfach beschriebene Dietrich von einer ganz neuen Seite kennen. Die Lobgesänge der meisten ihrer Zeitgenossen die zu ihrem Bekannten- und Freundeskreis zählten, die der Dietrich ein grosses liebendes Herz attestierten...zu starker Freundschaft fähig, immer bereit zu helfen wo Hilfe nötig war....diese Lobgesänge verblassen unter den Eindrücken der Schilderungen dieser Tochter...
    Sie hat die andere Seite kennenlernen müssen...die Unfähigkeit einer egozentrischen Mutter, sich in die Psyche eines Kindes hinein zu versetzen...ihre emtionale Kälte diesem Kind gegenüber...ihren unglaublichen Egoismus mit der sie dieTochter als eine immer ihren Wünschen zur Verfügung stehende Dienstmagd herabwürdigte...ein Kind, den Launen und dem zeitweisen Zynismus ihrer befehlsgewohnen Mutter hilflos ausgeliefert.
    Unglaublich, wieviel Einsamkeit diese Tocher eigentlich erleben musste...weit und breit kein anderes Kind in ihrem Umfeld, gefangen in dieser Welt von Erwachsenen. Dieses Kind verlor sein liebesbedürftiges Herz oft an einen der Liebhaber der Dietrich oder an die diversen Haustiere...die aber dann bald wieder den Launen der Diva zum Opfer fielen...geliebte Personen und Haustiere verschwanden somit dann schnell wieder aus den Augen und dem Herzen des Kindes.....


    Ich spürte während des ganzen Lesens dieser Biografie dieses Ringen der Autorin um Distanz zum eigenen Erlebten...trotzdem brechen immer wieder auch starke Emotionen durch...Ich spürte auch ihr starkes Bemühen, ihrer Mutter trotz allem gerecht zu werden, die guten Seiten hervorzuheben...ihren unschlagbaren Humor, ihre unglaubliche Arbeitsdisziplin...ihr Perfektonismus, ihre vielgerühmte Intelligenz und ihr enormes Wissen in film-technischen Belangen, ihr nahezu unfehlbares Gespür für Stil und Publikumsgeschmack...
    Trotzdem verliess mich während dem Lesen eine gewisse Skepsis nie...diese meine Zweifel daran, ob bei all dem, was die Autorin erleben musste, auch trotz allen ernsthaften Bemühungen um Objektivität...eine solche auch nur annähernd überhaupt möglich sein könnte...


    Ansonsten... ein durchgehend spannendes Buch, ein reichhaltiges Dokument auch der Zeitgeschichte...wir lernen viel Prominenz jener Zeit näher kennen, Weggenossen der Dietrich...... Durchaus nicht nur Filmschaffende...auch aus anderen kulturellen Bereichen: Literatur, Musik, Politik und Militär, Modebranche, uvm.....Und Maria Riva gibt uns auch köstliche Anekdoten über einige dieser bekannten Grössen zum Besten......


    Für alle diejenigen, die gerne Biografien lesen ein wirklich empfehlenswerter Wälzer...der auch lange hinhält, umfasst er doch nahezu 900 Seiten...und eine ganze Reihe von erlesenem seltenen Fotomaterial.


    Ich habe mich eigentlich sehr darüber gewundert, dass diese Biografie noch nicht rezensiert wurde....Es scheint, dass es keine Dietrich-Bewunderer unter den Eulen gibt..... ;-)


    Edit überfri*** sich noch an meinen vielen Schreibfehlern

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    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Hallo Joan


    tolle Rezi hast du da geschrieben. Man sieht gleich, dass Dich das Leben der Marlene Dietrich sehr interessiert und berührt hat.


    Ich finde sie auch eine tolle Frau, habe das Buch gleich auf meine Wunschliste gesetzt. Aber das wird ein Weile dauern bis ich mir das leisten kann (mal schauen, irgendwann einmal habe ich doch Geburtstag :grin)

  • Hallo BronteSisters


    Lieben Danke für Dein Kompliment.... :wave


    Das hast Du richtig erkannt....sie ist eine von jenen Promis, deren biografisches Material einen breiten Platz in meinem Bücherregal einnimmt.


    Seit ich aber diese Biografie MEINE MUTTER MARLENE gelesen habe, hat meine Bewunderung für sie doch einen ziemlich starken Dämpfer erlitten...
    ....dazu kamen dann noch Tagebuchaufzeichnungen von E. M. Remarque, welche dieses mein bereits nach unten revidiertes Dietrichbild nocheinmal um einiges absacken liess... :rolleyes


    Grüessli Joan

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  • Obwohl ich kein ausgesprochener Fan von Marlene Dietrich bin, steht das Buch dennoch in meinem Regal. Es hat mich interessiert und ich habe es auch, trotz des Umfangs, relativ schnell gelesen.


    Ich fand es unterhaltsam, interessant und sehr lebendig erzählt. Einen Anspruch an die Objektivität ihrer Tochter habe ich eigentlich gar nicht gestellt. Eben weil Marlene Dietrich das Leben ihrer Tochter - und auch das der anderen Menschen in ihrem Umfeld - beeinflußt und dominiert hat, ist eine objektive Sicht der Dinge wohl kaum möglich.
    In diesem Fall hat mich aber ja gerade die Sichtweise von jemandem interessiert, der so nahe an Marlene Dietrich "dran" war und sie wahrscheinlich so erlebt hat, wie es wenige sonst konnten oder mußten, je nachdem.


    Viele Grüße
    Shirat

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • Zitat

    Original von Shirat
    Ich fand es unterhaltsam, interessant und sehr lebendig erzählt. Einen Anspruch an die Objektivität ihrer Tochter habe ich eigentlich gar nicht gestellt. Eben weil Marlene Dietrich das Leben ihrer Tochter - und auch das der anderen Menschen in ihrem Umfeld - beeinflußt und dominiert hat, ist eine objektive Sicht der Dinge wohl kaum möglich.


    Du hast völlig recht, einen Anspruch auf Objektivität wäre wohl in diesem Falle etwas vermessen....
    Ich bin einfach bei einigen krassen Aussagen der Maria Riva sehr unsicher geworden, inwieweit diese Begebenheit nun der Wahrheit entspricht, oder ob sie sich nicht in ihrer Traumata-Verarbeitung, was dieses Buch eben auch für sie war, nicht hin und wieder dazu hat verleiten lassen, besonders dick aufzutragen....Vorallem diese Geschichte mit der lesbischen Gouvernante, die ihr ihre Mutter mit voller Absicht zugeteilt habe...die hat mich nie mehr so recht losgelassen.


    Andererseits hat mich dieses Buch auch wieder angestachelt, noch weiter im Leben dieser Diva "herumzuwühlen"....


    Ich bin ja eine grosse Biografienleserin und wenn mich eine Person anfängt zu faszinieren, dann will ich möglichst alles über sie wissen, ich komme mir manchmal vor wie ein Pathologe am Seziertisch. :pille
    Ich habe eine Menge biografischer Bücher nur deshalb schon gekauft, weil ich hoffte, dort noch irgendeine klitzekleine Aussage über denjenigen oder diejenige zu finden auf die ich mein Interesse fokussierte

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  • Milla
    Lieben Dank, dass Du die neue Ausgabe hier vorgestellt hast.
    Ich war mir eben unsicher, ob ich nun diese neue Ausgabe hier hineinkopieren soll, oder diejenige, welche ich besitze....

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  • http://www.emma.de/423.html
    Da meine Mutter gerade das Buch liest und mir erzählt wie froh ich sein kann, daß ich nicht so eine Mutter hatte, hab ich grad mal recherchiert und den o.g. Artikel gefunden.
    Das Buch steht schon lange auf meiner Wunschliste, nach den Eindrücken meiner Mutter und dem Bericht von Alice Schwarzer (die ich im Grunde ja nicht ab kann) neige ich jetzt grad aber dazu, es zu streichen... :gruebel

  • ich habe das buch vor einigen jahren gelesen, da gab es das mal im bertelsmann-club... ich kenne weder marlene dietrich filme, noch bin ich sonst irgendwie an dieser frau interessiert; aber das buch habe ich doch gelesen. hat mich irgendwie angesprochen. es war gut zu lesen und super interessant. ich liebe es. es ist eins meiner lieblingsbücher.

  • Ich hab vor einiger Zeit eine TV-Dokumentation über Marlene Dietrich gesehen, die zum Teil auch das Buch ihrer Tochter thematisiert hat.


    Die Doku hat einerseits das Bild vom Marlene-Mythos gezeichnet, andererseits aber auch das Bild einer sehr exzentrischen Mutter, die sich nicht wirklich vorbildlich um ihr Kind gekümmert hat. Es steckt sicher ein Stückchen Wahrheit in beiden Teilen. Wer und wie sie wirklich war, wird sich nicht mehr genau ergründen lassen.


    Übrigens fand ich den Emma-Artikel unsäglich. Die Selbstgerechtigkeit, die Frau Schwarzer der Autorin vorwirft tropft ja geradezu zwischen den Zeilen hervor. :rolleyes

  • Zitat

    Original von Idgie
    Übrigens fand ich den Emma-Artikel unsäglich. Die Selbstgerechtigkeit, die Frau Schwarzer der Autorin vorwirft tropft ja geradezu zwischen den Zeilen hervor. :rolleyes


    Das habe ich auch so empfunden.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe das Buch vor vielen vielen Jahren gelesen. Hm, ich glaube, kurz nach Erscheinen. Herrje, ist das lang her. Na egal, jedenfalls gefiel es mir sehr gut. Ich habe es - soweit das bei so einer Schwarte geht - in einem Rutsch durchgelesen. Und das, obwohl ich gar kein großartiger Marlene-Dietrich-Fan bin. Die Bitterkeit, mit der Maria Riva schrieb, machte es amüsant, die Einblicke ins frühe Hollywood machte es spannend und die generelle Verschrobenheit von Marlene Dietrich war natürlich sehr interessant.


    Auf alle Fälle empfehlenswert.


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