kurzgeschichte nr.2 - die wächterin

  • ***die Wächterin***


    Schritte...
    die letzten Stufen...
    Vorbei am Briefkasten, ich erreiche die Haustür.
    Die Klinke ist heruntergedrückt, beim öffnen macht ein Kieselstein unter der Tür einen
    irre lauten Lärm und ich erschrecke mich zu Tode.
    “Scheiße”
    Noch im Sichtschutz der Tanne.
    Hastiges Umsehen... Rechts.. alles klar... Links... Niemand zu sehen...
    Bloß schnell, Beeilung, Flucht als einziger Ausweg.
    Jetzt bin ich auf dem freien Feld, call me Target...
    Durch meine schnellen Schritte wirke ich ungeschickt.
    “NEIN, FUCK”
    Ich spüre ihre Blicke in meinem Nacken...
    Sie bohren sich lästernd durch meine Halswirbel und wollen mein Herz vergiften.
    Ihre Stimme lechzt danach meinen Namen zu geifern,
    mich in endlosen Läster-Smalltalk zu ersticken,
    und mir 30 Jahre pure Verbitterung entgegenzubringen.
    Durch taktloses Räuspern denkt sie eine Reaktion in mir auslösen zu können.
    Mein Gott, als Kind fand ich sie nett. Ich habe ihr immer Zigaretten vom Kiosk geholt,
    dafür habe ich immer ein bisschen Geld gekriegt, man kann sagen, ein typischer
    Oma-Kind-Deal. Sie tat mir damals schon leid. Jetzt empfinde ich nur noch Hass... Es fällt mir schwer solchen Leuten zumindest neutral entgegenzutreten,
    deswegen fliehe ich.
    Noch 4 Meter bis zur vorerst rettenden Autotür. Der Schlüssel verhakt sich in meiner viel zu kleinen Hosentasche. Klack, ich drehe schnell den Schlüssel, ziehe dabei aber gleich den Griff und das Auto schließt sich wieder ab. Nein! Neuer Versuch, ich bin drin und drehe die Musik als lautes Alibi auf. Noch die Haare vor das seitliche Blickfeld hängen und man kann mir nichts vorwerfen.
    Der Wendekreis, wenn ich jetzt nicht aufpasse muss ich ihr winken.
    Wie sie dort hängt, an ihrem Fenster.
    Wie ein blutgeiler Blockwächter im KZ, oder ein hypnotischer Geier, der darauf wartet Blickkontakt mit seinem Opfer zu bekommen.
    Sie ist eine von denen die Leute an den Pranger brachte oder dazu beitrug das es Verbannungen gab. Und glaubt mir, auch sie hätte Frankensteins Monster mit Fackeln aus dem Dorf gejagt. Sie weiß bescheid, und lässt andere daran teilhaben.
    Irgendwer hat seine Frau betrogen ? Irgendwer hat seine Arbeit verloren ? Sie schlägt Alarm. Und wenn wer keine Leichen im Keller hat, dann sorgt sie dafür.
    Ich rase viel zu schnell und ungelenk, habe aber Glück nirgendwo gegen zufahren.
    Okay, nur noch 4 Meter, NEIN, SIE HAT MICH.
    Ich hebe widerwillig meine Hand zum Gruß und wünsche ihr den Tod.


    ende





    :brain

    equal me to whatever you want
    i don't care
    as long as i know
    this could mean we're free


    farewell, goodbye
    your
    mr_slowly_downwards

  • @ Mr. Slowly


    Sag mal, woher kennst du meine Ex-Nachbarin? Der einzige, trifftige Grund, warum ich nach Österreich ins Exil ging? Ist die Welt soooo klein?


    :grin


    So richtig aus dem Leben gegriffen! Nur wie sich Blicke "lästernd" in meinen Nacken bohren könnten, ist mir ein bissl unklar :wow

  • und ich spreche stellvertretend für alle verbitterten menschen.
    *lästernd in den nacken bohr*

    equal me to whatever you want
    i don't care
    as long as i know
    this could mean we're free


    farewell, goodbye
    your
    mr_slowly_downwards