Ja bitte, schmeisst alles raus.
Gruß E.
Ja bitte, schmeisst alles raus.
Gruß E.
Hallo Herr der Epik, schon vier veröffentlichte Texte am ersten Tag - beachtlich. Ansonsten aber wissen wir ziemlich wenig von dir. Eine Vorstellung wäre nett Oder ein paar Beiträge zu Büchern
Willkommen bei den Büchereulen
Lieber churchill,
selbstverständlich folgt noch eine Kurzvita/Vorstellung. Mit meinen drei Texten innerhalb von zwei Tagen habe ich ja bereits einen indirekten Eindruck von mir vermittelt.
Vielleicht kann mir auch jemand Tipps geben zu Büchern/Autoren. An anderer Stelle demnächst hiervon mehr.
LG E.
Klasse Text.
Auch wenn man darüber
ZitatGedanken können nicht aus Quanten sein, Gedanken sind Geist“, warf ich ein. „So ein Quatsch, wohl noch nichts von biochemischen Prozessen gehört. Geist, Materie, das sind doch archaische Begriffe, über die ein moderner Physiker nur mitleidig lächelt.
mehr als streiten könnte...
Werde mir diesen und die anderen Sachen bei etwas mehr Muße zu Gemüte führen.
Willkommen!
Hallo Waldlaeufer,
ja, ist klar. Aber man sehe dem Autor nach, dass er die Handlung vorantreiben musste.
LG E.
Junge Junge.... wie alt warst du? 12?
ZitatOriginal von Epiklord
Ja bitte, schmeisst alles raus.
Gruß E.
Das ist also dein Beitrag über "Ein modernes Weltbild"? Irgendwie originell! Alles rausschmeissen - eine Parole die Sinn macht......
...ich begebe mich dann mal in Klausur, eine solche Analyse des Weltbildes verlangt nach einer tiefschürfenden Antwort.
ZitatOriginal von Epiklord
Ja bitte, schmeisst alles raus.
Gruß E.
Wieder hergestellt:
Ein modernes Weltbild
„Ob Gedanken Pickel haben können? Natürlich können sie das im Prinzip.“ „Gedanken sind aber doch geistig und Pickel materiell.“ „Dein ganzes Weltbild ist eben falsch, ja mittelalterlich.“ In Biancas Stimme lag eine ungekannte Entschlossenheit. Ich bastelte stumm weiter an meinem Flugzeugmodell. Bianca saß nicht weit von mir entfernt und las „Die moderne Physik“.
„Alle Dinge sind nur Quantenwolken im leeren Raum“, beteuerte sie. „Gedanken können nicht aus Quanten sein, Gedanken sind Geist“, warf ich ein. „So ein Quatsch, wohl noch nichts von biochemischen Prozessen gehört. Geist, Materie, das sind doch archaische Begriffe, über die ein moderner Physiker nur mitleidig lächelt. Gedanken sind Quantenwolken, basta, steht hier.“ „Hast du das im Buch überhaupt richtig verstanden?“ „Verstanden? Verinnerlicht habe ich die moderne Physik!“ „Wie lange beschäftigst du dich damit schon?“ „Drei Tage, aber es ist unbedeutend; die Intensität und Aufnahmefähigkeit entscheiden.“
Ich erhob mich aus meinem Sessel, beugte mich rechts neben Bianca, um an den Kleber für mein Flugmodell zu gelangen, der auf dem Sideboard hinter ihr stand. Und da stach sie mir förmlich ins Auge. Sie hatte sich in Biancas linke Gesichtshälfte eingewurzelt. Vor sechs Jahren, als wir geheiratet hatten, waren es etliche spätpubertäre Aknepickel, später nur noch vereinzelte. Doch jetzt ragte eine fette Vulgärwarze aus ihrer Wange hervor. Die musste sich als Pickel getarnt entwickelt haben. „Sie befindet sich an genau derselben Stelle wie bei ihrer Mutter“, dachte ich, „nur dass die noch drei am Kinn hat; wird bei Bianca auch noch kommen.“
Ich schaute schnell zum Kleber, um Bianca nicht zu kränken, ließ mich wieder in meinen Sessel sinken, strich den Leim auf den Flugzeugflügel und drückte ihn nach einer gewissen Antrockenphase fest. Plötzlich durchbrach Bianca das Schweigen mit spitzer Stimme: „Hast du sie also gesehen!?“ „Was soll ich gesehen haben?“ „Na, die Warze.“ „Och, die kleine Warze. Na ja.“ „Nun tu doch nicht so gleichgültig. Und ich weiß genau, was du denkst: Jetzt hat sie auch so eine widerliche Warze wie ihre Mutter und bald drei am Kinn dazu.“ „Nein, na ja, nun“, stammelte ich. „Dass dich die Warze stört, ist ein klarer Beweis deines überholten Weltbildes.“ Ihre Stimme wurde wieder beängstigend energisch.
„Was soll das heißen?“, entgegnete ich. „Nun, die moderne Physik kennt keine Warzen. Sie löst alles in Formeln mit Ordnungszahlen und mathematischen Zeichen auf. Nehmen wir mal dein graues Haar, das ich vor einigen Tagen bei dir entdeckt habe. „Ich hab kein graues Haar.“ Du brauchst nicht beleidigt zu sein; nach der neuen Betrachtungsweise ist das kein graues Haar – welch blöde und provozierende Formulierung auch; nein, dieses graue Haar hat nur ne andere Ordnungszahl als die übrigen. Schönheitswerte haben jetzt ausgedient, sie entstammten den irrenden Sinnen, sind Luftspiegelungen an der Nahtstelle „geistiger“ Quarks wie alle unsere Wahrnehmungen, haben die Menschen lange genug zu unsinnigen Eitelkeiten bewogen, eines der größten Übel unserer Zivilisation.“
„Ja, aber so einfach wird die Menschheit die moderne Physik nicht aufnehmen.“ „Ja, weil die Forscher es nicht forcieren, es dem Gegenwartsmenschen nicht zutrauen. Es scheint, man hofft auf die Evolution. Ein Zukunftsmensch mit hochgewölbtem Schädel, mit dichtgepackter Hirnmasse und spitzem Kinn, sollte entstehen.“
„Bianca, sei doch ehrlich, du flüchtest doch nur vor deiner Warze in diese Theorien.“ „Das ist typisch, so ein Primitivling, du verstehst nichts. Schau dir die Sonne an, eben noch stand sie dort am Himmel, jetzt dort. Genau so haben die Menschen sie im Mittelalter gesehen, nur mit dem entscheidenden Unterschied, sie hatten eine gegensätzliche Vorstellung als wir mit unserem kopernikanischen Planetenmodell.“ „Irgendwie einleuchtend, und da könnten wir genauso gut eine innere Evolution betreiben, unsere gesamte Welt in Quantenwolken und mathematische Begriffe verwandeln.“ „Genau, und da der Quantenschaum alle Zellen der Menschen miteinander verbindet, also die von einem Schwarzen aus dem Kongo genauso wie die von einem Eskimo aus Alaska, könnte die Welt endlich als Einheit begriffen werden, als ein Körper. Man würde diesen Verbund infolgedessen rationell versorgen, das bisherige Wertedenken verwerfen, auf Kriege verzichten, auch auf Ehekriege.“
Ich blickte sie sanft an: „Und wenn ich dir sagte, dass ich dich liebe, es hätte keinen Wert.“ „Erst mal hast du mir nie gesagt, dass du mich liebst. Dies hab ich gesagt, und du hast anstandshalber ‚ja, ich dich auch’ geantwortet. Deshalb ist es unwichtig. Wichtig ist, dass wir uns in Zukunft nicht hassen werden.“
Ich ging an diesem Abend früh schlafen; sein Gehirn komplett zu renovieren ist anstrengend. Sanft schlummerte ich ein, und in meinen Träumen zogen lauter Schäfchen an mir vorbei wie Quantenwölkchen aus einem leeren Raum.
Am nächsten Morgen, einem Sonntag, frühstückten wir auf der Terrasse. Bianca hatte jede Menge Bücher mit Formeln um ihr Tischset geschichtet, stocherte mit nachdenklicher Miene in dem Marmeladenaufstrich auf ihrem Brötchen herum und murmelte: „Die Ingredienzen haben die Formeln..., Zucker, welch blödes Wort, hat...“
Biancas Kopf verdeckte die aufgehende Sonne. Ganz deutlich zeichnete die Warze sich ab. Jetzt sah ich auch das Härchen daran. Blitzschnell blickte ich auf mein Frühstücksei und aß genüsslich mein Brötchen weiter, als Bianca plötzlich erneut mahnend zischte: „Du hast sie wieder gemustert.“ „Nein.“ „Gib es ruhig zu.“ „War nur ein kleiner Rückfall, soll nicht mehr vorkommen.“ Ich holte uns eine Flasche Eierlikör, um auf eine erfolgreiche Manifestation eines modernen Weltbildes in unseren Köpfen anzustoßen. Meine Begeisterung dafür wuchs von Schluck zu Schluck; ich holte noch drei Flaschen vom Kiosk.
Irgendwann tanzten Bianca und ich; die Warze an ihrer Wange wurde immer verschwommener, ja schien sich schließlich zu verlieren in einer Quantenwolke, rosafarben, mit diffuser Herzform.
*