Am Anfang steht die Frage: Ich oder er .. ??

  • Zitat

    Original von hef


    Also grundsätzlich entweder... oder Ich oder er. Ein Zwischending ist nicht, auch wenn es immer wieder mal solche Versuche gegeben hat. Aber das war (für den Leser) Murx


    hef buthe


    Einspruch.


    Siehe hier...

  • also anny,


    mal grundsätzlich....Bella hat ne Frage gestellt und wollte eine praktikable Antwort.
    Und Sie scheint ja eine Lösung für sich gefunden zu haben.
    Weiterhin...und das soll Anfänger jetzt mal nicht belasten...
    der Autor muss sich nicht nur zwischen der 1. und dritten Personenform entscheiden, er darf dann auch bald lernen, was sein Verlag davon hält.
    Denn der hat, wie der Autor auch, nur eins im Kopf...wie kriege ich das Ding verkauft? Wie kommt das beim Leser an?


    Diese Zwitterformen nimmt dir kein Verlag ab...erst wenn du 100.000 verkauft hast. Vorher darüber zu diskutieren in Selbstbetrug.


    hef buthe

  • Hallo Bella 123,


    ich denke auch, einfach losschreiben, ist nicht verkehrt. Es gibt keine Regel, wie du grundsätzlich vorzugehen hast. Ein genaues Gerüst für einen Roman kann auch sehr einschränken; ich merke es einem Roman sofort an, wenn er zu sehr konstruiert ist.
    Die Lebendigkeit, die das Aus-dem-Bauch-herausschreiben mit sich bringt, hat, wie Hef schon sagt, allerdings den Nachteil, dass man sich sehr verheddern kann.


    Tom hat ja in seinem Beitrag schon sehr gut alles auf den Punkt gebracht, was es zur Entscheidung beitragen kann. Meine Empfehlung: Ob du die personale - auktoriale oder eben die Ich-Form wählst, hängt entschieden auch von deinem persönlichen Geschmack ab. Welchen Erzählstil liebst du?


    Da du die ersten Seiten schon geschrieben hast, solltest du sie dir einfach mal laut vorlesen - dann, meine ich, spürst du, ob der Text "fließt". Schau doch auch noch mal in deine Bücher und frag dich, welche dich sehr angesprochen haben - auch wenn die ersten Seiten nun schon fertig sind - wird sich daraus vielleicht noch mal eine andere Entscheidung ergeben.


    Die Bücher, die im auktorialen Erzählstil geschrieben sind, vermitteln eine besondere Atmosphäre - denk mal z. B. an John Irving oder Leon de Winter. Als Leser/in hat man eine gwisse Distanz zu den Figuren, während die Ich-Form mehr Möglichkeit zur Identifikation des Lesenden mit dem Hauptprotagonisten bietet - auch dem Schreibenden natürlich, da geht es tief in die Gefühlswelt, ins Innere der Ich-Figur.
    Wichtig finde ich auch die Überlegung, ob du im Präsens oder im Präteritum schreibst :pille. Auch hier entwickeln sich Möglichkeiten, sich selbst und den/die Leser/in auf Distanz zu halten (eher: Präteritum) oder mitten im Geschehen zu sein (meist: Präsens), das ist ein wenig pauschal gesagt und trifft sicher nicht immer zu.


    Beste Grüße und viel Spaß beim Weiterschreiben
    Corinna

  • hi cookie und die anderen,


    mich erreicht gerade eine Nachricht vom Verlag, die in das Thema "Ich...oder... ganz gut reinpasst.


    Da ich meine Protagonisten in der "Ich-Form" erzählen lasse, kam folgende Direktive:
    1. du bleibst beim ICH und 2.du bleibst bei ein und demselben Protagonisten


    Damit bist du jetzt fest eingeplant.....


    ....will heißen, was ich schon erwähnte...der Verlag hat das Machtwort.
    Wenn nicht...dann
    ...und das darf ein Autor, der jemals veröffentlicht werden will nieeeeemals
    aus den Augen lassen.


    Also...Vorbereitung tut NOT
    Eintagsfliegen nimmt heute kein Verlag mehr.
    Entweder du schreibst und machst dir Gedanken, was dein zukünftiges Konzept in dieser Richtung sein wird, oder du lässt es und gehst besser zu BoD


    Dieses Konzept ist inzwischen ein absolutes MUSS, das dem eigenen Manuskript bei den Verlagen beigefügt sein muss!!!!
    Ist wie bei einer Bewerbung fürn nen neuen Job.


    hef buthe

  • Zitat

    Dieses Konzept ist inzwischen ein absolutes MUSS


    Das kann ich nicht bestätigen. Es gilt vielleicht für Autoren, die als Serientäter aufgebaut werden sollen, aber es ist meiner Kenntnis nach keineswegs ein allgemeines "Muß", das für alle Verlage und Autoren gilt. (Edit: Ich arbeite gerade an zwei Romanen, einer davon ist auktorial erzählt und der andere aus der Ich-Perspektive.)


    Übrigens hat mir mein Lektor gerade erzählt, daß er an einem sehr spannenden Manuskript (liegt als Übersetzung vor) arbeitet, das komplett in der zweiten Person Singular geschrieben ist: "Du betrittst diese Bar, und da sitzt diese Frau, und sie hat Beine, die so lang sind wie der Highway zwischen Colorado und Wyoming, und du gehst an den Tresen und schaust den Barkeeper an. Der Barkeeper lächelt müde und du denkst ..." - undsoweiter (das ist von mir und nicht aus diesem Manuskript). Auch das geht also. (Ist kein Novum, das haben schon viele gemacht, fiel mir nur gerade in diesem Zusammenhang ein.)

  • Zitat

    Original von hef
    Dieses Konzept ist inzwischen ein absolutes MUSS, das dem eigenen Manuskript bei den Verlagen beigefügt sein muss!!!!
    Ist wie bei einer Bewerbung fürn nen neuen Job.
    hef buthe


    Hallo hef,


    ehrlich gesagt: Als Autor muss man auch nicht alles mitmachen. Ein "Nein" muss vom Lektor auch angenommen werden. Du bist der Autor, der Urheber deines Werkes, nicht der Lektor.
    Was wirklich nicht heißen muss, dass du nicht auch mal ein Kapitel umschreibst, Figuren rausnimmst ect. (hat z. B. Tom mal irgendwo berichtet). Ob du aber im auktorialen Stil erzählst oder in der Ich-Form, sollte dir als Autor/in überlassen werden - der Erzählstil verändert sich sehr stark, auch die Intention, die du als Schreiberling hat. Wählst du z. B. die 1. Pers. Sing. im Präsens, wirst du ein völlig anderes Ergebnis haben als wenn du (für den selben Text) den auktorialen Stil verwendest.
    Ich hoffe, dass du trotzdem gut weiterarbeiten kannst - klingst nicht sehr begeistert.


    Kreative Grüße
    Corinna

  • Hallo, Corinna.


    Ich weiß nicht, ob es in jeder Hinsicht exemplarisch ist, aber ich diskutiere mit meinem Lektor die von ihm vorgeschlagenen Änderungen - und beileibe nicht alle werden umgesetzt (allerdings ein Großteil, weil sie einfach einleuchtend und nachvollziehbar sind). Wenn das Projekt gekauft ist, also ein Verlagsvertrag gemacht ist, heißt das ja nicht, daß der Verlag mit dem Manuskript machen kann, was er will (es sei denn, das steht im Vertrag, aber wer unterschreibt denn bitte so etwas?). Es bleibt mein Buch. Wir haben übrigens bei "Idiotentest", als das Manuskript etwa zur Hälfte stand, auf Vorschlag meines Lektors mal mit der personalen Perspektive experimentiert. Das funktionierte überhaupt nicht, glücklicherweise. Aber, wie gesagt: Die beiden Romane, an denen ich arbeite, sind unterschiedlich angelegt, was die Perspektive anbetrifft. Der eine davon ließe sich überhaupt nicht aus der Ich-Perspektive erzählen, weil es mehrere Hauptfiguren gibt und auch ansonsten recht viel Personal, das ganze ist stark handlungsorientiert angelegt. Und wird deshalb auktorial erzählt.


    Wenn allerdings, und davon spricht Hef vermutlich, eine Reihe mit durchgängigem Personal aufgebaut werden soll, dann ist nachvollziehbar, daß der Verlag Konsistenz im Hinblick auf Perspektive und Stil erwartet. Vielleicht enthält der Vertrag für das erste Buch auch schon klare Vorgaben im Hinblick auf die Optionen für Folgebücher. Oder der Verlag will einfach nur bestimmte Romane vom Autor haben - also eine Reihe von personal erzählten Thrillern, deren Hauptfigur Horst Meier, Kriminaltechniker, ist. Andere Projekte werden grundsätzlich abgelehnt. So etwas gibt es tatsächlich. Aber das ist weder ein Muß, noch die Norm.


    Vermutlich wird es auch schwieriger sein, einen Tagebuchroman zu verkaufen, der auktorial erzählt ist. Grundsätzlich.

  • hi cookie, hi Tom....


    ...wie soll man darüber begeistert sein? Bin ja selbst schuld, drei Bücher mit ein und demselben Protagonisten beim Verlag untergebracht zu haben.


    Aber...die Verlage denken rein kaufmännisch, es kann sehr hilfreich sein (für einen Autor) wenn er ein wenig mitdenkt.


    Nur die Verkaufszahlen eines Serienhelden, a la Donna Leone, Mankell etc sprechen für sich. Sie schlagen jede Einzelprosa um mehrere hundert Prozent.
    Nur, als Autor musst du jetzt eine Entscheidung treffen, die man nicht so einfach ist.
    Willst du dich in diese Ecke stecken lassen? Ja oder nein?
    Es geht da auch ein wenig ums Geld.
    Gegen die Marketingentscheidung kann ich, außer diese beiden Entscheidungen zu fällen, nichts unternehmen.
    Wenn der Verlag sagt, wir haben uns entschieden, das Taschenbuchprogramm wesentlich zu kürzen (sprich, es gehen einige Dutzend Autoren mit mässigem Erfolg den Bach runter) dann denkst du schon mal nach


    euer hef buthe

  • Hi Tom,


    da hast du wieder recht. Mein erster Roman war ein derartiger Erfolg, dass der Verlag jetzt will, dass der weiter ausgebaut wird.
    Um jeden Fragen vorzubeugen...ja...ich bin stolz darauf.
    Wer verkauft als Neuling gleich einige Zehntausend Bücher?


    Aber darum geht es mir nicht. Ich bin Rentner. Hatte das als Freizeit begonnen.
    Mir geht es darum, jungen Autoren, oder denen, die es werden wollen, die Fallstricke nach dem Schreiben klar zu machen.
    Den Frust, den ich seit heute überwinden muss, (in die Ecke gestellt zu werden) möchte ich der Jugend irgendwie ersparen.
    Ich weiß, das geht nicht. Habe selbst drei Töchter über zwanzig.
    Passt zwar nicht hier her. Aber ich möchte helfen, dass jeder Jungautor/in mit denen momentanen Gegebenheiten vertraut wird.
    Das sehe ich als Aufgabe an die jüngere Gneration.


    euer hef buthe

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Corinna.
    Ich weiß nicht, ob es in jeder Hinsicht exemplarisch ist, aber ich diskutiere mit meinem Lektor die von ihm vorgeschlagenen Änderungen - und beileibe nicht alle werden umgesetzt (allerdings ein Großteil, weil sie einfach einleuchtend und nachvollziehbar sind).


    Hi, Tom,
    die Erfahrung habe ich auch in ähnlicher Form gemacht. Und das ist auch völlig in Ordnung so.


    Zitat

    Original von hef
    hi cookie, hi Tom....
    ...wie soll man darüber begeistert sein? Bin ja selbst schuld, drei Bücher mit ein und demselben Protagonisten beim Verlag untergebracht zu haben.


    Hallo, hef,
    das war es,was mich stutzig gemacht hat, dass du m. E, ein wenig frustriert klangst. Und das ist doch schade, ist doch das Schreiben eine großartige Sache. Darum freut es mich nun, dass du es näher erklärt hast und vielleicht doch gar nicht so frustriert bist:


    Zitat

    Original von hefMein erster Roman war ein derartiger Erfolg, dass der Verlag jetzt will, dass der weiter ausgebaut wird.
    Um jeden Fragen vorzubeugen...ja...ich bin stolz darauf.
    Wer verkauft als Neuling gleich einige Zehntausend Bücher?
    euer hef buthe


    Und natürlich ist es schon wichtig, dass du aus deiner Sicht dem "Nachwuchs" erklärst, wie der Literaturbetrieb wirklich läuft. Dort mit Erfolg zu bestehen, mag wahrlich kein Zuckerschlecken sein. Finde es übrigens toll, dass du so spät mit dem Schreiben angefangen hast - und so erfolgreich bist!


    Liebe Grüße
    Corinna

  • Hallo Leute!


    Zitat

    Aber: fang einfach erst mal an, erzähle und schaue, wie sich das entwickelt.


    Dazu hätte ich auch noch eine Frage:
    Ist es wirklich sinnvoll sich hinzusetzen und drauflos zu schreiben?
    Sollte nicht zuerst eine "Storyline" erarbeitet werden?
    Öfter ist (in Interviews) zu lesen, Autoren seien selbst überrascht wie sich ihre Figuren entwickelten.
    Bedeutet das nicht, sie wissen gar nicht wohin die Reise geht? Einfach mal ins Auto setzen und überraschen lassen wo man rauskommt?


    Im Zusammenhang mit der Wahl der Erzählperspektive dürfte das doch eine große Hilfe sein, denke ich. Wenn ich weiß was ich erzählen will, kann ich mir den besten Weg dafür aussuchen, oder?

  • hi Ccharly,


    da triffst du den Nagel auf den berühmten Kopf.
    Die "Storyline"
    Nur ist hier, bei Autoren keine allgemein gültige Linie zu benennen.
    Jeder, wie er meint.
    Nur es ist so ziemlich allen Autoren, weiß ich vom Verlag, eines gemein...ihre Figuren neigen dazu, sich zu verselbstständigen.
    Sie laufen dir plötzlich aus dem Ruder, machen etwas, was du eigentlich nicht schreiben wolltest.
    Von da ab kriegt der Autor die Kriese. Regelmässig driftet die oder die Personen, ins Tragische ab.
    Das hat mit...ich nenne es...unserm verschütteten ICH zu tun.
    Jeder Psychologe würde daran deine eigenen Probleme erkennen, die nur darauf warten ans Licht zu kommen.
    Daher ist Schreiben auch eine Art Selbtsheilung.
    Deine Finger, die etwas schreiben, gehorchen plötzlich einem ganz anderen Zwang, als dein Gehirn das vorhatte.
    Man kann es nennen, wie man will....Autoren, die das Geschäft wirklich ernst betreiben....sind und bleiben zwispältige Menschen, die immer zwischen dem einen Ich und dem anderen hin und hergerissen werden.
    Es ist eine Sucht immer die Mitte finden zu wollen.
    Das ist wohl das Geheimnis des Schreibens...aber wirklich dahinter gekommen bin ich auch noch nicht.
    Vielleicht deshalb schreibe ich


    hef buthe

  • Hi Charly.....


    finde da gerade (im Rahmen einer Recherche) etwas hoch interessantes.
    Der Mensch hat ja zwei Gehirnhälften. Links für Logig, rechts für die Kreativität.
    Aber, alles was wir denken, ist ausschließlich nur für den Menschen betimmt, der denkt.
    Messergebnisse beweisen, dass DIESER Mensch, der denkt....niemals gegen sich selbst denken kann.
    Umkehrschluss....wir können Gehirne zwar vermessen, aber unsere Gehirne werden ihr wahres Geheimnis, warum sie so oder so funktionieren, niemals preisgeben!!!
    Wir werden alle dumm sterben....


    dein hef

  • Ohne ALLEs gelesen zu haben da ich das jetzt umbedingt loswerden möchte:


    Ich-Erzähler, wenn es sehr um diese eine Figur geht in dem Roman.
    Er-Erzähler, wenn es wichtig ist viele Personen zu beschreiben.


    Aaber du kannst es auch vermischen, da gibt es sehr gute beispiele(--> Lycidas) Hauptsache du verwirrst den Leser nicht.
    Es kann auch zwei ich erzähler geben , dann ist es besser unterscheidliche Schriften zu beutzen!


    deny

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

  • Hi deny....


    genau das funktioniert nicht. Entweder oder. Zwei Schrifttypen nimmt dir der Verlag schon längst nicht mehr ab. Zu teuer.
    Das klappt vielleicht noch bei einem Millionseller, aber ist inzwischen absolut unüblich bei europäischen Verlagen.
    Also, mit verschiedenen Schriften zu "spielen"....verigß es....
    euer hef

  • Da ich die Ich-Perspektive überhaupt nicht mag (und Bücher damit nur in Ausnahmefällen lese, sämtliche Fehlkäufe wandern meist ungelesen zu ebay), verwende ich sie natürlich auch nicht.
    Ich schreibe in der personellen Perspektive oder in der auktorialen, wobei letzteres leider - außer bei Märchen - auch nicht immer erwünscht ist.