Klappentext
November 1918. Nach vier Jahren Weltkrieg mit Sterben an der Front und Hunger und Not in der Heimat, verweigern die Matrosen der kaiserlichen Marine den Befehl zum Auslaufen und ziehen nach Berlin. Die beiden Jungen Helle und Fritz freunden sich mit ihnen an und erleben die Revolution, den Sieg und die Niederlage. Die Menschen kämpften in jenem Winter für ein besseres Leben, für „Nie wieder Krieg“. In diesem fesselnden historischen Roman werden die Bewohner einer ganzen Mietskaserne im Berliner Wedding mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch mit ihrem Hoffen, ihrem Zusammenhalt und ihrer Wärme lebendig.
Meine Meinung:
Ich hab mich ein wenig geziert und es halt lange in meinem SUB gestanden, einfach weil mich das Thema erstmal nicht so angesprochen hat. Sozialismus, Weltkrieg, alles nicht so wirklich meins. Jetzt in der internetfreien Zeit hatte ich aber irgendwie genug Muse, um mich drauf einzulassen. Das war auch gut so, sonst wäre mir ein enorm gutes Jugendbuch entgangen. Von Thematik und Schreibstil her ganz bestimmt nicht für die ganz Kleinen geeignet, aber doch auf jeden Fall kindgerecht formuliert ohne dabei zu simple oder belehrend zu werden.
Kordon schildert die Vorgänge, die zum Ende des deutschen Kaiserreiches führen und deren Folgen aus der Sicht von Helle, einem Arbeiterkind aus dem ärmsten Viertel Berlins. Sein Vater hat an der Front einen Arm verloren und seine Eltern sind, seit der Vater wieder daheim weilt, beide sehr engagiert in Arbeiterverbänden. Dadurch kommen viele Konflikte auf. Sein bester Freund, Sohn eines reichen Beamten, plappert munter die zu Hause gehörten Parolen gegen die Arbeiter und ihre Demonstrationen und Streiks nach und ihre Freundschaft wird auf eine schwere Probe gestellt.
Außerdem sind da noch die Namensgeber des Buches die roten Matrosen, für die Helle hier und da kleine Botendienste übernimmt und die er für ihren Mut nicht mehr in den Krieg zu ziehen bewundert.
Sehr viel Thema für ein Jugendbuch und sehr viel zum Nachdenken für einen Kinderkopf.
Kordon gelingt es durch seinen Schreibstil sogar mit faden Geschichtsdaten zu fesseln und das Interesse an der damaligen Zeit zu wecken. Er vermittelt Sachwissen im Thema Geschichte durch einen Roman ohne auch nur einmal langweilig oder fade zu werden. Ein Kunststück.
Ich war immer wieder verblüfft, wie viel von der deutschen Geschichte ich doch nicht weiß, gerade dieser Zeitabschnitt kam doch im Schulunterricht zu Gunsten des 2. Weltkrieges dann doch irgendwie immer zu kurz. Ja, Kaiser hatten wir mal, wo der jetzt ist und warum wir den nicht mehr haben, hätte ich vorher nur grob erklären können.
Jetzt weiß ich Bescheid und hatte auch noch Spaß dabei.