Das Glück nebenan - Kirsty Crawford

  • Originaltitel: Other Woman (2006)
    Erscheinungsdatum: 2007
    Verlag: Lübbe
    Seiten: 459
    Übersetzt von: Anke Grube


    Inhalt
    Seit Bella ihren Job in London aufgegeben hat, um mit Iain und den Kindern aufs Land zu ziehen, kriselt es in ihrer Ehe. Der Mann ihrer Nachbarin, Ben, scheint alles zu verkörpern, was sie an Iain vermisst: Er ist charmant, großzügig und so viel weltgewandter. Und er weckt in Bella Gefühle, die sie längst begraben glaubte. Ihre lebenskluge Nachbarin Jane, selbst bereits verwitwet, sieht die Katastrophe kommen. Auch sie ist wieder auf der Suche nach dem Glück, doch sie weiß, dass man es nicht nur nebenan suchen darf.
    Ein sensibler Roman voller Wärme und Weisheit über Männer und Frauen, Liebe und Freundschaft und das unstillbare Verlangen, das Unerreichbare zu wollen.
    Kirsty Crawfords Figuren, die zwischen Kindern und Karriere, Pflichtbewusstsein und wilder Lebenslust jonglieren, sind so lebendig, dass sie uns ans Herz wachsen wie gute Freunde.


    Über die Autorin
    Kirsty Crawford, in Neuseeland geboren, wuchs in Oxfordshire auf. Nach dem Studium der Englischen Literatur in Oxford, arbeitete sie für verschiedene Verlage als Lektorin. Inzwischen lebt die Autorin mit ihrer Familie in London. "Das Glück nebenan", ihr Debüt, wurde von der Kritik begeistert aufgenommen.


    http://www.kirsty-crawford.com


    Meine Meinung
    Drei Frauen, drei Leben, drei Geschichten. „Das Glück nebenan“ fasst die Lebenswege dieser drei Frauen unterschiedlicher Schichten und Herkunft zusammen. Sie treffen alle in einem Örtchen namens Rawlston – nahe Oxford – aufeinander, wo sie sich, ebenfalls aus den unterschiedlichsten Beweggründen, niedergelassen haben.


    Das dürre Gerüst an Handlung gibt an Spannung natürlich nicht so sehr viel her. Aber zum Erzählen bietet es eine Menge Stoff. Die Frauen – jede für sich – stehen an einem Wendepunkt ihres Lebens. Es ändern sich plötzlich Umstände, auf die sie reagieren müssen aber nicht unbedingt möchten. Uns Lesern gewährt die Autorin einen kleinen voyeuristischen Einblick in die verschiedenen Situationen, wobei sie recht überspitzt und damit überwiegend nur „typisch“ charakterisiert. So ist Sam Clarke, eine verwöhnte gertenschlanke Luxusehefrau, der es an jeglicher sozialer Intelligenz mangelt, die mit der pubertierenden Tochter ihres Mannes einen offenen Krieg um den reichen Papa führt; Jane Fielding ist die die arme verwitwete Ehefrau, der es nach 15 Jahren immer noch schwer fällt aus sich heraus zu kommen und den Tod ihres Mannes zu überwinden und deren Sohn sich zu allem Überfluss auch noch gegen sie gewandt hat und ihr das Leben erschwert, und Bella Balfour, die schon lange erkannt hat, dass ihre Ehe den Bach runter läuft, zwei kleine Kinder hat und nun auch noch mit Familie von London nach Rawlston zieht um den Kindern ein Aufwachsen auf dem Lande zu ermöglichen, ihren Job aufgibt und sich somit von ihrem Mann abhängig macht.


    Die Geschichte hat Schwächen aber auch viele Stärken. Eine hervorstechende Schwäche bildet die aufgesetzt wirkende Charakterisierung der Figuren. Ein bisschen mehr Tiefgang in die bisherigen Lebenswege und Umstände hätte ich mir besonders zu Beginn stärker erhofft. Stattdessen bleibt die Autorin bei schablonenhaften Verhaltens- und Denkweisen, die zu keiner Zeit überraschen oder einen Blick über den Tellerrand erwarten lassen. Des Weiteren leiden die aufgeführten Personen häufiger unter unstimmigen oder gar platten Handlungsmotiven. Vor allem und leider in der ersten Hälfte fallen diese Schwächen besonders ins Gewicht und man hat es bis dahin mit einer dahinplätschernden (Frauen)Story zu tun, die keine weiteren Höhepunkte verspricht, auf Distanz hält und wenig berührt aber die sich, nichtsdestotrotz, gut, gemütlich und schön lesen lässt.


    In der zweiten Hälfte nimmt das Ganze dann doch an Fahrt auf und so ergeben sich endlich handfeste Skandale und Streitigkeiten, die es auch dringend benötigt um interessant zu bleiben. Das Blatt wendet sich für alle, die Ereignisse überschlagen sich und der Autorin gelingt es, die Handlung mit einem großen Sprung – auch an Spannung – voran zu treiben. Im Prinzip ist von vornherein klar, was uns die Autorin mitteilen möchte: Es ist alles nie so einfach wie es scheint. Denn alle drei Frauen, so sehr man sie für ihr Verhalten vorverurteilen möchte, haben gemeinsam, dass sie aus ihren ganz persönlichen, teils unglücklichen, Motiven heraus das scheinbar Richtige für sich tun.
    Zuletzt wird noch auf die veränderten Situationen eingegangen und aufgezeigt, wie die jeweiligen Frauen weitermachen wollen und dies erfreulicherweise ohne allzu viel Melancholie und Herzschmerz. Ein würdiger Abschluss eines unspektakulären aber nicht langweiligen Romans.


    Alles in allem ein schöner Schmöker für den Urlaub rund um verzwickte Lebenssituationen. Es ergeben sich keine neuen oder weit reichende Erkenntnisse, aber der Zugriff auf die schon vorhandenen ist auch ganz nett.

  • @ SueTown


    Deine Rezi hat mich wirklich neugierig gemacht. Ich schon gespannt, ob meine bevorzugte Bibliothek das Buch hat. :wave

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)