Mondperle
von Ruthanne L. McCunn
Inhalt:
Wie ein Vogel in der Schlinge, so fühlen sich im 19. Jahrhundert die jungen Mädchen im chinesischen Perflussdelta, die mit Hilfe einer Heiratsvermittlerin einen ihnen völlig unbekannten Mann fern des Heimatdorfes ehelichen müssen. Schon lange vor der Hochzeit lernen die zukünftigen Bräute in Mädchenhäusern nicht nur Klagegesänge, die ihnen den Abschied von ihrer Familie erleichtern sollen, sondern auch das gebührende Verhalten gegenüber dem Ehemann und dessen Verwandten, denen sie nach der Heirat bedingungslos dienen müssen. Das Mädchen Schatten, so genannt, weil sie ihrem Bruder wie ein Schatten folgt, begibt sich mit ihrer Nachbarin Mei Ju in das Mädchenhaus, wo ihre Künste als Seidenstickerin sehr geschätzt werden. Das teilweise unbeschwerte Leben dort macht die drohende Zukunft noch manchmal vergessen, bis Schatten erkennt, welche Beschränkungen ihr auferlegt werden, um die Eheschließung nicht zu gefährden: Es werden nur die Fertigkeiten gefördert, die den Wert der Braut als Arbeitskraft für die Familie des Bräutigams steigern. Eine lesekundige Frau gilt als unvermittelbar. Aber die kluge Schatten hat von ihrem Bruder heimlich Lesen und Schreiben gelernt, und in der Abgeschiedenheit der Dachkammer gibt sie ihr Wissen an ihre Freundinnen weiter. Als die drei Mädchen beobachten, welchen Schikanen die junge Yun Yun als Ehefrau ausgesetzt ist, beschließen sie, sich der Verheiratung zu widersetzen. Sie ziehen gemeinsam in eine ärmliche Unterkunft, wo sie ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften wollen. Aber die Dorfgemeinschaft verurteilt diesen Bruch mit der Tradition strikt und verweigert den Ungehorsamen Arbeit, die Familien verstoßen ihre rebellischen Töchter, die schon bald Nachahmerinnen finden. Viele junge Frauen beschließen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, womit sie als sogenannte “Seidenkämmerinnen” Geschichte machen werden. Doch das Ringen um Anerkennung schein so vergeblich zu sein wie die Suche nach der geheimnisvollen Mondperle, und so müssen Schatten und ihre Freundinnen großen Einfallsreichtum, Geduld und Mut beweisen, bis sie alle Widerstände überwinden. Mit der authentischen Geschichtejunger Frauen, die gegen die traditionelle Rolle aufbegehren, die ihnen in China seit Generationen auferlegt war, wird ein faszinierender Kulturraum mit vielfältigen Facetten lebendig: Die Schönheit der Landschaft, die schillernde Welt der Seide, aber auch die Plackerei ihrer Produktion werden ebenso fesselnd beschrieben wie die Sitten und Gebräuche im Perlflussdelta.
Meine Meinung:
Der Autorin ist es gelungen, mich in eine vollkommen fremde, unglaublich interessante Welt zu entführen. Dieses Buch las sich für mich fast wie ein Märchen. Unvorstellbar, dass Mädchen/Frauen so etwas erleiden mussten (noch immer erleiden müssen?). Die Beschreibungen von Land und Leuten sind so glasklar gezeichnet, dass sie zum Greifen nah scheinen.
Man lächelt, man leidet mit...
Einfach großartig!
Edit: ISBN aktualisiert und RSF im Titel verbessert