Jana und Mara sind „Kinder des Mondes“ und unterliegen damit den strengen Regeln der Gemeinschaft, besser gesagt La Lunes, der Führerin der Sekte. Was anderswo als völlig normal gilt, ist hier strikt verboten, so zum Beispiel auch tiefe Freundschaften oder mehr. Das muss auch Mara merken, als sie sich auf eine Liebesbeziehung mit Timon einlässt, den sie in zwei Jahren sowieso hätte heiraten sollen, und dabei erwischt wird. Als Strafe wird sie dazu verurteilt, 30 Tage im Strafhaus zu verbringen – völlig isoliert vom Rest der Welt, als einzige Ablenkung La Lunes Buch, die Bibel „Der Kinder des Mondes“.
Jana hat bisher kaum über die Struktur der Sekte nachgedacht, ganz anders als ihre rebellische Freundin Mara. Jetzt jedoch, da Mara im Strafhaus eingesperrt ist und sie niemanden mehr hat, dem sie sich anvertrauen kann, beginnt sie an den Idealen der „Kinder des Mondes“ zu zweifeln.
„La Lune ist die Güte.
La Lune ist Verständnis.
La Lune ist unser Leben.“
Diese Sätze, die ihr von frühster Kindheit an eingehämmert wurden, erscheinen ihr auf einmal widersinnig.
„Maras einzige Schuld ist es gewesen, sich zu verlieben. Wenn aber La Lune, wie es im Buch heißt, die Liebe ist, wie kann sie Mara dann für die Liebe bestrafen?“, schreibt sie in ihr geheimes Tagebuch. Schon dass sie heimlich Tagebuch schreibt, verstößt gegen die Regeln. Alles, selbst die innersten Gedanken und Gefühle, Träume, an allem müsste sie die Gemeinschaft teilnehmen lassen. Doch das fällt ihr zunehmend schwerer. Die einzige Person, der sie allmählich vertrauen lernt, ist die Bibliothekarin Gertrud. Und in einigen Gesprächen und vielen Gedanken entfernt sie sich innerlich immer mehr von den „Kindern des Mondes“, ohne es selbst gleich so bewusst zu merken.
Als sie eines Tages mit der kleinen Miri im Wald spielt, trifft sie auf Marlon, einen Jungen aus dem benachbartem Dorf. Marlon, der viel mit Roller und Fotoapparat unterwegs ist, hat das Dorf der „Kinder des Mondes“ schon öfters heimlich beobachtet. Jana ist ihm dabei schon vor einiger Zeit aufgefallen und er nennt sie für sich „das blaue Mädchen“, wegen der blauen Kleidung, die sie wie alle unverheirateten jungen Mädchen trägt. Ohne es zu wollen, hat er sich in sie verliebt. Ausgerechnet in ein Mädchen dieser Sekte, die bei den Dorfbewohnern äußerst unbeliebt ist, hat er sich verliebt.
Noch schwieriger ist die Sache für Jana. Auch wenn die Begegnung im Wald nur ganz kurz war, hat sie damit eine der wichtigsten Regeln gebrochen: Kein Kontakt zu Menschen, die nicht der Gemeinschaft angehören. Trotz der harten Bestrafung, die sie treffen würde, sollte man sie dabei erwischen, trift sie sich noch mehrmals mit Marlon. Und ihr Wunsch, die Sekte zu verlassen, wächst und wächst.
Dann wird Mara aus dem Strafhaus entlassen. Sie hat es geschafft, die lange Zeit der Isolation ungebrochen zu überstehen, auch wenn das zunächst nur Jana weiß. Aber als Timon und Mara eines Tages verschwunden sind und nicht wiederauftauchen, wird das auch La Lune klar. Plötzlich ist sie nicht mehr „die Güte“, plötzlich ist sie wütend und versucht mit allen Mitteln aus Jana herauszubekommen, wohin die beiden geflohen ist. Jana, die nichts von der Flucht gewusst hat, hat unter diesem Druck keine Möglichkeit mehr, Marlon zu sehen.
Dann jedoch wird Miri, ihr heimlicher Schützling, schwer krank. Für Gertrud weisen alle Symptome auf eine Hirnhautentzündung hin; La Lune jedoch behandelt das Kind mit den selben „Wundermittelchen“, mit denen sie auch Durchfall und Bauchschmerzen mehr oder weniger erfolgreich kuriert.
Jana weiß, dass sie jetzt handeln muss. Hals über Kopf flieht sie am späten Abend mit Miri in den Armen zum Dorfpfarrer, der auch Timon und Mara zur Flucht verholfen hatte.
Miri findet Rettung im Krankenhaus, während Jana weit weg bei einer Frau unterkommt. Sie weiß, dass sie warten muss, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Auch für sie wird es nicht leicht sein, sich in dieser „neuen“ Welt zurechtzufinden.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und bis zum Schluss ist man sich als Leser nicht sicher, wie die Geschichte nun ausgehen wird.
Die Perspektiven in dem Buch wechseln sich ab, es wird aus Janas, Maras und auch aus Marlons Sicht erzählt, dazu kommen Janas Tagebucheinträge. Mara rebelliert von Anfang an gegen die strikte Ordnung der Sekte, Jana bekommt im Laufe der Zeit immer mehr Zweifel und Marlon sieht die Sekte mit den Augen eines Außenstehenden. Durch diese Mischung kriegt man als Leser ziemlich differenzierte Einblicke in diese Sekte „Die Kinder des Mondes“, die übrigens so nicht existiert.
„Das blaue Mädchen“ ist weder ein normales Buch über oder gegen Sekten, noch eine einfache Liebesgeschichte. Beides spielt in dem Buch eine Rolle, aber es geht hintergründig um viel mehr, nämlich um Selbstbestimmung, die Freiheit eigenen Entscheidungen treffen zu dürfen, zu leben wie man es selbst für richtig hält... alles, was eigentlich im Grundgesetz festgelegt ist. In Mara und Janas Welt existieren diese Rechte nicht, bei ihnen gibt es eigentlich nur Macht und Gehorsam; alles andere, wie Freundschaft, Familie und Liebe ist verboten.
Das Buch macht einem klar, wie schwer es ist, sich aus so einer Sekte zu befreien. Jana und Mara hatten das Pech, hineingeboren worden zu sein.
Alles in allem, ein auf jeden Fall lesenswertes Buch!!!
Sry, ist ein bisschen lang geraten, ich hoffe, das macht nichts.