An meiner Seite (The Girls) - Lori Lansens

  • Lori Lansens – The Girls (An meiner Seite)


    ACHTUNG: meine Meinung bezieht sich auf die englische Ausgabe!


    Rose und Ruby Darlen sind Zwillinge – siamesische Zwillinge, am Kopf zusammengewachsen. Ihre Mutter verlässt sie, und so wachsen die beiden bei Tante Lovey, der Krankenschwester, die sie zur Welt gebracht hat, und Onkel Stash, ihrem aus der Slovakei eingewandertem Mann, auf. Ruby ist die kleinere von beiden, so dass Rose sie ihr Leben lang tragen muss. Rose beschließt, eine Biographie über ihr Leben zu schreiben und bittet Ruby, auch einige Kapitel aus ihrer Sicht niederzuschreiben.


    Das erste Kapitel, aus Sicht von Rose geschrieben, hat mir direkt sehr gut gefallen. Die nächsten Kapitel, auch aus Sicht von Rose, lasen sich für mich ein wenig zäher, da Rose sehr ausschweifend und metaphernreich erzählt. Aber auch daran hatte ich mich schnell gewöhnt. Ruby hingegen erzählt ihre Geschichte weniger ausschweifend und kommt direkt zum Punkt. So ist es Ruby, von der der Leser gleich in ihrem ersten Kapitel den erschütternden Hintergrund erfährt, warum Rose beschlossen hat, diese Biographie zu schreiben. Rose braucht länger, um damit herauszudrücken, sie verdrängt die Wahrheit mehr, während Ruby, eigentlich immer die schwächere von beiden, ewig kränkelnd, sich ihr stellt.


    Durch die beiden Erzählstimmen gewinnt der Leser einen umfassenden Blick auf das Leben als Siamesische Zwillinge. Sehr interessant fand ich die komplett unterschiedlichen Erzählweisen und damit auch, wie unterschiedlich die verschiedenen Situationen dargestellt werden. Dies verdeutlicht, dass sie, obwohl von der Außenwelt oft nicht als zwei unterschiedliche Menschen wahrgenommen werden, zwei Individuen sind. Ruby´s direkte Erzählweise steht in starkem Kontrast zu Rose´s, die sehr blumig und ausschweifend ist. Ihr Leben ist nicht einfach, jedoch wird schnell klar, dass sie sich ein anderes Leben nicht vorstellen können. Ein bewegendes, in dem jedoch auch der Humor nicht zu kurz kommt. Ein Buch über Liebe, Freundschaft, Verlust und der Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit.


    Über die Autorin (von Amazon):
    Lori Lansens war eine erfolgreiche Drehbuchautorin aus Kanada, bevor sie mit ihrem Debüt Weg der Sehnsucht ihren literarischen Durchbruch schaffte. Whoopie Goldberg hat die Filmrechte für diesen Roman erworben und wird die Hauptrolle spielen. Geboren in Chatham, Ontario, in Kanada, lebt sie heute mit ihrer Familie in Los Angeles.


    Die deutsche Ausgabe ist ab August als Taschenbuch erhältlich.

  • Ich habe die deutschsprachige Ausgabe gelesen, und war von der sprachlichen Qualität eher so mäßig begeistert. Da ich von Lori Lansens schon einen anderen Roman im Original gelesen habe, tippe ich aber eher auf die Übersetzung...
    Inhaltlich hat es mir gut gefallen, eine außergewöhnliche Geschichte zweier eigentlich gar nicht so außergewöhnlicher Frauen.
    Die unterschiedlichen Erzählweisen fand ich ebenfalls spannend, zum einen Rose, die anfangs betont unbeteiligt erzählt und zum anderen Ruby, die ganz klar benennt, was ihr am Herzen liegt. Habe mich zwischendurch allerdings einige Male dabei erwischt, Roses Passagen eher zu überfliegen, um mir dann von Ruby die "harten Fakten" zusammenfassen zu lassen.
    Habe auch einige Male ziemlich schmunzeln müssen, wenn es z.B. darum ging, wie konsequent Tante Lovey Rose und Ruby als Individuen behandelt, z.B. belohnt sie die eine für ihr gutes Zeugnis mit einem Zoobesuch, während die andere zur Strafe für ihr schlechtes während der Woche kein Fernsehen gucken darf...


    Fazit: War bestimmt nicht der letzte Roman von Lori Lansens, den ich gelesen habe, aber den nächsten wohl doch lieber wieder auf englisch

  • Das ist ein Grund, warum ich im Zweifel immer lieber zum Original greife.


    Bei diesem Buch kann ich mir vorstellen, dass es schwierig war, die unterschiedlichen Sprachstile in der Übersetzung umzusetzen.

  • Hmm, die ersten 100 Seiten habe ich durch - und ich werde nicht weiter lesen.
    Die Idee aus der Sicht von siamesischen Zwillingen zu schreiben finde ich toll. Aber die Umsetzung begeistert mich hier nicht sonderlich.
    Zum einen stört mich die ziemlich sprunghafte Erzählweise. Irgendwo schreibt Rose sogar selbst "Ich habe mir vorgenommen, meine autobiografische Geschichte ein bisschen chronologischer zu erzählen" - leider geht es nach diesem Satz gerade so "wild" weiter.
    Was mich auch stört, ist das so viel "Zusatz-Schicksal" drumrum gestrickt wird. Reicht denn das Schicksal als siamesische Zwillinge auf die Welt zu kommen nicht aus? Muss dann unbedingt noch die Mutter abhauen und irgendeine Krankenschwester die Zwillinge aufnehmen?
    Das war mir dann doch zu dick aufgetragen.


    Putzig fand ich auch die Aussage, dass über die Umstände der Geburt der Zwillinge eine Falschmeldung im Internet kursierte - ein paar Seiten zuvor wurde 1974 als Geburtsjahr genannt... und 1974 kursierte wohl noch nicht allzu viel im Internet... :cry