Das Papierhaus (ein sehr, sehr schlechtes Gedicht)

  • Bitte nicht lachen. :rolleyes
    Ich habe keine Ahnung von Rhythmik und noch nie ein Gedicht geschrieben. Dieses hier habe ich für die Schule geschrieben - und erlich gesagt:
    Ich weiß nicht ob man sowas überhaupt Gedicht nennen kann. :wow
    Aber die Grundidee gefällt mir - es ist alles sehr holperig - an manchen Stellen musste ich Notlösungen nehmen....
    Liebe Eulen, könntet ihr mir helfen es einigermaßen vorzeigbar zu machen?


    Was soll ich streichen, was umändern, wo ist die Rythmik "am falschesten"
    ( ;-))
    Andere Frage: Was ist Rythmus??? :-)




    ***
    Das Papierhaus



    Wenn man den Mut zusammen nimmt,
    für dieses große Wagnis,
    wenn des Geistes Wesen stimmt,
    offenbart sich das Geheimnis.


    Von weitem sieht es aus,
    wie ein ganz normales Haus,
    doch welch ein Irrtum das doch ist,
    merkst du, wenn du näher bist.


    Tapfrer Wandersmann hab’ acht,
    denn es sind gar Ziegel keine,
    aus denen dieses Haus gemacht,
    und auch gar keine Steine.


    Es ist ganz andrer Art,
    versuch’s nur zu ergründen,
    ganz gleich ob’s sich dir offenbart,
    du kannst es nicht verkünden.


    Denn wer in dieses Hauses Bann gerät,
    um den ist es gescheh’n,
    für den ist’s dann schon längst zu spät,
    der wird nie wieder geh’n.


    In des Hauses Garten,
    ein schwarzer Strom der fließt,
    und ich will euch sagen,
    warum kein Blümlein sprießt.


    Es ist ein Strom aus reiner Schwärze,
    wie Tränen der geschrieb’nen Zeile,
    entstanden aus dem Schmerze,
    fließt träg und ohne Eile.


    Einmal geseh’n
    und nimmer mehr vergessen,
    Wand’rer wirst nie wieder geh’n,
    keiner kann sich mit dem Schicksal messen.


    Das Tor steht nicht mehr offen,
    mein Wort geb’ ich dir drauf,
    du brauchst auch nicht mehr hoffen,
    nie wieder geht es auf.



    Hat auch kein’ Sinn es zu erklimmen,
    auch nicht in größten Nöten,
    hörst du nicht die Stimmen,
    sie werden dich sonst töten.


    Neben dem Tor steht ein Baum,
    er ist getränkt von Blut,
    denk’ nur es wär’ ein Traum,
    dadurch wird’s nicht gut.


    Fluss aus Tränen der Zeilen,
    Baum getränkt von Blut,
    nun musst du hier verweilen,
    drum fasse neuen Mut.


    Geh’ hoch zum Haus,
    fürchte dich nicht,
    es ist kein Graus,
    schau der Angst ins Gesicht.


    Nicht aus Stein,
    nur aus Papier,
    Des Geistes Stolz,
    siehst du hier.


    Alles beschrieben,
    mit tausend Gedanken,
    du wirst sie lieben,
    wirst ihnen danken.


    Das größte Abenteuer,
    was Mensch erleben kann,
    ist’s auch nicht geheuer,
    nun naht es heran.


    Du wirst nun verloren geh’n,
    und nimmer mehr gefunden,
    wirst nimmer mehr die Sonne seh’n,
    und doch die Welt erkunden.



    Litera scripta manes

    Manchmal betrachte ich seine Augen ... es liegt so vieles darin, aber seinen Mund hält er verschlossen. Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...
    Buddenbrooks

  • Also den Threadtitel hast du ja für die neugierigen Eulen schon recht gut gewählt. ;-)


    Ich als Nicht-Pöt und Nicht-Lyriker kann dir sagen, dass mir dieses Gedicht sehr gut gefällt und es eine Seite in mir zum Klingen bringt, die ich dir nicht näher erläutern kann und das ohne, dass ich versuche, nach einem tieferen Sinn darin zu graben.
    Sicher, hier und da sind einige Stellen etwas holprig und man muss sie ein zweites Mal mit einer klitzekleinen anderen Nuance nochmals lesen, damit es passt. Trotzdem würde ich, glaube ich, nicht zuviel daran verändern.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Gleich vorweg, ich kann auch nicht dichten... aber ich hab ein paar Anmerkungen zu deinem Werk, die vielleicht ganz hilfreich sind. ;-)


    Erstmal zu Rhythmik und Rhythmus: In einem Gedicht verstehe ich darunter zum einen das Metrum (Jambus, Dakytlus etc.) also die Reihenfolge der Silbenbetonung. Hab mal versucht, meine Worte in ein Metrum zu pressen, kann ich nicht... ;-)
    Zum anderen finde ich es wichtig, dass die Zeilen gleichmäßig sind, dass also eine 3-silbige nicht auf eine 15-silbige gereimt wird. Zeilen, die sich reimen, sollten möglichst auch dieselbe Silbenanzahl haben. Außerdem sollte die Silbenanzahl der Zeilen in den verschiedenen Strophen auch nicht unabsichtlich zu sehr abweichen.
    Das ist, was ich unter Rhythmus verstehe, das ist aber mit Sicherheit nicht allgemeingültig.. gibt auch hervorragende Gedichte, die garnichts davon haben, aber dann ist es meistens Absicht. (hoffe ich.. )


    Was mir bei deinem Gedicht sofort aufgefallen ist, dass du unterschiedliche Reimarten verwendest, du springst zwischen Kreuzreim, hast einmal den umarmenden Reim und zwischendurch mal nur zwei von vier Zeilen gereimt.
    Da solltest du dich besser eindeutig auf ein Schema festlegen, es sei denn, es steckt eine besondere Funktion dahinter.



    Wenn man den Mut zusammen nimmt, a 8
    für dieses große Wagnis, b 7
    wenn des Geistes Wesen stimmt, a 7
    offenbart sich das Geheimnis. b 8
    (erst unpersönlich "man", dann Wechsel zu "du" in den folgenden Strophen?)



    Von weitem sieht es aus, a 6
    wie ein ganz normales Haus, a 7
    doch welch ein Irrtum das doch ist, b 8
    merkst du, wenn du näher bist. b 7



    Tapfrer Wandersmann hab’ acht, a 7
    denn es sind gar Ziegel keine, b 8
    aus denen dieses Haus gemacht, a 8
    und auch gar keine Steine. b 7
    ("gar keine Steine" klingt seltsam)


    Es ist ganz andrer Art, a 6
    versuch’s nur zu ergründen, b 7
    ganz gleich ob’s sich dir offenbart, a 8
    du kannst es nicht verkünden. b 7


    Denn wer in dieses Hauses Bann gerät, a 10
    um den ist es gescheh’n, b 6
    für den ist’s dann schon längst zu spät, a 8
    der wird nie wieder geh’n. b 6


    In des Hauses Garten, a 6
    ein schwarzer Strom, der fließt, b 6
    und ich will euch sagen, c 6
    warum kein Blümlein sprießt. b 6
    (Warum denn? Wo sagst du das? Und hier fehlt der Reim auf a )


    Es ist ein Strom aus reiner Schwärze, a 9
    wie Tränen der geschrieb’nen Zeile, b 9
    entstanden aus dem Schmerze, a 7
    fließt träg und ohne Eile. b 7


    Einmal geseh’n a 4
    und nimmer mehr vergessen, b 7
    Wand’rer wirst nie wieder geh’n, a 7
    keiner kann sich mit dem Schicksal messen. a 10


    Das Tor steht nicht mehr offen, a 7
    mein Wort geb’ ich dir drauf, b 6
    du brauchst auch nicht mehr hoffen, a 7
    nie wieder geht es auf. b 6
    (gleichmäßige Silbenzahl, lies mal laut, klingt gut!)


    Hat auch kein’ Sinn es zu erklimmen, a 9
    auch nicht in größten Nöten, b 7
    hörst du nicht die Stimmen, a 6
    sie werden dich sonst töten. b 7
    (Die Stimmen töten, wenn man sie nicht hört? Und "hörst du nicht" erinnert mich an "Bruder Jakob" ;-) )


    Neben dem Tor steht ein Baum, a 7
    er ist getränkt von Blut, b 6
    denk’ nur es wär’ ein Traum, a 6
    dadurch wird’s nicht gut. b 5


    Fluss aus Tränen der Zeilen, a 7
    Baum getränkt von Blut, b 5
    nun musst du hier verweilen, a 7
    drum fasse neuen Mut. b 6
    (Klingt als würden nun Fluss und Baum angesprochen...)


    Geh’ hoch zum Haus, a 4
    fürchte dich nicht, b 4
    es ist kein Graus, a 4
    schau der Angst ins Gesicht. b 6


    Nicht aus Stein, a 3
    nur aus Papier, b 4
    Des Geistes Stolz, c 4
    siehst du hier. b 3
    (Die Stropfe fällt wieder raus, weil so wenig Silben und kein Reim auf a)


    Alles beschrieben, a 5
    mit tausend Gedanken, b 6
    du wirst sie lieben, a 5
    wirst ihnen danken. b 5


    Das größte Abenteuer, a 7
    was Mensch erleben kann, b 6
    ist’s auch nicht geheuer, a 6
    nun naht es heran. b 5


    Du wirst nun verloren geh’n, a 7
    und nimmer mehr gefunden, b 7
    wirst nimmer mehr die Sonne seh’n, a 8
    und doch die Welt erkunden. b 7


    Ich finde das Gedicht ja ziemlich lang, ein paar Strophen weniger und das ganze wirkt straffer... überleg dir mal genau, was du sagen willst.
    Erst schilderst du, wie gruselig und gefährlich das Haus ist, dann, dass es doch nicht so schlimm ist, diese beiden Teile sollten gleichlang sein, sie sind ja auch gleich wichtig.


    Kannst du mit meinem Rumgelaber überhaupt was anfangen?

  • *lach* weshalb sollten wir denn lachen?


    Das Gedicht finde ich eigentlich gar nicht so schlecht, besonders die Grundidee ist gut.




    Allgemein ein sehr schönes Gedicht, die Metaphern gefallen mir besonders.
    Ich hab einfach mal hingeschrieben was mir aus Anhieb eingefallen ist, andere können das sicher besser.


    Ich denke., du solltest mal versuchen das GEdicht nicht ganz so in die Länge zu ziehen. Ein paar Strophen weniger, die Bilder mehr zusammengefasst, wäre es sicher einiges schöner.


    Mit lieben Grüßen Kokoska :wave


    PS: Fühl dich nicht gekränkt, Kritik bezieht sich nur auf das Gedicht :)

  • Ich fühle mich kein bisschen gekränkt und bin dankbar für eure konstruktive Kritik. :-) Ich fand sie sehr erbaulich!
    Ihr habt mir die Anregungen dafür gegeben es nochmal zu überarbeiten (vor allem kürzen).


    "In des Hauses Garten,
    ein schwarzer Strom der fließt,
    und ich will euch sagen,
    warum kein Blümlein sprießt."


    Hups, ich habe mich vertippt - da sollte natürlich "verraten" stehen. :bonk

    Manchmal betrachte ich seine Augen ... es liegt so vieles darin, aber seinen Mund hält er verschlossen. Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...
    Buddenbrooks