Krabbelball

  • Krabbelball
    (von flashfrog)



    Gro0e Spannung im Finale:
    Heut gehts um die Meisterschale.


    Von allem Krabbelkriechgetier
    Kicken nur die Besten hier.


    Der Regenwurm, der schmollt schon lang
    (Doch ich denke: Ganz zu Recht!)
    auf dem letzten Platz der Bank.
    Er spielte unterirdisch schlecht.


    Drum spielt heute statt der Würmer
    der Schmetterling als Flügelstürmer.


    Der Mistkäfer, der rollt den Ball
    behände und gewandt
    bis fast zum Tor. Umstrittner Fall -
    da zirpt der Schiri Hand.


    Und zum Verdrusse für den Täter
    gibt es gleich Elfzentimeter.


    Die Spinne hockt in ihrem Tor,
    vier Hände und vier Schuh,
    und webt den Kasten auch davor
    kurz entschlossen zu.


    Der Flohinhio hüpft durchs Gras,
    spielt mit sich selbst nen Doppelpass.


    Der Tausendfüßler, zweikampfstark,
    versucht es ganz alleine,
    er dreht und dribbelt sich ganz arg
    500 Knoten in die Beine.


    Er kriegt das Leder nicht zu fassen
    und so muss er leider passen.


    Die Fliege schnappt sich flugs den Ball
    (er ist noch beim Entknoten).
    Da zirpt der Schiri noch einmal,
    denn Fliegen ist verboten.


    Hin und her so wechseln schnelle
    die Fuß-, die Kopf- und die Li-Bälle.


    Die Schabe sucht mit ihrem Maul
    zu schieben und zu drücken
    und schon liegt -- welch grobes Foul! --
    der Käfer auf dem Rücken.


    Den Freistoß tritt (wie auch die Ecke)
    die gemeine Stabheuschrecke.


    Der Grashüpfer mit seinem Sprung
    verhindert noch das Ärgste,
    denn in der Verteidigung
    ist er der Kopfballstärkste.


    Weil er den Rückstand so vermieden,
    stehts noch immer unentschieden.


    Die Schnecke hats mit letzter Kraft
    (sie ist der neue Stürmerstar)
    in der Nachspielzeit bis zum Tor geschafft
    und liegt nun heftig schnaufend da.


    Da prallt der Ball (sowas kommt vor)
    von dem Haus direkt ins Tor.


    Und so wird der verdiente Sieger
    Meister in der Krabbelliga.

  • Wieder einmal eine Schnecke von mir. (Hätte auch zum diesmonatigen Wettbewerbsthema gepasst, aber leider darf man da ja nur 1 Text einreichen...)


    Kritik ausdrücklich erwünscht!
    (Naja, eventuelles Lob natürlich auch... :-))

  • Mal was anderes. Witzig! :wave


    Oder muss ich das jetzt hier verreißen, niedermachen, abkanzeln? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Ich finde es witzig und originell.


    Es muss ja nicht immer so sein, wie in Loriot's Film "Pappa ante Portas"


    Krawel! Krawel!
    Taubtrüber Ginst am Musenhain,
    Trübtauber Hain am Musenginst....


    Grüssle

  • Also bitte nicht falsch verstehen:
    Über einen simplen Lach-Smilie als Kommentar freue ich mich natürlich auch unbändig. Wenn ich sehe, dass 50 Leute das Gedicht gelesen haben und nur 2 haben gelacht, dann frag ich mich schon, was ich falsch gemacht habe... ;-)

  • Danke für die Erinnerung, ich hatte dir ja noch Kritik versprochen :-)


    ja, ich habe mich amüsiert. Über die Idee, die Umsetzung, einige ganz tolle sprachliche Einfälle:


    Beispiele:


    Hin und her so wechseln schnelle
    die Fuß-, die Kopf- und die Li-Bälle.


    oder


    Der Flohinhio hüpft durchs Gras,
    spielt mit sich selbst nen Doppelpass.


    oder


    Und zum Verdrusse für den Täter
    gibt es gleich Elfzentimeter.



    Ist das jetzt Zufall, dass mir gerade die Verse imponieren, die im "Zweiertakt" komponiert sind? Mir erschließt sich der Wechsel zwischen Zweizeilern und Vierzeilern nicht ganz. Ja, es ist saueber geordnet, Zwei Zweizeiler, dann der Wechsel, zum Schluss wieder zwei Zweizeiler. Aber ich finde, auf diese Weise wird das Grundtempo ständig geändert, was das Genießen etwas erschwert.


    Ich habe mir den Text laut vorgesprochen, weil ich auf diese Weise die rhythmischen ...ähm... Variationen beser ausgleichen kann.
    Du wechselst permanent ohne System die Silbenzahl...von fünf- bis zehnsilbigen Zeilen ist alles dabei. Da ich weiß, dass du es auch anders könntest, stört mich das ein bisschen.


    Und einige Reime bewegen sich am Rand des Zulässigen ;-)


    Bsp: lang - Bank, Sieger - Liga


    Vielleicht verwundert es jetzt, wenn ich abschließend sage: Es ist ein gutes und originelles Gedicht, das mir viel Spaß gemacht hat.


    Ein bisschen fühlte ich mich erinnert an das berühmte "Fußballspiel der Tiere" aus dem Film "Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett". Ach ja: Als Fußballfan bewundere ich an dem Gedicht die stimmige Atmosphäre, die durch die Begrifflichkeit geschaffen wird.


    Und zum Schluss folgende Smilies:


    :-) :grin :fingerhoch :fussball :welle

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Lieber Churchill, vielen Dank für das fachkundige und dennoch so freundliche Urteil! :danke :knuddel1


    Gerade die Li-Bälle fand ich nun wieder in der geschriebenen Form etwas ... bedenklich. :-)


    Und mit dem Handelfmeter am Anfang und damit, dass das Tor am Ende vermutlich Abseits ist, darüber bin ich ehrlich gesagt auch nicht recht glücklich. Vielleicht hast du als Fußballexperte ja eine Idee wie man das lösen könnte...
    Vielleicht sollte ich den mistigen Käfer doch lieber zum Verteidiger ernennen?


    "Der Mistkäfer, der rollt den Ball
    behände und gewandt
    hinweg vom Tor. Umstrittner Fall -
    da zirpt der Schiri Hand." :gruebel



    Die 2- und 4-Zeiler - nunja, ich wollte halt, dass es ordentlich aussieht. :grin
    Am Anfang hatte ich das Gedicht in Sechzeilern verfasst, aber
    die Libelle und der Flohinhio fallen da tatsächlich inhaltlich raus. Deshalb habe ich diese Form gewählt.


    Was den Rhythmus angeht, da wäre ich sehr dankbar für Verbesserungsvorschläge oder zumindest Hinweise, an welchen Stellen genau es hakt. Als Schreiber merke ich oft selbst nicht, wo der Leser ins stolpern kommt.


    Einige Unregelmäßigkeiten sind allerdings durchaus beabsichtigt:
    Die kurze Zeile:
    "da zirpt der Schiri Hand."
    soll die Unterbrechung des Spielflusses sprachlich verdeutlichen.
    Ebenso:
    "kurz entschlossen zu."
    die Plötzlichkeit und das Überraschungsmoment des kurzen Entschlusses.
    Die Silbenanhäufung:
    "in der Nachspielzeit bis zum Tor geschafft"
    soll die mühevollen langsamen Kriechbewegungen der Schnecke darstellen, die eine geschlagene Dreiviertelstunde braucht, um das Spielfeld zu überqueren (Ähnlichkeiten mit lebenden Spielern sind natürlich rein zufällig und nicht beabsichtigt. :grin )


    Der Schlussreim:
    Nuja, mit dem bin ich auch nicht glücklich, eben weil es der Schlussreim ist. Wenn also jemand von euch eine bessere Alternative einfällt?



    Zum Schluss: Es ist schon im richtigen Leben niicht einfach, ein torloses Spiel spannend zu kommentieren. (Ich schreibe eine wöchtentliche Fußballkolumne für meine Tipprunde, ich weiß, wovon ich rede. ) :-)
    Das Fußballspiel der Tiere kenne ich nicht (wohl nicht ganz mine Altersklasse. )


    Nochmals vielen Dank, Churchill!

  • Hallo flashfrog,


    auch ich kann nicht umhin dem Text zu loben. er macht Freude beim Lesen und erinnert stark an verschiedene Vorbilder: der Karneval der Tiere ist schon erwähnt, ich dachte immer wieder auch an Heinz Ehrhard... Schöne Ideen reihenweise, oder aus historischer Perspektive: an den Sommernnachtstraum


    Gehakt hats bei mir - wie auch schon bei anderen - am Rhythmus (da bin ich doch vielleicht zu sehr Musiker.) Vieles merkt man selbst, wenn man den Text laut liest.


    Ich versuche mich mal in Vorschlägen zum Verbessern. Dabei hab ich mir viele Freiheiten genommen, um Dir doch in Deiner Diktion (wie ich sie verstehe) zu folgen. Den Schluss habe ich etwas in der Form angepasst und leicht verändert... Wenns Dir nicht gefällt, verwirf es einfach. Es sind Ideen und Vorschläge:


    Drum spielt heute statt der Würmer
    Schmetterling als Flügelstürmer.
    (das der weglassen, dann stimmt die Silbenzahl wieder)


    Und zum Verdrusse für den Täter
    gibt es gleich Elfenzentimeter.


    Die Spinne hockt in ihrem Tor,
    vier Hände und vier Schuh,
    und webt den Kasten auch davor
    noch kurz entschlossen zu.


    Der Flohininio hüpft durchs Gras,
    spielt mit sich selbst nen Doppelpass.


    Der Tausendfüßler, zweikampfstark,
    versucht es ganz alleine,
    er dreht und dribbelt sich ganz arg
    'nen Knoten in die Beine.


    Er kriegt das Leder nicht zu fassen
    so kann er nicht zur Hummel passen.


    Hin und her so wechseln schnelle
    Fuß-, und Kopf- und auch Li-Bälle.


    Die Schabe sucht mit ihrem Maul
    zu schieben und zu drücken
    und schon liegt -- welch ein grobes Foul! --
    der Käfer auf dem Rücken.


    Der Grashüpfer mit seinem Sprung
    verhindert noch das Ärgste,
    denn in der Hüpf-Verteidigung
    ist er der Kopfballstärkste.


    Weil er den Rückstand so vermieden,
    steht es noch immer unentschieden.


    Die Schnecke hats mit letzter Kraft
    - Minute dreiundneunzig -
    gerad' so bis zum Tor geschafft
    nun liegt sie da und bräunt sich.


    Nun kommt der Ball (sowas kommt vor)
    und prallt vom Haus direkt ins Tor.


    So siegt die Mannschaft mit der Schnecke
    mit ihrem Star aus Riga
    im Spiel um den Pokal der Hecke
    der großen Krabbelliga.

  • Liebste Eulen, ich danke euch allen für eure Anregungen! :knuddel


    @licht:
    Vorbilder habe ich keine gehabt bei dem Gedicht. Ich weiß selbst nicht, woher die Schnecken bei mir immer kommen. :-)
    Dass ich nicht die erste bin, die Tiere als allegorische Elemente verwendet, kann aber durchaus sein. :grin


    Elfen-Zentimeter? Nee, also wirklich nicht. Wir sind doch nicht beim Herrn der Ringe! :lache


    Das mit dem Flohhininhio ist eine gute Idee, dann passt auch die Betionung, danke!


    Auf das Zahlenspiel: Zweikampf - alleine, 1000-Füßler - 500 Knoten möchte ich nicht verzichten, da leg ich in der Reimzeile lieber noch 2 Silben drauf, als das zu streichen. :nono


    Zitat

    Fuß-, und Kopf- und auch Li-Bälle.


    Nee, dann ist der Text, wenn er vorgelesen und nicht gelesen wird, nicht mehr zu verstehen. (Die Zeile überfordert Einmal-Hörer ohnehin schon... :grin)


    Die Schnecken-Strophe habe ich umgeschrieben, um den -aft-Reim für das Ende frei zu kriegen. (Mehrere gleiche Reime in demselben GEedicht mag ich nicht.)


    Außerdem hab ich die Strophen ein bisschen umsortiert, damit das Spiel den offiziellen FIFA-Regeln nicht widerspricht. (Nur das mit dem Fliegen steht, glaube ich, nicht drin. ;-))


    Das Ergebnis sieht dann so aus:




    Krabbelball
    (von flashfrog)



    Enorme Spannung im Finale,
    denn heut gehts um die Meisterschale!
    Von allem Krabbelkriechgetier
    da kicken nur die Besten hier.


    Der Regenwurm, der schmollt schon lang
    (Ich denke aber: Ganz zu Recht!)
    auf seinem letzten Platz der Bank.
    Er spielte unterirdisch schlecht.
    Deshalb spielt heute statt der Würmer
    der Schmetterling als Flügelstürmer.


    Der Mistkäfer, der rollt den Ball
    behände und gewandt
    hinweg vom Tor. Umstrittner Fall --
    da zirpt der Schiri Hand.
    Den Freistoß tritt (wie auch die Ecke)
    die gemeine Stabheuschrecke.


    Der Grashüpfer mit seinem Sprung
    verhindert noch das Ärgste.
    Ganz klar: In der Verteidigung
    ist er der Kopfballstärkste.
    Der Flohininhio hüpft durchs Gras,
    spielt mit sich selbst nen Doppelpass.


    Der Tausendfüßler, zweikampfstark,
    versucht es lieber ganz alleine.
    Er dreht und dribbelt sich ganz arg
    500 Knoten in die Beine.
    Er kriegt das Leder nicht zu fassen
    und deshalb muss er leider passen.


    Die Fliege schnappt sich flugs den Ball
    (er ist noch beim Entknoten).
    Da zirpt der Schiri noch einmal,
    denn Fliegen ist verboten.
    So wechseln hin und her gar schnelle
    die Fuß-, die Kopf- und die Li-Bälle.


    Die Schabe sucht mit ihrem Maul
    zu schieben und zu drücken
    und plötzlich liegt -- welch grobes Foul! --
    der Käfer auf dem Rücken.
    Und zum Verdrusse für den Täter
    da gibt es gleich Elfzentimeter.


    Die Spinne hockt in ihrem Tor,
    vier Hände und vier Schuh,
    und webt den Kasten auch davor
    in Windeseile zu.
    Sie hat den Rückstand so vermieden --
    es steht noch immer unentschieden!

    Doch ist, als wär es abgesprochen,
    der neue Schnecken-Stürmerstar
    bis zur Nachspielzeit hin zum Tor gekrochen
    und liegt nun heftig schnaufend da.


    Da prallt der Ball (denn das kommt vor)
    von seinem Haus direkt ins Tor.
    Das Team gewinnt mit letzter Kraft
    die Krabbelligameisterschaft.




    Wenn noch irgendwo was stört, oder ich es verschlimmbessert habe, lasst es mich bitte wissen! :knuddel1

  • Huch, wie habe ich es geschafft, dieses Gedicht so lange zu missachten?


    Nein, ich werde hier kein unfachkundiges Geschwafel vom Stapel lassen. Will nur kurz anmerken, dass ich mich sehr amüsiert habe.



    Zitat

    Die Fliege schnappt sich flugs den Ball
    (er ist noch beim Entknoten).
    Da zirpt der Schiri noch einmal,
    denn Fliegen ist verboten.
    So wechseln hin und her gar schnelle
    die Fuß-, die Kopf- und die Li-Bälle.


    Hi-hi-hi-himmlisch. :lache