Verlag: Rütten & Loening; Auflage: 1 März 2007, 607 Seiten
Handlung laut Klappentext:
Schon seine Geburt läuft unter merkwürdigsten Umständen ab: In einem Klosterkeller in Maulbronn wird seine Mutter Maria angeblich vom Teufel geschwängert. Danach schreit sie unaufhörlich – und beginnt Engel zu malen. Man schafft sie zu einem Küfermeister nach Knittlingen, wo sie ihr Kind zur Welt bringt: Johann Georg Faust. Schon früh gilt der seltsame Junge als Teufelsbastard mit besonderen Fähigkeiten. Er vermag Holzpuppen tanzen zu lassen und heilt Kranke durch Handauflegen – und er hat einen Hang zur Alchimie, den ihm nicht einmal seine treue Gefährtin Lena Siebenschöpf austreiben kann.
Selbst Johannes Burrus, der Abt von Maulbronn, den manche in Verdacht haben, der heimliche Vater Fausts zu sein, ist von dem Jungen fasziniert. Der Abt möchte sein Kloster zum mächtigsten des Abendlandes machen und faßt einen teuflischen Entschluß: Faust soll ihm durch dunkle Magie das Gold für seine Pläne beschaffen - und dazu den Satan höchstselbst herausfordern, wenn es sein muß.
Zum Autor laut Klappentext:
Andreas Gößling, 1958 in Gelnhausen geboren, studierte Literaturgeschichte und gilt als Experte für mythen- und kulturgeschichtliche Themen. Seine Romane "Die Maya-Priesterin" und "Im Tempel des Regengottes" waren Bestseller. Er lebt in Coburg.
Autoren-Homepage:
www.andreas-goessling.de
Meine Meinung:
An die mythische Faust-Figur haben sich schon die Größten versucht: Christopher Marlowe, Goethe, Michail Bulgakow, Thomas Mann.
Auch bei zeitgenössischen Autoren, z.B.bei Kai Meyer ist die Figur beliebt.
Wenn sich jetzt wieder ein Autor an Faust versucht, muss er schon etwas Besonderes bieten.
Andreas Gößling fängt es geschickt an. Er erzählt ausführlich die Geburt 1480, die Kindheit und Jugend von Georg Johann Faust.
Durch seine schicksalhafte Geburt mit den daraus folgenden Vorurteilen der Gesellschaft folgert sich für Georg und seine Mutter ein Außenseiterleben, aus denen sich die entscheidenden Motive Fausts und seine Getriebenheit ergeben.
Georg muss sich von frühester Kindheit durchkämpfen und kann doch nicht die Misshandlungen seiner Mutter verhindern.
Gößling erlaubt dem Leser durch eindringliche Sprache ein Mitleiden.
Mit der Sprache hat sich der Autor viel Mühe gegeben, sie ist teilweise in einem mittelalterlichen Stil gehalten und etwas gewöhnungsbedürftig. Das so sehr flüssige Lesen des durchschnittlichen historischen Unterhaltungsromans ist daher nicht so stark gegeben, dafür wird der Leser durch eine nachhaltige Leseerfahrung belohnt.
Leider wird die Lesefreude durch gelegentliche ausufernde Längen schon ab Ende des ersten Teils des Romans „Das schwarze Tier“ geschmälert. Auch in Teil 2 „Die Braut in Rot“ und Teil 3 „Das kranke Gold“ sind manche Szenen, wenigstens nach meinem Lesegeschmack, einfach zu ausführlich beschrieben.
Doch meistens überwindet Andreas Gößling diese von mir so empfundene Schwäche und viele starke Szenen folgen und die Entwicklung der Figur des Magiers Faust geht weiter.
Die Schauplätze Knittlingen, wo Georg aufwächst, Speyer, Villingen, Bruchsal, Kreuznach (wo er wohl der erste antiautoritäre Schullehrer wird), Maulbronn und sein Kloster und viele andere Orte, die Faust auf seiner Wanderschaft durchquert, bieten viel Gelegenheit für glaubhaftes mittelalterliches Kolorit.
Begleitet wird Faust meistens von dem kleinen Munkel und seiner treuen Jugendfreundin Lena Siebenschöpf, die ihn mehr liebt als er sie.
Die Liebesgeschichte spielt aber eine untergeordnete Rolle im Roman.
Mit Johannes Burrus, dem Abt von Maulbronn und den Inquisitoren hat Faust einige mächtige Gegner, doch am meisten quält ihn seine Distanz zu anderen Menschen, die aus seiner gesonderten Stellung und seinen Fähigkeiten entsteht
Das Ziel des Autors Faust als mögliche historische Gestalt für eine heutige Leserschaft lebendig werden zu lassen, gelingt.