Die Biene Maja und ihre Abenteuer - Waldemar Bonsels (ab ca. 8 Jahren)

  • Rückentext
    Die abenteuerlichen Erlebnisse der kleinen Biene Maja haben die Kinderherzen der ganzen Welt erobert; aber auch Erwachsene lassen sich immer wieder von dem Charme und der Poesie dieses modernen Märchens bezaubern.


    Autor
    (von wikipedia)
    Waldemar Bonsels (* 21. Februar 1880 in Ahrensburg, † 31. Juli 1952 in Ambach am Starnberger See) war ein deutscher Schriftsteller.
    Bonsels ging in Kiel zur Schule, lebte dann in Oberschleißheim bei München und ist u. a. der Autor von Die Biene Maja und ihre Abenteuer (1912 erschienen und in 40 Sprachen übersetzt), womit er zu Weltruhm gelangte.


    Meine Meinung
    Der Kinderbuchklassiker, der bereits 1912 aus einer Wette heraus entstand, dürfte heute den meisten durch die Zeichentrickserie aus den 70ern bekannt sein. Waldemar Bonsels wollte mit den Naturerinnerungen seiner Kindheit ein Buch über ein Tier schreiben und beweisen, dass dies ein Erfolg werden kann. Das ist ihm ganz offensichtlich gelungen.


    Für diejenigen die, wie ich, mit der Serie aufgewachsen sind ist der Hauptunterschied zwischen dieser und dem Buch, dass der faule Bienenjunge Willie eine Erfindung fürs Fernsehen war und somit nicht auftaucht. Im Buch begibt sich Maja ganz alleine hinaus auf ihren Erkundungsflug in die Welt und kämpft auch immer wieder mit dem Gefühl der Einsamkeit und dem Heimweh, ist aber dennoch nicht bereit zurückzukehren bevor sie alles erlebt hat, was sie sich vorgenommen hat. Sie trifft einen (im Buch namenlosen) Grashüpfer, die Libelle Schnuck, die Stubenfliege Puck und den Mistkäfer Kurt, macht Bekanntschaft mit der bösen Spinne Thekla und wird schließlich sogar von den Hornissen gefangen genommen.


    Majas größter und sehnlichster Wunsch ist es, die Menschen kennenzulernen, von denen ihre Lehrerin ihr so viel Gutes erzählt hat. Schließlich sind die Menschen die Wohltäter der Bienen und überhaupt das Größte und Schönste in der Schöpfung. Mit dieser naiven Vorstellung zieht Maja nun also aus und ist geschockt und entsetzt, als sie von den anderen Insekten ob dieses Glaubens ausgelacht oder angefeindet wird. Sie kennen die Menschen von einer ganz anderen Seite: Menschen quälen und töten Insekten und andere Tiere ohne Sinn und Verstand, oft einfach nur zum Spaß. Maja will das einfach nicht glauben und erhält sich ihre Vorstellung dadurch, dass sie sich von einem Blumenelf die Menschen so zeigen lässt, wie diese "am schönsten" sind: Wenn sie einander lieben.


    Dem Alter entsprechend ist das Buch natürlich ganz anders als Kinderbücher heutzutage. Da wäre zum einen die doch sehr blumige und prosaische Sprache, zum anderen die Art wie sich die Insekten, auch Maja, verhalten. Als diese nämlich erfährt, ihr Stock wäre in Gefahr, da ist plötzlich alles andere unwichtig, sie muß zurück nach Hause die ihren warnen und an ihrer Seite kämpfen, wen nötig bis zum Tode. Der ist ganz allgemein ein häufiger Gast in diesem Buch, in fast jedem Kapitel wird jemand gefressen, gequält oder sonstwie getötet oder es wird zumindest davon erzählt. Dabei geht das oft sogar sehr unsentimental vonstatten, als z.B. die Libelle einer Fliege mit der Maja gerade Bekanntschaft gemacht hatte den Kopf abbeisst und anschliessend genüßlich "unter krachenden und knuspernden Lauten" gänzlich auffrisst.


    Das Buch sollte zur damaligen Zeit mit Sicherheit auch einen pädagogischen Zweck erfüllen. Die Nachricht die ich der ganzen Geschichte entnehme ist folgende: Man soll ruhig hinausziehen in die Welt und seine eigenen Erfahrungen machen, wenn man die Heimat nicht vergisst und ihr treu bleibt und eines Tages auch zurückkehrt um all die Erfahrungen zum Wohle der Allgemeinheit (hier des Staates) einzubringen. Die immer wieder betonte Opfer- und auch Todesbereitschaft betrachte ich allerdings etwas skeptisch.


    Fazit:
    Wenn man sich die Geschichte der kleinen naiven Biene mit der großen Neugier in der Originalfassung zu Gemüte führt, wird man einiges Bekanntes wiederentdecken, wird staunen über die teils sehr realistischen, teils stark stilisierten Natureindrücke und sich zurückerinnern an die Kindheit, als man selbst noch so klein und naiv war, wie die Maja.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Paradise Lost ()

  • Nicht nur die Titanic feiert in diesem Jahr ihr 100jähriges Jubiläum, auch die Biene Maja begeht ihren 100. Geburtstag. Zu diesem Anlass hat der cbj Verlag eine überarbeitete Jubiläumsausgabe der Originalgeschichte auf den Markt gebracht und damit ein wahres Juwel für jedes Kinderbuchregal geschaffen.


    Die Geschichte wurde sprachlich der heutigen Zeit angepasst, so dass sie für Kinder gut verständlich ist, und wunderschön von Verena Körting illustriert. Auf jeder Seite finden sich zumindest ein paar Grashalme, ein kleiner Käfer oder Blumen, es gibt aber auch Seiten, die vollständig illustriert sind und die man stundenlang betrachten könnte. Jedes Mal auf´s Neue entdeckt man Details, die einem bisher entgangen sind, und freut sich immer wieder über die tollen Bilder.


    Die Kapitel des Buches haben eine gute Länge zum Vorlesen, man sollte aber immer noch etwas mehr Zeit einplanen, um die Illustrationen anzusehen. Majas Abenteuer sind spannend, regen die Kinder aber nicht auf und eignen sich so durchaus als Gute- Nacht- Geschichte. Auf spielerische Art lernen sie, dass es gut ist, dass Menschen unterschiedlich sind, und dass man niemanden verurteilen sollte, nur weil er vielleicht ein wenig anders ist als andere. Wer seinen Kindern pädagogisch wertvolle Bücher vorlesen will, der ist mit diesem Buch sicherlich gut beraten.


    Mir als Kind der 80er und 90er, das die Biene Maja vorrangig aus dem Fernsehen kennt, fehlt ein bisschen Majas lustiger Gefährte Willi, den es in den Büchern gar nicht gibt, sondern der für die Fernsehserie dazuerfunden wurde. Ich finde es aber gut, dass die Originalgeschichten beibehalten wurden und der Bienenjunge nicht hineingeschrieben wurde. Und den Geschichten tut sein Fehlen keinen Abbruch, sie sind auch ohne Willi sehr lustig.


    „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ ist ein Buch, das in keinem Kinderzimmer fehlen darf und an dem nicht nur kleine, sondern auch große Leser viel Freude haben werden. Ein herzliches Dankeschön an den cbj Verlag für dieses Kinderbuch- Schmuckstück.

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Das Buch sollte zur damaligen Zeit mit Sicherheit auch einen pädagogischen Zweck erfüllen. Die Nachricht die ich der ganzen Geschichte entnehme ist folgende: Man soll ruhig hinausziehen in die Welt und seine eigenen Erfahrungen machen, wenn man die Heimat nicht vergisst und ihr treu bleibt und eines Tages auch zurückkehrt um all die Erfahrungen zum Wohle der Allgemeinheit (hier des Staates) einzubringen. Die immer wieder betonte Opfer- und auch Todesbereitschaft betrachte ich allerdings etwas skeptisch.


    Dein Beitrag hat nun zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, aber wenn er schon mal wieder oben ist, und auch du diese Interpretation ansprichst, kann ich mir eine Bemerkung nicht verkneifen:
    Anhand der Pippi-Diskussion ging es hier ja schon mal hoch her, als manche es wagten, dem heißgeliebten Kinderbuchklassiker rassistisches Gedankengut zu unterstellen.


    Ich denke, bei der Biene Maja ist das ganz offensichtlich, weshalb die Nazis dieses Kinderbuch sehr gerne weiterverbreiteten: Das gute Volk, die sprichwörtlich fleißigen Bienen, werden von bösen Völkern, den fiesen Wespen und anderen, bedroht und werden aufgefordert, ohne Rücksicht auf die eigenen Interessen, sich für ihr eigenes Volk zu opfern. Kommt einem das nicht irgendwo bekannt vor?


    Auch Natur- und Heimatschutz wurden von den Nazis ideologisch belegt: der Germane als Naturbursche, der die Natur versteht im Gegensatz zur verweichlichten Bourgeoisie der Engländer und Franzosen (sicherlich auch, Interpretation meinerseits, aber sicher irgendwo nachzulesen, als Kontrapunkt zum französischen Erbfeind mit seinen drakonisch kultivierten Gärten) oder der extrem vergeistigten Welt der aschkenasischen Juden (und wenn man Sebastian Haffner glauben darf, war Hitlers Antisemitismus "ein osteuropäisches Gewächs").


    Dass der Konzeption der Biene Maja eine unterschwellig sehr anthropozentrische Sicht der Dinge zugrundeliegt (die Bienen sind gut, weil sie Honig machen, auch wenn der im Buch von den Menschen, da die ja böse sind, nicht genutzt wird, kontra die Wespen, die ganz offensichtlich genausogut für ihre Brut sorgen, wenn auch ohne Honig, sind böse), mag als Ironie der Geschichte interpretiert werden.


    Aber mittlerweile bin ich da etwas entspannter. Da es offensichtlich nicht einmal gelingt, Kinder mittels eines Buches von der Sinnhaftigkeit eines Töpfchens zu überzeugen (auch wenn diese Botschaft explizit so vermittelt wird), dürfte völkisches Gedankengut, wird es nicht im Kontext einer entsprechenden Lebensrealität kolportiert, nur bedingt so bei Kindern ankommen. Vielleicht ist es ganz gut, dass zumindest bei kleineren Kindern Literatur nur bedingt geeignet ist, die Charakterbildung zu beeinflussen...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Das mit Pippi ist mir bisher neu, aber wie Du schon sagst, hier ist ein gewisses Weltbild einfach sehr offensichtlich eingearbeitet. Nicht unbedingt nationalsozialistisch, aber zumindest für jede Art von Militärregime ideal passend, Opferbereitschaft und Obrigkeitstreue. Ich fands ziemlich typisch für die Kaiserzeit.
    Wenn man diese Dinge weglässt, bleibt aber einfach das, was die Biene Maja in der Zeichentrickserie ausmacht und unsterblich gemacht hat (Und diese Biiiiiene die meiiine... :grin). Ich denke, dass ist es auch, was Kinder da hauptsächlich rauslesen (so sie es denn tun).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • REZENSION ZUR NEUAUFLAGE: cbj 2012


    KLAPPENTEXT:
    Für die kleine Biene Maja gibt es kein Halten mehr: Im Bienenstock ist es viel zu langweilig und sie will hinaus, die große weite Welt erkunden. Dabei begegnet sie nicht nur dem netten Rosenkäfer Peppi und Hans Christoph, dem freundlichen Brummer, sondern erfüllt sich auch den sehnlichsten Wunsch – einmal die Menschen kennen zu lernen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Majas Ausflug in die Welt wird abenteuerlicher, als sie es sich je erträumt hätte!


    AUTOR:
    Waldemar Bonsels (1880–1952) bereiste nach einer Ausbildung zum Missionskaufmann Indien, später Europa, Ägypten sowie Amerika und war zeitweise als Verleger in München tätig. Seine Leser begeisterte er nicht nur mit "Die Biene Maja und ihre Abenteuer“, dem weltweit erfolgreichen und vielfach verfilmten Kinderbuchklassiker, sondern auch mit Reise- und Naturschilderungen. Das Gesamtwerk Waldemar Bonsels ist bei DVA erschienen.


    BEARBEITET VON:
    Frauke Nahrgang ist seit vielen Jahren Grundschullehrerin und Autorin. Als ihre eigenen Kinder klein waren, hat sie ihnen immer gern vorgelesen und schließlich Geschichten für sie erfunden. Inzwischen sind sie groß, aber noch immer denkt sie sich Geschichten aus – mit denen sie heute auch viele andere Kinder glücklich macht.


    ILLUSTARTORIN:
    Verena Körting, geboren und aufgewachsne in Köln, studierte an der Fachhochschule Düsseldorf. Seit sie ihr Diplom hat, lebt und arbeitet sie in Hamburg.


    EIGENE MEINUNG:
    Wer kennt sie nicht, die kleine kesse Biene Maja. Die wenigsten wissen jedoch, dass es sich dabei nicht um eine Erfindung der Trickfilmindustrie handelt, sondern um die Fantasie eines großartigen Geschichtenerzählers namens Waldemar Bonsels.
    Auch ich bin mit den Abenteuern der Biene Maja aufgewachsen, ohne zu wissen, dass es diese schon so lange gibt. Und, wie so oft der Fall, ist das Buch natürlich um vieles schöner als das, was später im Fernsehen daraus gemacht wurde.
    Die kleine Maja ist gerade ganz frisch geschlüpft, doch schon bald sticht heraus: Sie ist anders als andere Bienen. Zu ihren Hauptcharaktereigenschaften zählen nicht Arbeitseifer und Fleiss, sondern Neugier und Abenteuerlust, die sie nur stillen kann, indem sie in die weite Welt hinaus zieht um dort ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Diese sind nicht immer nett, doch im Rückblick sehr lehrreich fürs weitere Leben und außerdem ist es doch immer wundervoll zu merken, wo man hingehört und dass es zu Hause eigentlich am schönsten ist.
    „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ ist ein Klassiker für alle Altersklassen. Durch meine Arbeit im Kindergarten weiß ich wie lang ein Buch beim Vorlesen werden kann, wenn einem die Geschichte nicht zusagt, die Kinder aber genau dieses Buch immer und immer wieder hören wollen. Die Biene Maja bietet nicht nur Abwechslung, sondern ist auch wunderschön geschrieben. Nicht nur zuhören, sondern auch vorlesen macht hier jede Menge Spaß.
    Dabei ist vor allem wichtig, dass die Geschichte Kind gerecht ist. Dazu gehören nicht nur ein leicht verständlicher Text, sondern auch ein Inhalt, über den der Vorleser mit seinen kleinen Zuhörern sprechen kann. Zu dem die Kinder fragen haben oder aus dem sie Schlüsse ziehen können. Z.B. sticht hier deutlich heraus wie wichtig Freundschaft ist und dass es unabdingbar ist, Verantwortung zu übernehmen. Zwei Werte, die man Kindern durch diese Geschichte auf schöne und Kind gerechte Art und Weise näher bringen kann.
    Im Nachwort des Buches wird erwähnt, wie gut Kinder sich mit der kleinen Biene identifizieren und Parallelen zu ihrem eigenen Leben ziehen können. Dass sie ebenso neugierig ist wie kleine Menschlein und dass sie oft erst ihre eigenen Erfahrungen machen muss, um Dinge besser begreifen oder aus einer anderen Perspektive sehen zu können. Ein wichtiger Aspekt, den man bei der Wahl seiner Vorleselektüre durchaus berücksichtigen sollte.
    Ein besonderes Highlight des Buches sind seine Illustrationen. Zeichnungen, die bunt sind und ins Auge stechen, dabei aber nicht nur mit Schönheit zu begeistern wissen, sondern auch die Charakterzüge bzw. Launen der Figuren so gut darstellen, dass sie auch von kleineren Kindern deutlich und leicht zu unterscheiden sind.


    FAZIT:
    Mit der Neuauflage des Kinderbuchklassikers „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ von Waldemar Bonsels, hat der cbj-Verlag ein Buch veröffentlicht, das nicht nur kleine Zuhörer, sondern auch große Vorleser mehr als zu begeistern weiß und in keinem Bücherregal fehlen sollte. Diese wunderschöne Geschichte ist nicht nur pädagogisch wertvoll, sondern macht einfach jede Menge Spaß.