Kurzbeschreibung v. Amazon
Im Dezember 1920 treffen sie sich erstmals im Tessin: Hermann Hesse und Emmy Hennings mit Hugo Ball, die, enttäuscht von den politischen Wirren und konservativen Tendenzen im Nachkriegsdeutschland, entschlossen sind, unter südlichen Himmeln ihre »Flucht aus der Zeit« anzutreten. Die Briefe des exzentrischen Paares, das in der Berliner und Münchener Bohème Aufsehen erregt und 1916 mit der Gründung des »Cabaret Voltaire« in Zürich den Dadaismus begründet hat, und die des Autors des Demian berichten von den Bedingungen ihres Schreibens, von Reiseeindrücken und Begegnungen mit Menschen, die die Kulturszene der zwanziger Jahre prägen. Sie belegen heftige Diskussionen um Religion und Psychoanalyse und dokumentieren ausführlich die Beziehung Hesses zu seiner zweiten Frau Ruth Wenger. Nicht zuletzt ist der Briefwechsel eine Fundgrube für die Entstehungsgeschichte von Siddhartha bis zum Steppenwolf, von Hennings’ sensitiver Lyrik und Prosa sowie Balls zeitkritischen und theologischen Werken.
Klappentexte (Auszugsweise)
"Es ist diesem wunderlichen Paar, Hugo und Emmy, gelungen, anderthalb Jahrzehnte lang in ihrem Schreiben und in ihrem Leben eins der aufregendsten Phänomene des geistigen Deutschland hinzustellen, ohne dass dies Deutschland irgend davon Notiz genommen hätte...
Mancher Leser wird erschrecken, wenn er von der harten Not dieses Lebens erfährt, und wird bewundern, wie edel diese Not getragen wird, mancher andere wird auch etwas von der holden Spielerei und Poesie dieses bei aller Strenge so anmutigen Geistes empfinden, und viele werden etwas spüren von der Magie, die es diesen beiden frommen Kindern ermöglicht hat, inmitten von Hunger, Kranheit, Tod und Vereinsamung ihre Tage und ihre Briefe mit soviel Musik und Grazie zu erfüllen." (H. Hesse 1930)
"Da wird man Ihre Briefe, liebe Emmy, nach Jahrzehnten einmal wieder finden, man wird sie ausgraben wie Pompeji, sie werden wie Schmetterlinge aus der Puppe fliegen, [....] und man wird sich rasch darüber einigen, dass seit der Bettina Brentano solche Briefe nicht mehr geschrieben worden sind." (H. Hesse)
Die Herausgeberin Bärbel Reetz, geboren 1942, Studium der Germanistik und Anglistik, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin und Kiel. 2001 veröffentlichte sie die Biografie EMMY BALL-HENNINGS, LEBEN IM VIELLEICHT" (Suhrkamp-TB 3240)
Eigene Meinung
Hesse ist ja als einer der fleissigsten Briefeschreiber unter den Schriftstellern des letzten Jahrhunderts bekannt.... und wer sich über Hesse informiert, kann mit Erstaunen erfahren, dass er beim Schreiben dieser Briefe niemals an eine Veröffentlichung gedacht hätte.
In seinem Nachlass befanden sich 35'000 an ihn gerichtete Briefe die er für aufhebenswert hielt....und wer ihm geschrieben hat, der bekam diese Briefe in der Regel auch beantwortet.
Und nun einige meiner Gedanken zum vorgestellten Buch.
Wer sich für Hesses Werke interessiert, und wer denkt, dass er schon alles über Hesse weiss, dem möchte ich dieses Buch ganz besonders ans Herz legen. Es offenbart sich uns darin eine verblüffende neue Seite Hesses...nämlich die Fähigkeit zur ganz grossen Freundschaft... offen und bereit für Kritik und Auseinandersetzung.... unerschütterlich in seinen Ansprüchen an die Grundwerte einer Freundschaft... und in nie ermüdender Loyalität.
Hugo Ball schrieb die erste Hesse Biografie...die er zum 50. Geburtstag Hesses fertigstellte (2. Juli 1927) Einige Wochen später starb Hugo Ball.
Der Briefwechsel dieses Buches endet kurz nach dem Tode Balls der ja als einer der grössten und wichtigsten Freunde Hesses gilt.
Hesse jedoch pflege die Freundschaft mit Balls Frau Emmy weiter...bis zu ihrem Tod im Jahre 1948
Hesse hat sie dabei unterstützt, ihre eigenen Werke veröffentlichen zu können. Er schrieb für ihre Bücher Vorworte, er rezensierte sie auch.
Und wie oft hat Hesse bei seinen eigenen Gönnern um finanzielle Hilfe für das Ehepaar Ball und später dann für die Witwe Balls gebettelt...vor allem dafür, dass sie schon längst fällige Wohnungsmieten bezahlen konnte. Emmy jedoch hat es meistens vorgezogen, diese Spenden für monatelange Reisen durch Italien einzusetzen.
Viele Geldgeber sind daher enttäuscht abgesprungen...Hesse jedoch hat trotzallem immer und immer wieder unermüdlich für sie um weitere Geldspenden gebettelt...
Dieser Briefwechsel ist vor allem die beeindruckende Dokumentation einer ganz grossen und tragfähigen Freundschaft.