Kismet - Jakob Arjouni

  • Inhalt


    Der brasilianische Kneipier Romario bittet Kayankaya um Hilfe gegen Schutzgelderpresser. Zu seinem Leidwesen kann dieser seine Unterstützung kaum verweigern, ist er dem Wirt doch in gewisser Weise verpflichtet. Ohne Aussicht auf gerechte Entlohnung wollen Kemal und sein Helfer Slibulsky die Angelegenheit mit gewohnter Lässigkeit hinter sich bringen. Doch ihr "genialer" Plan endet mit einem Fiasko und zwei Schutzgelderpresser bleiben tot auf der Strecke. Das Auto der Toten führt den Detektiv zu einem Suppenfabrikanten und von dort auf die Spur einer skrupellosen Verbrecherorganisation, die mit neuen Methoden und beispielloser Brutalität zu Werke geht. Nur ein kroatisches Mädchen auf der Suche nach seiner verschwundenen Mutter und der gute Slibulsky greifen Kemal unter die Arme, der sich in seiner Not an einen albanischen Paten der Frankfurter Unterwelt wendet. Nicht immer kann man sich schließlich seine Freunde aussuchen.


    Autor
    Arjouni über Arjouni


    »1964 in Frankfurt am Main geboren, aufgewachsen in Frankfurt und Oberroden. Mit zehn auf ein Internat im Odenwald. Mit zwölf zum ersten Mal ›Rote Ernte‹ von Hammett gelesen – nicht alles verstanden, aber begeistert. Von vierzehn bis achtzehn regelmäßige Fahrten ins Frankfurter Bahnhofsviertel zum Pool-Billard. Sergio-Leone-Filme gesehen. Nach dem Abitur nach Montpellier, Südfrankreich. Abgebrochenes Studium. Zweieinhalb Jahre Arbeit als Kellner, Badeanzug- und Erdnußverkäufer. Ersten Roman geschrieben, ›Happy Birthday, Türke!‹, und erstes Theaterstück, ›Die Garagen‹. Mit zweiundzwanzig nach Berlin auf eine Schauspielschule. Schnell abgebrochen. Studium an der Freien Universität. Noch schneller. Hugo, Faulkner und Irmgard Keun gelesen. Roman ›Mehr Bier‹ geschrieben, Theaterstück ›Nazim schiebt ab‹, Roman ›Ein Mann, ein Mord‹. Beruf gefunden. Umzug nach Paris. Theaterstück, ›Edelmanns Tochter‹. Zurück nach Berlin. Roman, ›Magic Hoffmann‹.«

    Meine Meinung


    Dies ist mein zweiter Kayankaya Roman und dabei der erste, den ich auf deutsch lese. Was fuer ein Unterschied zur englischen Uebersetzung! Ein fluessiger Schreibstil, geladen mit Ironie, Sarkasmus und Humor, und auch der meist eher der von der dunkleren Seite. Und die Geschichte zieht den Leser von der ersten Seite an in den Bann. Sie ist sowohl spannend von der Krimiseite her als auch treffend in der sozialen Analyse. Dabei ist es kein sehr schoenes Bild, das Arjouni da von der deutschen Gesellschaft als auch den internationalen Verknuepfungen zeichnet. Gerade deshalb wohl auch sehr realistisch. Fuer meinen Geschmack wird es teilweise allerdings auch schon wieder etwas zu brutal und blutig.


    Dabei waechst mir Kayanakaya immer mehr ans Herz. Er ist eben kein Superdetektiv, der alles sofort durchschaut. Erlaubt sich da durchaus einige heftige Schnitzer, was ihn letztlich aber sehr menschlich macht.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von milla
    Trotzdem schiebe ich Kismet noch vor mir her, weil es danach ja keinen Kayankaya mehr gibt :cry


    Oh, das wusste ich gar nicht. Wird Arjouni die Serie denn auf keinen Fall weiterschreiben? Das Ende von "Kismet" deutet in keinster Weise drauf hin.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Vielleicht schreibt er doch noch einen oder zwei Romane um seinen Helden. Zwischen der Veröffentlichung von Ein Mann, ein Mord (3.Teil) und Kismet (4.Teil) lagen auch 10 Jahre :-).


    Letztes Jahr hat er ja erst einmal eine Art Sci-Fi Roman Chez Max auf dem Markt gebracht, den ich unbedingt noch lesen möchte.

  • Ich hab Arjouni letztens selber sprechen hoeren, auch zu neuen Kayankayas wurde er befragt. Aber er hoerte sich wirklich nicht sehr ermutigend an. Sein Interesse liegt derzeit einfach nicht bei Krimis.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Meine Rezension:


    Im vierten (und leider bislang letzten) Fall von Kemal Kayankaya, dem schnoddrigen türkischstämmigen Privatdetektiv in Frankfurt/Main, hilft Kemal eigentlich nur einem Bekannten - und selbst das nur widerwillig -, doch prompt sieht er sich zwei Leichen und einer neuen Schutzgeldmafia gegenüber, die nicht lange fackelt, sondern schneller den Finger am Abzug hat, als man "Äppelwoi" sagen kann. "Kismet" ist einer der besten Kayankaya-Krimis, er ist temporeich, actiongeladen, authentisch und lebt von den glaubwürdigen Figuren, allen voran natürlich Kemal, der zwar immer einen coolen Spruch auf dem Lippen hat, aber die Probleme der deutschen Banken- und Kriminalitätsmetropole genauso gut kennt wie die Mentalität ihrer Einwohner - ganz egal, ob sie aus Brasilien, Kroatien, der Türkei oder Offenbach stammen. Es macht einfach Spaß, Kemal zu begleiten, auch wenn in den kernigen Sprüchen, den fast schon zynischen Gedanken, dem albernen Witz immer auch ein Funken Bitterkeit durchkommt, der dem Leser die eigentliche Tragik der Geschichte verdeutlicht. Es geht um organisierte Kriminalität, eine Welt, in der Bares mehr zählt als ein Menschenleben und den Krieg auf dem Balkan, der zwar offiziell beendet, aber in den Köpfen der Menschen noch lange nicht abgeschlossen ist. Für mich der beste Kayankaya-Krimi!


    8 Punkte von mir!

  • Das ist vielleicht etwas ungewoehnlich, aber ich moechte hier wirklich gerne mal die englische Uebersetzung des deutschen Titels verlinken. Ich hab Arjouni draus vorlesen hoeren - und einen Tag vorher aus der deutschen Version. Die wenigsten Kanadier kannten seine Romane bisher, waren aber voll in seinem Bann, als er aus den ersten Seiten las. Er hat hier endlich eine ihm ebenbuertige Uebersetzerin bekommen, Anthea Bell, die es wunderbar schafft den Humor mit rueber zu bringen.


    Also wenn jemand mal ein englisches Buch braucht, z.B. als Geschenkidee, kann ich dies nur waermstens empfehlen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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