Ich habe bis jetzt die ersten drei Kapitel gelesen und muss euch Recht geben. Bei Lenz entstehen die Bilder von ganz allein. Gerade ich, die hier im Norden wohnt, kann mir ganz wunderbar den Vater vorstellen, wie er bei jeglichem Wetter mit dem Radel über den Deich fährt.
Ab und zu kommen die Gedanken Siggis im Aufsatz drin vor. Ich finde, dass ist eine gute Verknüpfung zum eigentlichen Schreiben der Strafarbeit.
Besonders hat mir die Szene mit dem Maler gefallen, als er die Mühle malt und dabei mit Balthasar spricht. Die ganzen Farben und Beschreibungen fand ich sehr ansprechend und doch verwirrend, weil ich doch nicht sagen könnte, was jetzt eigentlich genau auf der Leinwand abgebildet ist.
Die Geschichte ist auf ihre eigene Art spannend.
Wie entwickelt sich die Beziehung zwischen Jepsen und Nansen?
Ist es so, dass Jepsen die Pflicht nicht nur erfüllen muss, sondern auch will? (--> Deswegen Freuden der Pflicht??)
Könnte er nicht ein Auge zudrücken? (schließlich kennen sich die beiden seid ihrer Jugend und Nansen hat ihm das Leben gerettet!)
Welche Rolle spielt Siggi? Wird er Vaters Komplize oder hilft er dem Maler? Zweiteres halte ich für wahrscheinlicher. Irgendwo wird nämlich angedeutet, dass Siggi sein Versteck in der Mühle kennt.
Und warum sitzt Siggi überhaupt in einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche? Die Frage klärt sich bestimmt am Ende des Aufsatzes, den Siggi schreibt.
Die Szene mit den Möwen fand ich irgendwie merkwürdig. Als Addi fast gestorben wäre... ziemlich heftiger Möwenangriff. Und warum sammeln die überhaupt Möweneier?? Zum essen?
Sprachlich ist mir noch aufgefallen, dass Siggi gerne übertreibt:
Zitat"um pro Woche, sagen wir mal, bis zu 1200 Psychologen abzusetzen"
"sie hatten eine sehr große Wohnstube [...], in der min. 900 Hochzeitsgäste Platz gehabt hätten"
"dreißig Meter langes Ungestüm" = Sofa
Verdeutlicht wunderbar die kindliche Sichtweise.
Und noch eine Andeutung auf die Nazis in Bezug auf den Vater:
Zitat"Immer auf dem Kamm des Deiches entlang, auf dem schmalen Zwangskurs, der sich da braun im flachen Gras abzeichnete"
Zu Geli:
Du fragtest, ob Siggi Perfektionist oder Träumer sei, weil er nicht weiß, wie er mit dem Aufsatz beginnen soll.
Ich glaube, er ist beides. Einerseits will er unbedingt die richtigen Worte finden und andererseits schweift er dann immer mit den Gedanken ab, guckt aus dem Fenster etc. Ich glaube auch, dass es schwer für ihn ist das Vergangene (was wir ja noch nicht wissen) zu verarbeiten.