Hier kann zu den Kapiteln 11 - 15 geschrieben werden.
'Deutschstunde' - Kapitel 11 - 15
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Jetzt wissen wir w i e jung Siggi war.
Der Einbruch des Friedens in die friedvolle Idylle, das nicht Ernstnehmenwollen durch den Lehrer und die Szenen um den Volkssturm- wenn ich nicht wüsste wie todernst das damals war, müsste ich grinsen.
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Diplomarbeitsauszug von Mackenroth: (Kapitel leider vergessen)
Diese kleine Zusammenfassung über das Leben von Siggi war interessant zu lesen und ließ durch die Kommentare von Siggi das eine oder andere Schmunzeln hervortreten.
Jetzt wird auch endlich eine plausible Erklärung geliefert, warum Siggi immer und überall dabei ist, obwohl er noch so jung ist.
Kapitel 13:
Hier zeigt sich ein eigenartiges Pflichtverständnis von Jespen. Während er gegen Jansen eine Nulltoleranzpolitik betreibt, wurde die Anzeige gegen Timmsen unter seiner Mitwirkung zurückgezogen.
Es scheint also wirklich etwas persönliches zu sein. Womöglich sieht er sich durch Jansen aus seiner Vaterrolle gedrängt? Mackenroth hat ja das besondere Verhältnis von Jansen zu Siggi und Klaas hervorgehoben.Die Befreiungssituation war sehr skurril beschrieben. Vor allem das "Picknick" .
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Puh, ich habe diesen Abschnitt soeben beendet und bin immer noch hin- und hergerissen. Manchmal lese ich die Seiten voller Spannung nur so runter, manchmal dagegen fühle ich mich gelangweilt von den auschweifenden Beschreibungen.
11. Unsichtbare Bilder
Warum werden diese Bilder denn nun unsichtbar genannt? Sind es tatsächlich leere Bilder oder nur Andeutungen, Skizzen, Markierungen, also eher unfertige Bilder?Busbeck will Nansens Bilder im Strandhaus verstecken, doch Siggi rät ihm ab. Und als sein Vater ihn ausfragt, kann er relativ reinen Gewissens das Versteck verraten. Was für ein Schreck, als Jens dann doch was findet.
Warum trifft sich Hilke mit Nansen? Mal sehen, ob das noch geklärt wird.
12. Unterm Brennglas
Der Bericht von Mackenroth über Siggis Kindheit war wirklich gut zusammengefasst, was man als Leser der Deutschstunde nur häppchenweise oder noch nicht einmal erfahren hat.Der Tod von Ditte Nansen. War das nötig? Hätte ein anderer Arzt ihr nicht helfen können? Und hier wieder die Verbohrtheit von Jens Jepsen, der nicht mal zum Totenbett ging, obwohl Ditte ihm doch wirklich nichts getan hat. Immerhin war die Familie bei der Beerdigung. Max reicht Jens immer wieder die Hand zur Versöhnung, doch Jens schlägt sie jedes Mal aus. Ob er Angst hat, sich dann nicht mehr seinen Pflichten ordnungsgemäß widmen zu können? Oller Sturkopp.
Auf S.306 spricht Jens Jepsen mit dem Postboten Brodersen kurz über die Pflicht: Wenn einer seine Pflicht nicht immer erfüllt, hat er nie seine Pflicht getan. Was für eine radikale Ansicht.
Und als ich dachte, Jepsen geht doch noch zum Beerdigungskaffee, überreicht er bei einer solchen Gelegenheit einen Strafbefehl. Das ist wirklich ein Betonkopf.
13. Lebenskunde
Dieses Kapitel hat mir gut gefallenDer Lehrer Prugel (ich las immer Prügel, was wohl auch beabsichtigt war, vermute ich mal, schließlich war der schnell mit Prügel dabei...:grin) will über Lebenskunde mit seinen Schülern sprechren, doch mittendrin wird er von Engländern gestört, die das Ende des Kriegs verkünden.
Und obwohl in der Schule schon das Kriegsende bekannt gemacht wurde, ist Polizeiposten Rugbüll immer noch im Dienst und sichert die Straße, zwingt auch noch andere dazu, den Wahnsinn mitzumachen.
Bei der Szene, als Jepsen Nansen mit der Waffe bedroht und von Desertation spricht, knisterte es förmlich vor Spannung, wer würde wohl eher nachgeben? Und wenn man sich vorstellt, dass es damals überall noch solche dienstbeflissenen gegeben haben muss, ist das ein Wahnsinn.
Und während Jepsen noch versucht, Papiere zu verbrennen, wird er von den Engländern verhaftet. Was hat er da wohl alles verbrannt, was hatte er für Notizen über seine Nachbarn? Diese Handlung fand ich ein wenig unlogisch, ich hätte erwartet, dass er mit fliegenden Fahnen untergeht und zu seiner Verpflichtung steht. Andererseits war er nicht auf offene Konfrontation aus, nur bei Nansen hat er das gemacht.
14. Sehen
Busbeck verlässt Glüserup, Hilde empfängt ihren Mann zurück, der beide Beine verloren hat. Sie ist schwanger, obwohl er jahrelang weg war, das wird wohl der Belgier gewesen sein, vermute ich mal.Klaas ist auch wieder da, er hat seine Desertation überlebt. Glück gehabt, dass die Papiere verbrannten, die das bezeugt hätten.
Und dann diese ausschweifenden Beschreibungen des Selbstporträts, das habe ich schnell überflogen, das langweilte mich. *schulterzuck*
Aber mal wieder ganz typisch für Nansen, dass er den Mann, der früher für Volk und Kunst gearbeitet hat, rausschmeißt, als der ihn für das Nachfolgeblatt "Bleibende" engagieren will. Da kam wohl wieder die Farballergie auf.
15. Die Fortsetzung
Ja, endlich erfahren wir mal genau, wie alt Siggi nun ist. Am 25.9.1954 wird er 21 Jahre alt und ist damit volljährig. Joswig gesellt sich zu ihm, weil er immer noch an seiner Strafarbeit arbeitet und erzählt ihm eine Anekdote über Freuden deer Pflicht, die von einem Ruderer handelt. Interessant.In der Vergangenheit ist Jens Jepsen wieder da, der 3 Monate in Neuengamme zugebracht hat, und übernimmt seinen Polizeiposten, als wäre nichts geschehen, sogar die neuen Richtlinien legt er ungelesen in die Schublade.
Und wieder ist er der Betonkopf, er rechnet mit Klaas ab, bzw. mit dem Foto im Kreis seiner Familie, verbietet ihnen, den Namen zu nennen und erteilt Klaas in Abwesenheit Hausverbot. Verbohrter geht's kaum noch. Umdenken ist wohl in Jepsen nicht verankert.
Auch was Nansen angeht, hat er nicht verstanden, dass der Krieg vorbei ist. Er verbrennt Nansens Skizzenbuch, und am liebsten hätte er ihn wohl verhaftet, stattdessen muss er sich von Siggi sagen lassen, dass das Malverbot aufgehoben ist (wofür er ihm eine scheuert, weil sein Sohn wohl nicht das Recht zum Aufmucken hat) und sogar einer Ehrung durch die Engländer beiwohnen. Auch hier verschmäht er Nansens sinnbildlich zur Versöhnung ausgestreckte Hand.
Ich bin gespannt, was mit Jepsen noch passiert, ich hoffe doch, dass er sich irgendwann der Gegenwart stellen muss. Und außerdem weiß man immer noch nicht, warum Siggi in der Anstalt für schwererziehbare Jugendliche ist.
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Aus Wikipedia über Nolde:
Im Nationalsozialismus [Bearbeiten]Emil Noldes Rolle im Nationalsozialismus ist zwiespältig. Er war früh der Überzeugung, die "germanische Kunst" sei allen anderen weit überlegen, und er trat bereits in den 20er Jahren der NSDAP bei. Seit 1934 war er Mitglied der Nationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft Nordschleswig (NSAN). Obwohl seine Werke von den Nationalsozialisten diffamiert wurden, sein Leben Christi bildete den Mittelpunkt der nationalsozialistischen Propagandaausstellung Entartete Kunst, über tausend Bilder Noldes wurden beschlagnahmt, zum Teil verkauft und zum Teil zerstört wurden, bewog ihn erst das Malverbot, das 1941 über ihn verhängt wurde, sich verbittert nach Seebüll zurückzuziehen. Dort malte er heimlich kleinformatige Aquarelle, die er später als seine Ungemalten Bilder bezeichnete. Diese umfassten mehr als 1300 Blätter. Die Bezeichnung "ungemalt" lässt sich wie folgt erklären:
Die Aquarelle hätten nie entstehen dürfen (Noldes Kunst galt als "entartet", er hatte Malverbot).
Die Skizzen sollten später in Öl umgesetzt werden, jedoch:
Nolde: „Wenn ich sie alle malen sollte (in Öl), müsste meine Lebenszeit mehr als verdoppelt werden.“
Die "ungemalten Bilder" waren im Geheimen geschaffen und im Geheimen bewahrt. Der künstlerische Prozess, Absichten und Gedanken wurden in den „Worten am Rande“ auf Zetteln festgehalten.1944 wurde Noldes Wohnung in Berlin durch Bomben zerstört.
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Also hat Lenz statt "ungemalt" unsichtbar benutzt. Na gut, wenn er denn meint.
Übrigens hätte ich ihn in dieser Leserunde gern dabei gehabt. Ob er wohl eigentlich mal Maler werden wollte?
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Zitat
Original von geli73
Übrigens hätte ich ihn in dieser Leserunde gern dabei gehabt. Ob er wohl eigentlich mal Maler werden wollte?Au ja, eine Leserunde zu einem Buch von Siegfried Lenz mit Autor. Das wär's!
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Man müsste halt wissen, ob der Herr I-Net hat und nutzt?
Aber mal eine ganz andere Frage- meint ihr 2007 würde er die selbe Bildsprache, die ja manchem hier auch als langweilig erscheint verwenden. Ich habe das in einem anderen Posting mit Bildern in Ölgemäden im Gegensatz zu Bildern im Fernsehbild beschreiben. Ich halte die Beschreibungen daher auch nicht für langweilig, sondern eher langwierig.
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Ich vermute, dass er sich weiterentwickelt hat und das Buch heute entweder gar nicht mehr oder ganz anders schreiben würde.
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Kap. 11: was mir aufgefallen ist - eigentlich ist diese Gegend dort oben eine weite, offene Landschaft - Meer und Himmel, wie sie auch immer wieder so beschrieben werden - und trotzdem hat das Buch eine für mich enorm bedrückende, erstickende Atmosphäre.
Was ist mit Hilke und dem Maler, bitte???
Bäh, dieser Deichgraf Bultjohann, ein ekelhafter Denunziant!!
Irritierend fand ich folgende Stelle:
Auf den Torfteichen trieben Bleßhühner wie Korkstücke, vollgefressen in nahrhaftem Sommer und jetzt unfähig, sich in die Luft zu erheben.
Ich habe in meinem Leben noch kein einziges Blässhuhn fliegen gesehen!
Daher frage ich mich, ob der Autor damit etwas sagen will... -
Zitat
Original von geli73
Ich vermute, dass er sich weiterentwickelt hat und das Buch heute entweder gar nicht mehr oder ganz anders schreiben würde.Entwickelt sich nicht jeder Autor weiter, zumal im Laufe von rund 40 Jahren? Lenz erzählt sehr traditionell, das finde ich aber nicht schlimm. Er erreicht damit, dass die Leser über sein Buch nachdenken.
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Was mir generelll jetzt auffällt - es geht viel um "Spiegelungen", "Licht", "Sehen", und ich glaube nicht, dass diese Metaphern so oft auftauchen, weil Max Maler ist, sondern eher umgekehrt (deshalb hat der Roman eine Figur, die Maler ist - und nicht z.B. Schriftsteller). Trotzdem habe ich Mühe, eben diese Metaphern in den größeren Zusammenhang des Romans zu kriegen... immer wenn ich auf eine solche Stelle stoße, "passt" sie nicht so wirklich bzw. ich krieg sie nicht mit allem anderen zusammen...
Kap. 12: Ich fand das sehr lustig, dass Siggi mit dem Psychologen quasi eine umgekehrte therapeutische Sitzung abhält: er stellt die Fragen, und Mackenroth erzählt von sich und seinem Leben - müsste ja eigtl. umgekehrt sein!
Aus dem Gutachten, das Mackenroth über Siggi erstellt hat, erfahren wir, dass Siggi als altklug und hochbegabt eingeschätzt wird. Ist das vielleicht auch etwas, was ihn mit Max verbindet? Max, der ihm auf eine Art Vorbild ist, wie es sein Vater nie sein kann?
Wichtig fand ich v.a. diese Stelle des Gutachtens:Da sich eine Gemeinschaft durch den Außenseiter immer herausgefordert, bedroht oder unterwandert fühlt, widmet sie ihm ihr ganzes Interesse, ihren Argwohn, und schließlich verfolgt sie ihn mit ihrem Haß.
Da klingt für mich auch die Verfolgung all jener, die nicht in das Weltbild der Nazis passen, an.
Als Max' Frau stirbt, und Siggi diesen Traum von Ditte hat... mit diesem Traum konnte ich wenig anfangen, der bleibt mir rätselhaft...
Kap. 13: Absurd - die Unterrichtsstunde in Biologie, als die Engländer einmarschieren. Der Krieg ist zu Ende, zumindest in diesem Landstrich, das "Tausendjährige Reich" am Ende - aber der Lehrer Prugel zieht unerbittlich seine Lektionen streng durch.
(...); er blieb einfach stehen neben seinem Mikroskop, unentschlossen und sehr ratlos, er ließ uns zuerst hinausgehen und beantwortete keinen Gruß: so sah ich Lehrer Prugel zum letzten Mal.
Da habe ich mich gefragt, ob der Lehrer später evtl. Selbstmord begangen haben könnte.
Erneut musste ich an Don Quixote denken, als der Vater mit ein paar anderen aus dem Dorf als "Volkssturm" meint, die Engländer aufhalten zu können. Absurd, lächerlich, und bedrückend, wie verbohrt sie in diesem Moment noch sind. Umso mehr, als Siggi von oben seinen Schabernack mit ihnen treibt; die Szene war für mich schon fast Slapstick und erhöhte für mich noch die tragische Lächerlichkeit dieses "Volkssturms".
Ebenso wie Max' Kommentar dazu:Ihr könnt weiterspielen, (...), ich hab ja nichts dagegen, wenn ihr weiterspielt.
Ich dachte wirklich, Siggis Vater erschiesst Max...
Hat Siggi das "zweite Gesicht" seines Vaters geerbt oder wie darf ich die Vision mit der klavierspielenden Hilke verstehen? Auf diese Passage konnte ich mir auch nicht so wirklich einen Reim machen.
Kap. 14. Die Theateraufführung "Götz von Berlichingen". Ob Lenz hinsichtlich des Konflikts Max-Siggis Vater auch auf das berühmte, an einen kaiserlichen Hauptmann gerichtete Zitat anspielt?
In diesem Kapitel wird auch gezeigt, wie nach Kriegsende "entnazifiziert" wurde - nämlich so gut wie gar nicht. Maltzahn, der wohl auch seinen Anteil am Malverbot für Max hatte, ist auf seinem Posten zurück und benimmt sich, als sei nichts geschehen. Und auch Siggis Vater kehrt aus englischer Haft auf seinen Posten zurück. Ohne Reue, ohne Einsicht, wie sich zeigt. Deprimierend!
Kap. 15. Siggi ist jetzt volljährig, aber ich habe den Eindruck, er kann damit gar nichts anfangen.
Sein Vater ist und bleibt unbelehrbar: er erteilt Klaas in einer Art Gerichtsverhandlung mit dessen Foto Hausverbot.
Rätsel auch, als Siggi Klaas' "Schatkiste" öffnet - was genau steht in den Briefen zwischen Klaas und Hilke? Für mich klangen die irgendwie inzestuös, zumindest aber nach einem Geheimnis zwischen den beiden.
Sowieso scheint mit viel um Hilke nur angedeutet - wo ist Addi abgeblieben? was geht in Hilke vor? Was war mit Max?Als Siggis Vater Skizzen von Max verbrennt, wagt Siggi es zum ersten Mal, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und obwohl er geschlagen wird, bleibt Siggi unnachgiebig.
Ich rechne es Max hoch an, dass er bei der Urkunden-Überreichung der Engländer Siggis Vater nicht verpetzt hat - obwohl er allen Grund gehabt hätte. (aber hätten die im Nachhinein wirklich noch was unternommen? :gruebel)
Habe ich eigentlich etwas überlesen oder wir wirklich nie erwähnt, wie lange Max fort war, nachdem ihn die Gestapo abgeholt hatte? Auch nicht, das er je etwas darüber erzählt hat?
Irgendwie bin ich manchmal verunsichert, ob ich etwas gelesen oder für mich weitergesponnen habe. Ist das vielleicht ein beabsichtigter Effekt, um eine subjektive biografische ERinnerung (wie Siggi es mit seiner Niederschrift macht) zu simulieren?
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Kapitel 11: In dem Kapitel erzählt Siggi über die Beziehung zu seiner Schwester. Sie sind im Watt unterwegs, später rauchen sie in Siggis Zimmer. Siggi beobachtet, dass Hilke sich mit dem Maler trifft. Warum? Nach einer Liebesbeziehung sieht es zwar nicht aus, aber Hilke scheint trotzdem vom Maler angetan zu sein.
Siggi verrät die "Unsichtbaren Bilder" im Strandhaus. Ich habe die Szene so verstanden, dass der Vater von Siggi eine Antwort erzwingen wollte und der Junge dachte, er könne das Dielenversteck erwähnen, weil er glaubte, es sei leer. Dann hatte Busbeck die Bilder doch dorthin getan.Kapitel 12: Aus Mackenroths Diplomarbeit erfahren wir einiges über Siggis Kindheit. Er war ein besonderes Kind: begabt, sensibel und in seinem Elternhaus wahrscheinlich ziemlich unverstanden. Die kursiv gedruckten Kommentare sind witzig und erinnern daran, dass die Erzählperspektive von Siggi selbst auf einen Beobachter gewechselt hat, der manche Dinge anders wahrnimmt.
Ditte stirbt. Ich habe mich nach der Funktion/Bedeutung ihres Todes für den Roman gefragt. Es bringt die Handlung nicht weiter. Oder habe ich da etwas übersehen? Nun, genau genommen gibt es noch ein paar mehr Szenen bzw. Episoden, deren Bedeutung mir noch unklar ist. Die Predigt des Pastors beim Begräbnis über den großen Feldherrn ist jedenfalls gewagt.Kapitel 13: Lehrer Prugel macht mit seinem Unterricht weiter, obwohl die Engländer kommen. Er nimmt es einfach nicht zur Kenntnis, so lange es geht. Vermutlich weiß er nicht, was er sonst tun soll. Keiner hat ihn auf diese Situation vorbereitet. So ging es sicherlich vielen Leuten damals. Siggi sieht den Lehrer nie wieder. Was mit ihm geschieht, bleibt offen.
Der Volkssturm!ZitatOriginal von Nicole
Absurd, lächerlich, und bedrückend, wie verbohrt sie in diesem Moment noch sind. Umso mehr, als Siggi von oben seinen Schabernack mit ihnen treibt; die Szene war für mich schon fast Slapstick und erhöhte für mich noch die tragische Lächerlichkeit dieses "Volkssturms".
Ja. So sehe ich das auch. Der Vater kommt nach einiger Bedenkzeit zum Entschluss, Dokumente zu verbrennen. Nun hat sogar er eingesehen, dass es aus ist. Er wird von den Engländern abgeholt.Kapitel 14: Es wird berichtet, wie es einigen der handelnden Figuren ergangen ist bzw. wie es mit ihnen weiter geht.
ZitatOriginal von geli73
Busbeck verlässt Glüserup, Hilde empfängt ihren Mann zurück, der beide Beine verloren hat. Sie ist schwanger, obwohl er jahrelang weg war, das wird wohl der Belgier gewesen sein, vermute ich mal. Klaas ist auch wieder da, er hat seine Desertation überlebt.Kapitel 15: Endlich wissen wir, wie alt Siggi ist! Er wird 21 und nimmt das recht teilnahmslos zur Kenntnis.
Der Vater schließt Klaas aus der Familie aus. Siggi findet Briefe von Klaas an Hilke. Sehr seltsam. Was war mit den beiden? Sie haben gemeinsame Erinnerungen, an denen Siggi keinen Anteil hat. Ein weiteres Mosaikstück dazu, dass Siggi alleine, alleingelassen war?
Jepsen verbrennt das Skizzenbuch aus der Hütte des Malers. Das hat mit "Pflicht" ja wohl nichts mehr zu tun und sieht eher nach einer Art Besessenheit aus. Siggi lehnt sich zum ersten Mal gegen ihn auf. Unmittelbar im Anschluss wird der Maler geehrt.In diesem Abschnitt sind wieder einmal mehr Fragen gestellt als Antworten gegeben worden. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht gut genug zwischen den Zeilen lesen kann. Oder will ich zu viel interpretieren?
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Zitat
Original von Ida
In diesem Abschnitt sind wieder einmal mehr Fragen gestellt als Antworten gegeben worden. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht gut genug zwischen den Zeilen lesen kann. Oder will ich zu viel interpretieren?da bin ich jetzt aber froh, dass es nicht mir alleine so geht...
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Hallo,
Kapitel 11:
Siggi verrät dem Vater ein Versteck für die Bilder von dem er glaubt, dass es leer sei.
An der Stelle sieht es für mich nach einem Zwiespalt aus, in dem Siggi steckt. Auf der einen will er den Maler nicht verraten und gibt ein vermeintlich leeres Versteck preis. Auf der anderen Seite wird er vom Vater unter Druck gesetzt und muss ihm Auskunft geben.Kapitel 12:
Die Schule im Leben von Siggi wurde bisher ausgeklammert. Durch das Kapitel in der Diplomarbeit des Psychologen wird dies von Lenz sehr geschickt einflochten.
Durch die Diplomarbeit wird zwischen der erzählten Geschickte und dem Leser noch eine weitere Ebene eingebaut. Wir erfahren aus der Sicht eines Dritten etwas über Siggi.LG, Frühlingsfee
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Kapitel 11:
Siggi verrät unbewußt die "unsichtbaren Bilder" in der sicheren Gewißheit, dass da ja nichts liegt, der Vater aber vermutlich entdecken wird, dass die Bretter schon mal gelockert waren und damit erst mal zufrieden ist. Er sagt ja auch so schön "Alles was ich in meinem Gedächtnis aufstöbern konnte an unnützen Erfahrungen". Was ist dieser Busbeck auch so dämlich und bringt sie da nochmal hin! Na vielleicht hat er unvermutet das Ölpapier gefunden. Der Ausdruck "Butt pedden" war mir bis dato auch neu und ohne dass es beschrieben worden wäre hätte ich immer noch keinen Plan was das sein soll. Der Umgang von Siggi und seiner Schwester scheint doch recht eng zu sein, aber manchmal verwirrt mich die Art wie Siggi sie beschreibt, wenn sie z.B. auf seinem Bett liegt und er denkt "Ich stellte sie mir tot vor", "entspannte ihr ohnehin verschlafenes Fleisch" oder "sie wälzte ihre warme Masse". Es ist die Frage, sind das die Gedanken die er damals hatte oder sind es die Gedanken des fast erwachsenen Siggi wenn er daran zurückdenkt?
Ich hab mich jetzt auch mal etwas nach Siegfried Lenz erkundigt, da er ja seiner Hauptfigur den gleichen Vornamen gegeben hat denke ich, dass es da auch den einen oder anderen autobiographischen Zug gibt. Bis jetzt ist mir aufgefallen, dass sein Vater Zollbeamter war und dass er selbst während des Krieges in Dänemark dessertierte, aber kurze Zeit später in Schleswig-Holstein gefangen genommen wurde. Also daher wohl das eine oder andere Geschehnis um Klaas.
Auf der offiziellen Homepage des Autors kann man sich übrigens einen Interpretationsansatz zu "Deutschstunde" als PDF herunterladen: Interpretationsansatz PDF-Download
Ich werde ihn allerdings erst lesen wenn ich das Buch fertig habe, ich möchte meine eigenen Interpretationsversuche und Gedanken ja nicht beeinflussen lassen. -
Zitat
Original von geli73
Bei der Szene, als Jepsen Nansen mit der Waffe bedroht und von Desertation spricht, knisterte es förmlich vor Spannung, wer würde wohl eher nachgeben? Und wenn man sich vorstellt, dass es damals überall noch solche dienstbeflissenen gegeben haben muss, ist das ein Wahnsinn.
Hier lief mir auch ein Schauer über den Rücken - für mich die spannendste Stelle im Buch bisher!ZitatOriginal von geli73
14. Sehen
Busbeck verlässt Glüserup, Hilde empfängt ihren Mann zurück, der beide Beine verloren hat. Sie ist schwanger, obwohl er jahrelang weg war, das wird wohl der Belgier gewesen sein, vermute ich mal.
Denke ich auch. Erstaunlich, dass beide kein Wort über ihre jeweilige Situation verlieren (Verwundung, Schwangerschaft) - zumal ich nicht den Eindruck hatte, dass dies später geschehen würde...ZitatOriginal von Nicole
Rätsel auch, als Siggi Klaas' "Schatkiste" öffnet - was genau steht in den Briefen zwischen Klaas und Hilke? Für mich klangen die irgendwie inzestuös, zumindest aber nach einem Geheimnis zwischen den beiden.
Den Eindruck hatte ich auch!Ich bin gespannt, was im letzten Teil noch erläutert wird, es sind ja wirklich noch einige Fragen offen
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Jetzt hab ich den Rest des Abschnitts mal im Ganzen durchgelesen, damit ich hier weiterkomme.
Kapitel 12
Hier gefielen mir vor allem die ironischen Bemerkungen Siggis zu den Dokumenten von Mackenroth.
"Jetzt kommt also der Gesang von den mildernden Umständen [...] Na bitte." Da fragt man sich doch unwillkührlich, ob das nicht viele Strafgefangene heutzutage ähnlich sehen, wenn ihre Verteidiger oder sogenannte "Gutachter" auch so einen Sermon produzieren. Ebenfalls sehr interessant: Die Formulierung "Ausbruch des Friedens". Normalerweise brechen ja eher sehr unangenehme Dinge aus: Feuersbrünste, Seuchen, Vulkane oder auch Häftlinge, aber Frieden?
Zurück in Rugbüll. Ditte stirbt, woran genau erfährt man nicht. Vielleicht Kehlkopfkrebs (wegen des Brennens)? Ich denke diese Szene war wichtig um noch einmal zu verdeutlichen wie unversöhnlich Jepsen gegenüber dem Maler ist. Er steigert sich so in seine Pflicht hinein, dass er Nansens spöttische Bermerkungen sehr persönlich genommen hat. Er ist in seiner pflichtbewußten Polizistenehre zutiefst gekränkt. Auf die Beerdigung geht er nur, weil der Schwiegervater es mehr oder weniger befiehlt.Kapitel 13
Darauf hab ich ja schon länger gewartet. Das von den Nazis so oft beschworene Naturgesetz: Nur die Stärksten überleben (und das sind natürlich "WIR"!). Der Lehrer fährt unbeeindruckt von Fliegerangriffen und Schlachtenlärm in seinem Unterricht fort bis schließlich die Engländer kommen und ganz begeistert von den Fischeiern sind (warum eigentlich? :gruebel). Dann bricht der Herr Prugel mit seinem Weltbild in sich zusammen. Der Polizeiposten mobilisiert den Volkssturm zur absolut sinn- und zwecklosen Gegenwehr gegen die Eroberer (die sich erst gar nicht blicken lassen). Erinnerte mich an "Die Brücke", ging nur besser aus. Für Siggi ist das Ganze ein großes Abenteuer, wie er schon selbst sagt, eine gesteigerte Form des "Indianerspiels". Dabei hat er es vermutlich nur der Abgeschiedenheit von Rugbüll zu verdanken, dass er nicht zur letzten Verteidigung der Heimat zwangsrekrutiert wurde wie so viele andere Jungen in seinem Alter. Die Szene mit der gezogenen Waffe fand ich persönlich nicht so prickelnd. Ich war mir eigentlich sehr sicher, dass Jepsen nicht schiesst, oder falls doch, dann dass es nichts tödliches wäre (wenn ich überlege was Klaas da schon alles überlebt hat ^^;;; ). Zum Schluß wird der Polizeiposten dann tatsächlich verhaftet und erwartugnsgemäß leistet er keinen Widerstand. Die tun doch schließlich auch nur ihre Pflicht.Kapitel 14
Der Maler geht mit den Jepsens in ein Laien-Theater-Stück der Soldaten, das einem iiiirgendwie bekannt vorkommt. Wie es der Zufall will, ist der von Siggi mit Klaas verglichene "Bruder Martin" tatsächlich niemand anderer als Klaas selber. Der weigert sich allerdings, aus verständlichen Gründen, nach Hause zu kommen sondern bleibt auf Bleekenwarf. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum er scheinbar auch mit Siggi keinen Kontakt haben will. Den Monolog zum Selbstportrait hab ich auch nicht kapiert, vielleicht hört sich Nansen auch manchmal einfach nur gerne selber reden. Die Abfuhr die er diesem Mahlzahn oder wie der hieß erteilt hat war verdient. Aber es stimmt schon. In den meisten Fällen wurden damals die Leute einfach in ihren alten oder nur leicht veränderten Positionen behalten. Vermutlich waren es schlicht und einfach zu viele, man kann ja nicht ein halbes Land einsperren. Man begnügte sich mit den prominentesten Namen.
Teo geht nach Köln zurück, das Land und die Leute sind ihm zu deprimierend auf die Dauer. Für eine Kölner Frohnatur kann man sich das natürlich gut vorstellen (wobei er ja nie so wirklich froh gewirkt hat... liegt vielleicht wirklich am Umfeld?). Am Bahnhof die Überraschung. Ich dachte der Mann von Hilde wird bestimmt sauer sein weil seine Frau von einem anderen schwanger ist. Aber scheinbar ist ihm das egal, sie muss ja auch damit zurechtkommen, dass er jetzt ein "Krüppel" ist. Offenbar gibt es noch tiefe Gefühle zwischen den beiden und man wünscht ihnen, dass sie es damit schaffen.Kapitel 15
Tja, Vater ist zurück und nichts hat sich geändert. Seine ehemalige Pflicht ist mittlerweile zur Obsession geworden. Er KANN nicht aufhören den Maler zu bespitzeln und seine Bilder als etwas entartetes zu betrachten. Statt sich zu freuen, dass seinem Sohn keine Gefahr mehr von einem Kriegsgericht droht, verweist er ihn noch selbst des Hauses, ja leugnet gar seine Existenz. Und endlich findet Siggi den Mut einmal gegen seinen Vater aufzustehen und ihm offen ins Gesicht zu sagen: Was Du tust ist falsch, Du darfst das nicht mehr! Er spürt Haß auf seinen Vater. Allerdings geht er dann doch anstandslos mit ihm mit nach Bleekenwarf (vermutlich wegen Nansen) und beobachtet die Szene die der Polizeiposten jetzt über sich ergehen lassen muss. Der entartete Maler und seine perversen Bilder werden von den Besatzern gelobt und ausgezeichnet. Ärgert er sich? Ist es ihm peinlich? Oder denkt er sich nur "Ist ja klar, sind ja auch nur kranke Ausländer"? Ich denke ein bisschen was von allem, letzteres vermutlich auch um sein Weltbild im Gleichgewicht zu halten.In mir reift der Verdacht, dass es Jepsen selbst ein wird, der seinen Sohn wegen des Diebstahls an den Bildern von Nansen anzeigt und letztendlich hinter Gitter bringt. Nansen selbst würde das mit Sicherheit nie tun. Nun liegt der letzte Abschnitt vor mir und ich hoffe bis Ende der Woche fertig zu werden.
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Zitat
Original von Paradise Lost
Am Bahnhof die Überraschung. Ich dachte der Mann von Hilde wird bestimmt sauer sein weil seine Frau von einem anderen schwanger ist. Aber scheinbar ist ihm das egal, sie muss ja auch damit zurechtkommen, dass er jetzt ein "Krüppel" ist. Offenbar gibt es noch tiefe Gefühle zwischen den beiden und man wünscht ihnen, dass sie es damit schaffen.Da hatte ich den Eindruck, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben. Sie sind sich irgendwie ausgeliefert, er ihr noch mehr als anders herum, denn was soll er ohne Beine denn allein anstellen? Was für eine Hoffnungslosigkeit.
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Hallo,
ich bin jetzt auch am Ende des 15. Kapitels angekommen.
Zitat
Original von Paradise Lost:
Und endlich findet Siggi den Mut einmal gegen seinen Vater aufzustehen und ihm offen ins Gesicht zu sagen: Was Du tust ist falsch, Du darfst das nicht mehr! Er spürt Haß auf seinen Vater. Allerdings geht er dann doch anstandslos mit ihm mit nach Bleekenwarf (vermutlich wegen Nansen) und beobachtet die Szene die der Polizeiposten jetzt über sich ergehen lassen muss. Der entartete Maler und seine perversen Bilder werden von den Besatzern gelobt und ausgezeichnet. Ärgert er sich? Ist es ihm peinlich? Oder denkt er sich nur "Ist ja klar, sind ja auch nur kranke Ausländer"? Ich denke ein bisschen was von allem, letzteres vermutlich auch um sein Weltbild im Gleichgewicht zu halten.Die von Dir genannte Sezene fand ich auch sehr interessant. Zum ersten Mal widerspricht Siggi seinem Vater. Das hat beim Lesen richtig gut getan. Die Szene habe ich wie eine kleine Befreiung empfunden.
Am Ende des 15. Kapitels habe ich deshalb eine Art von Knalleffekt erwartet, z.B. dass Siggi im Angesicht der Ausländer von der kurz zuvor stattgefundenen Verbrennung erzählt. Aber so weit kann er wohl nicht gehen.Ich fand in der Szene auch, dass der Maler im Nachtgewand halb liegend und kränkelnd deutlich mehr Würde ausgestrahlt hat als der pflichtbewusste Polizeiposten.
Übrigens: Mein Vater war fast gleich alt wie Siggi, nur 3 Tage älter als die Romanfigur.
LG, Frühlingsfee