Stilmittel, die mich wahnsinnig machen

  • Gaaaah – schon wieder hab ich ein Buch erwischt, das gleich drei (!) Ich-Erzählerinnen hat, die abwechselnd über Generationen hinweg eine Familiengeschichte erzählen.


    Ich hasse das.


    Es überfordert mich intellektuell, das ganze Beziehungsgefüge des Romanpersonals mit jedem Perspektivwechsel umzuwuchten. Allein, bis ich kapiert habe, ob nun Emmy, Lilly oder Jane gerade erzählt und in welchem Jahrzehnt wir uns befinden, vergeht bis zu einer halben Seite.


    Und dann muss ich erst spulen: Aha ... es erzählt Emmy. Für die ist X der Bruder, Y die Lebensgefährtin, Z. die Nichte. Für Lilly ist X der böse Vergewaltiger, Y die Lebensgefährtin und Z die Tochter. Und für Jane schließlich ist X der Vater und die zwei Weiber ihre Tanten.


    Kaum habe ich die buckliche Mischpoche sortiert, wechselt schon wieder die Perspektive.


    Das macht mich kirre.


    +++


    Womit ich auch meine Probleme habe: Mit nicht linear erzählten Romanen, bei denen ich immer das Gefühl habe, man habe die Geschichte ursprünglich von Anfang bis Schluss normal durchgeschrieben, dann die Manuskriptseiten einmal in die Luft geschmissen, aufgeklaubt und willkürlich wieder zusammengeheftet.


    Der einzige Roman, bei dem mir diese Erzählweise einleuchtete, war Toms „Radio Nights“. Da hatte ich den Eindruck, seinen Helden Don kennen zu lernen wie einen neuen Bekannten. Nach und nach kommen gesprächsweise bits und pieces aus seinem Leben zu Tage, und zum Schluss kann man sich ein Bild von dem Kerl und seinem Leben machen und weiß, wie er wurde, was er ist.


    +++


    Geht es auch so, dass ihr bei manchen Stilmitteln am liebsten den Roman gleich in die Ecke legen würdet?

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Kurze Sätze, die spannend sein sollen.


    Kommt bei Lycidas vor, an dem ich jetzt einen Monat sitze und grad mal die Hälfte habe.
    Der Erzählstil passt mir gar nicht. Abgehackte Sätze, gefühlskalte Protagonisten, ständige Wiederholungen....*ächz*...aber ich will es zumindest bis zum Ende schaffen. Die Folgebände werde ich dann lieber sein lassen. vielleicht irgendwann mal.

  • Welches Buch liest Du denn gerade?


    Ich habe mal ein Buch gesehen - ich glaube, es war von Susanna Tamaro - wunderschön gebunden und zum sensationellen Schnäppchenpreis von nur 1,99.


    Ich habe es aufgeklappt, gesehen daß im gesamten Buch das Wörtchen "und" stets durch ein "&" ersetzt war & habe das Buch wieder hingelegt. & weißt Du auch warum? In diesem Buch waren ganz viele &s zu finden & das ging mir auf den Wecker & hat mich irre genervt & echt vom Kauf abgehalten. Wenn Du verstehst, was ich meine. :grin


    Ich weiß nicht, ob das nun so richtig ein Stilmittel ist... aber wahnsinnig gemacht hat es mich. :schlaeger

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Mich nervt im Gegenteil noch öfter das fehlen jeglicher origineller Stilmittel.
    Ein linear erzähter Roman mit voraussehbaren Spannungsbogen. Stöhn!


    Ganz schlimm auch, wenn ein Autor besondere Stilmittel immer und immer wieder anwendet. Jedes Buch dasselbe. Was beim ersten mal Originell und einzigart war, ist es beim zehnten mal nicht mehr. :-(

  • Das & hab ich vor Jahrzehnten im Büchern von Edgar Allen Poe gesehen ... und mach es seither privat manchmal auch. :grin Aber in einem Fließtext hat das bei Lichte betrachtet nix zu suchen, das hemmt den Lesefluss.


    Das Buch mit den 3 Ich-Erzählerinnen, das ich derzeit lese heißt DIE FREMDE SCHWESTER. Die Autorin heißt Wendy K. Harris. Wieder mal ein Debutroman. Nichts Berauschendes. Aber jetzt kämpfe ich mich vollends durch, weil ich wissen will, was da nun genau abgelaufen ist - und von wem die Kinder alle sind.


    Und, ja, die abgehackte Sprache in LYCIDAS ging mir auch recht bald auf den Seiher. Das und die ständige Wiederholung bestimmter Redensarten. Kaum hatte ich das Buch zu Ende gelesen, habe ich es bei Booklooker vertickt.


    Originelle oder originell sein sollende Stilmittel schön und gut, man will sich als Autor ja abheben vom Einheitsbrei. Nur wenn das den Leser verwirrt oder nervt, dann hat das sein Ziel verfehlt.


    Ich habe eine Leserunde zu LYCIDAS verfolgt und gesehen, dass es eine ganz Reihe von Leuten gab, die von dieser abgehackten Sprache genervt waren. Wenn das in besonders hektischen, actionreichen Szenen eingesetzt wird, leuchtet mir das ja noch ein. Aber das war ein jenseits fetter Schmöker und las sich von vorn bis hinten so atemlos.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ich weiß nicht, ob das nun so richtig ein Stilmittel ist... aber wahnsinnig gemacht hat es mich. :schlaeger


    Du meine Güte, das würde ich keine drei Sätze lang aushalten. Das Buch würde ich auch nicht kaufen, da könnte die Inhaltsbeschreibung noch so vielversprechend sein.


    Ansonsten kann ich Herrn Palomar uneingeschränkt zustimmen.

  • Hmm, also ich fand die Sätze und die Wiederholungen in Lycidas und Folgebänden toll, mir hat das gefallen....


    Mir fällt jetzt auch kein Stilmittel ein, dass mich so sehr nervt, dass ich ein Buch deswegen weglegen würde.. hm....


  • Also ich LIEBE verschiedene Blickwinkel in einem Buch, die auch ruhig alle aus der Ich-Perspektive erzählen dürfen, für mich ist das eine Möglichkeit, die Geschichte rundum erleben zu dürfen.


    Aber es gibt natürlich auch Stilmittel, die mich wahnsinnig machen, z.B. wenn Dialekte so geschrieben werden, wie sie gesprochen werden und sich dadurch grammatikalische Krämpfe ergeben, ist mir so bei Wolf Haas gegangen, der in jedem dritten Satz schreibt: "der, wo..." :bonk

  • Nachdem meine damalige Deutsch-Professorin (die ich sehr mochte) immer so von Thomas Bernhard geschwärmt hatte, wollte ich auch einmal ein Buch von ihm lesen.
    Meine Mutter hat mir dann von ihm "Auslöschung. Ein Zerfall" gekauft. Das Buch hat keinen einzigen Absatz! Da ist alles in einer Wurst durchgeschrieben.
    Nach ein paar Seiten habe ich das Buch zur Seite gelegt, ich konnte das einfach nicht lesen.


    lg,
    Eva

    Tu nichts, was du nicht ungeschehen machen kannst, ohne zu überlegen, was du nicht mehr tun kannst, nachdem du es getan hast. (R. Hobb)

  • Autoren, die keine Anführungszeichen verwenden, sondern Bindestriche für die wörtliche Rede. So gesehen in Selim Özdogans "Die Tochter des Schmieds"


    Zitat

    - Gül, sagte er. Und wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Ermin
    - Es wird kein Junge.


    Für mich liest sich das nicht wie ein Gespäch, sondern wie Gedankenübertragung, so wie sie manchmal in Fantasy-Romanen zwischen Drachen und Menschen dargestellt wird.


    Ich mein, wozu wurden die Anführungszeichen erfunden, wenn sie dann nicht verwendet werden. :fetch


    Unlesbar für mich, das Buch.

  • @ Delphin


    :write


    deshalb liegen bei mir auch noch so viele Bücher in französischer und spanischer Sprache auf den div. SUBs... :grin
    Klar, dort macht man's so - aber ich krieg dabei irgendwie einen Krampf im Hirn... :-(
    Und im Deutschen muss das echt nicht sein!


    Was ich früher ganz nett fand, heute ganz furchtbar, weil schon völlig ausgelutscht - folgendes Szenario: Frau kauft sich ein Haus, merkwürdige Dinge geschehen, und sie wandelt auf den Spuren einer anderen Frau, die Jahrhunderte zuvor in eben diesem Haus gelebt hat und ermordet worde ist oder solches Zeugs... :fetch
    Generell: Zeitreisen (exkl. Niffenegger, natürlich :-] ).

  • Zitat

    Original von Kim_Meridian
    Hmm, also ich fand die Sätze und die Wiederholungen in Lycidas und Folgebänden toll, mir hat das gefallen....


    Echt? Ich muss mich wirklich durchquälen...so ein mist. außerdem finde ich dass der autor auch mit der hälfte des umfangs ausgekommen wäre...*soifz*

  • Ich mag es auch nicht, wenn ein Autor bei der wörtlichen Rede auf Anführungszeichen verzichtet. Wenn ich noch in der Buchhandlung feststelle, dass die Anführungszeichen fehlen, kaufe ich das Buch meistens nicht. Mir fällt auch spontan nur ein Buch ein, bei dem mich die fehlenden Anführungszeichen rein gar nicht gestört haben: "Wie der Soldat das Grammofon repariert" von Sasa Stanisic. Der Stil dieses Buches ist sowieso sehr experimentiell, sehr gewagt und sehr gelungen. :-)

  • Ich HASSE den Verzicht auf Anführungszeichen ebenfalls. Die Tochter des Schmied hat mir dennoch gefallen, aber genervt hat mich dieses Stilmittel schon.


    Texte ohne Absätze regen mich ja schon hier im Forum auf. Wenn ich da so einen dicken Textbatzen ohne jedweden Absatz serviert bekomme und das Teil auch noch ewig lang ist - dann lese ich den Beitrag oft gar nicht. Sicher verpasse ich dadurch gegelentlich auch mal einen guten Beitrag. Aber ich mag mich nicht durch so ein unübersichtliches Dingens durchgraben. *zickig bin*

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Absätze ist auch ein gutes Stichwort, das hat mich bei "Die Wand" sehr gestört. Das ist ein langer Bericht ohne Kapitel und ohne richtige Absätze. Wenigstens gibt es regelmäßig Zeilenumbrüche, so dass es wengistens etwas gegliedert aussieht. Dieses Stilmittel passt zwar zum Buch, genervt hat es aber trotzdem. Ich mag es generell gar nicht, wenn ein Buch nicht in Kapitel unterteilt ist oder wenn ein Kapitel zu lang ist. Zu abgehackt sollte es natürlich auch nicht sein, aber Kapitel die sich über hundert Seiten dahinziehen gehen mir furchtbar auf die Nerven. Ich lege ein Buch nunmal am liebsten am Kapitelende zur Seite.


    Hm, vielleicht sollte ich mich noch vor der Leserunde (Die Deutschstunde) drücken, geblättert habe ich nämlich schon. Teilweise lange Kapitel und keine Anführungszeichen bei wörtlicher Rede ... :help

  • Zitat

    Hmm, also ich fand die Sätze und die Wiederholungen in Lycidas und Folgebänden toll, mir hat das gefallen....


    Oh ja, das habe ich auch geliebt - aber auch nur, weil es trotzdem nicht zu viel war!!!


    Herrlich, wie Marzi mit den Worten spielt, ich liebe seine Sprache... Malfuria liegt schon auf dem SuB, abe jetzt müssen erstmal die Leserundenbücher her

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von Nikana
    Ich mag es auch nicht, wenn ein Autor bei der wörtlichen Rede auf Anführungszeichen verzichtet.


    Das mochte ich auch nie und war für mich im Vornherein schon ein Grund, ein Buch nicht zu lesen.
    Bis ich "Die Stadt der Blinden" gelesen habe. Es dauerte zwar eine Weile, bis ich mich eingelesen hatte, aber nach einer Weile hat es mich überhaupt nicht mehr gestört. Überraschenderweise las es sich dann sogar recht flüssig.


    Viel schlimmer finde ich auch Texte, die ohne Absätze geschrieben sind. Ganz übel fand ich es bei Jean Rouaud "Der Porzellanladen". An sich hätte mir das Buch gut gefallen, aber bei Sätzen, die teilweise über eine Seite hinausgehen und seitenweise kein Absatz kommt, war ich einfach nur genervt. Mich ermüden solche Texte und ich verliere das Interesse weiterzulesen.


    Viele Grüße
    Shirat

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • In letzter Zeit kommt das Stilmittel des leeren Blattes in Mode. Ein kapitel besteht aus einem Satz oder zweien, abgedruckt auf einer sonst unbedruckten Seite. Ich kann das nicht ab.