Stilmittel, die mich wahnsinnig machen

  • Zitat

    Original von beowulf
    In letzter Zeit kommt das Stilmittel des leeren Blattes in Mode. Ein kapitel besteht aus einem Satz oder zweien, abgedruckt auf einer sonst unbedruckten Seite. Ich kann das nicht ab.


    Bei "New Moon" (Biss zur Mittagsstunde) fand ich das toll. Da hat die Hauptfigur Liebeskummer und die folgenden Monate ziehen nur leer an ihr vorbei, was die Autorin damit ausdrückt, dass es drei oder vier Kapitel gibt, die nur den Monatsnamen als Überschrift haben. Also, man blättert und dann steht da nur.


    Oktober
    November
    Dezember
    Januar


    Und dann geht das Leben weiter.


    Aber mehr als einmal darf man das nicht verwenden.

  • ..und warum braucht die Phantasie des Lesers dafür dann vier Seiten (wenn dem so ist)


    Reicht eine halbe Seite mit Abstand von zwei Zeilen zwischen den Worten nicht aus um das gleiche auszusagen- aber der Leser muß noch was denken beim Lesen?

  • Zitat

    Original von Nicole
    Was ich früher ganz nett fand, heute ganz furchtbar, weil schon völlig ausgelutscht - folgendes Szenario: Frau kauft sich ein Haus, merkwürdige Dinge geschehen, und sie wandelt auf den Spuren einer anderen Frau, die Jahrhunderte zuvor in eben diesem Haus gelebt hat und ermordet worde ist oder solches Zeugs... :fetch


    Dann hab ich das richtige Buch für Dich (Originaltitel: "The secret history of the pink carnation"):


    Zitat

    Romantische Helden gehören definitiv der Vergangenheit an – davon ist die junge amerikanische Historikerin Eloise Kelly fest überzeugt. Bis sie Sir Colin Selwick begegnet: sehr attraktiv, aber auch steif und very british. Eigentlich kein Problem für Eloise. Bis er sie mit höchst überraschenden Mitteln daran zu hindern versucht, das letzte große Geheimnis seiner adeligen Familie zu lüften: die wahre Identität des berühmten Gentleman-Spions mit dem Decknamen »Rosarote Nelke«. Denn in den Briefen seines Vorfahren aus dem 18. Jahrhundert könnte sie entdecken, was bisher niemand ahnt – eine höchst skandalöse Liebesaffäre …


    Eine turbulente, humorvolle Liebesgeschichte zwischen einem sehr britischen Gentleman und einer hinreißend chaotischen Amerikanerin!


    1. Kapitel: Gegenwart, Amerikanierin trifft britischen Gentleman und findet Manuskript aus dem 18. Jhd. und beginnt zu lesen.


    Viele Kapitel: Das Manuskript, aber nicht geschrieben wie zum Beispiel ein Tagebuch oder in Briefen wie der Klappentext suggeriert, sondern einfach von einem allwissenden Erzähler erzählt.


    Letzes Kapitel: Amerikanerin beendet das Manuskript. Ich glaub, die "turbulente Liebesgeschichte" zwischen der Amerikanerin und dem britischen Gentleman machen ca. 20 Seiten des Buches aus.


    :pille
    .

  • Bei "New Moon" finde ich das nachvollziehbar, dass es so gemacht wurde.
    Ansonsten hab ich das nur bei "Evil" von Jack Ketchum gesehen und auch dort fand ich es gut. Nunja.


    Das mit den fehlenden Absätzen bzw. Kapiteln kann ich unterschreiben, das mit den fehlenden Anführungszeichen eigentlich auch. Ich hoffe aber, dass ich mich dran gewöhnen kann, denn ich lese gerade "Die Stadt der Blinden".

    Nun, Junge, willst du wirklich lernen und die tiefsten Geheimnisse von Raum und Zeit in Erfahrung bringen?
    »Ja, Herr. Ich glaube schon, Herr.«
    Gut. Der Stall befindet sich hinter dem Haus, und die Schaufel hängt direkt neben der Tür.

  • Ich mag es nicht, wenn ein Kapitel so irre lang ist, dass man nicht sagen kann - wenn man müde ist oder so - dass man nur noch mal eben das Kapitel zu Ende liest.


    Ich lese gerade "Das unendliche Licht" von Thomas Finn (ja, diesmal für die Leserunde schon vor, damit ich nicht wieder Monate nach allen anderen fertig bin ;-) ) und find es total toll, dass die Kapitel so kurz sind.


    Ein & hab ich noch nie gesehen in einem Buch.... Höchst seltsam :gruebel


    Ich mag es aber dagegen, ein Buch aus vielen verschiedenen Perspektiven zu lesen. Und in verschiedenen Zeiten. So, dass man dauernd überlegen muss, in welcher Zeit man gerade ist und wer derjenige ist, der gerade erzählt....
    Ein bischen denken will ich beim Lesen ja auch... :-]


    Hm - Brief- und Tagebuchform..... Wenn es nicht überwiegt ist es ok.... Aber wenn das ganze Buch daraus besteht, bin ich mir nicht so sicher, ob ich es mag oder nicht...


    Lieder oder Gedichte in Büchern find ich grauenhaft. Ich mag Gedichte nicht. Ich will eine Geschichte lesen und mir nicht eine Melodie zu dem Lied vorstellen müssen...

  • Fehlende Anführungszeichen stören mich nicht: Ich lese viel auf Russisch, dort gibt es die nicht. Bisher habe ich nur ein deutschsprachiges Buch in der Hand gehabt, bei denen die Anführungszeichen fehlten ("Ulysses"), welches ich abbrach - nicht wegen dieses Stilmittels.


    Lieder und Gedichte in einem Buch stören mich auch nicht, sie dürfen dann aber auch nicht fremdsprachlich sein.


    Wechselnde Perspektiven tun einem Buch gut, na ja, jedenfalls den meisten ;-) , wenn allerdings jede Figur ein Ich-Erzähler ist, ist das Buch bei mir gleich unten durch.


    Und - ganz wichtig für mich - die Geschichte muss linear erzählt sein. Ein Herumgespringe zwischen verschiedenen Zeiten kann ich absolut nicht ab. Ein ganz übles Beispiel dafür ist "Die gebundenen Füße" von Kathryn Harrison.


    ***
    Aeria


    /edit
    Tippfehler

  • Romane, die in Gegenwartsform geschrieben sind, sind für mich jedesmal auf's Neue gewöhnungsbedürftig. Allerdings ertrage ich dem Fall nur Ich-Erzähler, alles was in der dritten Person und Präsens geschrieben ist, habe ich immer sehr bald beiseite gelegt.


    Von den bereits erwähnten Stilmitteln mag ich es auch nicht, wenn Bücher elendig lange Absätze und Kapitel haben, ich brauche die kleinen Pausen zwischendurch.
    "&" statt "und" habe ich noch nie gesehen, aber anhand Batcats Beispiel würde ich auch vermuten, dass mich das ziemlich nerven würde.


    An Gedankenstriche statt Anführungszeichen (oder gar fehlende) bei wörtlicher Rede kann ich mich in deutschen Büchern nicht bewusst erinnern, aber in spanischen natürlich. (Ob es daran lag, dass ich so ungern auf spanisch gelesen habe? :gruebel Wohl eher nicht... ;-))
    In Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann sind ja alle Dialoge vollständig in indirekter Rede geschrieben. Das fand ich richtig gut. Ob ich das allerdings ständig lesen möchte, bezweifel ich, das muss schon passen.


    Bücher, die ausschließlich in Brief- oder E-Mail-Form geschrieben sind, gefallen mir durchaus. Die, an die ich mich erinnern kann, fand ich alle gut, und die Briefform hat mich keinesfalls genervt :-)

  • Zitat

    Original von chaosmausi
    Romane, die in Gegenwartsform geschrieben sind, sind für mich jedesmal auf's Neue gewöhnungsbedürftig.


    Mag ich auch nicht besonders, aber es kommt natürlich auf das Buch an. Als ich neulich "Sag's nicht weiter, Liebling" von Sophie Kinsella las, habe ich erst im letzten Drittel festgestellt, dass es im Präsens geschrieben ist.


    ***
    Aeria

  • Das passt nicht unbedingt hierher, aber Großdruck macht mich wahnsinnig!
    Ich habe mal ausversehen ein Buch in Großdruck bestellt, und obwohl es mir eigentlich gut gefallen hat, fiel mir das Lesen unglaublich schwer

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Schlecht verwendete. Es kommt immer darauf an, ob der Schreiberling damit umgehen kann.


    Normal mag ich es nicht, wenn ein Text keine Absätze hat. Bei Thomas Bernhard hat es mich überhaupt nicht gestört, da ist es mir auch erst sehr spät aufgefallen, wie ich einmal zum unterbrechen auf einen Absatz gewartet habe und feststellen musste, dass keienr kommen wird.


    Eine grammatikalisch nicht korrekte Schreibweise kann furchtbar nervig sein, bei Wolf Haas liest es sich grandios.


    Generell stören mich aber Layoutmaßnahmen, wie keine Anführungszeichen oder ein & Buch wäre auch nichts für mich.


    Anstrengend zu lesen finde ich oft Bücher, die sehr lange Kapitel haben, da ich Leseunterbrechungen gern an Kapitelenden mache.

  • Ich kann inderekte Rede, und genau wie Alex, Briefform, ellenlange Gedichte oder Liedtexte nicht ab.
    Zeitsprünge sind oft sehr interessant, deshalb wehre ich mich nicht dagegen.
    Fehlende Absätze oder Kapitelaufteilungen....*aaargh* -
    das geht nur bei dünnen Büchlein, die ich in 2 Stündchen ausgelesen hätte.

  • Wenn kursive Schreibweise inflationär genutzt wird, um Dinge hervorzuheben, zum Beispiel die Betonung einzelner Worte, dann nervt mich das. Ebenso wie ständiges Enden von Sätzen mit "...".


    Düsterer Vorahnungen hasse ich auch. Sowas wie: "Sie konnte noch nicht wissen, dass dies der größte Fehler ihres Lebens sein sollte." Und das dann auf jeder dritten Seite. :rolleyes

  • In Biografien sind Fussnoten (ob die auch wirklich so heissen, bin mir grad ziemlich unsicher) eigentlich fast unvermeidlich...Die werden ja mit fortlaufenden Zahlen angezeigt....die man dann im Anhang nachlesen kann...


    ...aber wenn dann der Anhang mit den Fussnoten fast mehr Seiten benötigt als die eigentl. Biografie, dann stinkt mir das schon gewaltig....da blättert man mehr hin und her als dass man liest... :fetch

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)