398 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Still Water
Aus dem Englischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
Verlag: Ullstein Verlag, München, 2003
ISBN-10: 3-548-25547-7
ISBN-13: 978-3-548-25547-7
Klappentext
Englischer Originaltitel: Still Water (Übersetzt von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann)
St. George - eine kleine Fischerinsel vor der Küste von Maine. Der erfolgreiche Bostoner Staatsanwalt Matt ist als Anwalt auf die Insel seiner Kindheit zurückgekehrt, um sich mit seiner Vergangenheit auszusöhnen. Doch schon bald erliegt er dem verhaltenen Charme der Hummerfischerin Ella, einer starken und eigensinnigen Frau, die ein dunkles Geheimnis in sich zu tragen scheint.
Unterdessen tobt auf St. George der Wahlkampf für das Bürgermeisteramt. Ella, die für den Erhalt des traditionellen Fischfangs kämpft, tritt gegen den skrupellosen Howard an, der für eine schonungslose Modernisierung steht. Zunächst scheint Ella die Inselbewohner auf ihrer Seite zu haben - doch dann verschwindet nach einem handfesten Streit mit Ella Howards Gefolgsmann Bryan und plötzlich steht die Fischerin unter Mordverdacht. Matt tut alles, um Ella zu helfen, doch sie zieht sich immer mehr von ihm zurück. Als ein Schwarm Thunfische vor St. George auftaucht und einige Fischer über Nacht reich macht, bricht auf der Insel eine Goldgräberstimmung aus, die die Inselbewohner unversehens entzweit: Freunde werden über Nacht zu Feinden und auch die friedlichen schwarz-weißen Orcas, Freunde der Fischer, sind vor der Habgier der Menschen nicht mehr sicher...
Zum Autor
Stuart Harrison wurde 1958 in Northampton, England, geboren und wanderte mit Anfang zwanzig nach Neuseeland aus. Nach einer erfolgreichen Marketingkarriere und der Gründung eines eigenen Unternehmens wandte er sich dem Schreiben zu. Sein erster Roman „Der Schneefalke“ (Rezension Hier) wurde in 13 Sprachen übersetzt und weltweit ein großer Erfolg. Laut seiner Homepage (Hier der Link zur Autorenhomepage, englisch) lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern wieder in Neuseeland, wo er derzeit an einem neuen Buch arbeitet.
Meine Meinung
Nachdem mich der „Schneefalke“ begeistert hatte, wollte ich mehr von diesem Autor lesen - und wurde nicht enttäuscht. Wie schon im „Schneefalken“ gelingt es Harrison auch hier, eine ganz eigene Stimmung aufzubauen, so daß man sich gleich mitten in die Handlung hineinversetzt fühlt. Personen wie Orte konnte ich mir gut vorstellen - ich meine fast, die Bucht, in der der Wal gestrandet ist, selbst gesehen und besucht zu haben.
Die Handlung, die anfangs doch so einfach erscheint, entpuppt sich jedoch immer wieder als alles andere als geradlinig. Es paßt alles zusammen, um Ella als Mörderin anzusehen - aber irgendwie eben doch nicht; und das nicht nur, weil sich zwischen Ella und Matt eine Beziehung entwickelt. Kaum wurde eine Spur weiterverfolgt und geklärt, sieht das ganze Bild schon wieder anders aus. Die Teile passen nicht zusammen und ich selbst (der eh nicht so gut im mitraten ist) wußte zeitweise überhaupt nicht mehr, wo das ganze hinführen soll. Erst zum Ende des Buches fügt sich alles zusammen, schließt sich der Kreis und ergibt plötzlich ein sinnvolles Ganzes. Der Schein trügt bisweilen eben gewaltig, und nichts muß so sein, wie es scheint. Frei nach Einstein ist letztlich eben alles relativ: Schuld und Unschuld, Vergangenheit und Gegenwart, alles hängt zusammen und nichts ist irgendwie eindeutig „schwarz“ oder „weiß“, wie sich das der Matt sein ganzes Leben lang vorgemacht hatte. Will man das ganze Leben (jedes ganze Leben) durch Gesetze und Vorschriften regeln, in „schwarz“ und „weiß“, „gut“ und „böse“ einteilen, muß man sich die Welt passend zurechtbiegen, man wird scheitern - oder man findet eben einen dritten Weg, in dem das eine untrennbar mit dem anderen zusammenhängt.
Der (deutsche) Titel des Buches kommt von den geschickt an Schlüsselstellen in die Handlung verwobenen Orcas, die im Gefolge der Thunfische den Ozean durchpflügen, weil diese ihre Jagdbeute sind. Daß ihnen, nicht zuletzt bedingt durch den - höflich ausgedrückt - „Futterneid“ bestimmter Menschen eine wichtige Funktion im Geschehen zufällt, sei nur am Rande erwähnt. Und an dieser Stelle auch der Hinweis, daß der Autor wieder gut recherchiert hat (nehme ich einfach mal an). Das Jagdverhalten der Orcas wird sehr plastisch beschrieben - aus der Sicht der Orcas. Und die jagen nicht unbedingt so, wie Tierschützer sich das vorstellen würden.
Ich persönlich finde den englischen Originaltitel „Still Water“ treffender. Wenn ich das falsch sehe, möge man mich bitte verbessern. Aber in „Still Water“ klingt für mich zum einen die Tiefe des Ozeans, zum anderen auch Tiefe im Sinne des Sprichwortes „Stille Wasser sind tief“ an. Und es sind letztlich diese beiden Aspekte, um die sich das ganze Buch dreht.
Abschließend noch die Anmerkung, daß ich das Buch erst auf deutsch und dann im englischen Original gelesen habe, da in der Originalsprache bisweilen die "Stimmung" besser rüberkommt als in einer Übersetzung.
Edit. Inhaltlich nichts verändert, aber fehlende bibliographische Angaben ergänzt.
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