"Im Krebsgang" gelesen?

  • Hallo liebe Büchereulen,


    ich hätte gern gewusst, ob Ihr das Buch von Grass schon gelesen habt und wie es Euch gefallen hat?


    Ich muss sagen, ich habe angefangen, bin aber nicht wirklich reingekommen. ich finde es sehr schwer überhaupt einen Faden zu finden. Mir ist auch der Sinn des Buches nicht so recht klar.


    Wie liest man solche Bücher, die ja irgendwas haben müssen - schließlich hat man viel von gehört? Gibt es da Sekundärliteratur, die vielleicht weiterhilft?



    *gespannt bin*
    Queedin

  • Wie man mit Erstaunen feststellen muß, gibt es zu diesm Buch keine Rezi- es war zur Zeit seines Erscheinens mstritten, da das Thema Wilhelm Gustloff nicht tabufrei ist/war. Diese Besonderheit musst du bei der Bewertung berücksichtigen. Den Tabubruch durfte nur ein Grass machen- von dessen Problemen mit der Farbenlehre damals ja noch keinr wusste. Ich fand das Buch für einen Grass eher gut zu lesen. Es sind am Anfang halt zwei Fäden, die finden aber schon noch zusammen.

  • Ich finde das Buch - wie alles vom G. Grass - einfach gut. Sicher kommt es nicht an seine Meisterwerke heran, aber auch ein begnadeter Schriftsteller kann nicht nur highlights produzieren.
    Wenn es dir nicht so gefällt, würde ich mir darüber keine Sorgen machen und mich nicht mit irgendwelcher Sekundärliteratur stressen. Es gibt halt Autoren, zu denen findet man trotz aller Berühmtheit keinen Zugang.
    (Mir geht es z. B. mit J. Irving so. Ich kann mich trotz allen Bemühens über seine Texte nur ärgern, während eine Freundin von mir alles von ihm verschlingt und seinen Stil einfach toll findet.)
    Wie viele Bücher werden nicht von der Kritik hochgelobt, sodaß man selber schon fast ein schlechtes Gewissen hat, wenn man sie dann doch nicht so gut findet. Da lass ich mich aber überhaupt nicht mehr verunsichern, und ich würde sagen, du darfst in zensurlosen Zeiten auch behaupten, dass der G. Grass ganz einfach nicht dein Fall ist.
    Herzlich, Sylli.

  • Zitat

    beowulf
    es war zur Zeit seines Erscheinens mstritten, da das Thema Wilhelm Gustloff nicht tabufrei ist/war. ...


    Äh, hm, drum hatte ich mir das Buch seinerzeit trotz der Autorschaft von Grass gekauft, aber dann ist es halt doch ungelesen im Regal gelandet. (Darf man das überhaupt sagen? Aber Grass ist nicht so mein Fall.) Allerdings habe ich mich erst jetzt erstmals im Leben mit einem „Dritten-Reich-Thema“ befaßt, (d. h. das Buch „Die Flucht“ gelesen, nachdem ich den Film zwar aufgenommen, aber noch immer nicht gesehen habe), worin es um ein ähnliches Thema ging. Die Erwähnung hier und beowulfs Anregung lassen mich das Buch aus dem Regal holen und in den SuB stecken.


    Zitat

    beowulf
    Ich fand das Buch für einen Grass eher gut zu lesen.


    Oh je, das läßt ja schlimmes (bzw. „Leseanstrengung“) befürchten ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hallo Sylli :wave


    nein, verunsichern lasse ich mich auch nicht. aber ich habe festgestellt, dass hier sehr ehrliche Leute unterwegs sind, die sich von Kritikern wenig beeinflussen lassen, sondern sich ihre eigene Meinung bilden (Lob an's Forum!). Daher interessiert mich ehrlich, was ihr denkt und wie ihr so ein Buch lest.
    Das es mir nicht liegt - naja, da stehe ich eigentlich drüber :-)


    John Irving finde ich auch zwiespältig. "Gottes Werk und Teufels Beitrag" hat mir zB ungemein gut gefallen. Definitiv eins meiner Lieblingsbücher! Das "Hotel New Hampshire" dagegen hat mir nicht so gefallen - ich fand es streckenweise recht öd und weniger kraftvoll.


    liebe Grüße
    Queedin

  • Ein Tabubruch war "Im Krebsgang" ganz sicher nicht. Günter Grass hat lediglich ein Thema an die Stelle geschoben, wo es hingehörte. Andere haben das auch versucht, hatten aber halt nicht das Standing eines Günter Grass.


    Günter Grass hat in diesem Buch zudem nicht den Fehler begangen und Schuld mit Schuld verglichen, hat nicht aufgerechnet; vielmehr hat er Schuld hier auch aus der Sicht des Besiegten dargestellt und deutlich gemacht, dass Schuld immer verwerflich ist, egal ob sie auf der Seite des Siegers oder auf der Seite des Besiegten entstanden ist.


    Leider, leider wird Grass momentan fast nur noch auf seine SS-Vergangenheit reduziert, die er im übrigen eigentlich nie verschwiegen hatte - auch 1963 sprach er noch eben über diese Vergangenheit.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ein Tabubruch war "Im Krebsgang" ganz sicher nicht. Günter Grass hat lediglich ein Thema an die Stelle geschoben, wo es hingehörte. Andere haben das auch versucht, hatten aber halt nicht das Standing eines Günter Grass.


    Dann sei doch bitte so gut und nene mir ein nenneswertes Buch vor "Im Krebsgang", das sich mit Flucht und Vertreibung und dem Untergang der Gustloff beschäftigt hat. Dabei meine ich bitte nichts von der Bestsellerliste der Nationalzeitung (ganz davon ab, das du die sicherlich sowenig kennen wirst wie ich :grin). Vor Grass wurde jedes Buch zu diesem Theam von der Kritik in der Luft verrissen, bei Grass traute sich das dann keiner mehr. Ein film wie "Die Flucht" wurde durch Grass (zumindestens für den jetzigen Zeitpunkt) erst ermöglicht. (Meine bescheiden Meinung).

  • Zitat

    Original von beowulf


    Dann sei doch bitte so gut und nene mir ein nenneswertes Buch vor "Im Krebsgang", das sich mit Flucht und Vertreibung und dem Untergang der Gustloff beschäftigt hat. Dabei meine ich bitte nichts von der Bestsellerliste der Nationalzeitung (ganz davon ab, das du die sicherlich sowenig kennen wirst wie ich :grin). Vor Grass wurde jedes Buch zu diesem Theam von der Kritik in der Luft verrissen, bei Grass traute sich das dann keiner mehr. Ein film wie "Die Flucht" wurde durch Grass (zumindestens für den jetzigen Zeitpunkt) erst ermöglicht. (Meine bescheiden Meinung).


    Auf die Schnelle sind mir zwei Bücher eingefallen - ich werde aber nachher zuhause nochmal nachschauen, weil einige Bücher heute halt nicht mehr erhältlich sind:


    Christian Graf von Krockow
    Die Stunde der Frauen
    ISBN 3423300148


    Alexander von Dohna-Schlobitten
    Erinnerungen eines alten Ostpreußen

    ISBN 3572012260


    Und dann eben noch dieser Film:


    Nacht fiel über Gotenhafen
    mit Sonja Ziemann......


    Mir hat dieser Film nicht unbedingt gefallen, aber soweit ich mich erinnern kann war sein Erfolg in den deutschen Kinos schon beträchtlich....



    Mit der Nationalzeitung hast du übrigens Recht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.