Alle sterben, auch die Löffelstöre - Kathrin Aehnlich

  • Die Rezis hier sind wirklich beeindruckend. Ich hab dazu auch eine Rezi im Radio gehört - da wird es auch sehr gelobt.


    Es sind immer wieder die Löffelstöre, die mir an dem Buch auffallen... Nur geb ich zu, ich hätte bei dem Titel ein anderes Buch erwartet. Ich assoziíere da eher ein Milieu beim NaBu oder ähnlichen Gruppen, bei dem die gute Idee des Umweltschutzes irgendwann wegen einem Bauwerk weichen muss oder so...
    Oder ich erwarte eine Satire auf dieses Milieu bzw. diese mit sanfter weicher Stimme und ganz ruhigen Bildern gemachten Öku-Natur-Fernsehdokumentationen über irgendwelche Viehcher, die plötzlich den Mittelpunkt des bedeutenden Ökosystems An der alten Brache im Mittleren Erbsetal darstellen, und wo der Name solcher Viehcher sowohl von der Häufigkeit als auch von der Stimmfärbung genauso genannt wird, wie der Name von Verstorbenen in einer Trauerrede ...


    Nu gut ... das Buch scheint etwas anderes zu sein ... Danke Magali, Du hast mir jedenfalls die Grundaversion gegen die Löffelviehcher genommen ... Ich werds wohl auch mal bestellen und lesen ...

  • Das Buch habe ich vor kurzem gelesen - es ist wirklich wunderbar! :-)


    einfühlsam, kein bisschen kitschig.
    Man kann es wirklich nur empfehlen. :fingerhoch


    Liebe Grüße
    Conor

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Das Buch ist derzeit von Tauschticket aus zu mir unterwegs. Schon nach dem Reinlesen im Buchhandel wollte ich es supergerne lesen, aber Ihr macht einem noch mehr den Mund wässrig mit all den positiven Meinungen. :wave

  • Kathrin Aehnlich erzählt die Geschichte von Paul und Skarlet. Beide sind zusammen aufgewachsen und ihre Lebensläufe berühren sich immer wieder. Kurz vor Ende des Jahres erhält Skarlet einen Brief von Paul, in welchem der sie bittet, seine Grabrede zu halten. Skarlet beginnt sich erinnern.


    Nicht nur Skarlet erinnert sich, offenbar erinnert sich auch Kathrin Aehnlich. Die Zeiten des Mauerfalls werden wieder lebendig und auch die Zeit davor wird nicht ausgelassen, denn schließlich verbrachten Skarlet und Paul ihre Kindheit in der damaligen DDR.


    Aehnlich wandert auf einem schmalen Grat. Es fehlt nicht viel, und man hätte dieses Buch in das Regal für „Betroffenheitsprosa“ packen können, aber sie schafft es immer wieder die Kurve zu kriegen. Dadurch bleiben aber die Dinge aber oftmals eben auch nur an der Oberfläche, weil sie es nicht vermochte ihnen die erforderliche Tiefe zu geben, entstanden wahrscheinlich aus der Befürchtung, zuviel Tiefe könnte ihr als Gefühlsduselei ausgelegt werden. Die Süddeutsche Zeitung meinte, es sei „eine souveräne Erzählung mit viel Humor“. Wo dieser „viele Humor“ sich aber in diesem Buch versteckt, das mag das ureigene Geheimnis der Süddeutschen Zeitung sein.


    Ein Buch für angenehme Lesestunden, kein Buch aber mit einem größeren Nachhall. Sicher anspruchsvollere Unterhaltung, über dem Durchschnitt liegend – mehr aber auch nicht. Kathrin Aehnlich hat sich auf einen Zug geschwungen, der fast ohne sie weitergefahren wäre, eines der vielen Bücher, die auf die eine oder andere Art die persönliche „DDR-Erfahrung“ verarbeiten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von magali


    Es gäbe ein paar Einwände, so z.B. der Schluß, aber wenn man näher darüber nachdenkt, und genau das soll man bei diesem Buch, dann könnte es doch stimmen. Schließlich ist die Welt klein. Jedenfalls nicht größer als Freundschaft oder Erinnerung.


    Und irgendwie war er auch gar nicht so überraschend, der Schluß. :grin
    Schliesslich tauchte der Name dermassen oft auf, dass ich die ganze Zeit gedacht habe, da muss noch was kommen.


    Ansonsten hat mir das Buch gut gefallen, wirklich gut.
    Übermässig humorvoll fand ich es allerdings nicht, umso mehr aber immer wieder sehr traurig und deprimierend.
    Sprachlich hat es mich überzeugt, es war sehr schön zu lesen und niemals langweilig.


    Ich gebe dem Buch 9 von 10 Punkten. :-)

  • Meine Meinung:


    Eine Ode an die Freundschaft


    Dass eine Freundschaft aus Kindheitstagen weit bis ins Erwachsenenalter Bestand hat, zeigt uns Kathrin Aehnlich in diesem Buch, in welchem sie die Geschichte von Paul und Skarlet erzählt. Als Paul stirbt, beginnt die Erzählung dieser wunderbaren Freundschaft.


    Immer wieder wandert die Autorin zwischen der Vergangenheit, in der wir das Kennenlernen und die Freundschaft der beiden Protagonisten beobachten dürfen, und der gegenwärtlichen Trauer um Paul hin und her.


    Locker und leicht erzählt Kathrin Aehnlich von den Problemen in der Kindheit, den gemeinsamen Vorlieben, den Neckereien und Erlebnissen von Paul und Skarlet. Nie vergißt man allerdings beim Lesen, dass Paul bereits verstorben ist und so liest man die ab und zu sehr zum schmunzeln bringenden Anekdoten doch auch immer mit etwas Melancholie im Herzen.


    Mit einer Leichtigkeit, Worte in Freundschaft zu verwandeln, hat die Autorin es geschafft, dass selbst dem Leser ein Gefühl der Freundschaft ins Herz wandert. Am Ende nimmt die Melancholie dann Überhand und ich glaube, es gibt kaum einen Leser, der nicht zum Taschentuch greifen müßte.


    Eine wunderbare Geschichte über die Freundschaft, die tatsächlich mit dem Gedanken endet, dass alle sterben. Auch die Löffelstöre.

  • Durch Stöbern in diesem Forum bin ich auf dieses Buch gestoßen.
    Lustigerweise teilte mir mein jüngerer Bruder, der jetzt in die 10. Klasse auf der Realschule kommt, mit, dass dieses Buch seine Prüfungslektüre sein wird.


    Habs mir dann gleich geschnappt und bin schon nach den ersten 20 Seiten total begeistert =)


    Ich weiß noch nicht wie es weitergeht, aber schon jetzt bin ich begeistert, wie die Autorin es schafft, ein so ernstes Thema mit einer Prise schwarzem Humor, der aber auf keinen Fall albern wirkt, sondern viel eher etwas...ja...fast schon Liebenswertes hat, umzusetzen.


    Ich kann es kaum erwarten weiterzulesen und werde dann mein endgültiges Urteil abgeben! :wave

  • Wie wär's denn mit dem hier? :gruebel

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Im Januar 09 erscheint es bei Piper. Mit einem schöneren Cover :grin

    Nachdem es das Buch jetzt schon als TB gibt, glaube ich kaum, dass ich länger wiederstehen kann. Es juckt mich in den Fingern.

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Bubo bubo, Du wirst lachen - aber ich finde doch glatt das ursprüngliche Cover schöner, so eigenartig es auch ist. Aber es hat was aussagekräftiges an sich.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zumal das erste Cover Michael Fischer-Art entworfen hat (der Künstler, der auch im Buch vorkommt), der auch den etwas extravaganten Grabstein von "Schang-Pol" auf dem Südfriedhof gestaltet hat.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • ...und wieder ein anderes Cover oder?... :wave


    TB ist schon auf der WL gelandet. Ich werde zukünftig darauf achten, keine Rezis von Magali mehr zu lesen. Das kommt mir auf die Dauer zu teuer ;-)

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Suzann
    Ja, aber auch wenn es auf den ersten Blick seltsam nichtssagend-geschmacklos wirkt, steckt auch dort ein direkter Bezug zum Buch darin. Da hat man sich mühe gegeben - das Pipercover sieht alltäglich aus.


    Alle sterben, auch die Löffelstöre. Sagt der Direktor des Zoos - nachdenklich. In diese Buch stirbt Paul, vordergründig. Und Skarlet und seine Frau Judith kümmern sich um die Beerdigung, streichen den Sarg und kaufen Blumen.
    In diese kurze Zeitspanne baut Frau Aehnlich ein ganzes Sammelsurium (wobei das zu ungeordnet klingt, im Buch wirkt alles perfekt abgestimmt) von Erinnerungen Skarlets an Paul ein.


    Und durch diese Episoden wird der tote Paul immer lebendiger, von einer x-beliebiger Person, zu jemandem mit dem man Erinnerungen teilt. Die (meiner Meinung nach) sonst unerträgliche Phrase, jemand lebe in den Erinnerungen anderer weiter, ist in diesem Buch allgegenwärtig und stimmig umgesetzt, wie alles schön komponiert wirkt. Paul wirkt nicht wirklich tot. Die Erinnerungen an ihn strotzen vor Komik, Natürlichkeit und eben Leben. Tot wirkt nur die DDR, ein weiterer Teil, den man verloren hat, endgültig.


    Es ist ein Buch, das zwischen Leben und Tod wandelt, dabei aber nie ins Kitschige oder Sentimentale abrutscht, dafür ist es viel zu feinfühlig. Aehnlichs Sprache ist luftig und präzise, doch manchmal stolpert man über die vermeintlich harmlosen Bemerkungen ... Es ist eben doch nicht alles so einfach, wie es scheint.


    Es ist ein Kleinod, ein wenig skurril manchmal, immer natürlich und vor allem schön :-]


    9/10 Punkten


    :wave bartimaeus

  • "Alle sterben, auch die Löffelstöre" ist das erste Buch seit langem, das ich fast an einem Stück durchgelesen habe. Ein wunderbares Buch! Gekauft habe ich es, ohne auch nur eine einzige Rezension zu lesen, ohne eine Inhaltsangabe zu suchen. Titel und Cover haben mir gereichet, um zu wissen, dass ich dieses Buch haben muss. Und ich habe es nicht bereut.


    Ich mag die Geschichte um Skarlet und Paul, die so scheinbar mühelos verfasst wurde, der man nicht anmerkt, wie viel Arbeit dahinterstecken muss. Ein Buch, dass an keiner Stelle übertrieben wirkt. Es gibt so viele schöne Stellen in diesem Buch, zum Beispiel der Verweis auf Kästners Kurzgeschichten ("Das Schwein beim Friseur"), die ich als Kind auch so sehr mochte. Tatsächlich werde ich die wohl demnächst wieder aus dem Regal ziehen, sie mir zu Gemüte führen und dabei an Paul denken, der so lebendig beschrieben wurde, dass ich das Gefühl hatte, ihn zu kennen. Überhaupt wirken alle Figuren echt. Der Schussel Matthias Seibert, der als einziger nur mit Vor- und Nachnamen genannt wird, die strenge Tante Edeltraut, Skarlets Vater, den ich mir nur zu gut vorstellen kann, und sogar Skarlets Mutter, die kaum erwähnt wird, was wiederum passt, weil sie sich nur im Hintergrund hält und somit nicht weiter auffällt.


    "Alle sterben, auch die Löffelstöre" kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Würde ich Punkte vergeben, erhielte dieses Buch die volle Punktzahl.

  • :freude


    Hab das Buch gerade in einer ME-Kiste gefunden. :-]


    Ich wollte eigentlich auf das Piper-Cover warten, das mich magisch anzieht, aber wenn Ihr sagt, dass das Arche-Cover was mit dem Inhalt zu tun hat...


    Der Name "Skarlet" tut mir ja in den Augen weh, aber ich reiss mich mal zusammen und lass mich nicht vom Lesen abhalten.