Was würdet IHR tun?...

  • ...und diese Frage ist seriös gemeint, wie ich betonen möchte!


    Was also würdet IHR tun, wenn Ihr (vom Hörensagen) von einer Familie wüßtet, die echte Probleme hat und dringend Hilfe bräuchte?


    Da ich diskreterweise keine Namen nennen möchte, mich das aber schon ein paar Tage beschäftigt (nicht zuletzt durch ein paar Fälle, die in der Presse bekannt geworden sind), möchte ich Euch mal fragen, was Ihr machen würdet, wenn Ihr von einer Familie wüßtet, die intern so starke Probleme hat, dass Ihr wetten würdet, dass die ganze Situation sehr zur Eskalation hin tendiert, wenn die zuständigen Stellen (Sozialamt, Jugendamt usw.) nicht langsam effektiv eingreifen könnte?


    Würdet Ihr die Augen verschliessen, auf Gott (oder auch nicht) vertrauen und (da es Euch nicht selbst betrifft) auf ein gutes Schicksal hoffen, oder versuchen, einzugreifen (Hinweis für die Ämter z.B.), weil Ihr meint, eine Art Mitverantwortung zu haben, DA Ihr ja nunmal ein paar Einzelheiten kennt, die nicht gerade beruhigend sind?


    mfg
    Ikarus

  • Mit etwas, was ich nur vom Hörensagen weiß wäre ich seeeehr vorsichtig. Vielleicht würde ich versuchen selbst ein Bild von der Lage zu machen wenn es mich so beschäftigt.
    Und wenn ich Gewissheit hätte, dass da was dran ist und die Sache brenzlig, dann würde ich Das Jugendamt informieren. Allerdings nur wenn ich selbst nichts direkt tun könnte.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven
    Mit etwas, was ich nur vom Hörensagen weiß wäre ich seeeehr vorsichtig. Vielleicht würde ich versuchen selbst ein Bild von der Lage zu machen wenn es mich so beschäftigt.
    Und wenn ich Gewissheit hätte, dass da was dran ist und die Sache brenzlig, dann würde ich Das Jugendamt informieren. Allerdings nur wenn ich selbst nichts direkt tun könnte.


    :write :write :write


    Zunächst bin ich generell dagegen alles "dem Staat" zu überlassen und zu meinen auf Institutionen abwälzen sei ausreichend.


    Jeder solte versuchen zunächt alle Informationen aus erster Hand zu erhalten, sich einzumischen und zu sehen, ob er selbst helfen kann oder niederschwellige Hilfe- ohne Einschaltung eines offiziellen Apparates - erreichen kann. Läuft die Maschine der Ämter erst mal an, ordnet sich letztlich alles den Bedürfnissen der Verwaltung unter- da gibt es dann Eltern die ihre Kinder nicht besuchen können, da zu den Zeiten, in denen diese Eltern nicht arbeiten kein Amtsmitarbeiter Zeit hat, den Umgang zu begleiten- da gibt es Jugendsamtsmitarbeiter, die stark finanzorientiert denken, konkreter, die die Überzeugung vertreten nehmen wir dieses Baby oder Kleinkind den Eltern weg, die sich zwar stark um das Kind bemühen, aber beide süchtig sind und geben wir es zur Adoption frei, dann kommt es in tolle (reiche) Familien, die wir intensiv geprüft haben und das ist in jedem Fall das beste für das Kind, da gibt es Jugendamtsmitarbeiter, die stellen Kinder sicher, ohne vorher einen Ton der Erklärung gegenüber den Eltern abzugeben und die Suchen dann verzweifelt nach ihrem Kind um dann spätabends bei der Aufgabe einer Vermisstenanzeige bei der Polizei zu erfahren, die Kinder seien Mittags vom Jugendamt aus der Schule abgeholt worden, da gibt es Jugendamtsmitarbeiter, die Erklären einer Mutter, die ihr Kind von einem dreissigjährigen Mann betreuen liesse sei nicht erziehngsfähig, da sie nicht erkennt, das ein dreissigjähriger alleinstehender Mann, der ein fünfjähriges Kind einer Frau betreut, mit der er nichts hat, ja nur ein Motiv dafür haben kann- und wenn die Mutter sagt von sexuellem ißbrauch habe sie keinerlei Anzeichen entdeckt, dann wird das ganze Programm, inclusive polizeiliche Durchsuchung der Wohnung des Nachbarn, Beschlagnahme des Computers und aller Fotoalben durchgezogen und wenn sich dann rausstellt war nichts dran, dann zieht der Mann als Konsequenz in eine andere Stadt- weil natürlich alle anderen Nachbarn sagen, da muß doch was gewesen sein. Es ist eben absolut kindeswohldienlich, wenn dieser Mann vertrieben wird und das Kind jetzt eine überforderte und gestresste Mutter hat, da keiner ihr die Betreung mehr abnimmt, und logisch, da muß man ihr doch das Kind wegnehmen, weil sie ja mit dem Kind nicht klarkommt, diese Beispiele könte ich noch seitenlang fortsetzen.


    Klar sein muß, das obige ist geschrieben aus Sicht des Anwaltes der jeweiligen Eltern, der bei Gericht gegen die Entscheidungen der Jugendämter kämpft- und das sind alles Fälle aus 2007, nicht aus 20 jähriger Berufserfahrung.


    Klar ist, es gibt Fälle, da habe ich Mütter weggeschickt, weil ich gesagt habe ihnen würde ich die Kinder auch wegnehmen, da kann ich sie als Eltern nicht verteten, klar ist, es gibt viel Grenzfälle- da raucht es, es macht aber jemand ein Großfeuer draus- wie bei dem alleinerziehenen Vater, der 345 Euro ALG II bekommt, als sein Sohn ihm 50 Euro klaut, weil er Papa was zu Weihnachten schenken will, bekommt er einen Schlag mit einem Ledergürtel auf den Arm, was einen blauen Fleck hinterlässt- Papa bekommt sieben Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung und sieht seine beiden Kinder seit Weihnachten 2005 eine Stunde wöchentlich als begleiteter Umgang im Heim. Das Jugendamt reagiert nicht mal, als die Kinderpsychologin sagt, die aggressiven Reaktionen der Kinder beruhen auf dem Verhalten des Jugendamtes und der Trennung der Kinder vom Vater, sondern sagt, der Umgang ist noch weiter einzuschränken, da nach jedem treffen mit dem Vater die Kinder agressiv auf die Erzieher losgehen.


    Klar ist, es gibt Fälle, da ruft man das Jugendamt an und sagt kümmert euch um diese verwahrlosten Kinder und es erfolgt keine Reaktion und klar ist, es gibt menschliches Versagen in Jugendämtern, wie bei Kevin aus Bremen.


    Klar sollte sein, der Staat bin ich, der Staat in der Demokrtie besteht aus unser aller bürgersinn und daher sollte man sich einmischen- aber nicht indem man (sofort) zu Behörden rennt und sagt macht mal, sondern so, dass man zunächst sieht wo und inwieweit kann ich selbst aktiv werden, zu Hilfegruppen vermitteln o.ä.


    Sorry, wenn sich das jetzt zu sehr nach da schreibt sich Samstag früh einer seinen Frust von der Seele anhört- es ist meine tägliche Arbeit.

  • Hatte gehofft, dass Du oder einer der anderen Erziehungsprofis sich auf mein Anliegen melden würden, Heaven :knuddel1


    Wahrscheinlich sogar aus ganz egoistischen Gründen...was ich gar nicht so gerne zugebe, muß ich gestehen, aber stimmen tut`s trotzdem. Ich bin leider "gezwungen", mir die Leidensgeschichte der besagten Familie anhören zu müssen (seit zwei Jahren schon) und ich kann (wie wohl jeder Mensch) meine Ohren nunmal nicht einfach auf Durchzug stellen, obwohl mich das Ganze allmählich belastet und auch nervt.


    Trotz gutgemeinter Ratschläge passiert da offenbar nur Schiete, der Filius meiner Kollegin läuft total aus dem Ruder (selbst wenn man 80% ihrer Erzählungen als zu dick aufgetragen abtut) und ich glaube einfach, dass WENN ich einen Schritt unternehmen würde, der eigentlich IMMER der verkehrte wäre.


    Sch...situation!

  • Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, ich würde wohl gar nichts tun. :rolleyes
    Es sei denn, es tritt eine Situation auf mit Gefahr im Verzuge, man sieht also Körperverletzungen oder so etwas. Bei mir würde es wohl eines deutlichen Auslösers bedürfen, um aktiv zu werden.


    Für erstrebenswert halte ich meine eigene Haltung allerdings nicht. Erstrebenswert wäre wohl, mit der Familie in Kontakt zu treten, ein Vetrauensverhältnis mit möglichst vielen der Beteiligten aufzubauen, mit ihnen gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Also zum Beispiel der Mutter klar zu machen, dass sie mit der Erziehung tatsächlich überfordert ist (so es denn so ist) und hier Unterstützung braucht. Ich nehme an, sie ist auch nicht glücklich mit der gegenwärtigen Situation. Wenn das Vertrauen da ist, kann man dann gemeinsam überlegen, wie so eine Unterstützung aussehen könnte. Eine Beratungsstelle? Das Kind in ein Internat geben, was die Reibungspunkte erheblich reduzieren würde? Das Jugendamt um Hilfe bitten?
    Ich bin da völliger Laie, könnte mir aber denken, dass es auch bei den Ämtern positiv vermerkt wird, denn die Eltern an einer Lösung mitarbeiten, statt sie über sich ergehen zu lassen. Aber das ist Spekulation.


    Ich bin froh, nicht in Deiner Situation zu sein. :rolleyes


  • Moment! Hier zeigt sich ein anderes Bild! Anfamngs las man aus deinem Posting, dass da evtl. einem Kind Leid angetan wird.
    Jetzt erkennt man, dass der Bengel nur nicht so will wie die Eltern. Das er rebwelliert oder auf die schiefe Bahn abzurutschen scheint.
    In DEM Fall würde ich meine Finger da raus lassen. Das ist nur Erziehungssache und obliegt den Eltern ganz allein. Man kann da den Eltern Gespräche anbieten. Aber mehr nicht.


    Ich selbst habe mit meinem Junior eine schwere Zeit durchlebt. Und ich wäre mehr als nur auf der Palmne wenn wildfremde Leute deswegen dem Jugendamt was "gesteckt" hätte und ich somit u.U. doppelte Last hätte. Das hätte keinen Deut weiter geholfen.


    In DEM Fall eindeutig Finger weg!

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ikarus


    wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe, dann stehst Du dieser Familie ziemlich nahe...Du bist der direkte Ansprechpartner für die Probleme, die diese Familie belasten...und dieses Mitwissen, dieses Miteinbezogensein belastet nun auch Dich zunehmend.
    Ist es Dir nun nicht möglich, dieser Familie klar zu machen, dass für Dich der Zeitpunkt gekommen ist, Dich etwas zurückzuziehen...? Dass Du mit Deinen Kräften an die eigenen Grenzen kommst?


    Um Dich selber zu schützen, müsstest Du das aber tun.


    Oft fallen Hilfestellungen, Begleitungen, Beratungen von Nichtprofis buchstäblich in ein Fass ohne Boden....
    Ich denke, dass für diese Familie professionelle Hilfe vonnöten ist....Es gibt doch sicher auch in der Umgebung so etwas wie eine Familienberatungsstelle...die unabhängig vom Behördenapparat arbeitet.


    Aaalso....Ich wünsche Dir, dass Du dieser Familie klarmachen kannst, dass Dich ihre Situation auch sehr belastet, Dir momentan die nötige Kraft fehlt , sie weiterhin so intensiv zu begleiten....sie daher auf eine der entsprechenden Beratungsstellen aufmerksam machst....


    Meine besten Wünsche...Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Hallo Ikarus!
    Ich denke, es ist schon mal mutig, überhaupt über weitere Schritte nachzudenken. Und auch gesund für Dich, denn als "Nichtprofi" kann mal Probleme, wie Du sie andeutest, nicht lösen.
    Was würde ich tun? Schwere Frage...vermutlich würde ich erstmal eine Beratungsstelle anrufen, den Fall anonym schildern. Solch ein Telefonangebot hat mir auch schon mal geholfen beim Thema Mobbing. Und man sieht danach vieles klarer.
    Ich drück Dir die Daumen!
    Knuddelgruß,
    Silke

  • Eine schwierige Situation, zu der ohne näheres zu kennen, ein Ratschlag zu geben ebenfalls schwierig bis unmöglich ist. Was mir in den Sinn kam:


    Zitat

    beowulf
    ...Läuft die Maschine der Ämter erst mal an, ordnet sich letztlich alles den Bedürfnissen der Verwaltung unter...


    Das ist für mich der Schlüsselsatz überhaupt. Wenn Ämter jeglicher Art einschreiten, geht es vor allem um irgendwelche Vorschriften und wie man sich vor seinem Vorgesetzten rechtfertigen kann. Das wird dann auch noch „Kindeswohl“ genannt. Der Mensch, der das Kind ja eigentlich ist, bleibt auf der Strecke.


    Ohne die Umstände genauer zu kennen, wäre für mich in einer solchen Situation (wenn keine Gefahr - wie Mißhandlung - im Verzug ist) wichtig und richtig, die Behörden und ähnliche Stellen so lange wie möglich außen vor zu lassen.


    Zitat

    beowulf
    Klar sollte sein, der Staat bin ich, der Staat in der Demokrtie besteht aus unser aller bürgersinn und daher sollte man sich einmischen- aber nicht indem man (sofort) zu Behörden rennt und sagt macht mal, sondern so, dass man zunächst sieht wo und inwieweit kann ich selbst aktiv werden, zu Hilfegruppen vermitteln o.ä.


    Ob wir wirklich der Staat sind, wie ich das auch vor Jahren in der Schule noch gelernt habe, darüber läßt sich trefflich streiten. Aber die Konsequenz, die beowulf zieht, kann ich nur unterschreiben. Eine staatliche Stelle sollte wirklich nur die letzte aller Möglichkeiten sein. Davor sollten - wenn man sich sorgt und etwas tun will - der eigene Einsatz (wie auch immer das aussehen mag) oder private Hilfsorganisationen oder Selbsthilfegruppen stehen. und erst wenn gar nichts mehr hilft, oder wie gesagt Gefahr (Mißhandlung etwa) in Verzug ist, würde ich an staatliche Stellen denken.


    Im übrigen ist „Hörensagen“ ein weiter Begriff. Und nur auf „Hörensagen“ ohne eigenes schlau machen in der Sache würde ich gar nichts unternehmen. Soweit meine Meinung

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Also, erst einmal danke ich Euch für Eure Meinungen und Ansichten und bitte gleichzeitig (vor allem an Heaven gerichtet) um Entschuldigung, dass das Geschilderte erst so missverständlich und schwammig erschien.


    Das liegt nur darin begründet, dass ich nicht so recht weiß, wie ich Genaueres schreiben soll, ohne ZU genau zu werden, weil ich natürlich die Intimsphäre der Familie nicht verletzen möchte.


    Kennen tue ich ja nur die Frau und auch das ja nur von der Arbeit her und erst seit ca. zwei Jahren, was ich - trotz einer häufigeren Zusammenarbeit über meist 9 Stunden - doch recht kurz finde.
    Dann habe ich eh - wie wohl viele in meinem Alter (49) - das Problemchen, dass ich offenbar so eine Art unsichtbares Zeichen auf der Stirn habe, mit der Aufschrift: "Hier werden Sie geholfen", was ob fehlendem psychologischen Fachwissen wirklich nicht zutrifft.


    Ich helfe zwar gern, wenn ich kann, aber ich hab schon die Erfahrung machen müssen, dass man sich da doch recht häufig völlig überfordern kann, womit dann gar keinem genützt wird.


    Zu den Fakten zurück, wie ich sie verstanden habe: Heaven hat weitestgehend recht mit ihrer Vermutung, dass (aus welchem Anlass und Grund auch immer...das habe ich nämlich trotz sehr vorsichtiger Nachfrage nicht in Erfahrung bringen können) der Jugendliche einfach plötzlich (so scheint es jedenfalls) nicht mehr zwischen Mein und Dein unterscheiden kann und ihm jedes Unrechtsbewußtsein völlig abgeht.


    Angeblich sind Beratungsstellen (staatlich und privat) eingeschaltet. Diese reagieren aber - auch wieder angeblich - so, dass man den Eindruck bekommen kann, es müßte erst vehementer, sprich schlimmer etwas passieren, damit diese tatsächlich aktiv werden können...und das verstehe ich einerseits nicht und andererseits könnt ihr Euch bestimmt vorstellen, dass man das gar nicht in den Schädel bekommen mag, wenn man selbst zwei Söhne großgezogen hat und normale mitmenschliche Wärme zu seinen Mitmenschen empfindet.


    Stellt Euch vor, ihr hättet einen Nachbarn oder Kollegen, der Euch mindestens in der Hälfte jedes Gesprächs und Zusammenseins signalisiert, dass er/sie mit ihrem/seinem Latein am Ende ist?!


    Und das beim eigenen Kind...


    Irgendwie bekommt man da ebenfalls so das Gefühl, man habe als Mitmensch auch mitversagt, oder?


    ?(


    Ich gebe zu, ich fühle mich tatsächlich überfordert.

  • Was erhoffst du dir durch einen stärkeren (staatlichen) Eingriff genau (mal abgesehen vom eigenen ruhigeren Gewissen)? Was soll hier im Konkreten geholfen werden, wie und in welchem Maße und wohin soll´s eigentlich gehen?
    Ich frage nicht nach einem Plan, nur nach Vorstellungen. Durch diese kann man sich selbst einiges begreiflicher machen.


    Frage ansonsten doch einmal deine Kollegin, was sie von deiner Hilfe und Bereitschaft erwartet oder erhofft. Möglicherweise sucht sie einfach nur einen Gesprächspartner, keinen Problemlöser.
    Und wenn dir dies unangenehm ist, setze Grenzen.


    Es ist gut zu wissen, worum es eigentlich in der eigenen Beihilfe gehen soll (sowohl von eigener als auch fremder Warte aus), um nicht Dinge zusätzlich falsch zu verknoten.

  • Ich arbeite in der Jugendhilfe (nicht im Jugendamt, aber für das Jugendamt) und habe deshalb genau mit den von dir beschriebenen Problemlagen täglich zu tun.


    Falls es sich bei dem Jungen wirklich um einen Jugendlichen handelt, würde ich dir auch empfehlen dich einfach rauszuhalten und evtl. deiner Kollegin den Gang zu einer Erziehungsberatungsstelle empfehlen.


    Sollte es der junge Mann mit seinen kriminellen Aktivitäten übertreiben, wird die Polizei sowieso über kurz oder lang das Jugendamt informieren.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Was erhoffst du dir durch einen stärkeren (staatlichen) Eingriff genau (mal abgesehen vom eigenen ruhigeren Gewissen)? Was soll hier im Konkreten geholfen werden, wie und in welchem Maße und wohin soll´s eigentlich gehen?
    Ich frage nicht nach einem Plan, nur nach Vorstellungen. Durch diese kann man sich selbst einiges begreiflicher machen.


    Frage ansonsten doch einmal deine Kollegin, was sie von deiner Hilfe und Bereitschaft erwartet oder erhofft. Möglicherweise sucht sie einfach nur einen Gesprächspartner, keinen Problemlöser.
    Und wenn dir dies unangenehm ist, setze Grenzen.


    Es ist gut zu wissen, worum es eigentlich in der eigenen Beihilfe gehen soll (sowohl von eigener als auch fremder Warte aus), um nicht Dinge zusätzlich falsch zu verknoten.


    Da hast Du sehr recht!


    Davon abgesehen, dass ich zum Arbeiten da angestellt bin und nicht als kostenloser Seelsorger oder Mutter Theresa-Ersatz (so böse oder brutal sich das im ersten Moment anhören mag), ich habe da mit nicht wenig Geld zu tun und sie und ich müssen unsere Arbeit halt ordentlich erledigen, was ich in dem Fall, wenn ich mit ihr zusammen arbeite, schon gar nicht mehr richtig gegeben sehe.
    Ganz privat und persönlich finde ich auch, dass es eine erhebliche Belastung ist, wenn man andere so mit den eigenen Problemen zuknallt.
    Ich würde das nicht (mehr) tun, es sei denn, es handelt sich um wirklich gute, langjährige Freunde...und selbst dann löse ich eventuelle Probleme lieber selbst.


    Nun, mir ist klar, dass sie das nicht mehr kann und ich versuche ganz gewiß, sie zu verstehen, stoße da aber heftig an Grenzen.


    So blöd sich das anhören mag, aber als blutiger Laie mit lediglich einigermaßen gesundem Menschenverstand und eventuell etwas Gespür für Krisensituationen mit Jugendlichen würde ich behaupten, dass die gane Familie aus dem derzeitigen sozialen Umfeld herausgeholt werden müßte und das Kind eine zeitlang von den Eltern getrennt werden müßte. M.M.n. können das nur staatliche Stellen (Polizei, Jugendamt, Psychologen) leisten.

  • Wenn ich das erst nur vom Hörensagen weiß,würde ich mich erstmals selbst von der Lage überzeugen. Nachdem ich nun nicht genau weiß, um welches Problem es sich handelt, würde ich entweder die Familie beobachten,um zu sehen wie die Sachlage ist oder versuchen Kontakt zu einem Familienmitglied aufzunehmen, wobei letzters wohl eher schwer/nicht machbar ist.
    Tja und mal angenommen die Gerüchte würden sich bestätigen, dann würde ich mein Bestes tun der Familie zu helfen, indem ich beispielsweise zuständige Stellen informiere oder zu Beratungsstellen gehe, um mich näher zu informieren, was man in solch einer Sachlage alles tun kann.
    Also egal was dort wäre, ich würde immer helfen, weil mir klar ist, dass ich
    a) Verantwortung trage und
    b) ich eines Tages genau in derselben Situation sein könnte, egal wie ich mein Leben lenke.
    Manchmal ist es nur verdammt schwer zu helfen, ohne dass dabei neue Probleme auftauchen!
    Lg, Sonnenblume88 :wave

    Das Vielsinnige des Lesens: Die Buchstaben sind wie Ameisen und haben ihren eigenen geheimen Staat.
    (Elias Canetti (1905-94), Schriftsteller span.-jüd. Herk.)

  • @Sonnenblume...danke auch für Deine Antwort :-)


    Für jeden in seinem Umfeld kann man aber nicht Verantwortung tragen. Das ist einfach zuviel für die eigenen Schultern.


    Wenn ich mich in der Lage sehen würde, so eine Verantwortung auf mich zu nehmen, wäre ich Psychologin o.ä. geworden. Ich finde, man sollte in erster Linie ehrlich gegenüber sich und seinen eigenen Fähigkeiten sein und sich nicht selbst überschätzen.


    Ich danke Euch nochmals allen (besonders dem Profi Heaven)...ich sehe jetzt klarer. Vor allem, dass es meine bescheidenen Kräfte übersteigt, wildfremden Menschen zu helfen.

  • Na das mit dem Profi vergiss mal schnell wieder. Nicht immer hilft das was man weiß. Habs ja selbst erleben müssen. ;-) Lehrers Kinder - Pastors Vieh....nä. :grin



    Was mich verwundert, dass du dich bei der Sache gleich derart verpflichtet und als seelischen Mülleimer fühlst. :gruebel
    Wenn eine Kollegin Sorgen hat, anscheinend nicht weiter weiß, dann frage ich dezent an, höre mir an wo die Probleme liegen und versuche Mut zu machen, ihr Tipps zu geben wie man es evtl. selbst anpacken würde. Daraus entsteht doch keine Verpflichtung. Manchmal hilft es auch wenn jemand eine andere unbeteiligte Sichtweise hat. Aber ich würde nie meine Hilfe aufdrängen und schon längst nicht belehren wollen. Da machen die Betroffenen nämlich ganz zu.Wenn man als erprobte Eltern plötzlich feststellen muss das man kaum oder keine Handhabe gegen die Rebellen hat, dann fühlt man sich auch als Versager. Ist zwar blödsinnig, ist aber so.


    Und....manchmal muss man die Kinder auch mal auf die Nase fallen lassen wenn nichts hilft. Damit sie eine Erfahrung machen und selbst wieder aufstehen. Ist zwar verdammt schwer, aber es hilft den Kindern. Da spüren sie etwas aus eigenem Willen und mit eigener Kraft geschafft zu haben und nebenbei ziehen sie eine Lehre aus dem was ihnen zugestoßen ist. Klar, bis aufs Äusserste muss man es nicht ausreizen.


    Ob immer ein von der Familie weg hilfreich ist bezweifel ich sehr. Meist fühlen sie sich doch unverstanden von der Familie, nicht beachtet oder missachtet. Wenn man sie dann noch aus der Familie entfernen würde, dann wäre es für sie wie ein Ausschluss aus dem Familienverbabd. Ungebliebt, geächte, rausgeworfen.....

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Bezüglich des kollegialem Ohr-Abkauens.....: :grin
    Irgendwann kann man nicht mehr helfen, weil man auch nur beschränktes Wissen hat. Und in dem Fall sollte man (Ikarus) es der Kollegin klar und deutlich sagen:
    "Hör mal, aber in dem Fall bin ich auch überfordert und kann dir nicht helfen. Hier hast du aber eine Adresse ..... - an der du dich mit deinem Problem wenden kannst."


    Besser als falsche Tipps zu geben (was normal wäre, weil man die Situation doch nur von einer Seite aus kennt),
    besser als zu ignorieren oder gar zu verharmlosen.
    Und - besser, als die Eulen, mit ein paar Andeutungen gespickt, um Rat zu fragen, um dann das Ergebnis weiterzugeben.


    Wenn es sich nicht um Kindesmisshandlung oder -missbrauch handelt, so ist die Erziehung (und die Folgen davon) Sache der Erziehungsberechtigten. Diese sollten eine professionelle Hilfe beanspruchen und nicht die Kollegin.

  • Hallo Ikarus


    Das , was Sisi geschrieben hat, kann ich nur unterschreiben.


    Du kennst darüber hinaus die Geschichte wohl nur aus der Sicht der betroffenen Mutter, das ist sowieso etwas einseitig, um sich ein komplettes Bild der Angelegenheit zu machen. Wem willst du denn eigentlich helfen, der scheinbar überforderten Mutter, oder dem Sohn? Ich glaube, ich würde die Mutter zu einer Familien- nicht unbedingt Erziehungsberatungsstelle schicken, die scheint ja wirklich nicht mehr weiter zu wissen. Dem Sohn kann ohnehin nur geholfen werden, wenn der das auch will. Sonst polierst du dir nur unnütz dein Nervenkostüm.


    So, wie ich dich hier kennengelernt habe, hast du wohl wirklich ein ausgeprägtes Helfersyndrom und läuft Gefahr, sich selbst ständig zu überfordern. Denk ein bißchen mehr an dich und deine Gesundheit, du kannst nicht die ganze Welt retten.

  • Sisi und Idgie ... Ihr habt wirklich und wahrhaftig recht und das meine ich ganz ehrlich. :knuddel1


    Den gleichen Rat haben mir meine Familie und Freunde schon gegeben, allerdings wollte ich noch ein paar Meinungen von Menschen hören, die mich nicht ganz so genau kennen :-)


    Danke Euch allen
    :wave