Der Weihnachtsgast - Anne Perry

  • Kurz voraus: Ich habe das englische Original "A Christmas Guest" gelesen und kann daher keine Aussage zur Qualität der Übersetzung machen.


    (Sehr kurze) Kurzbeschreibung
    Mariah verbringt mit ihrer Familie und einem ungebetenen Gast, Maude Barrington, die Weihnachtstage an der stürmischen Südküste Kents. Als Maude plötzlich tot im Bett liegt, neben sich eine leere Flasche Pfefferminzwasser, wird Mariah misstrauisch. Wurde Maude vergiftet?


    Meine Meinung
    Als ich herausgefunden hatte (ich möchte es Euch hier nicht verraten), warum mir die anfänglichen Protagonisten so vertraut vorkamen, fühlte ich mich als eifrige Anne-Perry-Leserin gleich zu Hause, es ist so, als ob man entdeckt, dass der bequeme Lieblingssessel eine Decke übergeworfen bekommen hat. Das heisst aber nicht, dass der Roman nur ein Abklatsch einer der Serien von Anne Perry ist, sondern eigenständig in seiner Detektivin und in der Wahl ihrer Mittel.
    Anne Perry schafft aus auch in diesem kurzen Roman wieder, meine Fantasie anzuregen und Bilder in mir entstehen zu lassen. Insbesondere wenn Maude von ihren Reisen erzählt, glaubte ich mitten drin zu sein. Auch die Entwicklung der Hauptfigur Mariah ist sehr schön dargestellt, ich hätte mir nur gewünscht, dass die Ereignisse, die zu ihrem Verhalten am Anfang des Romanes geführt haben, ein bisschen genauer dargestellt worden wären. Es könnte aber auch sein, dass dies in einem anderen Buch abgehandelt wurde, wie gesagt, es überschneidet sich manchmal mit ihren anderen Büchern. Außerdem erfährt man auch wieder viele kleine Details über das Leben im viktorianischen England, vor allem zur Weihnachtszeit.
    Insgesamt macht der Roman Lust darauf, mehr von Mariah zu lesen, allerdings scheint es keinen Bezug den anderen Weihnachtsromanen von Anne Perry zu geben.


    edit: Titel den Forenrichtlinien angepasst

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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  • Hallo BronteSisters
    ich fand die Thomas-Pitt-Romane nett, weil Anne Perry darin auch ein ziemlich lebendiges Bild von London im ausgehenden 19. Jahrhundert zeichnet.


    Danke Nachtgedanken,
    eine gute Idee, mal wieder nach Anne Perry zu schauen


    Grüßle
    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt

  • Hallo BronteSisters,
    die Thomas-Pitt-Serie ist sehr schön, aber noch besser gefällt mir die Detective-Monk-Reihe, weil der Protagonist sich weiterentwickelt und das viktorianische Leben sehr schön dargestellt wird.
    Der erste Band ist "Face of a stranger", deutsch "Das Gesicht des Fremden".

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Mir hat die Pitt-Reihe auch besser gefallen, als die über Monk und Hester. Das ist natürlich Geschmacksache - insgesamt ist die Monk-Reihe düsterer.
    Die Qualität zwischen die einzelnen Romanen ist aber auch unterschiedlich.
    Es waren welche darunter, die mich ziemlich gelangweilt haben.
    :wave

  • Anne Perry lohnt sich eigentlich immer. Herzlichen Dank für die schöne Rezi. Auf das der "Kaufabsichtszettel" länger und länger wird. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Heyne, 159 Seiten, 2006
    Originaltitel: A christmas guest
    Aus dem Englischen von Regina Schirp


    Zur Übersetzerin:
    Regina Schirp übersetzte auch Anne Perrys "The christmas secret" (Der Weihnachtsmord).
    Zur Übersetzung von Der Weihnachtsgast kann ich nur sagen, dass es sich flüssig und angenehm las und ich deshalb, ohne den Originaltext zu kennen, von einer guten Übersetzung ausgehe.


    Meine Rezension:
    Dieser kurze Roman von Anne Perry kann unabhängig von ihren Serien um Pitt und Monk gelesen werden. Im Mittelpunkt der Handlung steht Mariah Ellison, eine griesgrämige, ältere, sehr britische Frau, die eher unfreiwillig die Weihnachtstage bei ihrer ehemaligen Schwiegertochter verbringt.
    Da taucht die exzentrische, ungewöhnliche Maude als weiterer Weihnachtsgast auf. Obwohl Mariah zunächst eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit ist, die der neue Gast bekommt und sie von der unkonventionellen Art von Maude schockiert ist, wird sie gleichzeitig auch von ihr fasziniert. Als sie Maude tot im Bett findet, vermutet sie Mord.
    Sie reist zu Maudes Verwandten um die Todesnachricht zu überbringen und die Geschehnisse aus Maudes Vergangenheit, bei der es auch um enttäuschte Liebe ging, zu erforschen.
    Das ist spannend von Anne Perry geschildert. Der Stil ist eher altmodisch, aber lesbar. Mariah ist zum Glück keine Miss Marple, obwohl ich beim Lesen sogar mal an Romane von Agatha Christie denken musste, und zwar an die, die sie unter dem Namen Mary Westmacott schrieb.


    Der nur 159 Seiten lange Roman ist von der Ermittlung her nicht sehr komplex. Mich hat mehr interessiert, wie sich Mariah im Laufe des Romans verändert und wie ihre anfängliche Weltverbitterung durch die Begegnung von Maude sich wandelt.
    Auch die Geschichte steigert sich zum Ende hin und es gibt ein dramatisches Finale mit der Stimmung von einem weihnachtlich-kitschigen Hochgefühl und einer Frau, die über sich hinauswächst.

  • Kurzbeschreibung
    Ein Weihnachtsbesuch mit Folgen
    Mariah verbringt mit ihrer Familie und einem ungebetenen Gast, Maude Barrington, die Weihnachtstage an der stürmischen Südküste Kents. Als Maude plötzlich tot im Bett liegt, neben sich eine leere Flasche Pfefferminzwasser, wird Mariah misstrauisch. Wurde Maude vergiftet?


    Klappentext
    »Sie hat ein scharfes Auge für Charakternuancen und riecht förmlich das Verbrechen.«
    The New York Times Book Review


    »Wunderbar gemacht.«
    Cosmopolitan


    »Eine faszinierende Mordgeschichte aus dem spätviktorianischen England.«
    Süddeutsche Zeitung


    Anne Perry (* 28. Oktober 1938 in Blackheath, London als Juliet Marion Hulme) ist eine britische Schriftstellerin. Sie ist bekannt für ihre historischen Kriminalromane, die im viktorianischen England spielen.





    Schön altmodisch und gemächlich kommt der Krimi daher.
    Im Mittelpunkt steht Mariah – offenbar eine Person aus dem Pitt-Universum, da dieser mehrmals erwähnt wird – und recht unsympathische, verbitterte Witwe. Zwar wird recht schnell deutlich, dass sie die Konventionen eher benutzt, um eine Wand zwischen ihrer Verbitterung und der Welt zu schieben, aber bis sie sich dies eingesteht, ist der Roman fast vorbei. Aufgebrochen wird diese Einstellung durch die Beschäftigung mit dem Leben des Mordopfers Maude, einer seit 40 Jahren im Orient lebende Verwandte von Freunden der Familie. Ihr dabei zuzusehen macht ebenso Spaß wie die Verlogenheit des viktorianischen Zeitalters und den Mordfall mit aufzudecken.


    Fazit:
    Ein netter zur Weihnachtszeit spielender Krimi. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt allerdings nicht.


    Gebundene Ausgabe: 180 Seiten
    Verlag: Heyne (November 2006)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3453810635
    ISBN-13: 978-3453810631
    Größe und/oder Gewicht: 18,2 x 12,6 x 1,6 cm

  • Die Stimmung des viktorianischen England ist perfekt eingefangen und man fühlt sich in diese Zeit zurückversetzt. Dazu gehören auch die rigiden Ansichten über Standesunteschiede und das korrekte Verhalten in der Gesellschaft.
    Mariah Ellison ist anfangs überheblich und unsymphatisch, je mehr man über sie erfährt, desto schneller ändert sich das jedoch. Amüsant fand ich vor allem, daß sie so auf Inspector Pitt herabschaut, der ja nur ein einfacher Polizist ist - und dann erkennt, wie schwierig eine Mordermittlung tatsächlich zu führen ist. :grin
    So gelungen die Atmosphäre auch ist, hatte die Geschichte an sich jedoch leider auch die ein oder andere Länge. Insgesamt ist es aber ein wunderbarer Weihnachtsroman, der von Schnee über Familiengeheimnisse bis hin zur Bedeutung von Weihnachten alles enthält, was man sich nur wünschen kann.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Ich habe jetzt die Weltbildbild-Ausgabe (Die Weihnachtsreise und Der Weihnachtsgast) gelesen. Der Weihnachtsgast hat mir sehr gut gefallen.


    De Weihnachtsreise fand ich etwas überzogen. Oder vielleicht war das auch nur, weil ich vorher "Die wundersame Weihnachtsreise" von C. Bomann gelesen hatte. :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein