"Salzstädte" von Abdalrachman Munif
Klappentext:
Über Jahrhunderte hinweg haben Karawanen ihren Schritt beschleunigt, wenn sie die sanfte, wohltuende Brise der Oase einsogen und die Kamele das Wasser witterten. Doch eines Tages dringt die Moderne in Gestalt einiger Amerikaner in die idyllische Oase am Persischen Golf ein. Ihre Mission: die Erdölvorkommen zu erschliessen. Von nun an ändert sich das Leben in Wadi al-Ujun, dem Tal der Wasserquellen. Anfängliches Erstaunen und die Neugier der Dorfbewohner weichen bald grosser Unruhe und bösen Vorahnungen. Eines Morgens werden sie aus dem Schlaf gerissen vom ohrenbetäubenden Lärm der Bulldozer, die alles Leben dem Erdboden gleichmachen. Mut'ib Haddal, Nachfahre der stolzen Utum-Krieger, beobachtet den Anfang der Zerstörung, doch ihr Ende wartet er nicht ab.
Über den Autor:
Abdalrachman Munif wurde 1933 in Jordanien geboren. Sein Vater stammte aus Saudi-Arabien, seine Mutter aus dem Irak. Munif studierte Jura und Ökonomie und promovierte im Fachgebiet Erdölwirtschaft. Er arbeitete unter anderem als Wirtschaftsexperte für die OPEC.
Sein Roman "Salzstädte" ist Teil eines fünfbändigen Werkes, nach dessen Fertigstellung die saudi-arabische Regierung Munif die Staatsbürgerschaft entzog. Seither lebt er im Exil in Damaskus. Er rächt sich, indem er weitere Romane schreibt. Sie alle gelangen auf Schleichwegen nach Saudi-Arabien, wo sie heimlich von Hand zu Hand gereicht werden.
Munif starb 2004.
Meine Meinung:
"Salzstädte" ist ein Roman, durch den man vieles aus Denkweise der arabischen Welt erfährt. Die Menschen dort haben noch nie ein Telefon, Radio usw. gesehen und durch das Eintreffen der Amerikaner wird ihr ganzes Leben, das vorrangig aus Religion und Tradition bestand, vollkommen durcheinandergebracht.
Am Schicksal vieler einzelner Personen in dem sich zur Stadt entwickelnden Ort Harran (nur der Anfang spielt in der Oase Wadi al-Ujun) erfährt man, wie die Menschen dort auf die Amerikaner, die erst mal alles zerstören, reagieren und wie sich ihr Leben (meist zum Schlechten) verändert.
Durch die Schilderung immer neuer Einzelschicksale tut man sich ziemlich schwer mit den Namen (die meisten sind allerdings am Anfang des Buches aufgelistet) und man kann sich auch nicht mit einer oder mehreren Hauptpersonen identifizieren oder deren Schicksal verfolgen.
Man fühlt sich während des Lesens in diese arabische Welt mit all ihren uns Europäern fremden Sichtweisen hineinversetzt, allerdings war ich doch froh, als der Roman zu Ende war.
Das Buch ist tatsächlich "Ein grosses Epos!" (Stern) und von daher auch ziemlich langatmig. Die ständig neuen Schicksale einzelner Personen, von denen man nicht bei allen erfährt, wie sie letztendlich ausgehen, sind doch irgendwann sehr ermüdend. Von der Arbeit bei der Erdölförderung erfährt man überhaupt nichts, alle Menschen scheinen nur beim Häuserbau oder beim Bau des Hafens beschäftigt zu sein.
Fazit:
Ein Buch mit einigen Längen, das jedoch einen guten Einblick in die arabische Welt der 30er (?) Jahre gibt.
Trotzdem - ich muss es nicht nochmal lesen. Mir war es zu langweilig.