• Angeregt durch "Prozess gegen Ditroux" ist mir ein Artikel eingefallen, wo es um den sog. "Luxusknast" ging.
    Die haben dort einen riesigen Swimmingpool, Sportplatz, Computer, Fernseher usw.
    Überlegt euch das mal, es gibt Leute, die eine Seele von Mensch sind und nichts zu essen haben und diese Verbrecher werden für ihre Straftaten auch noch belohnt! Es geht denen besser als ihren Opfern. "Ha, kostenlos wohnen wie ein Superstar- achso, im Knast? Na macht nischt, begeh mer halt n Verbrechen!" Meiner Meinung nach reizt das Menschen sogar zum Verbrechen. Wo bleibt da die Abschreckung? Das ist eine einzige Verschwendung von Steuergeldern, die man lieber bedürftigen Sozialhilfeempfängern hätte zukommen lassen können.


    Was sagt ihr dazu?

  • Also wirklich, das gehört eindeutig in die Schublade reisserischer Journalismus, der nichts mit seriöser Berichtserstattung im Sinn hat. Glaub nicht alles, was du liest. Einem Menschen die Freiheit zu nehmen und ihn nicht mehr tun zu lassen, was er möchte, ist eine ernste Strafe. Auch, wenn es nicht jeden abschreckt und von weiteren Straftaten abhält, kannst du mir glauben, dass sowas niemanden unberührt läßt. Knast ist vom Luxusleben weit entfernt!

  • Idgie....


    selbst wenn es nicht der Luxusknast ist, was meinst du wieviele Obdachlose im Winter kleinere Straftaten begehen, um die kalte Jahreszeit eingebuchtet verbringen zu können.... und wenn sie sich nur strunz voll irgendwo hin hocken und rumpöbeln um die Nacht im Polizeigewahrsam verbringen zu können, sind nicht wenige sag ich dir

  • Babyjane, das weiß ich. Ich habe einige Jahre mit diesem Personenkreis beruflich zu tun gehabt. Ich weiß auch, dass diese Rechnung nicht oft aufgeht. Trotzdem wehre ich mich dagegen, dass in der Öffentlichkeit fleißig das Bild vom staatlichen Hotelbetrieb gemalt wird. Glaub ich nämlich nicht.


    hinterwäldlerin :
    Auch Bilder unterliegen der Manipulation. Ich will ja gar nicht behaupten, dass der Bericht, den du gelesen hast, völlig falsch ist. Aber ich bin eben sehr vorsichtig in der Beurteilung solcher Berichte. Wenn das Knastleben so lukrativ wäre, würde die halbe Bevölkerung an den Toren stehen und rein wollen. ;-)

  • Zitat

    Original von Idgie
    Einem Menschen die Freiheit zu nehmen und ihn nicht mehr tun zu lassen, was er möchte, ist eine ernste Strafe.


    Ich glaube sicher nicht, dass es erstrebenswert ist, im Gefängnis zu sein. Aber wenn du sagst, man nimmt dem Menschen etwas, habe ich ein unangenehmes Gefühl. Das klingt fast so, als wäre der Richter schuld daran, dass der Verbrecher eingesperrt wird. Das Verbrechen hat immer noch der Täter begangen, darum nimmt er sich folgerichtig selber die Freiheit.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Diese Aussage bezog sich lediglich auf die Folgen einer Straftat und sollte überhaupt nichts mit der Verantwortlichkeit des Richters zu tun haben.



    klarstellende Grüße Idgie

  • Und um das Ganze gleich noch ein wenig philosophisch anzuhauchen: viele Menschen umgeben sich wissentlich und unwissentlich selbst in einen Luxusknast. Sie häufen um sich herum Luxus an und merken dabei gar nicht in welche Abhängigkeiten sie sich begeben. Irgendwann hat man sich so an Luxus gewöhnt, dass jedes Bischen, dass davon wegbröckeln kann (durch Krankheit, Arbeitslosigkeit, ...) als kaum wiedergutzumachender Verlust empfunden wird.
    Und das ist auch eines der Grundprobleme, die die (notwendigen) Reformen, die Deutschland dringend braucht, blockiert. Die Wenigsten wollen einsehen, dass man im Leben auch Abstriche machen muss, dass es nicht immer weiter nach oben gehen kann.


    Ich weiss, ich weiss - das hat mit dem ursprünglichen Topicthema nicht mehr viel zu tun. Es kam mir aber beim Begriff Luxusknast in den Sinn.


    Und zum eigentlichen Topic: wir werden alle hier miteinander nicht richtig einschätzen können, was es tatsächlich heisst für Jahre (oder vielleicht sogar nur für ein paar Monate) hinter Gittern zusammen mit allen möglichen kaputten Existenzen leben zu müssen. Ich für meinen Teil möchte das auch gar nicht ausprobieren - sei es nun mit Pool und TV oder ohne.



    Gruss,


    Doc

  • @Doc: Du hast Recht, wir werden das nicht einschätzen können. Und wir werden es auch nie können, wenn wir es nicht wollen. Das ist unsere Entscheidung. Jede/r entscheidet für sich, auf welcher Seite der Gefängnismauern er/sie sein will.


    Empfinde ich das jetzt falsch, aber ich glaube, ein klein wenig Erbarmen mit inhaftierten Verbrechern herauszulesen?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich für mein Teil habe mit dem Großteil eigentlich kein Erbarmen. Die meisten haben sich ihre Suppe ganz allein eingebrockt und jeder erwachsene halbwegs mit Verstand ausgestattete Mensch muss für seine Fehler gradestehen. Den meisten wird nur nicht klar sein, was Eingesperrtsein wirklich bedeutet und das ganze Ausmaß ihrer Taten wird ihnen erst klar, wenn die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt.


    Zum philosophischen Aspekt:
    In gewisser Weise sind wir doch alle ziemlich abhängig von den Annehmlichkeiten unseres Lebens. Wer schraubt schon gern seine gewohnten Ansprüche zurück? Auf etwas zu verzichten, dass man lange als selbstverständliches Beiwerk genossen hat, wird doch fast jedem schwerfallen, oder nicht? Solange man solche Verluste kompensieren kann, geht es ja noch. Dazu rechne ich zumindest zu einem Teil auch finanzielle oder versorgungsrelevante. Anders sieht es da schon mit den nicht materiellen Verlusten wie der Gesundheit aus. Das ist ein wirklich schlimmer Einschnitt, dem nan im schlimmsten Fall nicht rückgängig machen oder ersetzen kann. Insofern ist Gesundheit für mich "Luxus" den ich geniesse.

  • Dieser Meinung bin ich auch - dass sie sich die Suppe selber eingebrockt haben. Mag schon sein, dass sie vor der Tat die Folgen nicht bedenken wollten, aber die Opfer fragt auch niemand, ob sie mit dem lebenslangen Trauma der Vergewaltigung leben wollen oder das Dasein eines Krüppels führen oder dergleichen. Und ein paar Jahre Knast können sowas niemals aufwiegen. Deshalb ist das Opfer immer mehr gestraft als der Täter. Und Verbrechern einen angenehmen Knastaufenthalt zu ermöglichen, ist für mich der Gipfel der Ungerechtigkeit und Perversion.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice
    Empfinde ich das jetzt falsch, aber ich glaube, ein klein wenig Erbarmen mit inhaftierten Verbrechern herauszulesen?


    Nein, wenn das so herauszulesen sein sollte, dann widerspreche ich dem. Ich habe kein Mitleid mit rechtmässig Verurteilten. Was ich damit nur sagen wollte ist, dass wir es alle miteinander nicht beurteilen können, was das tatsächlich für Einschnitte, physische, wie psychische sind, wenn man für lange Zeit eingesperrt ist. Ich denke daran ändern auch irgendwelche "Annehmlichkeiten", wie Pool oder TV etwas.


    Idgie
    Natürlich fällt Verzicht den meisten Leuten schwer. Deshalb tun sich ja auch die schmerzlichen Reformen hierzulande so hart. Und wer glaubt, dass die notwendigen Einschnitte unter einer anderen Regierung nicht gemacht werden (müssen), der ist auf dem Holzweg.


    Gruss,


    Doc

  • @Doc:
    Zu diesem Thema kannst du ein eigenes Topic aufmachen. Das ist Wasser auf meine Mühlen. Diese irrigen Ansichten, dass eine andere Regierung hier rettend eingreift und die nötigen Reformen und Einsparungen nicht durchführt, versuche ich hier im Bekanntenkreis schon immer vergeblich zu korrigieren. Aber wie so oft setzt ein böses Erwachen einen besonders tiefen Schlaf voraus und so wird die Regierung mal wieder wechseln und alles andere einschließlich der Einbußen bleibt beim Alten.