ZitatOriginal von Asmos
Also geht es dir prinzipiell um diejenigen, die nur 'auf dem Papier' katholisch sind und ihre Kinder trotzdem taufen? Das finde ich selbst nicht besonders prickelnd, aber man kann es jemandem schlecht verbieten.
Siehst du, darum geht's mir in erster Linie. Und nein, es zu verbieten wäre genau die falsche Herangehensweise. Über solche Dinge muss sich jeder selbst klar werden.
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Jede Mutter, jeder Vater wird früher oder später an dem Punkt angelangen, an dem es mit Konsequenzen droht. Und dann ist - ob man nun will oder nicht, ob man sich darüber bewusst ist oder nicht - IMMER Angst im Spiel. Du sagst ja "Wenn du das noch mal machst, gibt es Hausarest!", "Wenn du noch mal dein Brüderchen schlägst, werde ich sauer!". Wenn man es genau nimmt, spielt man damit ja auch schon mit der Angst der Kleinen. Die wollen ja nicht, dass Mami auf sie böse ist und die wollen auch nicht zuhause hocken, während die Nachbarskinder draußen spielen. Es mag nicht ganz so dramatisch sein, aber es ist... nun, menschlich. Eltern machen sowas. Und Kinder sind nunmal schwer mit Vernunft zu überzeugen, besonders die ganz kleinen. Deshalb arbeiten Eltern mit Konsequenzen, vor denen - das kann man schlecht leugnen - die Kinder Angst haben, bzw. die unangenehm sind.
Natürlich muss man mit Konsequenzen drohen. Das gehört zur Erziehung, das ist Lernen. Wenn du als kleines Kind auf eine heiße Herdplatte fasst, und dich brennst, wirst du es garantiert kein zweites Mal tun. Sowas nennt man Konditionierung und ohne diese entwickelt man sich nicht weiter.
Ich spreche hier von leeren Scheindrohungen. Ein Vater, der seinem Kind etwas verbietet, und das Kind tut es dennoch wieder, hat nur damit eine Chance, dem Kind dieses Verhalten abzugewöhnen, indem es selbiges Verhalten bestraft, oder eben ein gegenteiliges Verhalten verstärkt. Wenn das Kind sich beispielsweise weigert, seine Hausübungen zu machen, kann der Vater einerseits mit Hausarrest drohen, wenn es die Hausübungen weiterhin nicht macht (Bestrafung) oder es kann dem Kind eine Belohnung in Aussicht stellen, wenn es die Hausaufgabe macht (Verstärkung), beides funktioniert aber nur, wenn der Vater diese Konsequenz tatsächlich durchführt. Im übrigen funktionieren Verstärkungen bei weitem besser als Bestrafungen.
Und da liegt das Problem bei Drohungen á la "Der Krampus wird dich holen, wenn du schlimm bist", etc. Das Kind fürchtet sich höchstwahrscheinlich am Anfang, aber bald wird es merken, dass das nur eine leere Drohung war und fängt an, an der Authorität seines Elternteils zu zweifeln.
Zudem finde ich es eben auch wichtig, dass man dem Kind erklärt, warum es dieses und jenes Verhalten zeigen oder eben nicht zeigen soll. Das Kind soll nicht meinen, es soll sein Brüderchen nicht schlagen, weil es sonst keine Süßigkeiten bekommt, sondern weil es dem Brüderchen weh tut, etc. Hab ich eh schon alles gesagt.
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Dann bin ich auch ein heuchlerischer Egoist, wenn ich das Gesetz nur deshalb achte, weil ich die rechtlichen Konsequenzen fürchte. Weil ich nur deshalb nicht zu schnell fahre. Anstatt dass ich in erster Linie deshalb langsam fahre, weil ich Angst um meine Mitmenschen habe, die ich eventuell verletzen könnte?
Nunja, im Christentum wird ja gepredigt, man solle seinen Nächsten lieben, sprich ihm nichts böses tun, etc. Wenn du dies allerdings nur deswegen tust, weil du fürchtest, vor Gott in Ungnade zu fallen, bist du heuchlerisch, da du so tust als wärst du moralisch, im Grunde aber nur aus egoistischen Gründen handelst.
Aber wenn du jemanden nicht ermordest, nur weil du Angst vor den rechtlichen Konsequenzen fürchtest, zweifle ich schon sehr an deiner Moral.
In Rechtsfragen ist das natürlich immer ein wenig individuell. Und im übrigen sind dies ja tatsächliche Gesetze, auf deren Übergehen meist direkte Konsequenzen folgen. Und dabei spielt es ja keine Rolle, warum du es nicht tust, solange du es nicht tust. Alles andere musst du mit dir selbst verantworten - und wenn du vor allen so tust, als wärst du ein extrem friedvoller Mensch und könntest kein Wässerchen trüben, in Wahrheit aber Mordgedanken pflegst, nun, dann bist du ein Heuchler sondergleichen. Und wenn du also nur deswegen keinen Ladendiebstahl begehst, weil du Angst hast, erwischt zu werden, ist das zwar alles andere als moralisch, aber du folgst damit zumindest dem Gesetz.
Im christlichen Glauben ist das ja ein wenig anders, denn dabei geht es ja nicht nur um das Wie, sondern genauso sehr um das Warum, und wenn man dort zwar das Wie befolgt, aber aus sehr eigennützigen Dingen, ist man in meinen Augen ein heuchlerischer Egoist.
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Einmal, zweimal, vielleicht drei- oder viermal. Die Eltern, die das 18 Jahre lang durchhalten gehören heilig gesprochen.
Nein, diese Eltern sollen nicht heilig gesprochen werden, es reicht schon, wenn man sie gute und verantwortungsvolle Eltern nennt.
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Für dich gab es keinen Weihnachtsmann, keinen Osterhasen, keinen schwarzen Mann, keine Zahnfee, keine Einhörner und Prinzen, keine Hexen, keine sieben Zwerge? Ich habe mein Fantasievolles Leben gebliebt. Ich habe gerne an den Weihnachtsmann geglaubt, das ist weitaus spannender, als Eltern, die dir Geschenke kaufen. Ebenso wie ich gerne an Gott geglaubt habe. Nicht, weil ich Angst vor seiner allmächtigen Strafe hatte, sondern weil ich den Gedanken immer beruhigend und aufmunternd fand, dass da jemand auf mich aufpasst.
Übrigens glaube ich auch nicht, dass deine Eltern dir nie damit gedroht haben dich auf dein Zimmer zu schicken, wenn du unartig warst. Das fällt doch auch unter den Begriff 'Konsequenz'.
All das gab es nicht, nein. Ich finde es nicht sonderlich phantasievoll, wenn einem die Eltern sagen, dass es ein Christkind, einen Osterhasen, etc. gibt... Denn man glaubt den Eltern ja in den meisten Fällen und betrachtet das, was sie sagen als Wahrheit. Man hat sich dabei nichts selbst ausgedacht, das ist dann keine Phantasie, sondern etwas, das für das Kind existent ist.
Für mich gab es sehr wohl Hexen, Zauberer, Prinzessinnen, verwunschene Königreiche, etc. Aber diese Phantasiewelten habe ich mir selbst aufgebaut, oder ich hab von ihnen gelesen und sie weitergesponnen. Stundenlang konnte ich im Wald sitzen, und mit einer Hand voll Tannenzapfen, selbsterdachte Geschichten über Kobolde, Zauberer, sprechende Tiere und andere Fabelwesen nachspielen. Ich habe gemalt und gezeichnet in jeder freien Minute, hab mir Geschichten ausgedacht, und und und. Dabei war ich mir stets im Klaren, dass diese Welten, in die ich so gut abtauchen konnte, nur meinen Gedanken entsprangen. DAS ist Phantasie.
Aber wenn meine Mutter daher kommt und mir von meinen jüngsten Tagen an erzählt, dass der Osterhase bunte Eier bringt, dann ist das für mich zumindest bis zu einem gewissen Alter eine Wahrheit, und hat aber auch rein gar nichts mit der eigenen Phantasie zu tun.
Und dass meine Eltern mich sehr wohl auf mein Zimmer geschickt haben, wenn ich schlimm war, hab ich oben ja schon indirekt erwähnt. Der Unterschied ist: Jemanden auf sein Zimmer schicken, ist eine wirkvolle Drohung. Jemanden zu sagen, der Krampus würde einen holen, ist eine leere Drohung, die zunächst einzig und alleine auf Angst abzielt, und schon nach kurzer Zeit vom Kind durchschaut und nicht mehr ernstgenommen wird, was es wiederum an der Authorität der Eltern zweifeln lässt.
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Sieh das ganze doch mal aus den Augen der Mutter. Sie glaubt daran, dass es Gott gibt und vielleicht weiß sie es ja. Manche Leute glauben ganz fest an sein Existenz, sie sind davon überzeugt. Sie sagt ihrem Kind, was sie glaubt, das ist doch nichts Falsches.
Wenn die Mutter sagt, sie glaube an einen Gott, ist daran ja nichts auszusetzten. Wenn die Mutter sagt, ja, es gäbe mit Sicherheit einen Gott, ist das eine Lüge. Denn ein Gläubiger, egal wie fest er von seinem Glauben überzeugt ist, ist sich immer darüber im Klaren, dass es letztendlich nur ein Glaube ist und dieser nicht auf jeden anderen zutreffen muss. Bei einem Erwachsenen kann man das machen, aber ein Kind glaubt der Mutter, wenn sie sagt, es gäbe mit Gewissheit einen Gott. Die Gründe, warum die Mutter das nicht tun sollte, habe ich ja im letzten Posting schon näher ausgeführt....
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Ich bin mir nach wie vor unklar, wie du einem so kleinen Kind, einem 3jährigen oder einem 4jährigen solch komplexe Dinge erklären willst, ohne die Kleinen vollkommen zu überfordern. Ich finde es ja ehrenhaft die Kinder ohne 'Märchen' zu erziehen, aber ob es wirklich machbar ist. Ich finde es nicht schlimm, seine Kindheit mit Märchenfiguren und Ähnlichem zu verbringen und auch mit der einen oder anderen Lüge der Eltern. Das Ganze mit Gott lasse ich mal außen vor. Ich glaube ja immerhin daran, dass es ihn gibt
Es ist eine Sache, ob man die Märchen kennt und sich mit ihnen beschäftigt, aber es ist eine andere Sache, ob einem selbige Märchen als Wahrheit verkauft werden.
Ich denke sehr wohl, dass man einem Kind auch komplexe Dinge auf einfache Weise nach und nach erklären kann, ohne auf Scheinerklärungen zurückzugreifen.