ZitatOriginal von artemisia
Was mir furchtbar auf die Nerven geht, sind diese absoluten Äußerungen von Atheisten... Ich kann das jetzt nicht korrekt zitieren, aber irgendjemand hat mal geäußert, dass niemand Gott so sehr braucht wie die Atheisten.
Ich halte Atheismus auch für eine Religion, und zwar für eine sehr rigide. Denn Atheisten ist es eben nicht egal, ob irgendwelche Gottesformen existieren - und damit machen auch sie es unmöglich, ganz einfach ohne dies Thema zu leben...
"Unterstreichen Sie alle absoluten Aussagen in obigem Beitrag!"
Atheisten haben erst mal nur eines gemeinsam, nämlich einen Mangel an Glauben an Gott/Götter. Einige würden vielleicht sagen "Ich weiß, dass es keinen Gott gibt", die allermeisten werden aber wohl eher so etwas sagen wie: "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass es einen Gott/Götter gibt, aber ich könnte mich irren". Und auch hier kann der Grad der Unsicherheit noch mal variieren in der ganzen Bandbreite von "ich halte es für eher unwahrscheinlich" bis "ich halte es für sehr, sehr unwahrscheinlich". Ansonsten umfasst Atheismus keine weiteren Richtlinien, wie man sein Leben leben soll. Es gibt Atheisten, die Abtreibung ablehnen und andere die "pro choice" sind, es gibt vegetarische und fleischessende Atheisten, liberale und konservative, solche, die die Todesstrafe befürworten und andere, die dagegen sind. Atheismus ist auch nicht automatisch gleichzusetzen mit "Anti-Theismus". Es gibt Atheisten, die gegen Religionen eingestellt sind und diese am Liebsten abschaffen würden und andere, die zwar nicht glauben, dass es Götter gibt, die aber Religion an sich für nützlich halten. Oder solche, die Religion persönlich zwar für Quatsch halten und auch nicht unbedingt für nützlich, aber trotzdem für Glaubensfreiheit sind.
Ich persönlich weiss nicht, wie ich heute "einfach ohne dieses Thema" leben könnte, denn es betrifft mich. Zum Beispiel hatte die christliche Klinik, in der ich mein praktisches Jahr absolviert habe, nur wenige Probleme damit, mich 18 Monate nahezu unbezahlt zu beschäftigen - und ich glaube, meine Kollegen waren auch ganz zufrieden mit mir, auch wenn sie es bedauert haben, dass ich hinterher immer noch so ungläubig war wie vorher. Die Klinikleitung würde mir aber aufgrund meiner mangelnden Kirchenzugehörigkeit keine Festanstellung geben und sie darf das auch dank des Tendenzschutzes, d.h. ich darf hier ganz offiziell aufgrund meiner mangelnden Religionszugehörigkeit diskriminiert werden. Ungeachtet dessen, dass es sich nicht um eine private Klinik handelt, sondern eine Krankenhaus im Krankenhausbedarfsplan meines Bundeslandes, das neben Patienten, die diese Klinik gezielt wegen des christlichen Konzepts auswählen (und da kann ich noch nachvollziehen, dass diese sich christliche Therapeuten wünschen), auch Atheisten und Menschen anderer Religionsgemeinschaften aufnimmt, wenn diese zufällig im Einzugsgebiet dieser Klinik wohnen und somit keine Wahl haben.
Natürlich ist es mir nicht egal, ob irgendwelche Gottesformen existieren. Wie könnte mir das egal sein, solange Menschen im Namen Gottes getötet, verfolgt oder diskriminiert werden. Wenn im Iran zwei schwule Teenager von einem islamischen Gericht zum Tode verurteilt und gehenkt werden, dann ist es mir nicht egal, ob der Gott, auf den sich die Gesetze berufen, überhaupt existiert. Wenn ein Volk darauf besteht, dass ihm ein bestimmter Landstrich von Gott versprochen wurde, dann finde ich die Frage, ob besagter Gott, der diese Land versprochen haben soll, überhaupt existiert, schon von Interesse. Wenn behauptet wird, dass Naturkatastrophe X eine Strafe Gottes für ein Fehlverhalten der Menschen in dieser Region ist, dann kann es mir doch nicht egal sein, ob der verantwortliche Gott existiert oder nicht. Denn wenn er nicht existiert, dann hat die Katastrophe offenbar andere Ursachen und dann kann man überlegen, wie man das Ausmaß weiterer Katastrophen durch gezielte Maßnahmen verringern kann.
So. Ich hab echt überlegt, ob ich überhaupt was schreiben soll. Denn kaum schreibe ich was, hab ich ja schon wieder bestätigt, dass Atheisten ständig über Gott reden. Wobei, wenn man es mal empirisch untersuchen würde, dann würde man wahrscheinlich feststellen, dass ich hier und da in Religionsthreads mitdiskutiert und auch das eine oder andere Buch zu diesem Thema vorgestellt habe, aber ich vermute fast, dass ich bei den Eulen mehr über Giraffen rede als über Gott. Ich würde sogar vermuten, dass Tom in seinem Leben und wahrscheinlich auch bei den Eulen mehr über säkulare Themen redet als über Gott. Die Religionsthreads fallen nur mehr auf.
[edit]diverse Rechtschreibfehler...