Thomas Gunzig - Tod eines Zweisprachigen

  • Man nehme eine Prise Krimi, ein wenig Krieg, vermengt mit gnadenloser
    Gesellschaftskritik, ein Quäntchen Fiktion, einige skurrile, verschrobene, aber liebenswerte Charaktere und eine Portion feinsinnigen, subtilen Humor; und lasse all diese Zutaten von einem sehr begabten, belgischen Nachwuchsautoren zu einer ausgeklügelten, komischen, aufwühlenden Satire zubereiten.
    Et voilà: Man erhält Thomas Gunzigs Roman "Tod eines Zweisprachigen"


    In einem Krankenhaus erwacht ein schwer verletzter, gelähnter und stummer Mann, ein Söldner, der sein Gedächtnis verloren hat.
    Nach und nach beginnt er sich an sein Leben zu erinnern.


    Im Jahre 1978 herrscht in einem europäischen, nicht näher benanntem Land Krieg. Man erfährt nur, es ist ein Krieg gegen Terroristen. Der arbeitslose und perspektivlose Mann, der auch vor Gefälligkeitsmorden nicht zurückschreckt, um seinen leeren Bauch zu füllen, beginnt ein fatales Verhältnis mit Minitrip, der Frau des skrupellosen, zwielichtigen Friedens-Liebesschnulzen-Sängers Jim-Jim Slater. Nicht zufällig ähnelt Jim-Jim Slater allerdings eher einem Mafiaboss, als einem Sänger.
    Das Verhängnis des Erzähler beginnt mit einem bösen Streit zwischen ihm und seiner Geliebten, bei der er in Rage ihr die Zähne einschlägt. Diese kehrt postwendend und reumütig zu dem Sänger zurück. Es dauert naturgemäß nicht lange bis der Erzähler von Jim-Jim Slaters Männern in dessen Wohnung gebracht wird. Der Sänger bietet ihm an, ihn am Leben zu lassen, wenn er einen Auftragsmord für ihn ausführt. Er soll die ungeliebte Konkurrentin Friedenstäubchen Caroline Lemonseed umbringen, denn diese verdrängt den immer erfolgloseren Sänger vom Markt. Aus Mangel an Alternativen nimmt der Erzähler an. Er wird in die Elitetruppe eingeschleust, die sich während einer Fronttournee der Lemonseed um deren Sicherheit kümmern soll.


    Der Krieg in Thomas Gunzigs Roman ist ein reines Medienspektakel geworden, er wird live im Fernsehen übertragen. Teilweise sind mehr Kameraleute und Techniker am Werke, als Soldaten im Einsatz. Auf den Uniformen prangt ein Logo des Sponsors "Kellogs" und "Snikers", die Soldaten werden kameragerecht geschminkt und die Einsätze teils in Szene gesetzte Gaukeleien, teils von den Medien einschaltquotenträchtig uminterpretiert und ausgeschlachtet.


    Gunzigs Roman überrascht, ja er überwältigt förmlich. Teils ist die Geschichte schon sehr schockierend und dennoch, oder gerade deshalb, eine grandiose Satire und für mich ein weiteres Highlight in diesem Jahr! Toll!