Die Tochter der Kurtisane – Dora Levy Mossanen

  • Originaltitel: Courtesan, aus dem amerikanischen übersetzt von Margarete Längsfeld.
    Margarete Längsfeld hat zum Beispiel auch schon Amtav Ghosh (Glaspalast) und Kazuo Ishiguro übersetzt und auch Haremsrosen, Dora Levy Mossanen ersten Roman.
    Bei "Die Tochter der Kurtisane" hat sie, so mein Eindruck, sehr gute Arbeit geleistet.


    Gebundene Ausgabe: 381 Seiten, Marion von Schröder Verlag, 2005
    Bei Ullstein Tb ist im Dezember 2006 eine Taschenbuchausgabe erschienen.


    Handlung laut Rückseite:
    Simones Weg scheint vorbestimmt: Ihre Familie möchte, daß sie als große Kurtisane Frankreichs Geschicke mitbestimmt. Doch die Erziehung zur jungen Verführerin scheitert, als Simone sich in den Hofjuwelier des Schahs verliebt.
    Sie folgt ihrem Ehemann in die schroffe Bergwelt Persiens, aber ihr Glück dauert nur kurz.
    Simone kehrt zurück nach Paris, bereit, alles zu tun, um den Mord an ihrem Mann zu rächen.


    Zur Autorin laut Klappentext:
    Dora Levy Mossanen wurde in Israel geboren. Als sie neun Jahre alt war, zog ihre Familie in den Iran, wo ihr Großvater an der Universität von Teheran iranische und jüdische Geschichte lehrte. Nach dem Beginn der islamischen Revolution 1979 flüchtete die Familie in die USA. 2004 erschien Dora Levy Mossanens erster Roman »Haremsrosen« (Marion von Schröder). Sie lebt heute mit ihrer Familie in Beverly Hills, Kalifornien.


    Autorin-Homepage: www.doralevymossanen.com


    Meine Meinung:
    Als Simone 1901 mit ihrem jüdischen Verlobten Cyrus, der der persönliche Juwelier des Schahs von Persien ist, in dessen Heimat, die persische Hafenstadt Bandar Anzali am kaspischen Meer ankommt, ist es für sie eine kulturell fremde Welt. Doch sie ist selbstbewusst genug, um ihre Herkunft einzubringen.
    Simone und Cyrus, stehen mit ihrem kulturellen Hintergrund der Literatur und Kunst im Gegensatz zu Cyrus traditionsbewusster Mutter oder abergläubischen Ammen.


    Die Autorin legt gleich zu Beginn einen interessanten Sprachschatz vor, der dem Leser einiges abverlangt.
    Gemmologie (Diamantenkunde), der persische Lyriker Nezami, der Epiker Ferdausi, der im 10 Jahrhundert das Königsbuch Shahname schrieb, die Fotographien Antoin Sevruguin und vieles mehr gilt es zu entdecken, oder auch nicht. Das überlässt die Autorin dem Leser, während sie die Handlung vorantreibt. Der Text verkommt nie zur bloßen Bildungslektüre.


    Ähnlich ambitioniert ist der Handlungsabschnitt in Paris in der Welt der Kurtisanen.
    Schon Simones Mutter Francois und Großmutter Mme. Gabrielle d´Honoré waren erfolgreiche Kurtisanen. Gabrielle war sogar mit Emile Zola und Oscar Wilde befreundet.
    Die drei Frauen haben sehr unterschiedliche Charakterzüge und doch einiges gemeinsam.
    Dass die jüdische Herkunft der Kurtisanen so wichtig ist, zeigt sich im Tagebuchkapitel „Die Tochter des Rabbi“, dass Gabrielle führt und darin ihre Jugend und ihren beruflichen Werdegang ab 1865 beschreibt.


    Der ständige Wechsel zweier Zeitebenen (1900 und 1901), die so dicht beieinander liegen, erfordert ein konzentriertes Lesen.
    Die anfängliche Liebesgeschichte zwischen den Charakteren weicht in der Mitte mehr den mysteriösen Thrillerelementen.
    Einige Abschnitte handeln sogar noch in Südafrika, so wird die Exotik noch vergrößert.


    Dora Levy Mossanen hat mich mit ihrem lebhaften Stil, der sich aus orientalischen und westlichen Einflüssen mischt, überrascht.
    Auch das neben dem offensichtlichen Thema des Romans noch viele weitere verborgen liegen, ist beeindruckend und ich werde den weiteren Werdegang der Autorin sicher im Auge behalten.

  • Vielen Dank für die Rezension, Herr Palomar!


    Du hast geschrieben, dass die Liebesgeschichte später hinter die Thrillerelemente zurücktritt. Ist die Liebesgeschichte anfangs im Mittelpunkt, oder eher Nebenhandlung? Genauer gefragt, ist es wohl nicht zu kitschig?


    Ich hab für alle Interessierten die TB Ausgabe verlinkt.

  • taciturus ,


    Ich habe es so gelesen:
    25% Liebesgeschichte
    25% Thriller
    50% historischer Roman mit Schwerpunkt Entwicklungsgeschichte der weiblichen Protgonsiten



    Die Taschenbuchausgabe hat auch ein stimmungsvolles Cover, allerdings ist die Heldin rothaarig, nicht schwarzhaarig wie die Frau auf dem Bild.
    Deshalb gefällt mir das Cover der gebundenen Ausgabe besser.
    Es ist unter der Verwendung des Fotos "The Carew Spinel with Two Diamonds" entstanden.