Wie bereitet Ihr Euch auf Lesungen vor?

  • Ihr scheint ja echte Profis zu sein... :-)
    Vielleicht kann ich noch was von euch lernen. :-]


    Ich hatte mal eine Lesung in meiner Schule, vor über 100 Schülern... Ich hatte so großes Lampenfieber, dass ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe... :cry Und am Morgen darauf wäre ich am liebsten davongerannt. :rolleyes Aber ich hab's überlebt.


    Für Lesungen bereite ich mich so vor, dass ich mir verschiedene Stellen im Buch aussuche, die zu meinem Publikum passen. Sind es Schüler, wähle ich eine Stelle, die etwas mehr Spannung und Action enthält. Es kommt aber auch auf das Alter der Schüler an. Sind es ältere Schüler, wähle ich wiederum eine andere Selle aus dem Buch.
    Erwachsenen kann man auch etwas längere Szenen vorlesen, da sie mehr Geduld als Kinder haben. (...)
    Ich lese mir die Stellen noch einmal laut durch und achte auf die Betonung, Schnelligkeit und Lautstärke. Aber eigentlich kennt man das eigene Buch und braucht das Lesen nicht wirklich zu üben. So geht es mir jedenfalls.

  • ähm - ja.
    Diesen Thread hab ich ja komplett vergessen - obwohl ich ihn ja eigentlich selber begonnen hatte.


    Ich wollte euch ja eigentlich Bescheid geben, wenn meine erste Lesung stattfindet.
    Also: Am 8.9. 17 Uhr darf ich auf den Tübinger Tolkien Tagen lesen. Ich hab jetzt eigentlich schon Bauchschmerzen und wahrscheinlich wird das alles noch viel, viel schlimmer - aber da muß ich nun wohl durch.


    Vielen Dank allen für ihre Tipps und Ratschläge - Ich meld mich, wenn ich die Lesung überlebt habe.

  • Zitat

    Original von treogen
    [...]Also: Am 8.9. 17 Uhr darf ich auf den Tübinger Tolkien Tagen lesen. Ich hab jetzt eigentlich schon Bauchschmerzen und wahrscheinlich wird das alles noch viel, viel schlimmer - aber da muß ich nun wohl durch.[...]


    Da wünsche ich dir viel Glück und ein interessiertes Publikum. Aufgeregt zu sein, soll einer guten Lesung förderlich sein.
    Also: Toi, toi, toi!
    LG
    Corinna

  • Hallo,


    man kann sich ganz gut auf Lesungen vorbereiten. Ich habe jetzt so 30 hinter mir, und dieses Jahr noch eine Handvoll vor mir, bin also noch nicht allzu lange mit dabei. Aber vielleicht kann ich ja ein paar Tipps beisteuern.


    Ein wichtiger Tipp für mich war, den Text genau zu kennen und mehrfach laut vor zu lesen, idealerweise vor einem Testpublikum. Auf die Geschwindigkeit achten und nicht zu schnell lesen. Dazu gut artikulieren und betonen; meiner Erfahrung nach lesen viele zu flach, also ruhig etwas mehr Verve, auch wenn es sich für einen selbst übertrieben anhört. Es ist sehr schwierig, einem monoton vorgetragenen Textbrei zu verdauen ... ;)


    Wer will, kann auch Sprechtraining nehmen. Ich kenne einen Coach, der mir sehr geholfen hat. Ansonsten vielleicht mal bei Schauspielern nachfragen, oder ins VHS-Programm schauen.


    Ich lese einige Textstücke, die alle in sich verständlich sind und Schlaglichter auf Figuren und Geschichte werden. Es gibt eine kurze Einführung, sowie Überleitungen, die ich vorher grob zurecht gelegt habe. Ich achte darauf, möglichst einen Mix aus Dialogen, Humor, Action, Beschreibungen, Charakterskizzen und anderen Textelementen zu präsentieren. Alles in allem lese ich maximal 45 Minuten, häufig auch etwas weniger, je nach Durchhaltevermögen des Publikums. Danach beantworte ich noch Fragen, plaudere ein wenig und signiere.


    Ich trinke vor und während der Lesung nur stilles Wasser. Danach gerne auch Bier oder Wein, je nach Gusto.


    Das Organisieren von Lesungen ist recht viel Arbeit; zum Glück unterstützt mich in der Hinsicht meine Agentur. Ich lese auf einigen Fantasy-Conventions und auch bei kleineren Buchhandlungen und Veranstaltern. Aber die größeren Lesungen kommen häufig über die entsprechende Abteilung des Verlags. Buchhandelsketten und Literaturveranstaltungen der öffentlichen Hand zahlen normalerweise auch die besten Honorare. Da dürfte man es ohne Hilfe des Verlags aber sehr schwer haben.


    Sehr empfehlen kann ich Gemeinschaftslesungen mit anderen Autoren. Davon habe ich in letzter Zeit einige gemacht, und sowohl die Zuhörerzahlen, als auch der Ablauf der Veranstaltungen waren richtig gut. Wenn man das richtig plant, kann das ein ganzes Event werden. Musikalische oder multimediale Untermalung hatte ich bislang kaum. Meine wenigen Erfahrungen deuten aber an, dass man auch ohne auskommt. Wobei eine gute Beamer-Show sicherlich nicht schlecht ist.


    Lieben Gruß,


    Christoph

  • Zitat

    Original von treogen
    Christoph - auch dir vielen Dank für deine Tipps.
    Warst du nicht dieses Jahr auch auf dem Nordcon? Wollte mir eigentlich deine Lesung und die Lesung von Boris anschauen, bin aber nicht dazu gekommen, da ich mit unseren Stand beschäftigt war.


    Ja, ich habe auf dem Nordcon gelesen und einen Workshop gemeinsam mit Tom Finn und Heide Göttner gehalten.


    Dieses Jahr konnte ich Boris' Lesung leider nicht besuchen, aber da ich letztes Jahr dort war, kann ich sie sehr empfehlen. Am 20. September lesen Boris, Tom Finn, Markolf Hoffmann und ich in Berlin; darauf freue ich mich sehr.


    Bei den Tolkien Tagen sind ja einige Autoren mit dabei. Sieht nach einem richtig guten Programm aus. Viel Glück und vor allem viel Spaß!


    Lieben Gruß,


    Christoph

  • Zitat

    Original von ChristophH.
    Ja, ich habe auf dem Nordcon gelesen und einen Workshop gemeinsam mit Tom Finn und Heide Göttner gehalten.


    Heide Göttner liest in Tübingen vor mir. Das werd ich mir auf jeden Fall anschauen.


    Zitat

    Original von ChristophH.
    Am 20. September lesen Boris, Tom Finn, Markolf Hoffmann und ich in Berlin; darauf freue ich mich sehr.


    Hach - da komm ich leider nicht hin.
    Aber vielleicht schaff ichs ja nächstes Jahr wieder zum Nordcon
    Und dann lass ich notfalls auch meinen Stand alleine ;)


    LG
    Treogen

  • Hallo zusammen!
    Ich habe letzte Jahr 15 Buchlesungen absolviert. Außer der privaten, für die ich ein Kino gemietet habe, wurden alle von Buchhandlungen organisiert. Die haben dann natürlich auch die Bücher verkauft.
    Die meisten Lesungen wurden von Musikern begleitet. Für mich war es dadurch entspannend, da ich 3 x 20 Minuten lese.
    Die Textstellen muss ich natürlich vorher kennzeichnen und 'zusammenstreichen'. Manche Textstellen lasse ich auch weg, wenn sie z. B. zu viel ins Detail gehen. Im spannensten Moment höre ich auf. Außerdem erzähle ich den Inhalt in groben Zügen, ohne zuviel zu verraten.
    Meine beiden Bücher bauen aufeinander auf, deshalb war es schwierig den zweiten Teil vorzulesen, ohne 'die Geheimnisse' aus dem ersten Teil auszuplaudern. Gelungen ist es mit trotzdem, da ich nicht der Reihenfolge nach gelesen habe.
    Ich hätte nie gedacht, dass lautes Lesen anstrengend sein kann. Aber das ist es tatsächlich. 1 Stunde laut und deutlich sprechen... nicht ganz so einfach- aber die Übung macht den Meister :-] Lampenfieber kenne ich nicht.
    Da die Bücher in Deutschland, England und Australien spielen, gab es Tee aus England und Weine aus den anderen Ländern.
    Am interessantesten finde ich immer die Frage und Antwortstunde nach den Lesungen, wo einem schon sehr skurrile Dinge passieren können. z.B., wenn eine Leserin meint, dass sie die Reinkarnation einer meiner Buchfiguren wäre :yikes
    Viele Grüße
    Deana

    Der Pestreiter 2014
    Der Hexenschwur 2013
    Das Pestzeichen 2012
    Der Schwur der Sünderin 2011
    Der Hexenturm 2010
    Die Gabe der Jungfrau 2010
    Das Hexenmal 2008
    Fliegen wie ein Vogel 2006
    Der Duft der Erinnerung 2006

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Deana ()

  • So - da bin ich wieder.
    Ich habs überlebt.


    Den ganzen Samstag vormittag bin ich unruhig hin und hergetigert. Bauchgrummeln, ein kratziger Hals, schweißnasse Hände, das Gefühl im minutenabstand auf die Toilette zu müssen.
    Und dann, 17 Uhr war es soweit. Ich durfte auf dem Tübinger Tolkien Tagen aus meinen Fantasy-Zyklus "Dunkel über Daingistan" lesen. War nicht gerade einfach, schließlich hatte Heide Solveig Göttner vor mir eine Glanzvorstellung hingelegt - und bei meiner Lesung sie saß auch im (wenn auch recht kleinen) Publikum.
    Ich glaube, ich hab mich ganz gut geschlagen - und ich hab mir aus Heides Lesung einiges für die Zukunft abgeschaut.


    Allerdings - ein wenig deprimierend war es schon, als sie mich dann hinterher ansprach: "Egal, wie oft du so etwas machst - die Nervosität bleibt." Aber egal - ich habs überlebt.


    Vielen Dank euch allen
    LG
    Treogen

  • Ich wünschte, ich könnte auch schon sagen, dass ich meine erste Lesung hinter mich gebracht hätte.
    Nächsten Montag (24.09) ist es soweit.


    Aber ein paar Tipps hier im Forum waren echt gut. Ich hoffe, es gibt da stilles Wasser (falls ich anfange zu röcheln).


    Ich muss vor Kindern und Jugendlichen lesen. Das wird nicht ganz so einfach, weil ich Angst habe, zu lang zu lesen. Die sind wahrscheinlich ja nicht soooo interessiert und langweilen sich, wenn es zu lange dauert. Aber wenn ich zu kurz lese, ist die ganze Sache viel zu schnell vorbei und sich soll mich ja mit denen beschäftigen.


    Vielleicht lese ich nur 10 Minuten, lass die Besucher dann einfach Fragen stellen und lese am Schluss auch noch mal ganz kurz.


    Bin gespannt, wie das wird!

  • Hallo :-)


    ich habe erst eine Lesung gemacht- und die glücklicherweise zusammen mit einer "Kollegin". Wir waren beide sehr aufgeregt vorher und hatten vor allem Angst zu schnell zu lesem. Aber wenn man dann mal vorne steht, das Publikum lächelt und neugierig an den Gläsern nippt, ist es eigentlich sogar recht schön... *nachdenklichguck*. Zum Schluss wollten wir gar nicht mehr weg, und haben aus diesem Grund auch gleich die nächste Lesung festgelegt.


    Liebe Grüße! :wave


  • So mache ich es weitgehend auch.
    Ich bin zu meinen Lesungen bisher (so viele waren es noch nicht) entweder eingeladen wurden und einmal in einem Buchladen habe ich einfach nachgefragt ob ich eine Lesung aus "Edens Asche" halten dürfte.
    Es ist mein Erstling, also bin ich noch gar nicht erfahren. Aber *auf Holz klopft* - es hat gut geklappt.

  • So, jetzt habe ich meine erste Lesung hinter mir :lesend


    Es war recht aufregend, aber die Tipps hier haben mich doch irgendwie beruhigt. Ich habe extra versucht, langsam und laut zu reden. Das hat dann auch ganz gut funktioniert.


    Statt stillem Wasser gab es Sprudel. Da ich Durst hatte, habe ich vorher einfach gesagt, dass ich die Lesung abbreche, wenn ich einen Schluckauf bekommen sollte. Da haben die Leute gelacht und das Eis war einigermaßen gebrochen. Einen Schluckauf habe ich aber glüklicherweise dann nicht bekommen.


    Bei den anschließenden Fragen waren die jüngeren Zuhörer sehr zurückhaltend. Da sind dann meine Lektorin und die Verlagspressesprecherin eingesprungen und haben die Diskussion etwas voran getrieben. Ohne die wäre es sehr still im Raum geworden. Jugendliche zwischen 13 und 16 sind anscheinend doch recht schüchtern.


    Naja, jetzt bin ich um eine Erfahrung reicher. :-)

  • Zitat

    Original von Bücherkäfer
    Jugendliche zwischen 13 und 16 sind anscheinend doch recht schüchtern.


    Nicht nur Jugendliche ;)
    Ich war froh, das der Moderator bei mir eingesprungen ist und mir einige Fragen gestellt hat. Danach lief es langsam an.


    Alles Gute zur "Feuertaufe" (meine Frau meinte zu mir: "Jetzt bist du wirklich ein Autor").


    LG
    Treogen

  • Ich glaube, dass die Scheu allgemein da ist, der Erste zu sein, der eine Frage stellt.... Geht mir auch so. Ich will selber auch nie der erste sein der fragt. ;-) Ich bin gespannt, wie es bei meiner nächsten Lesung wird. Die ist am 9.Oktober in München.

  • oh tom,
    du hattest diese frage schon gestellt? dann kann mein posting gelöscht werden! :-)


    also - wie weit bist du mittlerweile?


    mir ist atmosphäre und stimmung sehr wichtig! schöne musik als intro, kerzenlicht, stille, dann lesung, dann offenes gespräch - bei meinem thema sehr begrüßend, denke ich.


    bleibt nur die frage: wie lange sind lesungen in der regel? gibt es eine regel?


    lg constanze*

  • Habe eben meine alten Beiträge gelesen und geschmunzelt. *g* Meine erste Lesung! Das ist jetzt auch schon sooooo lange her! Habe inzwischen auf zwei Buchmessen, in diversen Schulen, einer Bücherhallen und zwei Literaturveranstaltungen gelesen. Diesen Sommer war allerdings Lesepause. Mal sehen, was jetzt mit dem zweiten Buch so an Anfragen kommt ...


    Jedenfalls war es immer unterschiedlich - obgleich die Vorbereitung eigentlich immer recht ähnlich war. Eine große Rolle sielt es, wie groß der Raum ist, und ob man mit einem Mikro liest. Leider erfährt man das ja oft erst kurz vor der Lesung.


    Bei Jugendlichen kann es helfen, ihnen ein paar Ideen zu geben, indem man ihnen Bereiche nennt, auf die man Antwortet. (z.B. "Ich beantworte gerne Fragen zu dem Buch, aber auch dazu, wie ich es geschrieben habe. Natürlich könnt ihr mich auch was zum Alltag eines Autors fragen oder zum Thema Verlage.") Das hat mir - und den Schülern - ein paar Mal geholfen und letztendlich zu einer wirklich netten Diskussion geführt.


    :lesend Lesezeit: Habe bislang nur Erfahrungen mit Kindern/ Jugendlichen. Da lese ich nie zu lang am Stück. Gut funktioniert es, zunächst ein 15 minütiges Stück vorzulesen, dann etwas zum Buch zu erzählen und Zeit für Zwischenfragen zu geben, dann noch mal 10 - 15 Minuten lesen und dann viel Zeit für Fragen und Gespräch geben. Manchmal fragen die Kids dann ja auch, ob man noch etwas lesen kann.


    Erwachsene halten bestimmt länger durch. Aber ich denke aus eigener Erfahrung als Lesungsbesucher, dass man nicht unbedingt länger als eine Stunde lesen sollte.


    Viele Grüße,
    Käfer