ZitatOriginal von bogart
... durch wiederholung werden die argumente nicht besser.
Stimmt, aber gute Argumente werden halt immer wieder gern genommen.
ZitatOriginal von bogart
... durch wiederholung werden die argumente nicht besser.
Stimmt, aber gute Argumente werden halt immer wieder gern genommen.
richtig! am originellsten finde ich immer noch rabbis: er könne gott in sich spüren (hat er irgendwo vor vielen seiten geschrieben).
ich hab manchmal auch so komische gefühle in mir - vielleicht kann ich sie nur nicht richtig deuten. eine bessere beschreibung wäre nicht schlecht. im gegensatz zu magali habe ich ja noch den durst!
bo
ZitatOriginal von bogart
eine bessere beschreibung wäre nicht schlecht.
Geheimtipp: Frag' doch den Poster und bitte ihn, seine Ausführungen zu präzisieren. Fragen führen zu Antworten - das soll vorkommen - habe ich gehört.
Im Übrigen kann ich auch Gott in mir spüren. Mindestens jeden Sonntag. Heißt bei uns "Kommunion". Ist auch der Grund, warum man da überhaupt hingeht, sonntags.
ZitatOriginal von bogart
im gegensatz zu magali habe ich ja noch den durst!
Bitte sehr.
ZitatOriginal von bogart
wieder der griff ganz tief in die FAQ-mottenkiste gegriffen zum thema: wie begegne ich kritischen fragen der ungläubigen.
Ähm... welche kritischen Fragen?
für kleingeister ergänze ich die FAQ-mottenkiste gerne auch um die liste: blöde sprüche über kirche und glauben.
soll sich ja jeder wiederfinden.
zufrieden, wl?
bo
Du willst also auf nen blöden Spruch eine intelligente Antwort...
Roh, Medium oder richtig durchgebraten?
Vorgekaut oder unzerteilt?
Frage des Interesses: Was machst du dann eigentlich damit?
nun, wenn es dann nicht so eine antwort sein sollte wie die von den schwarzen und weißen schafen, also eine, die mir nicht schon vor 20 jahren und länger erzählt wurde, denke ich ernsthaft darüber nach.
überrasch mich!
bo
Auf welche Frage denn?
Die bräuchte man dann doch schon.
Glauben?
Oder meinst du direkt die Kirche?
Glauben halte ich nicht für irgendetwas frei Schwebendes, was manchen zufällt und andren nicht, wo keiner weiß wo es herkommt und das undefinierbar „gespürt“ und „erworben“ wird. Im Gegenteil – es ist, das wird viele erst irritieren, eine Entscheidungsfrage und dazu noch eine, die permanent im Vollzug ist. Damit ist jetzt nicht gemeint, dass man sich eines Abends hinsetzt und sich vornimmt: Ab morgen glaube ich einfach mal. Eher eine gewisse Intentionalität, sprich, eine Richtung in der Anschauung und Erfahrung von Welt, Sinnen und Geist. Er ist also nichts, was man schlechthin besitzt. Mit jeder Haltung und jeder Handlung vollziehe ich meinen Glauben neu. Es ist Haltung zur Welt, nicht Haltung über Welt(liches). Dreister: Es ist die pure Hermeneutik.
Daher halte ich Glauben nicht für etwas Irrationales, was keiner versteht und was man nicht beschreiben kann. Es ist sogar die Grundlage aller Vernunft. Was auch immer meinen Handlungen und Weltsichten zugrunde liegt, es ist etwas, dass „angenommen“ wurde. Wissen in jeglicher Form (dass der Stein herunterfällt, wenn man ihn fallen lässt oder dass morgen die Sonne wieder aufgeht, von mir aus auch, dass jegliche, konsequent durchgeführte Philosophie zur Metaphysik führt undsoweiterundsofort…) beruht auf dem, was man allgemein „Verstehen“ nennt. In irgendeiner Form finde ich etwas plausibel, ob ich darüber nun fünf Stunden nachdenke, argumentativ zurechtzimmere, oder mir spontan auf dem Klo mal eine gedankliche Notiz mache, ohne mir gleich ein Hegelsches System zu Gemüte führen zu müssen, spielt dabei keine Rolle. Ich nehme etwas an, weil es für mich verständlich und somit annehmbar ist. In welcher Intensität oder Reflexionstiefe auch immer.
Jegliches Verstehen ist ein Annehmen des für mein Denken Annehmbaren. Und da sortiere ich durchaus, ich suche mir Gründe und Erklärungen, um etwas verständlich erscheinen zu lassen. Erscheint mir etwas widersinnig, ergibt es für mich keinen Sinn, es anzunehmen oder danach zu handeln/leben/sich auszurichten. Es ist mir schlichtweg nicht möglich.
Vernunft handelt also nach Gründen, die in der „Sinnverwaltung“ meiner Erfahrungswelt liegen. Kritische Vernunft geht dann noch einen Schritt weiter und fragt nach dem Verhältnis dieser Sinnverwaltung und den Bedingungen meines Erfahrungserwerbs.
Warum ich aber etwas annehme, hat vom Prinzip her erstmal nichts mit einem möglichen Wahrheitsgehalt dieser Sinnhaftigkeit zu tun. Es ist erst einmal Überzeugung: „Es ist der Fall, dass…“ Man kann dies nun ausbauen durch Argumente und Beispiele, Begriffe und analoge Stukturen. Aber im Wesentlichen beruft man sich darauf, dass das „Richtige“ doch eingesehen wird, weil es halt „verständlich“ ist. Andernfalls würden wir nicht ständig versuchen uns zu erklären und zu begründen. Wer sagt uns denn, dass etwas richtig ist? Wenn wir es nicht für richtig halten, da kann uns hundertmal erzählt werden, dass dieses und jenes der Fall ist (oder eben nicht). Wir finden es weiterhin unsinnig und nicht richtig, wenn wir es nicht sinnvoll, sprich in irgendeiner Form als plausibel annehmen können.
Insofern sind „Argumente“ und „Beweise“ nicht Indizien für Wahrhaftigkeit, sondern zu Beginn erstmal nur von Plausibilität. Ich glaube es aufgrund dessen, dass es mir richtig erscheint, es mir einsichtig wird. Das wenigste Wissen „wissen“ wir, sondern haben es irgendwie angelernt und vertrauen aufgrund der Tatsache, dass es doch „klar“ ist oder „plausibel“. Widersprüche richten dann unsere Aufmerksamkeit auf Dinge, die keinen Sinn ergeben und uns nicht einsichtig erscheinen. Dann setzt Zweifel an.
Unser ganzes Wesen der Erkenntnis, des Denkens, des Wissens und des Meinens beruht auf einem Glauben, einem nicht dem entscheidenden Willen unterliegenden Vertrauen auf Plausibilität. Wir glauben, was wir für richtig halten. Es ist Ausrichtung auf etwas.
Weshalb man dann im Speziellen an die christliche Heilgeschichte glaubt, ist eine Sache, die nicht einfach zu erklären ist, das muss ich an dieser Stelle schon sagen. Denn es lässt sich nicht einfach „fremderklären“, ohne eine gewisse Ausrichtung des Gegenübers und einem Verständniskonsens – der betrifft eben dann an manchen Punkten auch eine Form des Hintergrundwissens. Damit meine ich nicht akademisches, sondern eine Form der Offenheit in der Beschäftigung. Sprich: Eine Beweglichkeit und Ausrichtung (seine Grundannehmen) der Gedankenwelt. Ich kann jemandem auch nicht erklären, warum es plausibel ist, dass Eins und Eins in der Mathematik durchaus „Null“ ergeben kann, je nachdem, wie man den Wertebereich definiert, wenn derjenige meint, dass „Eins“ eben „Eins“ meint und „Null“ eben „Null“, ohne in seinen Gedanken die Möglichkeit zu lassen, Zeichen als Hinweisschilder für Wertzuschreibungen, als Operatoren für Bedeutungen zu betrachten, statt als festgesetzte ontologische Relation aufzufassen.
Manches erscheint eben erst nach Zunahme vielfältiger Erfahrung plausibel. Verstehen ist Prozess, oftmals wird etwas erst nach langer Zeit verständlich. Sei es Alltägliches oder Hochtiefgeistiggestapeltes.
Da setzt der Unterschied von Vernunft (Plausibilität und Annahme) und kritischer Vernunft an – die Betrachtung der gut und gerne vernachlässigten Selbstverständlichkeiten, der Prämissen und Vorannahmen.
Deswegen fällt Glaube auch nicht einfach zu, sondern ist Ergebnis eines Verstehensprozesses, der weiter geht und nicht stehen bleibt. Woran nun auch immer dieser Glaube sich anlehnt: Theismus, Atheismus… von diesem Standpunkt aus erstmal egal.
Ich kann dir also durchaus in einem Satz sagen, weshalb ich „daran“ (was glaubst du eigentlich, woran?) glaube: Plausibilität. Aber worin genau sich diese Plausibilität auszeichnet, wie sie sich entwickelt hat und weshalb ich Metaphysik in der Tat für die zwingende Schlussfolgerung jeglicher philosophischer Betrachtung halte (was glaubst du, was ich damit bezeichne? - was erschließt sich dir in deinem Verstehensprozess?), kann ich dir immer nur bruchstückhaft zusenden. Ebenso, wie es dir nie gelingen wird, mir dein Verständnis so nahe zu bringen, wie es dir erst plausibel werden konnte. Plausibilität hat einen propositionalen Gehalt, unterliegt einer gewissen Form der Perspektive. Des Verstehenshorizontes des Gegenübers. Ich rede mit einem Neurologen anders über gewisse Phänomene wie „Liebe“ als mit einem Dichter. Beide mögen andere Meinungen haben. Und beide müssen werder Recht noch Unrecht haben. Die Frage ist: Was will ich eigentlich verstehen?
Allein diese Sichtweise ist von einem gewissen Verständniskontext geprägt. Ein anderer mag dir die Grundrichtung dessen in völlig anderer Weise erklären – und du findest es beim einen plausibel beim anderen nicht. Das kann vorkommen. Weil Verstehen immer mit der Frage des Zugangs verbunden ist. Wie ich schon sagte, ich halte dies für Hermeneutik pur.
Über die Kirche und Theologie können wir demnächst gerne ein andermal reden. Nicht zuletzt verdanken wir Martin Luther die Grundklage hermeneutischer Praxis im deutschsprachigen Raum.
Ach ja, fast vergessen: Überraschung! *sing
Ich finde Gott ist nur ein Wort unterdem man sich nichts vorstellen kann. Ich glaube schon das es irgendwo etwas geben muss, das alles erschaffen hat. Aber an so was wie Jesus oder Maria glaub ich nicht.
Wie für einen Bayer typisch bin ich katholisch getauft, aber mit der Vorstellung in die Kirche zu gehen und dort zu beten, konnte ich mich nie anfreunden. Wieso sollte Gott wollen das man in die Kirche geht und dort jeden Sonntag die gleichen Sprüche aufsagt?
Ich würd mal sagen, weil es nicht darum geht inder Kirche "immer die gleichen Sprüche aufzusagen". Die Kirche als Gemeinde ist vom christlichen Glauben nicht abtrennbar. Gemeinde ist sicherlich kein leeres Wort. Diese sogenannten Sprüche stehen in einer gewissen Tradition, welche eng mit der Heilsgeschichte zusammenhängen. Klar, wenn ich davon nicht viel gehört und verstanden hätte, würd ich mich auch fragen, was ich da eigentlich tue. Das Schöne ist, niemand hindert einen daran, sich damit trotzdem zu beschäftigen.
Der Unterschied zwischen Spruchgedicht und Gebet ist eine Form der Kontemplation. Du betest nicht, in dem du Worte aufsagst, sondern du betest dich an diesen, mit diesen Worten entlang. Sie sind die Hilfe, Vermittlung dazu.
ZitatOriginal von Waldlaeufer
Klar, wenn ich davon nicht viel gehört und verstanden hätte, würd ich mich auch fragen, was ich da eigentlich tue.
Wenn ich das gleiche Bild von der Kirche hätte, wie einige meiner Gesprächpartner, wäre ich schon vor langer Zeit ausgetreten.
ZitatOriginal von Waldlaeufer
Ach ja, fast vergessen: Überraschung! *sing
puh, jetzt bin ich aber wirklich überrascht - und sprachlos!
lieber wl, da hast du dir aber richtig mühe gegeben. da muss ich anerkennend sagen: respekt. leider kann ich ihn mir den text nicht einmal in ruhe durchlesen, da ich arbeitsmässig unterwegs bin und nur mal schnell hier "vorbeischauen" kann.
aber am we werde hoffentlich die zeit finden...
bo
ZitatOriginal von bogart
richtig! am originellsten finde ich immer noch rabbis: er könne gott in sich spüren (hat er irgendwo vor vielen seiten geschrieben).
Danke Bo, auch wenn ich mit dieser Bemerkung absolut nicht originell sein wollte (uns es auch nicht wahr, das kommt dir nur so vor).
Vielleicht kann ich dir mit Folgendem helfen: Wenn es sich in dir nach Dünnschiss anfühlt, dann ist es nicht Gott, sondern tatsächlich Dünnschiss!
Grüße
Rabarat
ZitatOriginal von Rabarat
Danke Bo, auch wenn ich mit dieser Bemerkung absolut nicht originell sein wollte (uns es auch nicht wahr, das kommt dir nur so vor).
Vielleicht kann ich dir mit Folgendem helfen: Wenn es sich in dir nach Dünnschiss anfühlt, dann ist es nicht Gott, sondern tatsächlich Dünnschiss!
moment mal! wenn es gott gibt, sollte er auch beim dünnschiss seine finger mit spiel haben, oder? ganz oder garnicht!
aber danke für den sehr anfühligen tip.
bo
Vielleicht ist Niveau ja doch eine Hautcreme.
ZitatAlles anzeigenOriginal von bogart
moment mal! wenn es gott gibt, sollte er auch beim dünnschiss seine finger mit spiel haben, oder? ganz oder garnicht!
aber danke für den sehr anfühligen tip.
bo
Lieber Bo,
danke, dass ich dir helfen konnte!
Die Vorstellung, dass Gott seine Finger im Dünnschiss hat, ist eher unappetitlich.
Das Forum ist einfach keine Plattform, um so ein Thema, oder insbesondere meine "originelle" Aussage wirklich zu erläutern. Das beweisen die Threads zu diesem Thema immer wieder.
Herzliche Grüße
Rabarat
ZitatOriginal von Rabarat
Das Forum ist einfach keine Plattform, um so ein Thema, oder insbesondere meine "originelle" Aussage wirklich zu erläutern. Das beweisen die Threads zu diesem Thema immer wieder.
Ein Forum kann doch sehr wohl eine Plattform sein um sich über dieses Thema hier auseinanderzusetzen...
....das Problem ist einfach immer wieder dasselbe, dass es immer und überall und somit auch hier Menschen gibt, denen einfach die nötige Toleranz und auch der Respekt fehlt um mit den andersartigen Ansichten und Erfahrungen ihrer Mitmenschen umzugehen...
...und ich frage mich halt einmal mehr, warum dieses doch manchmal recht unfaire Verhalten gerade in Glaubensfragen so in Erscheinung tritt.
Grüessli Joan
ZitatOriginal von Joan
....das Problem ist einfach immer wieder dasselbe, dass es immer und überall und somit auch hier Menschen gibt, denen einfach die nötige Toleranz und auch der Respekt fehlt um mit den andersartigen Ansichten und Erfahrungen ihrer Mitmenschen umzugehen...
... und, dass es einige gibt, für die eher relevant ist, was sie schreiben wollen, als ob es auch jemanden gibt, der den Beitrag dann lesen möchte, geschweige denn, ob sie überhaupt etwas zum Thema des Threads beitragen. Ich finde, man sollte sich viel häufiger die Frage stellen: "Wenn jemand auf den Titel dieses Threads klickt, was erwartet er dann zu lesen? Erfüllt mein Posting diese Erwartung?"
Ähnlich wie beim Bücherkauf: wenn "Thriller" draufsteht und ein "Märchen" drin ist, ist das eine Unverschämtheit gegenüber dem Leser.
ZitatOriginal von Joan
...und ich frage mich halt einmal mehr, warum dieses doch manchmal recht unfaire Verhalten gerade in Glaubensfragen so in Erscheinung tritt.
Weil sie den Kern unserer Lebensführung betreffen.
Wenn ich jemandem zugestehe: "Du hast eine fundamental andere Glaubensüberzeugung als ich, die aber dennoch richtig sein könnte", sage ich im Umkehrschluss: "Es wäre möglich, dass ich mein bisheriges Lebent total verpfuscht habe, weil ich die wesentlichen Komponenten nicht erkannt habe."
Zu einer solchen impliziten Selbstkritik sind viele Menschen nicht fähig.