ZitatOriginal von magali
ich kenne eine Menge Leute, die nicht nur an die 'Wunderwelt' des NT, sondern auch an die des AT glauben.
Warum?
Weil sie nicht auf die Idee kämen, es nicht zu tun.
Dann haben sie eine begnadete Haltung Dinge anzunehmen.
Eine, welche aber viele nicht teilen können.
Ich im Besonderen nicht. Das macht aber nichts, mit gesetzten Soseins und Autoritäten hab ich leider immer noch Probleme.
Im Falle von AT, NZ und Gegenwart liegt für viele der Zugang zum christlichen Weltbild verborgen, weil sie in einem deutlich veränderten Weltbild leben, aufgewachsen sind oder einfach einen anderen Verstehenszugang haben.
Da oben ein Himmel, da unten eine Hölle? Erbschuld (ich bin schuldig, ohne selbst etwas begangen zu haben)? Wegen der Erkenntnis von Gut und Böse? Wie Bitte nochmal?
Wenn ich an die Wunderwelt des NT und von mir aus auch AT glaube, muss ich ja an etwas glauben, sprich: eine Vorstellung von ihrer tragenden Bedeutung haben. Gerade die Bibel ist eine Fundgrube an Bildern und Verweisen. Und wenn ich sie als Mythos betrachte, brauche ich einen anderen Zugang, als noch vor ein paar hundert Jahren. (Mir ist klar, dass ich dies nicht zwangsläufig muss, eine Bekannte von mir, die beiden Theologen sitzt, sieht die Bibel traditioneller im wörtlichen Sinne geltend an - aber ein solches Verständnis wirst du heute nicht oft finden, für viele ist die Bibel ein Buch, welches wie alle eines birgt: Bedeutungen und die Frage der Auslegung.)
Das Problem ist, dass wenn etwas sich mit meiner Wahrnehmung beißt oder mich in eine schizophren anmutende Geisteslage zwingt - und hier spreche ich aus meiner Warte, da ist es mir recht egal, ob andere diesen Graben einfach "überglauben" können - ich nicht glauben kann. Nicht weil ich nicht will, sondern weil mir sich ohne einen Zusammenhang das Verständnis (im Sinne der Vorstellung, einer Ahnung) entzieht. Woran glaube ich denn? Daran, dass was da steht, wahr ist? Ja, was steht denn da?
Wenn ich es nicht verstehen, mir nicht vorstellen kann - nur fiktional wie science fintion - dann kann ich es schwer glauben. Denn wie kann ich etwas glauben, wenn ich nicht mal wüsste, was? Dass da einer am Kreuz gestorben ist? Ja, aber woran soll ich dabei glauben? Dass er gestorben ist, glaub ich gerne. Aber der einfache physische Tod ist nicht grad das Verständnisproblem. Oder?
Und warum sollte es wahr sein - weil es geschrieben steht? In welcher Abschrift?
Die Bibel ist historisch. Das sricht nicht gegen ihren Wahrheitswert. Nur für einen erschwerten Zugang. Hegel kann ich heute auch nicht mehr in derselben Weise lesen wie seine Zeitgenossen. Einfach, weil sich mein Geisteshorizont unter anderen Bedingungen gebildet hat.
Weshalb sollte der Glaube immer für Nichterklärbares, Nichtlogisches stehen?
Und: Das ist eine Sicht, die den Glauben mehr und mehr aus dem Lebensvollzug entfernt. Wie kann ich denn einfach wider allen Geistes daran glauben? Glauben kann ich nur, wenn ich etwas für wahr halte. Und dafür haber ich durchaus Gründe -die haben nur nicht "Beweischarakter", sondern "Verstehenscharakter".
Hier setz ich mal drei frei zugängliche Zitate von Bultmann hier rein, damit du weißt, was ich in Bezug auf die Wunderwelt meine:
„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung des christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht.“ (Neues Testament und Mythologie, 1941, 18)
„Der eigentliche Sinn des Mythos ist nicht der, ein objektives Weltbild zu geben; vielmehr spricht sich in ihm aus, wie sich der Mensch selbst in seiner Welt versteht; der Mythos will nicht kosmologisch, sondern anthropologisch - besser: existential interpretiert werden.“ (Neues Testament und Mythologie, 1941, 22)
„Wie kann meine Schuld durch den Tod eines Schuldlosen (wenn man von einem solchen überhaupt reden darf) gesühnt werden? Welche primitiven Begriffe von Schuld und Gerechtigkeit liegen solcher Vorstellung zugrunde? Welch primitiver Gottesbegriff? Soll die Anschauung vom sündentilgenden Tode Christi aus der Opfervorstellung verstanden werden: welch primitive Mythologie, daß ein Mensch gewordenes Gotteswesen durch sein Blut die Sünden der Menschen sühnt!“ (Neues Testament und Mythologie, 1941, 20)
post scritptum:
Das Lachen bezog sich auf Chruchills Verweis zum Osterlachen.