Nachtrag: Mich stört, dass der Glaube immer als Trostmittel herhalten muss.
Das mag er auch sein, aber nicht nur. Oder jedenfalls nicht für alle.
Wenn es um Trost ginge, könnte ich auch Alkoholismus als Religion deklarieren.
Oder Schokolade.
Warum glaubt ihr an Gott?
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Waldläufer
ja, das Angebot der Trostmittel ist ein vielfältiges....und die Menschen, die Trost suchen, die greifen dann wohl zu demjenigen Mittel, das sie am ehesten anspricht....oder hin und wieder auch zu dem was ihnen grad zur Verfügung steht...
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Glaube als Trost? Das scheint mir so, als würde man sich einen Glauben "aussuchen", weil es einem Vergnügen bereitet.
Das ist nur selten der Fall, denke ich. Wenn ich es recht verstanden habe, ist es bei den Juden beispielsweise so, dass sie unter ihrem Glauben leiden. Sie sind das erwählte Volk, die "Braut" Gottes, der eifersüchtig ist und seine Frau als Eigentum betrachtet, ihr strenge Gebote auferlegt etc. Ich bin kein Jude, aber so habe ich es einmal gelesen.
Wahrscheinlich ist das Wort "Glaube" an sich schon ungeeignet, weil es eine Bedeutungsverschiebung erfahren hat. "Ich glaube, es ist 11 Uhr" - es könnte aber auch 10:30 oder 11:30 sein. "Glauben ist nicht Wissen."
Für das Thema, das wir diskutieren, ist heutzutage der Ausdruck "Überzeugung" wohl besser. "Meine Realitätswahrnehmung fußt auf dem Wissen, dass es einen Gott gibt. Danach richte ich mein Leben aus."
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Zitat
Original von Bernard
Glaube als Trost? Das scheint mir so, als würde man sich einen Glauben "aussuchen", weil es einem Vergnügen bereitet.In unserer Zeit und in unserer Gesellschaft wird Glauben und Religion aber genauso benutzt, ist mein Eindruck.
Ich bin neulich mal durch eine esoterische Buchhandlung geschlendert und da hat man schon das Gefühl, daß die Leute solche "Sinn-"Angebote wie in einem Sinnsupermarkt einkaufen.
Ein bißchen Christentum ... mmmh, nehmen wir die Nächstenliebe... und dann noch ein bißchen Buddhismus, meditieren, weils so schick und angesagt ist.... hier ein bißchen Hinduismus mit Wiedergeburt und Räuchergaben... und dann nehmen wir noch für alle Fälle ein Büchlein zur Geisterbeschwörung mit.
Wer setzt sich denn hier und heute in unserer Gesellschaft noch ernsthaft mit einer Religion auseinander, voll und ganz?Ich bin katholisch erzogen... und muß sagen, es gibt Dinge, die eigne ich mir an, weil sie mir gut tun und weil es mir hilft. Und es gibt Dinge, die lehne ich ab, weil sie mir zu restriktiv sind und weil ich mich verbogen fühle.
Ich suche mir aus, was ich glaube... und bastel mir meinen eigenen Glauben... So war es zumindest lange Zeit, bis ich mir eingestanden habe, daß es so auch keinen Sinn macht und für mich nun eigentlich sagen muß: ich folge keinem Glauben und keiner Religion mehr.
Ich glaube an das "hier und jetzt" und daran, daß ich mein Glück nur aus eigener Kraft in diesem einen Leben finden kann und nicht auf eine höhere Macht und auf ein jenseits vertrauen kann. -
Zitat
Original von Bernard
Glaube als Trost? Das scheint mir so, als würde man sich einen Glauben "aussuchen", weil es einem Vergnügen bereitet.
Genau das ist es, was mich stört. -
Was, bitte, ist falsch daran, daß es 'Glauben' i.e Formen von Gott-Glauben gibt, die den Glaubenden Trost bereiten?
Was ist Glaube? Intellektuelle Übung?
Ich kann nur aus der Tradition urteilen, aus der ich komme. Das ist eine Abteilung des christlichen Glaubens. Und da erfüllt er sehr wohl Trostfunktion. Weil er im Kontext des Sündenkonzepts steht und z.B. der Vorstellung eines ewigen Lebens.
In diesem Zusammenhang von Schokolade oder Alkohol oder Vergnügen zu sprechen kommt mir frivol vor.
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Zensiert vom Autor selbst.
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Zitat
Original von magali
Was, bitte, ist falsch daran, daß es 'Glauben' i.e Formen von Gott-Glauben gibt, die den Glaubenden Trost bereiten?Was ist Glaube? Intellektuelle Übung?
Wenn man es auf die Trostfunktion runterbricht, finde ich nicht, dass es dem Glaubenskontext noch gerecht wird. Da kann ich mir auch gleich einen Kalendergott basteln.
Gott ist auch kaum der Diener der Menschen.
Die Religion kann auch Trost sprenden. Aber sie darauf zu reduzieren halte ich für falsch. Lässt sich das so leicht missverstehen?Tom
Zensiert. -
*edit: Hat sich erledigt*
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Kein Glaube ist nur Trost.
Es gibt aber Ausprägungen von Glaube, bei denen Trost ein recht hoher Anteil ist.
Das gilt vor allem für diejenigen Ausprägungen, die von einem Sündenkonzept ausgehen.
Da geht es nicht nur um die Frage: gibt es Gott, sondern: was ist der Mensch in Bezug auf Gott.
Und bei der Frage nach dem 'ewigen Leben'.
da wird Trost sehr, sehr wichtig. -
Zitat
Original von magali
Da geht es nicht nur um die Frage: gibt es Gott, sondern: was ist der Mensch in Bezug auf Gott.
Und an dieser Stelle wird manchmal schnell ein: Was ist der Gott für den Menschen?
Schuldet er mir nicht Trost für meine Existenz (wer hat sich denn den Mist ausgedacht), für mein Leid (warum fragt man dies dann nie in der Freude)?
Nein, tut er nicht. Er schuldet mir nichts. Darum geht es ja: Um die Gnade.
Es gibt kein Anrecht auf diese Gnade, sie ist im ständigen Vollzug und daher mit Dankbarkeit zu bedenken.
Jedoch gerät das in vielen kneipentheologischen Gesprächen, die ich geführt habe, in den Hintergrund.
Einige geraten mit ihrem Glauben (und Gottesbild) deshalb in Konflikt, weil sie einer falschen Erwartungshaltung obliegen. -
Das heißt, wir reden jetzt definitiv über christliche Glaubensmodelle und sind bei der Auslegung?
Gnade im ständigen Vollzug ist eine Deutung.
Es gibt auch die, daß man Gnade erwerben kann. Durch gute Taten etwa. einen chriostlichen Lebenswandel.
Oder daß man von vornherein auserwählt ist, andere von vorneherin nicht.Warum die eine oder andere Auslegung falsch oder richtig sein soll, da scheiden sich die Geister.
Und es gibt das Grundproblem, daß die Vorstellung von 'Gnade' durch eine metaphysische Existenz letztlich ebenso vage und schwer faßbar ist, wie das Vorhandensein einer metaphysischen Existenz.
Ich sehe vor allem, daß Menschen das nicht genügt. Sie neigen zu Faßbarem.Für etwas Unfaßbares dankbar zu sein ist schwierig.
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Zum rabenschwarzen Realisten: Normalerweise heißt das ja "rabenschwarzer Pessimist". Sooo extrem sehe ich mich nicht. Aber ich fürchte halt, dass nach dem Leben nix mehr kommt.
Warum ich nie zum Glauben gefunden habe: Ich bin ein Multikultiopfer und mit, oder besser gesagt: zwischen zwei Weltreligionen aufgewachsen. Das kriegt kein Mensch überein, tut mir Leid. Die einen sagen so, die anderen sagen anders, da weißte dann gar nicht mehr, was du glauben sollst.
Irgendwann mal kam ich zu dem Schluss, entweder ist niemand im Besitz der Wahrheit und jeder vermutet bloß - oder aber alle Religionen sind reines Menschenwerk.
Ich werde mich hüten, auf jemanden herabzusehen, der gläubig ist. Meine Großmutter war sehr religiös und ich habe sie geliebt. Ich erhebe mich ja auch über niemanden, der eine andere politische Meinung hat - obwohl meine Toleranz da bestimmte Grenzen hat. Jedem seine Anschauungen - wenn ich sie auch nicht teilen kann.
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Zitat
Original von Vandam
entweder ist niemand im Besitz der Wahrheit und jeder vermutet bloTreffen sich ein Philosoph und ein Theologe.
Spottet der Theologe:
"Philosophie? Was ist denn schon Philosophie...
Als ob man in einem dunklen Raum sitzt, die Augen schließt und eine schwarze Katze sucht, die es nicht gibt."Darauf der Philosoph:
"Theologie? Was ist denn schon Theologie...
Das ist, als ob man in einem dunklen Raum sitzt, die Augen schließt und eine schwarze Katze sucht, die es nicht gibt und am Ende dann laut schreit: Ich hab sie!"magali
Für mich die bisher bestmögliche Deutung.
Gerade was die Frage angeht - wie kann ich aus meinem Gegenwartshorizont noch an die Wunderwelt des Neuen Testaments glauben?Mein Leben ist für mich ziemlich fassbar.
Natürlich kann ich mich auch zum Wahrnehmungsallergiker entwickeln und mir sagen, dass es nur rote Ampeln gibt. -
Zitat
Original von Waldlaeufer
Treffen sich ein Philosoph und ein Theologe.
Spottet der Theologe:
"Philosophie? Was ist denn schon Philosophie...
Als ob man in einem dunklen Raum sitzt, die Augen schließt und eine schwarze Katze sucht, die es nicht gibt."Darauf der Philosoph:
"Theologie? Was ist denn schon Theologie...
Das ist, als ob man in einem dunklen Raum sitzt, die Augen schließt und eine schwarze Katze sucht, die es nicht gibt und am Ende dann laut schreit: Ich hab sie!"Diesen Witz hatte ich in der engeren Auswahl für meine Osterpredigt (in Erinnerung an den alten Brauch des Osterlachens). Da ich fürchtete, dass ich damit einige Gottesdienstbesucher... ähm.... irritiere, wählte ich einen anderen:
Mensch: Du Gott, stimmt es, dass für dich 1000 Jahre wie ein Augenblick sind?
Gott: Ja, das stimmt.
Mensch: Stimmt dann auch, dass für dich 1 Million Euro wie ein Cent sind?
Gott: Ja, das stimmt auch.
Mensch: Kannst du mir dann mal einen Cent schenken?
Gott: Gern. Einen Augenblick, bitte ...(Leider kam das Lachen sehr zögerlich, bei denen, die verstanden hatten, aber umso herzlicher. Als Ausgleich fügte ich noch einen "lachsicheren" Witz an):
Warum ist das Schiff der Kirche bis heute nicht untergegangen?
Weil es von so vielen Nieten zusammengehalten wird -
Wenn wir jetzt bei Witzen sind - ich habe mal Folgendes auf eine Mauer gesprüht gesehen:
"Gott ist tot." - Nietzsche
"Nietzsche ist tot." - Gott -
Churchill und Bernard
Das hatte ich als Kartenmotiv von einer Bekannten geschenkt bekommen.
Nachdem ich über Nietzsches Antichrist gebrütet hatte.Zum Osterbrauch: Kennt sich jemand damit aus, inwiefern "Lachen" auch in anderen Religionen eine vergleichbare Bedeutung zugeschrieben wird?
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Zitat
Original von Bernard
Wenn wir jetzt bei Witzen sind - ich habe mal Folgendes auf eine Mauer gesprüht gesehen:"Gott ist tot." - Nietzsche
"Nietzsche ist tot." - GottDas ist ja klasse!
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was mir wieder einmal mehr bestätigt, gute Witze enthalten oftmals die klügsten Einsichten....
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Wie schön, daß es alle diese Witze noch gibt.
Das gleichnamige Büchlein bei mir im Regal stammt von 1970 ...@waldläufer
ich kenne eine Menge Leute, die nicht nur an die 'Wunderwelt' des NT, sondern auch an die des AT glauben.
Warum?
Weil sie nicht auf die Idee kämen, es nicht zu tun. Es ist ebenso reale Vergangenheit für sie wie z.B. die Sozialgesetzgebung Bismarcks.
Sie unterscheiden sich durch nichts von Menschen, die nicht daran glauben oder von Menschen, die hoch abstrakte Herleitungen für Begriffe von Gott oder Gnade denken.Glaubenssachen sind wie Liebessachen. Es gibt weder Gründe dafür noch dagegen.
Schrieb Wilhelm Busch. Der heute seinen 175. Geburtstag feiert.
Was meintest Du mit der Frage nach dem Lachen??