Petty treason - Madeleine E. Robins

  • Tja. :-(


    Amazon zum Buch


    In Robins's second delicious Regency mystery to feature "agent of inquiry" Sarah Tolerance (after 2003's Point of Honour), someone bashes in the head of the Chevalier D'Aubigny, a man whose faults far outweighed all other considerations. Blame falls on his mouse of a wealthy wife, who is arrested and thrown into England's awful prison system. Miss Tolerance investigates the many people who wanted the chevalier dead, a commission that takes her from the best salons to the worst stews and gin shops of 1810 London. In her quest, she must deal with the political ramifications of peculiar sexual practices in the royal family, the maneuvering of French émigrés for power and the machinations of Bonaparte, not to mention a few inept and dangerous officers of the law. Sarah may be a "Fallen Woman," but she's also clever, resourceful and highly capable with a sword. She is so well realized that we accept the conceit of a female sleuth—a liberated Elizabeth Bennett, as it were—who fences, wears men's clothing and lives behind her aunt's brothel. One hopes that the delicate hint of romance with the Magistrate Sir Walter Mandif is realized in future novels in this most pleasing and agreeable series.


    Die Autorin


    Wie schon beim ersten Buch der bisher zweibändigen Mini-Reihe, "Point of honour", verweise ich auf die Website der Autorin.


    Meine Meinung


    *schnüff* :-(


    Beim gloriosen ersten Band um Sarah Tolerance, "Point of honour", war es nicht ganz klar, ob das Buch zu den historischen Romanen oder den Krimis gehörte. Das war als Qualitätsmerkmal zu verstehen: Die Krimihandlung war stimmig in die historischen Schauplätze und Zusammenhänge eingebaut und wurde durch amouröse und sonstige private Verquickungen der Hauptfigur aufs Beste ergänzt. Eine runde Sache, bei der das Ganze mehr war als die Summe seiner Teile.


    Was beim zweiten Buch übrig geblieben ist, ist ein solider Krimi, bei dem Privatdetektivin Sarah Tolerance fleißig einen Hinweis nach dem anderen er- und bearbeitet, gewisse Hindernisse überwindet und zum Schluss etwas aufdeckt, von dem sie selber über weite Strecken nicht das Geringste ahnte.


    Wer "Point of honour" nicht gelesen hat, dem könnte "Petty treason" durchaus gefallen, als schlüssig aufgebauter Krimi mit ein bisschen englischem Zeitkolorit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aber wer den ersten Band kennt, der muss vom zweiten enttäuscht sein. Zwar wird immer mal daran erinnert, in welche Gewissenskonflikte Miss Tolerance im ersten Band geriet, als (Achtung, Spoiler zu "Point of honour")

    , aber es wird versäumt, hier eine ähnliche Spannung aufzubauen. Die einzige Entscheidung, die sie diesbezüglich gegen Ende zu treffen hat, ist nur ein blasser, viel zu schnell erledigter Abklatsch. Auch ihre private Situation als entehrte Frau, die im Hinterhof des Bordells ihrer ebenfalls von der Familie verstoßenen Tante ein kleines Häuschen bewohnt, findet ihren Ausdruck hier im Wesentlichen nur in ihren Kleidergewohnheiten, die Sarah bewusst einsetzt, um bestimmte Rollenerwartungen zu erfüllen. Ihre Tante möchte Sarah gern als Nachfolgerin für das Bordell aufbauen, Sarah aber will das nicht - die Lösung dieses Dilemmas bahnte sich schon im ersten Band an und wird hier pflichtschuldigst, aber lahm weitergeführt, indem die Tante krank wird, ohne dass das Geschichtenpotenzial dieser Krankheit voll ausgenutzt wird. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Autorin sich eine Liste gemacht hat, welche Schritte vom Verbrechen zu seiner Auflösung führen, und diese Liste dann brav abgearbeitet hat - viel mehr nicht.


    Beim ersten Band habe ich die letzten Seiten hinausgezögert, weil ich nicht wollte, dass das Buch schon zu Ende ist. Beim zweiten war es mir egal, dass ich ein paar Abende lang jeweils über den letzten Seiten eingeschlafen bin... Das klingt jetzt schlimmer, als es ist, denn das Buch ist nicht schlecht, und ich würde auch einen dritten Band lesen. Aber das Versprechen, das die Autorin im ersten Band gegeben hat, hat sie bei Weitem nicht eingelöst, und darüber ziemlich bin ich enttäuscht.



    magali - willste...?

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von MaryRead ()

  • Entgegen meiner Erwartung hat mir der zweite Band sehr gut gefallen, fast ein wenig besser als der erste.
    Das liegt zum einen daran, daß die Autorin sich eingeschrieben hat. Ein-erzählt sozusagen.
    Ich bin zwar nicht ganz glücklich über den gewählten Duktus - bewußt altertümelndes Englisch, das mehr ans 18. Jh. gemahnt als ans 19. - und wenn ich noch einmal lesen muß, daß Ms Tolerance eine 'Fallen Woman' ist, trete ich der Autorin ins Kreuz, daß sie hinkippt und mal spürt, was 'fallen ist!!, puh, nervt das in Dauer-Wiederholung - aber es läßt sich lesen. Manche Seiten sind mühsam langgezogen, man fliegt eher darüber, als daß man sie Wort für Wort liest.
    Ein gewisses Tempo stellt sich trotzdem ein und eben das zählt.


    Was mir die Lektüre zum zweiten angenehm und leicht gemacht hat, ist, daß die Autorin de facto jeden Anspruch auf historische Authentizität aufgegeben hat. Sie selbst besteht natürlich darauf, es gibt selbstverständlich ein kurzes Nachwort. Alles ist gaaaanz echt.
    Aber das kann man getrost vernachlässigen. Wichtig ist, daß das Bühnenbild des London um 1810 gut aussieht, die auftretenden Personen fein verkleidet sind und sich ein wenig komisch ausdrücken, damit man auch weiß, daß man sich 'früher' befindet.
    Schon geht es los mit einer wild-phantastischen Abenteuergeschichte. Und die macht ordentlich Spaß.


    Zum dritten habe ich einmal mehr festgestellt, um wieviel leichter ich mich in einen Unterhaltungsroman fallen lassen kann, wenn die Mehrheit der Charaktere weiblich ist. Detektivin, gute und böse Huren, Puffmütter, geschundene Ehefrauen, gute Freundinnen, hinterhältige Freundinnen, bodenständige Köchinnen, all das entspricht offenbar exakt meinem Wohlfühl-Kosmos.
    Schließlich will ich mich erholen, mit der Realität soll das möglichst wenig zu tun haben. :grin
    Da in diesem Buch das love interest fehlt, war ich bestens bedient.


    Richtig schönes Schmökererlebnis, habe mch bestens unterhalten.


    Danke, MaryRead


    :wave


    magali



    edit: Tipfehler

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Na, wer hätte das gedacht! Ich werde "Petty Treason" nun nicht ein zweites Mal lesen, um zu sehen, ob ich mich magalis Lesart womöglich doch noch anschließen kann. ;-) Aber nun bleibt's erst recht spannend, wie es mit Sarah - the Fallen Woman :grin - Tolerance weitergeht!

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  • Ob ich das Buch noch einmal lesen würde, weiß ich auch nicht.
    Gäbe es ein drittes, wanderte das aber auf jeden Fall auf meinen SUB.


    Fallen- brubruprubrup :rolleyes
    :lache


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus