Literaturvergrätzt ?


  • :write :write


    Sicher gibt es auch an der Realität gescheiterte Lehrer, nicht jeder war am Anfang seiner Tätigkeit ein schlechter Leherer, aber auch bei resignieren muß man letztlich mitmachen und das selbst verantworten.

  • Schüler haben keinen Bock auf dieses Stundenlange Gerede zu diesen Fragen wie: Was hat sich der Autor gedacht, als er das und das schrieb? Antwort: Woher soll ich das wissen, er hat mir seine Gedanken nicht verraten. Im interpretieren war ich noch nie gut.


    Ich bin noch nicht lange aus der Schule raus und ich muss sagen, ich habe bis auf ein oder zwei Bücher alle gelesen, die gelesen werden mussten. Teilweise fand ich sie auch echt gut. Nur die eigene Meinung zählt nicht, man muss der Meinung des Lehrers sein, um eine echt gute Note zu bekommen (hatte ich zumindest immer so im Gefühl).


    Eine Sache, an die ich mich gut erinnern kann, war in der 12. Klasse. Ich hatte Deutsch als GK und wir sollten "Der Untertan" lesen. Ist ein nicht gerade dünnes Buch und dann sollte halt immer eine Gruppe ne Zusammenfassung über einen Teil schreiben. Das Buch teilt sich glaube ich auch in sechs Teile. Um die ersten Teile haben sich meine Mitschüler gerissen, weil das hatten sie soeben noch gelesen, doch ab dem vierten Teil wurden die Freiwilligen schlagartig weniger. Viele hat das Buch einfach gelangweilt, ausserdem kann ich mich erinnern, dass es uncool ist, eine Schullektüre zu lesen, was auch viele davon abgehalten hat. Und wer möchte schon uncool sein, in dem Alter. Meine Zusammenfassung zum sechsten Teil hat mir auch ein paar dumme Sprüche eingebracht, aber auch Annerkennung von der Lehrerin. Außerdem hatte ich das Buch wirklich auch mit Interesse gelesen.


    Fazit: Nicht jeder Lehrer ist schlecht, ein bissel Allgemeinbildung sollte uns die Schule schon vermitteln, deswegen finde ich den Vorschlag mit den aktuellen Bestsellern nicht gut. Klassiker gehören nun mal dazu. Sie sollten halt interessant rübergebracht werden, was aber manchmal bei 30 Schülern schwer sein dürfte.

  • Also ich fand unere Schullektüre bis jetzt immer Klasse! Gut die einen Bücher sind mehr gut die anderen weniger! Aber das viele eine Abneigung gegen sie haben liegt wohl daran, dass jeder Schüler das Buch lesen MUSS! Und dabei sind doch die geschmäcker so verschieden und gerade in diesem Alter werden von vielen (vor allem Mädchen) Liebesromane vorgezogen, welche im Unterricht natürlich nicht gelesen werden!


    Aber da ich vom Lesen her eigentlich jeden Buchtyp ganz gut finde hab ich damit keine Probleme und fand wie gesagt die bisherigen Lektüren auch ganz super! (Im gegensatz zu meinen mitschülern) Naja. außer vielleicht die Letzten uralten von Frau droste-hülshoff usw. :grin


    Was mich stört ist eben auch, wie hier schon öfter erwähnt wurde dieses Stundenlange gerede und außeinandergepflücke der Bücher... das ist doch zum ***.. bei diesen Stunden könnte ich echt einschlafen, aber das erstaunliche ist ja dann auch noch, dass es wirklich schüler gibt die selbst dann das Buch noch nicht verstanden haben :pille

  • Zitat

    Original von Aimée
    Einfach mal mehrere Meinungen zulassen!


    Solange sie sich in einem epistemologisch nachweisbar gestalteten Verhältnis zur Deutungsgrundlage, sprich dem Text, befinden, ja. Andernfalls: nö.

  • Zitat

    Wenn ich zurückblicke zu meinen Schülertagen kann ich das teilweise bestätigen, mich kann man inzwischen mit Büchern bezüglich des dritten Reiches jagen


    Das trifft so auch auf mich zu... ganz langsam läßt das ein wenig nach, aber nur ganz langsam. Wenn ich mich so zurück erinner, haben wir glaub ich kaum über etwas anderes gesprochen im Unterricht früher, Hitler hier, Schindlers Liste da, damals war es Friederich, Anne Frank.... *kotz* kann ich alles nicht mehr sehen.


    Ich möchte nicht, sagen, daß es an den Lehrern liegt, aber die Art des Unterrichts mißfiel mir bei Lektüre immer.


    Man mußte einen gewissen Abschnitt lesen, dann gab es Aufgabenstellungen dazu. Verständnisfragen wurden gestellt und dann wurde interpretiert. Interpretation lag mir nie, ich hab immer andere Dinge und Weisheiten aus den Texten gezogen, als meine Lehrer, was mir ja dann auch die ein oder andere Sitzung beim Schulpsychologen eingebracht hat. (Ich sag nur Erlkönig... seufz.)


    Andere Interpretationen, als die der Lehrerin wurden als Unfug und Schwachsinn abgetan, ohne zu begründen, warum die eigene Interpretation der Weisheit letzter SChluß und die einzig richtige war.


    Dazu kam, daß ich meist viel schneller mit den Büchern fertig war, als andere weniger lesebegeisterte Schüler und mich daher der Unterricht rasch gelangweilt hat.


    Als wirklich positiv hab ich lediglich die Lektüre von Misery im Englischunterricht in Erinnerung. Der Lehrer hatte einfach einen guten Draht uns die Dinge zu vermitteln und selbst die weniger guten Leser fanden das Buch nachher ziemlich interessant.


    Ansonsten schließe ich mich allerdings auch Doc an. Meine eigenen Bücher waren damals viel interessanter, als die Lektüre in der Schule, eben weil ich lesen konnte, was ich wollte, so schnell ich wollte und weil ich mir meine eigenen Gedanken dazu machen durfte.

  • Wir hatten zwar nicht das dritte Reich als Lektüre, sondern eher die Geschichten aus den Zeiten der 68-er Bewegung ( Überwachungsstaat etc )
    dabei allen voran "die verlorene Ehre der Katharina Blum". Für mich die mit Abstand schlimmste Lektüre.
    Ich war damals 16 Jahre und hatte nicht begriffen, um was es da genau ging.
    Unsere Lehrerin hatte zwar die heere Absicht , uns politisch zu sensibilisieren, was aber kläglich misslang, wir haben entweder die ganze Zeit gepennt, oder waren stattdessen ( mit gefälschter Entschuldigung ) im Café.


    Die einzige Lektüre, die ich wirklich mochte, war "Lord of the Flies" aus unserem Englisch-Unterricht. Es lag aber auch daran, dass sich unsere Lehrerin wirklich Mühe gab, den Inhalt interessant zu machen. Zuerst haben wir das Buch gelesen und dann den Film ( zu der Zeit Anfang der 90er lief grade ein Remake des Buches ) angesehen. Wobei wir Mädels die ganze Zeit schmachtend auf den nackten Oberkörper vom damaligen Hauptdarsteller Paul Balthasar Getty gestarrt haben. ( Der war ja sooooo süss )

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich habe den Eindruck, daß es hier ein Mißverständnis gibt. Es ist nicht die Aufgabe des Deutschunterrichts, die Schüler an das Lesen heranzuführen und sie zu begeisterten Leseratten zu machen.


    Doch, genau das sollte eine der Aufgaben im Idealfall sein.
    Dazu gehört natürlich auch, einen Text nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen, Inhalte herauszufiltern, einzuordnen und zu bewerten im eigenen Lebenskontext.


    So, wie es im Idealfall die Aufgabe des Physikunterrichts sein sollte, neugierig darauf zu machen, wie etwas funktioniert, Lust am Selbstherumtüfteln zu wecken, und nicht stur Formeln auswendig zu lernen, die man nach der nächsten Klausur eh wieder vergessen hat.
    So, wie es die Aufgabe des Geschichtsunterrichts sein sollte, Zusammenhänge begreifbar zu machen ziwschen Kultur und Macht, Politik, Religion und Medien, statt stur Jahreszahlen auswendig zu lernen, die mit der heutigen Lebenswirklichkeit der Jugendlichen nichts zu tun haben und deshalb gähnend langweilig sind.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Amen.
    Das Herumtüfteln würd ich aber eher in Richtung Chemie verweisen.
    Bei entsprechender Haftpflichtversicherung.
    Physik ist m.E. mehr als ein paar billige Experimente zum Selberbauen.


    So fängt es aber an. :-)

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Nö.
    Mit Fragen fängt es an.
    Was ist Raum, was ist Zeit - und wie entsteht Bewegung und Interaktion von Körpern?
    Die wichtigsten Experimente finden im Kopf statt, nicht mit Bauklötzen.


    Und was hat das jetzt mit dem eigentlichen Thema zu tun? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von SoryuAsuka
    Schüler haben keinen Bock auf dieses Stundenlange Gerede zu diesen Fragen wie: Was hat sich der Autor gedacht, als er das und das schrieb? Antwort: Woher soll ich das wissen, er hat mir seine Gedanken nicht verraten. Im interpretieren war ich noch nie gut.


    Eine kleine Begebenheit aus dem Jahr 1980. Ich war in der 10. Klasse und hatte, damals schon faul, an Stelle des als Hausaufgabe zu produzierenden Aufsatzes zum gleichen Thema ein Gedicht verfasst. Mein Deutschlehrer war begeistert, konnte er doch seine Interpretationsspielchen endlich am lebenden Objekt (sprich: dem anwesenden Dichter) testen. Die Begeisterung meiner Mitschüler war deutlich geringer. Gleichwohl: Sie beteiligten sich.


    Ergebnis: Ich war fasziniert. Beeindruckt. Vor allem von mir selbst. Was ich mir bei diesem Gedicht alles gedacht haben soll! Einfach genial.


    Ich verzichtete darauf, die Sache klarzustellen. Das hätte meinen Lehrer sicher enttäuscht. Und ich wollte ihn nicht enttäuschen.


    Ab und zu schreibe ich auch heute noch ein Gedicht. Und ab und zu lese ich Gedichte anderer. Und ab und zu denke ich auch darüber nach, was sie sich gedacht haben könnten. Oder ich.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Oryx
    Ich habe damals beim Abitur ein Gedicht von Nelly Sachs interpretiert.
    Lief gut, dumm herumschwafeln und vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen konnte ich schon immer gut


    Dann hattest du keinen guten Prüfer.


  • genial :lache


    ich frage mich auch oft, da ich gerade die Klassiker für mich entdecke, ob die jeweiligen Autoren auch immer eine perfekte Interpretation dazu geliefert haben, oder woher wissen sonst so genau die Deutschlehrer und Literaturkritiker, wie die Erzählung eines jeweilige Autors zu interpretieren ist?

  • Zitat

    Original von Charlotteich frage mich auch oft, da ich gerade die Klassiker für mich entdecke, ob die jeweiligen Autoren auch immer eine perfekte Interpretation dazu geliefert haben, oder woher wissen sonst so genau die Deutschlehrer und Literaturkritiker, wie die Erzählung eines jeweilige Autors zu interpretieren ist?


    Die Vorstellung das Goethe schlicht ein Liebesgedicht geschrieben haben könnte, scheint für Deutschlehrer eine Horrorvorstellung zu sein. Die Autoren haben dummerweise meist nichts dazu gesagt.