Der Palast der Träume – Ismael Kadare

  • Ammann Verlag, 223 Seiten, Reihe: Meridiane
    Erscheinungsjahr: 2003 (in Tirana 1981 erschienen)
    Aus dem Albanischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Joachim Röhm


    Handlung (Klappentext)
    Mark-Alem, Sohn einer albanischen Grossbürgersfamilie, wird als Bediensteter in den Palast der Träume berufen. Durch seine Augen lernen wir jenes "Laboratorium des Schlimmsten" kennen, ein Schreckenslabyrinth, in dem ein Staat aus den Träumen seiner Bewohner den Fortgang der staatlichen Zukunft abliest. "Denn ein Traum, der wie ein herumfliegender Funke zufällig im Gehirn eines bestimmten unter vielen Millionen schlafender Menschen gelandet ist, kann dazu taugen, Unheil vom Staat und von unserem allgewaltigen Gebieter abzuwenden." Und so befiehlt die Macht jedem einzelnen, die Tiefen seines Geistes offenzulegen, in der Versicherung, es sei zum Wohle des Volkes


    Leseprobe:
    http://www.joachim-roehm.de/kad-palast.pdf


    Zum Autor laut Ammann-Verlag (www.ammann.ch):
    ISMAIL KADARE, geboren 1936 in der südalbanischen Stadt Gjirokastra. Er studierte in Tirana, dann am Moskauer Gorki-Institut. Bis 1990 lebte er in Tirana; heute lebt er abwechselnd in Tirana und Paris.
    Der literarische Durchbruch gelang ihm mit dem Roman »Der General der toten Armee«, der in Frankreich mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli verfilmt wurde. Ismail Kadare hat für sein Werk zahlreiche Preise erhalten, zuletzt den Man Booker International Prize (2005). Er ist Mitglied zahlreicher Akademien und Offizier der französischen Ehrenlegion. Seit Jahren gilt er als Anwärter auf den Nobelpreis. Seine Romane sind bis heute in mehr als dreißig Sprachen übersetzt worden.


    Zum Übersetzer:
    http://www.joachim-roehm.de/person.htm


    Meine Meinung:
    Mit einer literaturnobelpreiswürdigen Sprache erzählt Kadare die Geschichte vom Aufstieg Mark-Alems im Palast der Träume.
    Mit diesem Charakter, der einer einflussreichen Familie mit bekannten Namen angehört, hat Kadare eine gute Wahl getroffen.
    Im Palast der Träume beginnt Mark-Alem in der Selektion, später wird er an der Interpretation der Träume der Bevölkerung arbeiten.
    Ziel ist, staatskritisches zu erkennen und zu beseitigen.


    Viele Szenen in diesem Palast haben einen kafkaesken Charakter. Das schreibe ich wohl zum Leidwesen des Übersetzers, da der Vergleich etwas hinkt und nicht gerade originell ist.
    Mark-Alem und mit ihm der Leser hat es schwer sich im Palast mit seinen vielen labyrinthartigen Gängen und mysteriösen Vorgängen zurecht zu finden. Die Szene im Archiv ist ein gutes Beispiel dafür.


    Manche Szenen und deren Atmosphäre erinnerten mich auch an Stellen aus Werken von Jose Saramago.


    Kadares Kritik am sozialistischen System in Albanien war klar zu erkennen und der Roman wurde bei Erscheinen im Jahr 1981 von der kommunistischen Führung gleich eingestampft.


    Kadare schafft es diesen manchmal ungemütlichen, oft sperrigem Roman meisterhaft und deutlich die Atmosphäre der Angst in einem repressiven Staat zu beschreiben. Sehr lesenswert!