Fragen an Jörg Kastner

  • Joschi :


    Mit einer spontanen Leseempfehlung tu ich mich, ehrlich gesagt, etwas schwer. Das hängt ja sehr von den Lesegewohnheiten desjenigen ab, dem man etwas empfiehlt. Wenn jemand z.B. partout keine Krimis mag, nutzt es nichts, ihr/ihm was Kriminelles ans Herz zu legen. Ich versuch's aber trotzdem mal und beziehe mich dabei auf einen Fragenkatalog ("15 Fragen an..."), den ich kürzlich für ein anderes Online-Portal (Geisterspiegel) beantwortet habe. Auf die Frage nach drei Büchern, die ich empfehlen würde, habe ich in etwa geantwortet:


    "Der Richter und sein Henker" von Friedrich Dürrenmatt, weil hier der Autor meisterhaft demonstriert, wie man mit den Regeln eines Genres spielt und sie sogar aufbricht und gleichzeitig einen fesselnden Genre-Roman (in diesem Fall einen Krimi) schreibt.


    "Der Name der Rose" von Umberto Eco, weil hier das Paradebeispiel für einen Roman gegeben ist, der auf vielen Eben zugleich funktionert (als Krimi, als historischer Roman, als philosophische Abhandlung usw.) und auch von Leser genossen werden kann, die nicht auf jedem dieser Gebiete heimisch sind.


    "Die Flußwelt der Zeit" von Philip José Farmer (mein absoluter Lieblingsautor auf dem Gebiet der Science Fiction), weil hier eine einfach grandiose Idee spannend und farbig umgesetzt wird.


    Da ich nur selten zum Lesen von Belletristik komme, kann ich aktuelle Autoren kaum empfehlen. Wer meine Bücher mag und noch mehr phantastische Elemente vertragen kann, als ich sie in meine Geschichten einbaue, dem kann ich meinen Kollegen Kai Meyer empfehlen. Ich kenne zwar weder seine Jugendbücher noch die letzten dickleibigen Hardcover, die er bei Lübbe veröffentlicht hat, aber alles, was ich von ihm gelesen habe, hat mir sehr gut gefallen (Lesetips: "Die Geisterseher", "Die Alchimistin", "Die Göttin der Wüste"). Man könnte sagen, daß Kai seine Geschichte durch die phantastische Tür betritt, durch die ich meine verlasse. Wer es etwas mystisch mag, sollte sich auch mal die Romane meiner Frau Corinna ansehen (bisher erschienen: "Eileens Geheimnis" und "Das Erbe von Ragusa"; im Herbst folgt "Die geheimen Schlüssel"); nicht nur, weil Corinna meine Göttergattin ist, sondern weil sie sehr schöne, einfühlsame Geschichten erzählt (und verdammt gut schreibt).


    Meine Vorliebe für "klassische" Autoren habe ich, glaube ich, in dieser Leserunden schon ein- oder zweimal erwähnt. Deshalb sei hier noch einmal Karl May hervorgehoben (man sollte ruhig mit Band 1 der Gesammelten Werke, "Durch die Wüste", anfangen) und auf den bei uns in Deutschland nicht so bekannten Henry Rider Haggard hingewiesen, der klassische Abenteuergeschichten mit phantastischen Elementen mischt (Lesetips: "Königs Salomons Diamanten" [auch unter dem Titel "König Salomons Schatzkammern" erschienen], "Allan Quatermain", "Sie", "Nada, die Lilie"). Ohne die Leseerfahrungen mit beiden Autoren hätte es "Das Wahre Kreuz" kaum gegeben.


    Abschließend soll James-Bond-Erfinder Ian Fleming nicht unerwähnt bleiben, ein Autor mit einem wunderbaren Auge für das Detail. Besonders seine frühen Romane sind noch weit entfernt vom heutigen 007-Kino-Blockbuster-Klischee. Hier empfehle ich "Casino Royale" (der erste Bond-Roman) und "Liebesgrüße aus Moskau".


    Jörg

  • Hallo Jörg


    Schön ,das du bei der Leserunde kräftig beimischt !!!


    Meine Frage lautet : Welches Projekt oder welche Idee hast du schon
    für das nächste Werk ???


    Außerdem würde mich auch interessieren, ob du auch mal ein anderes
    Genre ( Krimi. Thriller u.s.w.) in Angriff nehmen würdest???


    Ich könnte es mir recht gut vorstellen , denn bei dem Buch (Die Farbe Blau)
    wahr ja auch ein historischer "Krimieffekt " vorhanden !!!


    Warum sollte ein guter Schriftsteller sich auch nur einem einzigen Genre
    widmen ???


    liebe Grüße teufelchen

  • Hallo Jörg,


    Heute ist der ursprünglich aus Australien stammende Eukalyptusbaum in Ägypten weit verbreitet, wie mir meine Internetrecherchen zeigen (ich war leider noch nicht da, kome aber evtl. Jahr hin).


    Aber bist du sicher, dass es zu Beginn des 19.Jahrhunderts in Ägypten Eukalyptusbäume gab?

  • teufelchen :


    Ich schreibe doch schon fleißig Krimis/Thriller, z.B. meine Engelstrilogie, meine Sherlock-Holmes-Romane oder "Wenn der Golem erwacht".


    Und mein nächstes Buch, an dem ich gerade arbeite und das bereits im Herbst als Knaur Taschenbuch erscheinen soll, wird wieder ein Thriller mit religiösem Hintergrund.


    "Ein guter Schriftsteller" - danke, danke, danke!!! Ich tummle mich gern in verschiedenen Genres, aber leider gibt es auch gute Gründe, die dagegen sprechen. Verlage vermarkten einen Autor nur zu gern in einem einzigen Genre, weil das die Sache für sie viel einfacher macht. Leider, das muß ich sagen, ziehen auch viele Leser nicht mit, wenn ein Autor, dessen Bücher sie mögen, plötzlich "was ganz anderes" schreibt. Da ist manche(r) Leser(in) schnell enttäuscht und reagiert mit Liebesentzug bzw. mit dem Stehenlassen des Buches im Buchhändlerregal.


    Jörg

  • Rabarat :


    Nachdem ich deine eukalyptische Anfrage gelesen habe, bin ich mir da leider nicht mehr so sicher. Aber da der Baum im Garten von Cordeliers Haus steht, welches einem aus Kairo geflohenen Europäer aus einer der den Franzosen feindlichen gesinnten Nationen gehört hat, und da die Briten in jener Zeit stets Front gegen die Franzosen gemacht haben und da Australien zum Britischen Empire gehörte und da zudem schon im Jahre 1792 eine französische Expedition auf Tasmanien landete, ist es doch nicht ganz und gar und völlig unwahrscheinlich, also zumindest nicht ausgeschlossen, daß so ein einzelner Eukalyptusbaum von einem botanikversessenen Europäer nach Ägypten verpflanzt wurde - wenigstens einer?


    Jörg

  • Zitat

    Original von Jörg


    Ich tummle mich gern in verschiedenen Genres, aber leider gibt es auch gute Gründe, die dagegen sprechen. Verlage vermarkten einen Autor nur zu gern in einem einzigen Genre, weil das die Sache für sie viel einfacher macht. Leider, das muß ich sagen, ziehen auch viele Leser nicht mit, wenn ein Autor, dessen Bücher sie mögen, plötzlich "was ganz anderes" schreibt. Da ist manche(r) Leser(in) schnell enttäuscht und reagiert mit Liebesentzug bzw. mit dem Stehenlassen des Buches im Buchhändlerregal.


    Jörg


    ..deshalb gibt es Kolleginnen von dir, die für jedes Genre ein anderes Pseudonym haben.

  • Zitat

    Original von Jörg
    Rabarat :


    Nachdem ich deine eukalyptische Anfrage gelesen habe, bin ich mir da leider nicht mehr so sicher. Aber da der Baum im Garten von Cordeliers Haus steht, welches einem aus Kairo geflohenen Europäer aus einer der den Franzosen feindlichen gesinnten Nationen gehört hat, und da die Briten in jener Zeit stets Front gegen die Franzosen gemacht haben und da Australien zum Britischen Empire gehörte und da zudem schon im Jahre 1792 eine französische Expedition auf Tasmanien landete, ist es doch nicht ganz und gar und völlig unwahrscheinlich, also zumindest nicht ausgeschlossen, daß so ein einzelner Eukalyptusbaum von einem botanikversessenen Europäer nach Ägypten verpflanzt wurde - wenigstens einer?


    Jörg



    Hallo Jörg,


    aber natürlich! Und das erklärt auch, warum er so explizit und wiederholt benannt wird! ;-)


    Jedenfalls herzlichen Dank für die Antwort. Ich habe bei meinen - zugegebenermaßen oberflächlichen - Recherchen keinen Hinweis darauf gefunden, wann sie in den Mittelmeerraum gelangt sind.


    Grüße


    Rabarat

  • Stimmt, da haben es Frauen von der Tradition her einfacher, :grin da kann jedes Kind von einem anderen Mann mit einem anderen Namen sein- nicht das das bei Männern nicht auch so ginge, ist aber immer noch ungewöhnlich.

  • Zitat

    Original von Jörg
    Wer es etwas mystisch mag, sollte sich auch mal die Romane meiner Frau Corinna ansehen (bisher erschienen: "Eileens Geheimnis" und "Das Erbe von Ragusa"; im Herbst folgt "Die geheimen Schlüssel"); nicht nur, weil Corinna meine Göttergattin ist, sondern weil sie sehr schöne, einfühlsame Geschichten erzählt (und verdammt gut schreibt).


    Hallo Joschi,
    wir werden im Herbst relativ nah am Erscheinungstermin von Corinnas drittem Buch eine gemeinsame Leserunde mit Corinna abhalten. Vielleicht magst du ja dann mitlesen :wave

  • Zitat

    Original von Wolke
    Hallo Joschi,
    wir werden im Herbst relativ nah am Erscheinungstermin von Corinnas drittem Buch eine gemeinsame Leserunde mit Corinna abhalten. Vielleicht magst du ja dann mitlesen :wave



    *reinschleich*


    Also daran werde ich auf jeden Fall teilnehmen! :-] :wave


    Hallo Jörg, liebe unbekannte Grüße!! :wave

  • Auch von meiner Seite nochmals herzlichen Dank an Jörg für die Buchempfehlungen. Das schon früher erwähnte „Durch die Wüste“ liegt bereits auf dem Nachttisch zur baldigen Lektüre (dabei auch „Die Farbe Blau“, das heute eingetroffen ist. Allerdings habe ich mir seit Jahren angewöhnt, nie zwei Bücher vom gleichen Autor direkt nacheinander zu lesen - außer es handelt sich um eine Reihe).


    Die Bücher von Henry Rider Haggard sind mir vor einiger Zeit mal aufgefallen, als ich Abenteuerliteratur suchte. Interessant, daß die jetzt auch genannt wurden. Dann werde ich denen wohl doch mal näher treten müssen.


    Der Empfehlung der Bücher von Corinna Kastner kann ich mich nur anschließen; ich habe beide gelesen - sie schreibt wirklich „verdammt gut“.



    Zitat

    Wolke
    wir werden im Herbst relativ nah am Erscheinungstermin von Corinnas drittem Buch eine gemeinsame Leserunde mit Corinna abhalten. Vielleicht magst du ja dann mitlesen


    Das Buch habe ich schon vorbestellt, ob ich dann wohl auch mitlesen darf? ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was mir da noch einfällt (wenn das nicht zu persönlich ist). Kann es nicht bisweilen problematisch sein, wenn beide Ehepartner Bücher schreiben? Ich stelle mir ein Buch schreiben sehr zeitaufwendig vor (ich selbst kenne das Büchermachen nur von der anderen Seite des Schreibtisches aus). Wenn beide eine solche zeitaufwendige Beschäftigung haben, und einer nebenbei noch einen "Brotberuf", wirds doch bisweilen sicher "eng".


    Ist es nicht schwierig, vereinfacht gesagt, dem anderen keine "guten Ratschläge" zu erteilen? Denn jeder Mensch ist anders, und man hält ja in der Regel die eigene Vorgehensweise für die beste. (Also ich habe immer wieder mal Probleme zu akzeptieren, daß "viele Wege nach Rom führen", lies: andere Menschen Dinge anders machen.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hallo SiCollier,


    mein Göttergatte meinte, ich solle zu Deiner Frage auch meinen Löffel Senf dazugeben... :grin


    Also, das Zeitproblem sehe ich nicht so als eins. Klar kann's passieren, dass wir uns morgens zehn Minuten beim Frühstück, abends zwanzig Minuten beim Abendbrot und dann wieder zu Harald Schmidt sehen - aber das wäre meist nicht viel anders, wenn nur Jörg schreiben würde. Er arbeitet ja entsprechend lange, und ob ich nun auch vor meinem Computer sitze oder mich in der Zeit um die Bügelwäsche kümmere, bliebe sich gleich. Also, natürlich nicht ganz. Ich ziehe das Schreiben dem Bügeln eindeutig vor! :chen


    Das mit den "guten Ratschlägen": Wir geben uns nur dann welche, wenn der andere danach fragt (oder, Jörg??? :kiss)! Bei der "Steinprinzessin", die wir gemeinsam geschrieben haben, gab es natürlich hin und wieder Diskussionen, weil wir auch eher dazu tendieren, die eigene Idee/Vorgehensweise für die Beste zu halten. Aber da wir nach wie vor verheiratet sind (und sogar gerade neues Geschirr gekauft haben - zum BENUTZEN, nicht zum Zerschlagen! :grin), dürfte klar sein, dass es nach unseren Diskussionen immer einen :keks gibt!