Ich habe vielleicht zu schnell meinen Senf dazugegeben. Entschuldige bitte! Denn ich kenne ja den ganzen *Fall* sowieso nicht. Aber ich finde es klasse, dass Du Deiner Tochter so was wie Jugendbuchkataloge zeigst, so dass sie stöbern kann und unverbindlich die Fülle des Angebotes sieht. Ganz ehrlich sehr viel mehr, denke ich, kann man nicht machen, um die Leselust zu wecken. Diese Phase mit Musik hören und Fernsehen gucken im abgedunkelten Zimmer geht vielleicht vorbei. Und der Tipp die Fernsehzeit etwas einzuschränken mit der Aufforderung Irgendetwas anderes bitte zu tun außer Fernsehen zu schauen, ist ganz gut. Vor allem, weil bei Viva und MTV gucken man schnell endlos fernsehen kann.
Kinder: Fernsehen und Musik - aber kein Buch?
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Hallo, SiCollier.
Zitates geht mir nicht darum, irgendwelchen Druck auszuüben
Nicht? Sie ist elf. Der Erziehungsauftrag der Eltern endet keineswegs, wenn das Kind das zehnte Lebensjahr beendet hat. Menschen in diesem Alter können (noch) nicht alle Entscheidungen (auf vernünftige Weise) alleine treffen, und "Druck" gehört m.E. dazu, wenn man den Kids helfen will, sich im Leben zurechtzufinden. Wenn man nichts tut, wählen sie den Weg des geringsten Widerstandes, und der lautet nun einmal: Fernsehen, faulenzen, Mucke hören. Hätte ich auch pausenlos gemacht, wenn meine Eltern dem nicht Grenzen gesetzt hätten. Aber das müssen Erziehungsberechtigte selbst entscheiden. Laissez-faire ist ja modern und irgendwie "partnerschaftlich". Die Kinder entdecken die Welt alleine. Großartig. Die besteht dann aus dämlichen HipHoppern und Versatzstücken aus intelligenzfreien Viva-Moderationen.
Aber mit dem Lesen ist das so eine Sache. Das muß man tatsächlich für sich selbst entdecken. Ich habe als Jugendlicher wenig und ungerne gelesen. Inzwischen bin ich Schriftsteller. Weiß der Geier, wie das passiert ist, aber meine Eltern waren ganz sicher unbeteiligt.
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Zitat
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Denn ich kenne ja den ganzen *Fall* sowieso nicht.
Na ja, einen *Fall* sehe ich da auch nicht, eher *ernst nehmen elterlicher Verantwortung* (klingt ziemlich geschwollen, gell?).Zitattom
Nicht? Sie ist elf. Der Erziehungsauftrag der Eltern endet keineswegs, wenn das Kind das zehnte Lebensjahr beendet hat. Menschen in diesem Alter können (noch) nicht alle Entscheidungen (auf vernünftige Weise) alleine treffen, und "Druck" gehört m.E. dazu, wenn man den Kids helfen will, sich im Leben zurechtzufinden.
Vielleicht haben wir uns mißverstanden. Oder verstehen unter dem Wort „Druck“ was verschiedenes.
Wenn man das Wort „Druck“ versteht im Sinne von „altersgemäßen Regeln setzen / altersgemäßen Grenzen setzen“, liegen wir auf einer Wellenlänge.
Druck im Sinne von, eben Druck (Motto: „Du machst jetzt das und das, egal was Du davon hältst, weil ich das so für richtig halte“) halte ich schlicht für falsch. Meine Oma erzog nach dem Motto „Kinderwille ist Dreckswille.“ Das habe ich teilweise auch noch abgekriegt (durch meine Mutter). Was das für Folgen haben kann, weiß ich zur genüge. (Und der „Druck“ hatte bei mir mit Sicherheit nicht den erwünschten Erfolg.) Jeder will wohl die Erziehungsfehler seiner Eltern vermeiden und macht dafür andere. Das ist der Lauf der Welt.„Erziehungsauftrag“. Ich kann mich nicht entsinnen, daß mir irgend jemand einen Erziehungsauftrag gegeben hätte. Oder ich einen akzeptiert hätte. Ein Kind ist keine Sache, die ich auftragsgemäß (wer legt eigentlich die Bedingungen fest?) großzukriegen habe, damit es später als Rädchen im Räderwerk gut funktioniert.
Um in der Ich-Form zu bleiben: wenn ich Vater werde, habe ich die Verantwortung, mein Kind nach bestem Wissen und Gewissen zu erziehen, damit es später im Leben zurecht kommt und eine Grundlage hat, auf der es sein eigenes Leben nach seinen Vorstellungen aufbauen kann (auch wenn mir die später vielleicht nicht gefallen sollten). Was natürlich auch einschließt, daß aus dem Kind ein selbständig denkender Mensch mit einer eigenen Meinung wird. (Vor wem ich dann für den "Erfolg" oder "Mißerfolg" Rechenschaft ablegen muß, steht auf einem anderen Blatt und hängt wohl mit dem eigenen Weltbild zusammen.)
Das ist für meine Begriffe umfassender als ein schlichter „Erziehungsauftrag“, den vielleicht der Bundestag oder irgendeine Behörde erteilt, damit ein Wähler sowie Zahler von Steuern und Sozialabgaben heranwächst.Und im Sinne dieser Verantwortung habe ich auch dieses Thema begonnen. Weil ich schlicht unsicher war, wie mit der Situation umzugehen ist und ich mal hören wollte, wie andere Eltern das so handhaben. Um einordnen zu können, ob das ein “normales altersgemäßes Verhalten“ ist oder etwas, worüber ich mir ernsthaft Sorgen machen müßte.
Und wenn ich Deine Intention richtig verstanden habe, sollten wir da so ziemlich auf einer Wellenlänge liegen. -
Ich habe ab meinem zwölften Lebensjahr bis zu ca. einem Alter von 15 Jahre kaum ein Buch gelesen. In dieser Lebensphase fand ich andere Dinge spannender. Irgendwann habe ich das Lesen wieder für mich entdeckt.
Dass du dir Sorgen machst kann ich gut verstehen. Wenn einem selbst Bücher sehr am Herzen liegen und die Kinder quasi von heute auf morgen kein Interesse am Lesen zeigen ist dies wohl etwas seltsam. Jedoch ist deine Tochter in der Pubertät auch in einer Phase der Abgrenzung. Da macht man gerade die Dinge, die die Eltern nicht so toll finden. Aber glücklicherweise vergeht das auch wieder. Vielleicht ist lesen in ihrem Freundeskreis zur Zeit einfach nicht angesagt und man wird als buechereule schief angeguckt, wer weiß.
Vielleicht solltest du nicht so sehr mit Verboten arbeiten sondern mit Anreizen. Für ein Buch, dass sie gelesen hat könnte sie ein kleine Belohnung bekommen. Am Wochenende länger aufbleiben oder ähnliches. Es könnte ja sein, dass der Spaß am Lesen wieder ganz von alleine kommt. Es wäre bestimmt auch nicht schlecht ihr die ihrer Lebensphase entsprechenden Bücher anzubieten. Der Lesegeschmack ändert sich ja besonders in diesem Alter recht schnell. Was man gestern noch toll fand, ist heute total kindisch.
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Zitat
Original von denlia
Vielleicht solltest du nicht so sehr mit Verboten arbeiten sondern mit Anreizen. Für ein Buch, dass sie gelesen hat könnte sie ein kleine Belohnung bekommen. Am Wochenende länger aufbleiben oder ähnliches.
Das würd ich widerrum nicht machen, weil es dann auch wider mit Druck zu tun hat. Wenn du.... machst, bekommst du eine Belohnung. Find ich nicht so toll... Dadurch würde mir (wenn ich mich mal in die Lage versetze) das Lesen auch wieder mies gemacht, weil es Zwang ist. Genauso wie bestimmte Bücher in der Schule zu lesen.
Ich würd ganz einfach abwarten. Ich finde, es ist völlig normal, dass Kinder sich in nem bestimmten Alter nicht für Bücher interessieren. Bei meinem Bruder war das auch so. Jetzt liest er auch wieder... .
Wenn sie immer vorgelesen haben wollte, kommt der Spass am Lesen sicher wieder zurück....
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Ausserdem wäre es sicherlich sinnvoll auch andere Angebote (Sportvereine, Clubs, Kurse, Wochenendausflüge) für Jugendliche durchzugehen. Peers sind in diesem Alter sehr wichtig und gerade die richtigen Freunde helfen oft mehr sich in dieser schwierigen Phase zurechtzufinden. Das kann man gerade noch beeinflussen.
Fernsehen sollte nicht länger als 2 h am Tag betragen (ja, ich weiss, ich hing in dem Alter mindestens 6 h davor) und eben der Rest der Freizeit in andere Hobbies investiert werden.
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Hallo, SiCollier,
leider kann ich dich zu gut verstehen. Mein 14jähriger Sohn ist in einem Meer von Büchern aufgewachsen - als Autorin und Lektorin sitze ich natürlich direkt an der Quelle und habe ein tiefsitzendes Interesse, mit meinem Nachwuchs literarische Gespräche zu führen ;-). Ich habe die Vorlesephase mit ihm genossen und ihn später jedes Mal gelobt, wenn er sich Bücher vorgenommen hat. Bis zur Pubertät war das überhaupt kein Problem, er kannte alle alten und neuen Klassiker von "Emil und die Detektive" bis zum Sams.
Mit dem PC, Gameboy und schließlich mit der PSP ließ sein Lese-Interesse immer mehr nach, und heute ist es so, dass er Bücher nur so lange liest, bis ihn eine Szene nicht interessiert. Es scheint überhaupt keine Toleranz bei ihm zu geben, sich auch mal durch eine beschreibende Szene, die ihn nicht so interessiert, durchzubeißen, weil es ja später wieder spannender weitergehen könnte.
Bei uns gibt es regelmäßig "bildschirmfreie Tage" - das muss ich so global umfassen, damit auch alles abgedeckt ist, was ihn vom Lesen abhalten könnte. Und nur Musik hören will auch er nicht von morgens bis abends. Dann greift er tatsächlich auch zu den Büchern, die in Reiwchweite liegen, aber es sind meist nur die, die man gelesen haben sollte, um in der Klasse mitreden zu können - Harry Potter, Eragon u.ä.
Ich vertraue darauf, dass es sich auswächst Wenn sich der Homronspiegel eingependelt hat und das Leben wieder in ruhigeren Wassern fließt, wird er sich vielleicht erinnern, wie gemütlich und schön es war, in eine Decke eingekuschelt in ein Buch zu versinken.
Bis dahin verschwende ich auch keinen Gedanken mehr daran, von wem das Kind das wohl hat. Von mir jedenfalls nichtLiebe Grüße
Tina
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hm...
SicollierSo hast das Kind herangeführt, ob sie eine Leseratte wird oder nicht, wird sich weisen.
In dem Alter und auch noch später haben Kinder oft einfach keine ZEIT zum Lesen
Ausserdem wollen sie mitreden können in der Schule oder sonstwo, und da ist eben über TV-Serien und PC-Spiele " "gebabbelt"Ich würde mir z.B. merh Sorgen machen, wenn mein Kind NUR Lesen würde und keine Aussenkontakte hätte, bzw. sehr wenig.
Auch nicht gesund.Warte es ab, biete an, fertig
Vorlesen würde ich nicht mehr, höchstens "anlesen" wenn sie wissen möchte wie es weiter geht, dann liest sie schon. -
Entschuldige, SiCollier, wenn mein Kommentar zu belehrend wirkte.
ZitatIch mache mir einfach Sorgen, daß eine solche beschriebene Einseitigkeit negative Folgen in der Entwicklung hinterläßt, die später nicht mehr zu korrigieren sind.
Sorgen bestimmen stets die Entwicklung des Kindes, aber kannst Du wirklich effektiv auf eine Entwicklung einwirken? Wir entwickeln uns ein Leben lang und ich empfand es als wichtig, dass meine Mutter uns zu sehr selbstständigen Menschen erzog. Da war ihre beste Tat und auch die schlimmste, denn als sie uns mit 12 Jahren verstieß, kamen wir gut zurecht und jetzt 20 Jahre später sie zwar immer noch drei Kinder, aber für eines gehört sie nicht mehr zum Leben.
Denis Scheck (Literaturkritiker, siehe Zeitschrift "Galore") ist der Meinung, dass man sich durch das Lesen von sich selbst abwendet und anderen Menschen/Geschichten zuwendet. Ein Interesse für andere zeigt. Auf der Basis verstehe ich Dich vollkommen, dass das Lesen eine "gute Entwicklung" aufzeigt. ABer kann man das nicht auch auf anderen Ebenen?
Impliziere das Lesen nicht, vielleicht hast Du wirklich eine Tochter, die nie Interesse für Bücher aufbringen wird.
Vielleicht wird sie Musikerin?
das ahoi und wegschiffende klugscheißereyre
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Zitat
eyre
Entschuldige, SiCollier, wenn mein Kommentar zu belehrend wirkte.
Bitte. Aber ich habe ihn nicht als belehrend empfunden. Ich wollte ja Reaktionen und Ratschläge haben, insofern ist jede Äußerung willkommen. Daß manche vielleicht nicht unbedingt so sind, wie ich das erhofft oder erwartet habe, liegt in der Natur der Sache. Es ging mir ja darum, meine eigene „Betriebsblindheit“ zu überwinden, was mir - denke ich - mit den Antworten zu einem guten Teil auch gelungen ist.Zitateyre
aber für eines gehört sie nicht mehr zum Leben.
Das Problem kenne ich auch, und spielt vielleicht hier gleichfalls mit rein. Seit rund 1/2 Jahr weiß ich (ist mir bewußt geworden), daß ich aus meiner Kindheit her ziemliche, sagen wir, „Lasten“ mit herumschleppe. Und kämpfe mit der Konsequenz, die Du in deinem Beitrag angedeutet hast. Was alles nicht gerade erleichtert. -
Hallo, SiCollier,
meinen Söhnen habe ich viel vorgelesen. Es waren nie dicke Bücher
( Leselöwe). Später haben sie mir dann stellenweise vorgelesen.
Nach Möglichkeit habe ich die Bücher nach ihren Interessen ausgewählt
( Dinosaurier, Wale, Krieg der Sterne).
Aber auch sie hatten irgendwann keine Lust mehr.
Die Harry Potter- Bücher, von mir angeschleppt, stehen heute noch ungelesen herum.
Im März waren wir dann in Leipzig auf der Buchmesse. Meine Jungs staunten, dass doch sehr viele junge Leute in Sachen Buch unterwegs waren.
Vor zwei Wochen bat mich mein Sohn: "Mama, kannste mir das Buch hier kaufen?"
Will sagen, anbieten und wenn sie möchten, kommen sie von allein darauf zurück.liebe Grüße Grinseengel