Die Osterschnecke
(von flashfrog)
Der Hase, der ist sehr erfahren,
er macht den Job seit hundert Jahren.
Schafft zu wenig fürs Gehalt!
Dem Management ist er zu alt.
Was Aktionären noch missfällt:
11 Monate lang Urlaubsgeld.
1-Euro-Jobber für den Posten,
die senken die Lohnnebenkosten.
Sei's drum, die hohen Tiere fassen
den Plan, das Langohr zu entlassen -
des Eiernehmers Liquidierung
verspricht Gewinnes-Maximierung.
Es tut uns ja auch wirklich Leid!
In solch globalisierter Zeit,
in wirtschaftsflauterischen Jahren,
da müssen nunmal alle sparen.
Keine Gnade gibt es hier,
der Hase ist jetzt auf Hartz IV.
Gesucht wird nun ein Praktikant
und als Bereich wird da benannt:
Logistik, Malerei, Transport.
Die Schnecke kriegt den Job sofort.
Gibt sie sich denn auch alle Müh' –
das Fest kommt dies Jahr viel zu früh!
Sie ackert fleißig im April,
weil sie die Deadline halten will.
Beinahe schon um Mitte Mai
bemalt sie dann das letzte Ei.
Den Juni grübelt unsre Schnecke
über coole Ei-Verstecke.
Sie muss ja einen Plan aushecken,
um sie im Juli zu verstecken.
Doch dieses geht, sind wir mal ehrlich,
doch viel zu langsam und beschwerlich...
Der Sommermonat, der August,
bringt unsrer Schnecke nichts als Frust:
Heiß brennt die Sonne auf den Rasen,
es schmelzen alle Zuckerhasen,
die Schokolade kann man trinken,
die Eier fangen an zu stinken.
Im September tritt Franz Lampe
in ein Nest mit Schokopampe.
Die kleine Annalena Freier
entdeckt im Gras zwei faule Eier,
und auch der Malte-Jannik Böselt
einen Hasen (ganz zerbröselt).
Oktobers findet die Frau Frank
ein Nougat-Ei im Kleiderschrank:
Es klebt – das ist ein rechter Schock -
an ihrem teuren Lieblingsrock.
Das Letzte findet im November
der Lucas-Leon Oberlember,
bereits steinhart und grau vom Staub,
unter einem Haufen Laub.
Das wäre, wie man resümiert,
nem alten Hasen nie passiert!
Der Vertrag wird nicht erneuert,
die Osterschnecke wird gefeuert.
Ohne Job steht sie nun da.
So müssen wir wohl nächstes Jahr
ohne Hasen oder Schnecken
unsre Eier selbst verstecken...