Berlinverlag, 318 Seiten, März 2007
Originaltitel: La hora azul, übersetzt aus dem Spanischen von Elke Wehr
Handlung:
Der Verlag über das Buch
Adrián Ormache hat alles, was man sich wünscht: Frau und Kinder, eine erfolgreiche Anwaltskanzlei, ein Haus in einem der besten Viertel von Lima. Doch dann stirbt seine Mutter. Auf der Beerdigung erfährt er, dass sein Vater in den achtziger Jahren, als der Leuchtende Pfad seinen Guerillakrieg gegen den Staat führte, eine Militärkaserne leitete - brutal und erbarmungslos. Doch in eine seiner Gefangenen verliebte er sich und lebte mit ihr in seinem Zimmer, statt sie, wie üblich, an seine Soldaten "weiterzureichen". Bis ihr eines Tages die Flucht gelang. Jahrelang hatte Adriáns Mutter nach dem Tod des Vaters Schweigegeld an die Familie der "Geliebten" gezahlt. Adrián begibt sich nun auf die Suche nach der Unbekannten und verstrickt sich dabei immer tiefer in die Geschichte seines Vaters. Konfrontiert mit der Vergangenheit, werden seine Heimat und sogar sein eigenes Leben ihm zusehends fremd. Die blaue Stunde ist, in den Worten Cuetos, ein Märchen mit umgekehrten Vorzeichen: Es ist der Weg eines Mannes vom Licht in den Schatten, bis zu dem Augenblick, in dem sich Dunkelheit um ihn legt.
Leseprobe:
http://www.berlinverlag.de/buc…be.asp?isbn=9783827006721
Zum Autor:
Alonso Cueto wurde 1954 in Lima, Peru, geboren. 1983 debütierte er mit dem Erzählband La batalla del pasado, den die Kritik als eines der bedeutendsten Bücher der modernen peruanischen Literatur feierte. Seitdem wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Premio Wiracocha (1985), dem Anna-Seghers-Preis (2000) und einem Stipendium der Guggenheim Foundation (2002). Für Die blaue Stunde erhielt er 2005 den renommierten spanischen Premio Herralde. Alonso Cueto zählt zu den wichtigsten Autoren der Gegenwartsliteratur Lateinamerikas.
Meine Meinung:
Ein beeindruckender Roman mit einfacher, aber klarer, zupackender Sprache und einem wichtigen Thema.
Nachdem Anwalt Adrián Ormache, der der oberen weißen Gesellschaft in Peru angehört, nach dem Tod seiner Mutter von den Kriegsverbrechen seines Vaters an der Indio-Bevölkerung Perus und einer Überlebenden erfährt, verändert sich sein Leben.
Die komplexen Veränderungen, die der Protagonist durchmacht, reichen von analytisch bis obsessiv.
Er trifft auf der Suche nach der Entkommenen auf viele Zeitzeugen, die Zeugnis von weiteren Gewalttaten, Folter und Mord geben.
Gerade die Frage, ob die Schuld der Väter eine besondere Verantwortung, sozusagen Erben dieser Schuld erzeugt, ist interessant.
Das Thema der Gewalt vom Militär im Peru der 80ziger im angeblichen Kampf gegen Sendero-Kommandos (bekannt als der leuchtende Pfad), die sich auch gegen die zivile Bevölkerung wendet, ist bewegend, lässt sich aber leicht auch auf andere Systeme und Schicksale übertragen.
Es lohnt sich, den Roman nicht nur politisch zu sehen.
Schön, dass es jetzt möglich ist, neben dem übermächtigen Vertreter peruanischer Literatur „Mario Vargas Llosa“, eine zweite, wichtige Stimme dieses Landes kennen zu lernen.