KATA, 1.Fall - Andrew Vachss

  • Originaltitel: Flood, 494 Seiten



    1.Fall Privatdetektiv Burke



    Autor:
    Andrew Vachss wurde 1944 in New York geboren. Er hat als Ermittler für die Gesundheitsbehörde und diverse Sozialämter gearbeitet und war während des Krieges in Biafra auf einer Irrsinnsmission, hat eine Hochsicherheitsstrafanstalt für gewalttätige Jugendliche geleitet und mit ehemaligen Strafgefangenen gearbeitet.


    Nach dem Jurastudium vertrat er als Anwalt ab 1976 ausschließlich Kinder, die sexuell mißbraucht und mißhandelt wurden. Da er bei den Fachleuten und Medien nicht ankam, begann er Thriller zu schreiben, weil: "Wenn ich die Sachen so darstellen würde, wie man es vor Gericht tun muß, wären sie unlesbar. Die graphische Gewalt würde alles so sehr dominieren, das wäre kein Buch mehr, das wäre eine Aneinanderreihung von Autopsieberichten".


    Vachss erhielt 1989 auf Anhieb für diesen ersten Roman den Deutschen Krimi-Preis.



    Inhalt:
    Flood, eine pummelige Blondine, die in Japan KATA (eine asiatische Kamsportart) gelernt hat, heuert den Privatdetektive Burke an. Denn Flood will Rache üben an dem Mann, der das Kind ihrer besten Freundin mißbraucht und getötet hat und Burke soll ihn für sie finden.


    Die Suche führt tief in einen madenverseuchten Sumpf von Kinderpornographie, Großstadtdschungel und Endzeitstimmung. Burke ist ein Ex-Dressman und Ex-Söldner, war im Gefängnis und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Pferdewetten und diversen dubiosen Geschäften. Wird er Flood helfen können?



    Meine Meinung:
    Ein Roman ganz anderer Art. Eigentlich sind es ja Tatsachen, die allerdings im wirklichen Leben noch viel grausamer sind. Genau auf diesen Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen sowie Kinderponographie, will der Autor auch hinweisen und aufmerksam machen, dafür setzt er sich sein ganzes Leben lang ein. Die Bücher existieren nur aus einem Grund: Um darauf hinzuweisen, was mit Kindern geschieht.


    Manchmal hat man das Gefühl, dass der Autor mit der Romanfigur Burke ident ist. Habe einige Zeit gebraucht, um mich in das Buch einzulesen, da es sehr gewöhnungsbedürftig ist und der Autor auch kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Personen sind äußerst ausgeflippt, aber passen trotzdem in die Geschichte und es hat mir dann doch noch sehr gut gefallen.

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

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  • Mit Kata führt ins Andrew Vachss in ein New York, dass aus John Carpenters „Die Klapperschlange“ stammen könnte. Nur ist es keine Fiktion, sondern Realität.
    Wie dem Nachwort von Oliver Huxly zu entnehmen ist, sind Vachss Romane seinen Fallakten entnommen. Als Anwalt vertritt er ausschließlich Kinder und Jugendliche.


    In diesem Sumpf, in dem der Schmerz die einzige Wahrheit ist, sofern man ihn jemand anderem zufügt, lebt Burke, Ex-Heimkind, Ex-Söldner, Ex-Sträfling, Berufsverbrecher, Privatdetektiv ohne Lizenz „unter dem Radar“. Sein einzige Ziel ist: zu Überleben.
    Er zeigt keinerlei Gefühle, außer Angst, die er zur Waffe umformt. Er ist nicht gewältig, es sein denn ohne würde er nicht Überleben. Er vertreibt sich die Zeit mit Pansy, seiner neapolitanischen Mastiff-Hunde-Dame, Pferdewetten und kleinen Betrügereien an den Freaks. Und mit seiner Familie, Mama Wong, die Besitzerin eines China-Restaurants, Max der Stille, ein taubstummer tibetanischer Krieger, Michelle, ein Transsexueller, der sein Geld für eine Operation auf dem Strich verdient, den Maulwurf, ein Basteler, der das wissend er Welt im Kopf hat und dem Prof, seinem Knastlehrer.
    Bis Flood in sein Leben tritt. Sie sucht jemand, der ihr hilft einen bestimmten Mann zu finden, der die Tochter ihrer Freundin missbrauchte und tötete und am Tod ihrer Freundin schuld ist. Sie will nur eins Rache. Nach anfänglicher Ablehnung ist er bereit ihr zu helfen, aber nur zu seinen Bedienungen, denn sie kenne die Gesetze und Regeln dieses Sumpfes nicht. So zumindest seine Begründung.


    So nimmt die Geschichte ihren Lauf, ein wahrer hard-boiled-Krimi. Hart, dreckig, obszön bis zur Schmerzgrenze, in einer Sprache, die an einen Geheimcode erinnert. Heutige Autoren von Serienkiller und Psychopathen-Romanen könnten sich aus kurzen Nebenhandlungen Ideen für ganze Romane holen.
    Trotzdem lugt, bei all der Aggressivität und Wut des Romans, immer wieder zwischen den Sätzen, in Gesten ein kleine Blüte der Zärtlichkeit auf, die einfach rührt.
    Am Ende des Romans steht: Mir brach das Herz.


    Das klingt alles wie ein Liebeserklärung an den Roman. So etwas ist es wohl auch. Und beim 2 Mal noch intensiver als vor 15 Jahren.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich habe das Buch zusammen mit Dyke gelesen und bin leider nicht so begeistert wie er.
    Das mit dem Gefühl eine Geheimsprache zu lesen, kann ich so bestätigen. So ging es mir stellenweise auch. Und es gab viele dieser Stellen. ;-)
    Ich als Otto NOrmalverbraucher kann mir nicht im entferntesten vorstellen, wie es dort in diesen Kreisen zu geht. Aber es hört sich sehr realistisch an, was Herr Vachss schreibt. Erleben möchte ich das lieber nicht.