Lian Hearn - Der Ruf des Reihers

  • Der Ruf des Reihers
    von Lian Hearn


    Sequel der Otori-Trilogie



    Erschienen bei Carlsen, mit einer Länge von fast 800 Seiten. Das Buch ist ein wunderschönes Hardcover mit orange-goldenem Schutzumschlag und Lesebändchen, was sich allerdings auch im stolzen Preis von 24 Euro wiederspiegelt.


    Kurzbeschreibung:
    Seit sechzehn Jahren herrschen Takeo und Kaede gemeinsam über die Drei Länder. Ihre Liebe und Harmonie, aber auch die perfekte Balance zwischen männlicher und weiblicher Kraft haben ihrem Land dauerhaften Frieden und großen Reichtum beschert.
    Das bleibt auch dem Kaiser im fernen Miyako und seinem obersten General, Saga Hideki, nicht verborgen. Der General fordert Takeo zu einem Wettkampf heraus: Wenn er verliert, muss er nicht nur abdanken und sein Land verlassen, sondern auch in eine Heirat seiner schönen Tochter Shigeko mit Saga einwilligen. Mit seinen treusten Gefolgsleuten reist Takeo nach Miyako. Und schon bald überschlagen sich die Ereignisse, denn ein schwerer Verrat droht das zu zerstören, wofür Takeo sein Leben lang gekämpft hat...


    Diese Beschreibung reißt nur einen kleinen Teil der Stränge an, die Lian Hearn in ihrer neuen Geschichte führt und zusammenknüpft. So wird außer dem Konflikt mit dem listigen General Saga auch die Geschichte von Miki und Maya erzählt, den Zwillingstöchtern Takeos, die beide über mächtige Kikuta-Kräfte verfügen. Und der unerfüllte Teil der Prophezeiung spielt eine tragende Rolle, jener Teil, der Takeos unehelichen Sohn Hisao betrifft.


    In einigen Dingen unterscheidet sich "Der Ruf des Reihers" von der vorhergehenden Trilogie.
    Auf den ersten Seiten gibt es keine Karte - vermutlich weil Teile der Handlung außerhalb der Drei Länder stattfinden. Stattdessen findet man auf den letzten Seiten ein längeres Personenverzeichnis, mit allen Hauptfiguren und den wichtigeren Nebencharakteren.
    Die Perspektive ist eine völlig andere als in den Vorgängern. Die Trilogie wurde nur von Takeo aus der Ich-Perspektive und Kaede aus der personalen Sicht erzählt. Im Sequel kommen viel mehr Personen zu Wort. Takeo reiht sich ein in die Gruppe der erzählenden Hauptcharaktere, ist aber nicht mehr der einzige. Seine Geschichte wird jetzt auch von außen geschildert.
    Das wirkt zuerst befremdlich auf Leser, die die Trilogie zuerst gelesen haben, es ist aber sinnvoll, da die wichtigen Ereignisse oft zeitgleich an völlig verschiedenen Orten stattfinden.


    Ich bin relativ schnell zurück in die Geschichte gekommen. Die neuen Personen, wie Takeos Kinder, werden bereits am Anfang vorgestellt, der Großteil der Charaktere ist aus den Vorgänger-Bänden bekannt. Lesern, die da schon Gedächtnislücken haben, empfehle ich das Personenverzeichnis auf den letzten Seiten.


    Zum Verlauf oder gar Ende der Geschichte will ich nicht viel sagen, nur dass ich sie als ergreifender und trauriger als die ersten drei Teile empfunden habe. Auf alle Fälle ist "Der Ruf des Reihers" vielschichtiger.


    Von mir gibt es fünf von fünf Punkte, wo die Vorgänger nur vier von fünf bekamen.
    Absolut lesenswert. Und wer vom Preis abgeschreck wird, sollte es sich leihen. Unbedingt.
    :wave Eny


    EDIT: Ich habe gerade gesehen, dass die Vorgänger-Bände sich im Bereich Kinder- und Jugendbücher befinden. Ich werde Wolke bitten, diese Rezi der Vollständigkeit halber dorthin zu verschieben.

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

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  • Und ich war gerade beim Rezi schreiben :-( Na ja, egal deine ist sowieso viel besser ;-)
    Das Buch ist jedenfalls super und alle sollten es lesen! :anbet

    Der Clan der Otori heißt die Treuen und Gerechten willkommen.
    Die Untreuen und Ungerechten sollen sich in Acht nehmen.

  • Keine Ahnung :lache Aber deine Rezi ist wirklich super geworden! Ein Hoch auf die Otori :sekt

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  • Cool! Ich lach mich tot! :lache :lache Wer betreibt denn das? Ist ja unglaublich!


    Ps. Könnte man nicht die anderen Otori Bände nach Fantasy verschieben? Das sind doch keine Kinder- und Jugendbücher...

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  • Ich bin vom vierten Band der Otorie-Trilogie ziemlich enttäuscht, und werde für mich die Trilogie nach dem dritten Band für abgeschlossen erklären. :-)



    Vielleicht mag ich auch einfach lieber Happy-Ends...


    :wave bartimaeus



  • Das ist ganz genau meine Meinung! Mich hat das Buch ebenfalls ziemlich enttäuscht und mir wäre es lieber gewesen, die ganze Geschichte wäre mit dem dritten Band abgeschlossen gewesen.


    [sp]Es war sicherlich ein Fehler, dass Takeo Kaede in die sache mit dem Sohn nicht eingeweiht hat, aber ich verstehe ihn da eigentlich. Was ich dagegen gar nicht verstehe, ist, wie Kaede sich dermaßen von ihm abwenden kann! Ein paar Intrigen, ein paar Lügen von ihrer Schwester und sie hasst Takeo! Das gibt es doch nicht, oder?? MMn passt dieses Verhalten gar nicht zu ihr, sowas hätte ich ihr echt nicht zugetraut. Vor allem lässt sie dann ja auch andere Leute einfach umbringen... so war sie doch nie oder??
    Ich denke einfach, man hätte diese Kaede-Takeo-Sohn-Prophezeihung viel schöner ausgestalten können! Ich habe momentan das Gefühl, dass ansich nicht viel passiert ist bis auf den Schluss und dass dieser mir ganz und gar nicht gefällt, ich halte das buch für ziemlich überflüssig, das wäre echt nicht nötig gewesen... ?(
    Am Besten hat mir noch die Sache mit Shigoku und Hiroshi gefallen, Taku war auch ganz nett...
    Aber die Katzengeschichte, stimmt schon, das war einfach nur überdreht.^^


    Ich frage mich gerade, was die Autorin mit dem Band bezwecken wollte (außer ein paar Millionen mehr zu verdienen und den wünschen der Leser nach einem weitern Band nachzukommen)...
    Es hinterlässt irgendwie einen total negativen Eindruck, ich meine die beiden haben jetzt 16 Jahre in Harmonie geherrscht usw. und innerhalb kürztester Zeit bricht das alles zusammen!! Der Otori-Clan geht ja praktisch unter (oder nicht? sind ja alle tot bis auf Shiguko und die wird verheiratet...), die Stammesfähigkeiten verblassen... und der "böse" gewinnt. Für so eine schöne Buchreihe ist das meiner Meinung nach ein total unpassender Abschluss :( [/sp]

    "But I don't want comfort. I want God, I want poetry, I want real danger, I want freedom, I want goodness. I want sin."
    "In fact," said Mustapha Mond, "your're claiming the right to be unhappy."
    - Brave New World

  • So gehen die Meinungen auseinander. Es ist immer wieder erstaunlich.


    Ich finde, Lian Hearn hat sich mit dem vierten Band selbst übertroffen.
    Die Gründe muss ich wohl spoilern...



    Was Kaede und Takeo angeht... Ich finde das Zerbrechen ihrer Ehe verdammt realistisch. Ein totes Baby und sechzehn Jahre Lügen wären in unserer Welt Grund genug. Emotional zumindest. Ich finde es klasse, dass Lian Hearn nicht dem Klischee "ewige Liebe und Zweisamkeit" verfallen ist. Auch wenn das doppelt und dreifach so schön ist.


    Die Katzengeschichte... das kann ich gar nicht begründen, aber für mich passt es. Vor allem dass Miki ihren kleinen Bruder unabsichtlich tötet, passt... irgendwie... Ich kann es gar nicht begründen. Es ist traurig und heftig, aber es ist richtig. Meiner Meinung nach...


    Jeder liest anders, nicht wahr? Wir sind das Vorzeigebeispiel. :grin



  • Hihi, da gehen die Meinungen wirklich auseinander. xD Dein erster Punkt... Ich sehe das genau umgekehrt!


    2. 16 Jahre lügen ist sicherlich schlimm, meiner meinung nach hätte Kaede Takeo aber eine chance geben müssen sich zu erklären. stattdessen hat sie Gefolgsleute von ihm umbringen lassen und von Takeo erwartet, dass er sich selbst umbringt. So kaputt kann eine liebe doch nicht gehen! Es wäre etwas anderes gewesen, wenn sie sich trennen, aber das liebe so schlagartig in hass umschlägt, finde ich doch etwas unwahrscheinlich. Zumahl sie ihrer Schwester gegenüber anfangs doch auch misstrauisch war, oder nicht? Naja, vll mach ich mir da auch zuviel illusionen^^


    3. Traurig und heftig ja, ich fand Maya auch ganz interessant, Miki erscheint neben ihr ziemlich farblos. Trotzdem gefällt es mir nicht, die Stammesfähigkeiten scheinen auf einmal alle so richtig böse zu sein... Ich meine, Maya wurde ja nicht von den Kikuta erzogen, ist aber ziemlich ... naja nicht direkt böse, aber mehr oder weniger unabsichtlich richtet sie eigentlich nur unheil an....


    Insgesamt bin ich aber doch froh, dass ich es gelesen habe. Auch wenn ich die anderen Bände schöner finde. ;)

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  • Ich bin gleicher Meinung wie Eny, nur eins:


    Der Clan der Otori heißt die Treuen und Gerechten willkommen.
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  • Auch hier herrscht grosse Enttaeuschung. Ich hab das Buch gar nicht zu Ende lesen koennen. Zweimal hab ich es versucht. Beim ersten Mal nach 150 Seiten abgebrochen, beim zweiten Versuch hab ich grad noch 10 Seiten weiter geschafft und hatte genug.


    Zum einen konnte ich gar nicht reinkommen. Es war so ein starker Bruch zu den ersten 3 Buechern, die doch recht nahtlos ineinander uebergingen. Der Bruch ist aber nicht nur zeitlich ueberdeutlich mit den 16 Jahren zwischen Band 3 und 4. Ich fand dieses Buch wesentlich politischer und mit all seinen Intrigen auch etwas verwirrend, vor allem da ich auch Muehe hatte nach der langen Pause die Namen wieder richtig zuzuordnen. Ich sollte dazu sagen, dass ich die ersten drei Baende zwar nicht nahtlos hintereinander weg gelesen hab, aber sie regelmaessig ueber ca. 2 Jahre gelesen hab. Und dann hatte ich glaub ich fast 3 Jahre Pause bis mir der 4. Band zufaellig ueber den Weg lief.


    Mir fehlte vor allem die emotionale Naehe zu den Personen. In den ersten drei Baenden hab ich richtig mit Takeo und Kaede mitgelitten. Man konnte sehr deutlich sehen wie sie sich entwickelten, ihren Platz in der Welt, ja den Sinn ihres Lebens suchen und schliesslich auch finden.


    Die beiden waren mir so ans Herz gewachsen und nun liessen sie mich einfach kalt.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Weiß jemand wann der 5. Band auf deutsch raus kommt?

    Der Clan der Otori heißt die Treuen und Gerechten willkommen.
    Die Untreuen und Ungerechten sollen sich in Acht nehmen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Saphira ()

  • Ich meine mich zu erinneren, dass Band 4 nicht so spannend war, wie Band 1-3.
    Ebenfalls fiel es mir nicht so leicht in die Geschichte abzutauchen, wie es mir in den vorherigen Bänden gelungen war.
    Nachdem ich mich jedoch mehrmals zum Weiterlesen gezwungen hatte und endlich in der Geschichte drin war, war es auch schon wieder viel zu schnell vorbei.
    Obwohl das Ende nicht jedem gefallen würde, fand ich es passend.


    Wobei die Tatsache, dass ich das Ende harmonisch fand, nichts daran geändert hat, dass


    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen - Buddha