Energien
Esoterik ist das halbe Leben
Ich bin Esoterikerin. Ja, ich weiß, jetzt schütteln Einige den Kopf und sagen: ‚So eine Verhuschte also’. Kenn'ich schon, diese Comments von 08-15-'Normalbürgern'.
Sei’s drum. Jedenfalls habe ich zu Hause mittlerweile schon mehrere Tarot-Kartenspiele und auch ein Pendel.
Statt einer Wahrsage-Glaskugel, die mir zu teuer erschien, obwohl sie recht schön aussah, habe ich mir jüngst einen grell bunten Vollgummiball gekauft, den gab es wesentlich preiswerter bei Fullfort, in der Spielzeug-Abteilung. Mittlerweile bin ich froh über
diese Entscheidung: ich fühle meine spirituelle Aura, wenn ich darauf gucke. Ich versetze mich in die Farben und fühle, wie ich mich zu zersetzen beginne, ja, zu
einer einzigartigen Farbe werde.
Diese Esoterik-Läden haben es mir angetan, wie ein Zauber umfangen mich darin immer lauter geheimnisvollen Dinge. Nur sind die ganz schön kostspielig. Manche sagen ja ‚anyway’ und kaufen sich das. Aber ein bisschen schaue ich schon noch auf mein Geld. Man braucht ja auch noch ab und zu mal den ein oder anderen Joint, oder?
Die Energiesteine aus dem 'Lichttümpel' faszinieren mich auch, das ist der Laden, wo ich dann ja doch ab und zu was kaufe.. Davon trage ich auch welche um den Hals, eigentlich eine ganze Menge – wenn ich ehrlich bin. Erst trug ich sie einzeln, je nach Stimmung
und wenn ich die Erkenntnis hatte, ich brauche jetzt mal irgendein Gefühl oder einen seelischen Zustand etwas deutlicher. Aber das brachte nicht so viel, obwohl sie recht groß sind.
Okay, mit den – huch! Tatsächlich! es sind schon 27! – Steinen um den Hals fühlt man sich schon ziemlich relaxt und in seiner Mitte. Und sicher ist das auch für die Halswirbelsäule eine große Aufgabe, denn ich will ja versuchen, eine stattliche Figur abzugeben und aufrecht zu sein, ja, aufrecht und aufrichtig – das gehört zusammen. So was lernt man aus einem Büchlein mit ‚solchen Inspirationssprüchen, solchen neurolinguistischen’ – sagt mein Freund. Das scheint selbst er zu begreifen. Oder es trifft genau in seine Spiritualität.
Mit meinem Pendel ist das ein wenig erschreckend, geradezu energetisch eben. Es ist ja so, dass Du erst das Pendel fragst, was ganz offensichtlich ist. Zum Beispiel: ‚Bin ich ein Mädchen oder ein Junge?’. Das hat mir meine Freundin so erklärt. Ein wenig verschüchtert saß ich da, weil ich ja auch zugegebenermaßen schon aus dem ‚Mädchenalter’ entwachsen bin. Aber sie hat richtig Ahnung, sie heilt schon mit Licht und so. Naja, sei’s drum, nicht wahr?
Tja, nun ist es so, dass ich dieses Pendel im Griff habe und es mir mit seinen Ausschlägen ganz eindeutig Antworten gibt. Ein wenig mag das an meinem Parkinson-Syndrom liegen, aber das ist ja auch ein Stück meiner Seele sozusagen, meines inneren Engels, der mir in diesem Fall wirklich den Weg weist. Ich hab das Pendel dann auch schon ab und zu direkt in mein Gesicht geschleudert. Das kann weh tun. Aber das tut auch gut, davon wird man innerlich ganz klar. So sehr sind wir miteinander verbunden, mein Pendel und ich. Es flog auch schon durch mein Zimmer. Ja, wenn man das zu deuten weiß, rein sphärisch, dann ist das überwältigend. Jetzt aber keine Sorge wegen des Parkinson - ich nehme nur Globuli, da muss man auch Einiges erst ausprobieren, bis man die hat, die genau auf einen selbst passen, aber dann törnen die manchmal sogar.
Mit den Tarotkarten komme ich bis heute noch nicht gut zurecht.
Obwohl ich sie immer wieder zwischen Tachyonen-Steinen aufbewahre, die ich mal geschenkt bekommen habe. Ich zog wieder die gleiche Karte auf die Frage, was mich hält (im oder am Leben, das hab ich nicht verstanden, die Frage war auch in der Anleitung vorgegeben), jedenfalls zog ich die Karte mit der gebückten, buckelnden Frau, die eine ganz schön schwere Last trägt und darunter fast zerbricht. Aber Flügel hatte sie trotzdem auch. Kurios, oder?
Manchmal ziehe ich auch lauter Schwerter und denke dann, das könnte damit zu tun haben, dass ich finde, mein Freund hat einen Stich.
Jetzt soll ich Euch sicher sagen, warum, oder nicht?
Naja, stellt Euch mal vor: Der sagt mir, wenn er mir das Pendel geben und meine Finger um die Kette zusammendrücken soll: „Weißt Du was, Du gehst mir langsam auf den Wecker mit diesem Scheiß!“
Nicht, dass ich ihn nicht verstehen könnte, er ist ja auch ein anderes Wesen, ja, auch mythologisch, ääh, mystisch, aber eben aus einer anderen sphärischen Region oder auf einer anderen spirituellen Ebene. Deshalb bin ich auch mit ihm zusammen. Zusammen bilden wir ein Universum. Das sage ich ihm zwar nicht, weil er das nicht verstehen würde, aber – sei’s drum.