Briten im Iran

  • Fünfzehn britische Soldaten wurden von iranischen Soldaten gefangen genommen, ohne Gegenwehr fand dies statt. Grund sei, dass die Briten auf iranischem Gewässer herumschipperten. Die Briten bestreiten dies, wollen Satellitenbilder veröffentlichen und fordern die Rückgabe der Soldaten.
    Teheran weigert sich. Und stellt Forderungen, während die Gefangenen im Fernsehen mehrmals öffentlich zur Schau gestellt werden.
    Sofern die bekannten Meldungen zur dreisten blackmail-Entführung - oh pardon, versehentlichen Festnahme (???).


    Die Briten senden Botschafter und der Öffentlichkeit wird der Eindruck weitergegeben, die Verhandlungen würden sich hinziehen. Geduld solle man wahren und nichts überstürzen. Die Stimmung in Europa ist angespannt.


    Die Stimmung im Iran ist hitziger. Trotz leiser Stimmen, das Band sei überspannt und die eigene Regierung möge doch verantwortungsvoller handeln, erheben sich auch Gegenstimmen, die durchaus lauter sind. Auch wenn sie nicht unbedingt reden.
    Denn nun demonstrieren sie wieder, die Stundenten, der geistige Nachwuchs des Landes.
    Botschaften werden mit Steinen und Brandsätzen beworfen, den Briten (und natürlich nicht zu vergessen: den USA) der Tod gewünscht. Ach und ja, Forderungen stellt man natürlich auch. Die Briten sollen sich entschuldigen.



    Aha. Soso.
    Ich finde auch, dass die Briten sich dafür entschuldigen sollten, dass ihre Leute entführt wurden. Böse Briten.

  • Naja, dass die iranische Regierung seit Chomeini keinen Respekt vor der Souvereinität (sp?) der Botschaften haben, wissen wir ja. Gleiches passierte ja auch in Beirut letztes Jahr. Dass dies eigentlich einer kriegerischen Handlung gleichkommt, haben die immer noch nicht gelernt oder hoffen sie, dass die Europäer mal wieder kneifen, weil man keinen weiteren Krieg in der Region möchte und sie als Überlegene darstehen?
    Vielleicht sollte man solch ein Verhalten doch irgendwann mal kriegerisch ahnden? Ergebnis: Die Studenten von Chomeini (Taliban!!!) und deren nachkommende Generationen werden gewalttätiger und machen wie in Afghanistan und Irak Guerillakriege gegen die Invasoren?

  • Tjoa.... ich bin heute auch aus Versehen auf den Gehwegteil meines Nachbarn getreten.
    Wenn ich mir die Lage in der Welt so angucke, dann hab ich echt Glück gehabt, daß ich weiter gehen durfte und er mich nicht gefesselt und geknebelt in seinen Keller verschleppt hat, wegen Übetretung der nachbarschaftlichen Grenze...

  • Ich weiss nicht recht, was ich dazu sagen soll. Ich hab keine Ahnung was geschehen ist, und ob nicht auch die Briten nun etwas zu kräftig auf die Kacke hauen, wenn sie steif und fest behaupten, da sei nie etwas gewesen. Dass Soldaten im Krisengebiet in Gefangenschaft kommen, soll schon öfter vorgekommen sein, das scheint mir durchaus im Rahmen dessen zu liegen, was man wissen kann, bevor man mit einer Armee in ein fremdes Land marschiert.


    Ich bin völlig im Unklaren, was ich von der Aktion auf beiden Seiten halten soll und wer da wie im Recht ist, von daher fällt es mir schwer, mich für die eine oder andere Seite in die Bresche zu stürzen.


    Ich kann nur hoffen, dass aus dieser Aktion nicht auch durch die sture Haltung der Briten der Konflikt eskaliert.

  • Soweit ich es mitbekomme, behaupten auch die Briten nur, da sei nix gewesen. Und dafür hauen sie ganz schön auf die Kacke, wenn sie das Säbelrasseln beginnen und völlig einseitig die Aggression der Irakis behaupten. Das Recht der größeren Klappe ist keines, es ist pure Einbildung. Am Ende sollten Fakten entscheiden. Das wird zwar nicht passiern, aber gerade das wird die Briten womöglich ins Unrecht setzen, wenn nicht faktisch, so doch in jedem Fall moralisch. Sie stärken damit nur die, die es auf Terror abgesehen haben... Ob das diplomatisch ist?? ich wage das zu bezweifeln.

  • Hm... also bei mir hört Diplomatie dann auf, wenn Menschen unter beschissenem Mist leiden.
    Hier sind 15 Menschen gefangenen genommen worden, weil sie eventuell und ganz vielleicht über eine SEEGRENZE gefahren sind.
    Das ist ungefähr so verhältnismäßig, wie eine Fliege mit einer Pumpgun zu erschießen.


    Ganz ehrlich ich tendiere zu einer schönen kleinen Aufräum-Befreiungsaktion, durch jeden Tag länger, den die Matrosen in Haft sind, demonstrieren wir unse Machtlosigkeit gegenüber diesen *zensiert* :grin

  • Es ist spät, ich bin reichlich müde: ich meinte natürlich die Iraner. Das ändert aber nichts an meiner Meinung, dass die Briten bisher keinen guten Grund fürs Säbelrasseln vorgebracht haben. Wie gesagt: dass Gefangene gemacht werden können, wenn eine Armee in ein fremdes Land marschiert, kann man vorher wissen, da muss man hinterher nicht den Überraschten mimen. Und: ich bin, gerade ob der vehemenz der Beteuerungen der Briten, nicht davon überzeugt, dass die Soldaten nicht tatsächlich irgendwie mist gemacht haben - jedenfalls bleiben die briten den Beweis des Gegenteils bisher schuldig.

  • Normalerweise führt man als Land Gefangene nicht wie Idioten den Medien vor, sondern schmeisst die illegalen Grenzgänger über die Grenze zurück und verwarnt sie und legt bei der Vertretung des Landes einen Protest in schriftlicher Fassung vor.


    Angriffe auf die Botschaft sind nämlich normalerweise Grund genug, um kriegerisch anzugreifen.

  • Ich sehe es ähnlich wie Licht.


    Im Grunde bekommen wir nur die Informationen, welche vom Iran und von GB in die Öffentlichkeit gegeben werden. Nona versuchen sich beide darin als im Recht befindlich darzustellen.
    Von beiden Seiten gibt es auch Signale, die für eine nicht so ganz aufrichtige Darstellung sprechen. Da wäre von Seiten Irans die sicher gestellten Aufnahmen der Gefangenen und da wären von Seiten GB durchaus auch sehr zurückhaltende Wortmeldungen der britischen Aussenministerin.


    Im Grunde könnte es auch beiden Mächten für die öffentliche Wirkung im eigenen Land sehr hilfreich sein. Es ist also auch nicht klar erkennbar, wer einen möglichen Nutzen aus der ganze Geschichte ziehen könnte.


    Wäre es so abwegig, dass es sich dabei um einen Spionageakt gehandelt hat? Ist es abwegig, dass diese Soldaten in irakischen Gewässern waren und entführt wurden?


    Beide Geschichten sind nicht von sich aus unglaubwürdig und unplausibel. Nur ist GB in den Medien automatisch gut, Iran automatisch schlecht.


    Am Ende bleibt nur die Hoffnung, dass im Hintergrund die diplomatischen Kanäle besser funktionieren, als das, was man derzeit in den Medien sieht und die Angelegenheit diplomatisch beigelegt werden kann.

  • Ich frag mich grad, ob ich ab jetzt vielleicht lieber nicht mehr nach Belgien oder Holland fahre. Nachher sehen die meinen Wendevorgang mit Streifenwagen an der nächsten Ausfahrt, als Einmarsch in ihr Land und ich werd dann exekutiert.... :gruebel :yikes

  • Ich will auch keineswegs das gutheissen, was die Iraner treiben. Ich will nur deutlich machen, dass ich völlig ratlos bin, was ich von beider Position halten soll und dass ich der Ansicht bin, dass die Briten sich nicht gerade sehr geschickt und angemessen verhalten.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ich frag mich grad, ob ich ab jetzt vielleicht lieber nicht mehr nach Belgien oder Holland fahre. Nachher sehen die meinen Wendevorgang mit Streifenwagen an der nächsten Ausfahrt, als Einmarsch in ihr Land und ich werd dann exekutiert.... :gruebel :yikes


    Ist es nicht so, dass die Polizei an der Grenze im Einsatz abdrehen muss? Und hier würde man sich noch im EU Raum bewegen, also ein weit freundschaftlicheres Verhältnis als zwischen GB und Iran.

  • @ Tac
    Jein... :grin


    Also bei Nachfahrten oder ähnlichem müssen wir für Belgien und die Niederlande (für andere Länder weiß ich es leider nicht und die haben wohl einen Sonderstatus aufgrund des Schengenabkommens...) eine Genehmigung einholen. Das geht innerhalb weniger Minuten, wird die Einfahrt genehmigt, fahren wir weiter, bis die ausländischen Kollegen übernehmen.


    Im normalen Streifendienst auf der Autobahn ist es uns gestattet bis zur nächsten Ausfahrt über die Grenze zu fahren (ich glaub im Gesetzestext heißt es bis zu 10 km ins Landesinnere... bin aber nicht sicher), weil man ja schlecht auf der Autobahn einfach Wenden oder Rückwärtsfahren kann...

  • Die genaue Ausgestaltung ist nicht so wichtig, abes es zeigt doch, dass es sich dabei um eine sehr heikle Geschichte für Staaten handelt, auch wenn man das nicht immer wirklich nachvollziehen kann, aber im Grunde wäre es eine Verletzung der Souveränität und die wird von allen Staaten sehr hoch gehalten.


    In der EU soll hier zwar langsam auch mehr verkrustetes Denken aufgebrochen werden und eine engere Zusammenarbeit begonnen werden.


    GB und der Iran sind nun aber in einer ganz anderen Situation. Vor einer Woche wurden im Sicherheitsrat weitere Sanktionen gegen den Iran beschlossen.


    Ich vermute, dass man hier auch politische Muskeln zeigen will und sich die Geschichte hoffentlich bald irgendwie lösen wird. Schließlich kommen die meisten Geiseln frei, auch wenn die Staaten natürlich nie Lösegeld zahlen oder mit Terroristen verhandeln. [um Misssverständnissen vorzubeugen: damit ist nicht gemeint, dass die iranische Führung Terroristen seien]

  • Weshalb die Briten keine "amtlichen" Bilder rausgeben?
    Nun, würde ein amtliches Ergebnis, dass die Briten auf irakischem Gebiet waren nicht den Fall der Entführung und Geiselnahme bedeuten?
    Ein solcher Fall würde andere "Verhandlungsschritte" und ein anderes öffentliches Auftreten erfordern. Ebenso wie die Öffentlichkeit auf kriegerische Mittel beim Verweigern der Freilassung der Soldaten irgendwann pochen würde.
    Sprich: Wenn die Briten zwar im "Recht" sind, aber Krieg gerade für nicht günstig halten, wäre es dämlich, das "Rechthaben" amtlich zu machen. Daher vielleicht die bisherige Zurückhaltung der Bilder.


    Auf der anderen Seite ist es umso verwunderlicher, dass die Iraner "Geständnisse" der Gefangenen (klar, die haben auch die totale Redefreiheit und da wird sicher auch neutral übersetzt) im Fernsehen zeigen, diese überhaupt zur Schau stellen (wie eine Kriegstrophäe), aber selbst keine amtlichen Zeugnisse für die Richtigkeit ihrer handlung geben.


    Hm, ein Schelm, der Böses dabei denkt.

  • Sie sind frei! :wave



    Zitat


    Ahmadinedschad verabschiedet britische Soldaten per Handschlag


    "Sie sind frei und können zu ihren Familien zurückkehren" - fast eine Stunde ließ sich Irans Präsident Ahmadinedschad auf seiner Pressekonferenz Zeit, bis er die entscheidenden Worte sprach. Er lässt die 15 britischen Soldaten ziehen - nicht ohne sie zum Abschied noch einmal vorzuführen.


    .............



    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475762,00.html