• Karussell


    Wir Beide kennen diese Oper nicht. Wir beobachten Gondeln auf sich kräuselnden Wellen und hören zwar die Gesänge, verstehen jedoch den Text nicht. Das Orchester auf der Bühne neben uns lässt sich aus diesem Winkel nur schlecht fotografieren. Mattes Licht quetscht sich durch Wolkenrisse. Wir stehen auf und folgen den ausgetretenen Wegen.


    Der weiße Pantomime maschiniert mit Seifenblasen, und still kommuniziere ich mit ihm, während du am wahren Lebensstand den Rotwein bestellst. Glaskörper wandern weiter, und es drängt mich in dieses Karussel dort vor uns. Ob ein Zusteigen noch möglich ist, frage ich, ernte ein Nicken des Chaufeurs und setze mich an den Tisch zu der Toten.


    Du setzt dich neben mich, Glas an Glas sitzen wir, und das Personal reicht uns einen Becher mit Apfelessig, Ginever und fremden Kräutern gegen den Schwindel. "Weil die Fahrt links herum geht und es den Chakren wohl bekommt. Apfelessig ist auch linksdrehend", krächzt der Vogel.


    An der Decke hängen noch anderen Leichen, ihre Nervenkostüme baumeln uns entgegen, dazwischen sehe ich einige nackte Putten im Flug. "Die Fahrt dauert eineinhalb Stunden", erklärt uns der Rabe, und bläht sein purpurnes Samtkleid kurz auf. Er lacht dich geräuschvoll und mit verzerrtem Gesicht an oder aus, das kann ich nicht sehen. Ich lege derweil meine Hand in die offene, versteifte Hand der Frau bei mir, streichle ihr strohiges graublondes langes Haar, richte es und drappiere es über ihre Schulter. Schön ist sie, schön.


    Der Rabe bringt das Karussel in Schwung und grinst verschmitzt. Auch Kinder sitzen hier, sie entlächeln etwas tröstlich Frisches, und ich nehme ihre Frische auf wie dieses linksdrehende geheimnisvolle Elexir. In voller Fahrt, 'die Fahrt', hatte der Rabe erklärt, 'in den Tod dauert solange wie ein Leben', gerate ich in Kontakt mit dem Widersinnlichen.


    Eineinhalb Stunden lang verfliegen wir. In Erwartung auf den Empfang. Ein Mann spielt das Banjo, dazu singt eine Frau das Lied ewiger Liebe. Einige der Rondellgäste klatschen, konsumieren amüsiert.


    Als wir aussteigen, sehe ich nur noch deine hellen Beine, Dein dunkles Hemd ist von der Nacht verschluckt. Du bist der Grashüpfer und ich der Nachtfalter. Bald hat die Dunkelheit dich aufgesogen. Ich laufe allein durchs stille Schwarz und fühle mich geborgen. Du wähntest dich in meiner Begleitung, zusammen waren wir nicht.

  • Zum Glück war ich kurz noch auf deiner HP, ich wollte dich nämlich gerade fragen, ob wir uns aus dem Hamburger Literaturhaus kennen. Aber das kann ja nicht sein.
    Dort im Schreiblabor habe ich eine Frau kennengelernt, die schreibt ganz ähnlich. So, dass ich dasitze, mich am Kopf kratze und mich frage, ob ich zu blöd bin oder ob der Schreiber high war. Ist eine Beruhigung, dass licht da anscheinend dieselben Probleme hatte...

    Zitat

    Original von Undine
    öööh - wie meinste das?
    Was willst Du mir damit sagen?
    Du verwirrst mich nun :)
    Ist das so gewollt? *lach*


    Ist das okay, wenn ich dir genau diese Fragen stelle? Ich würd deinen Text nämlich gerne kapieren...
    Liebe Grüße von Eny :-)

  • Eny


    es ist doch nur eine Liebesgeschichte. Zweie begegnen sich, brechen auf ins Abenteuer der Liebe, fest davon überzeugt daß ihre Beziehung das Neueste vom Neuen ist sowie das einzig Wahre, fliegen in den Himmel, denken daß sie alles besser machen werden trotz der Warnzeichen am Horizont, die Realität holt sie ein. Sie merken, daß sie nie richtig geliebt haben.
    Aus ist.


    Eine alte Geschichte.


    Nur die Metaphern sind ein wenig, nun, üppig?
    :gruebel

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Zu üppig für meinen beschränkten Elftklässler-Verstand, fürchte ich...


    [SIZE=7]Oder nehmt ihr alle dieselben Drogen? [/SIZE]:schnellweg

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Eny ()

  • Eny, Elftklässlerin meines Herzens,


    nähme ich Drogen, würde ich dann die Metaphern 'Üppig' nennen?


    Offen gestanden, fällt mir keine Droge ein, bei deren Genuß ich mit dem Stil des Textes zurecht käme.
    Es reicht bloß, um den Inhalt zu erfassen.


    Fazit: Idee gut
    Ausführung: nicht für magali


    Der Rest sei Schweigen.


    Prost!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • :grin
    Jetzt wo du mich mit der Nase drauf gestoßen hast, erkenne auch ich zumindest den Hauch eines Sinns...
    Metaphern sind nicht mein Ding. :-(

  • Metaphern sind mörderisch.
    In der überwiegenden Zahl der Fälle ist es Autorin/Autor, die/der hinterher tot am Boden liegt.


    Dennoch: was wären wir ohne sie?


    Mephistophelische Grüße


    Magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus