Dies ist meine erste rezi, also seid nicht zu streng mit mir Meine rezi bezieht sich auf die englische Ausgabe!
Clare Allen – Poppy Skakespeare
Kurzbeschreibung Amazon:
Poppy Shakespeare ist ganz normal. Zumindest war sie das bis zu jenem Tag, als sie sich auf eine neue Stelle beworben hat. Beim Vorstellungsgespräch eröffnet man ihr, dass sie an einer schweren Persönlichkeitsstörung leide; das hätte der Eignungstest ergeben. Und schon fährt der Krankenwagen vor, der Poppy in die Psychiatrie bringt.
Herzlich Willkommen in der Dorothy Fish, einer Tagesklinik im Norden Londons. Poppy wird von N empfangen, einer Patientin, die schon seit dreizehn Jahren hier ist. Wie alle Bewohner der Dorothy Fish setzt N alles daran, diese beste aller Welten ja nicht verlassen zu müssen. Ihre Erleichterung ist groß, wenn beim alljährlichen Routinecheck-up festgestellt wird, dass sie noch immer verrückt genug ist. Doch dann kommt Poppy Shakespeare in ihrem schicken Kostümchen und den Stöckeln aus Schlangenleder in Ns Leben gerauscht – und plötzlich ist alles anders.
Vier Wochen soll Poppy erst einmal zur Beobachtung bleiben. Aber diese Probezeit will sie auf keinen Fall bestehen. Sie bittet N um Hilfe – und so machen sich die beiden Frauen auf und stellen diese sonderbare Welt, die sehr viel normaler ist, als sie auf den ersten Blick scheint, komplett auf den Kopf.
Autoreninfo: Clare Allan, 38 Jahre alt, wurde in Newcastle geboren, studierte Anglistik und später kreatives Schreiben. Sie lebt heute als freie Autorin in London, schreibt Theaterstücke und Artikel für u.a. "The Guardian", sowie an ihrem zweiten Roman. Sie verbrachte rund zehn Jahre in psychiatrischen Institutionen, was sie zu "Poppy Shakespeare", ihrem Debüt, inspirierte. Für ihre Kurzgeschichten wurde sie mit dem "Orange/Harpers Short Story Prize" ausgezeichnet.
Meine Meinung (bezieht sich auf die englische Ausgabe):
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von N, einer Patientin, die seit 13 Jahren im Dorothy Fish ist, und, wie sie selbst sagt, schon verrückt war, bevor sie geboren wurde. Auch ihre Mutter war verrückt, das ist aber auch so ziemlich das einzige, was N den Leser über ihre Vergangenheit und Krankengeschichte wissen lässt.
Für mich war es anfangs ein wenig schwierig, in die Geschichte hinein zu kommen, da sie komplett in Ns Sprache, einem Slang, der sich konstant grammatischen Regeln widersetzt, geschrieben ist. Aber genau das gibt der Geschichte, wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, ihren Charme (ich kann leider nicht beurteilen, wie die Sprache in der Übersetzung übernommen wurde).
Jedes Kapitel ist mit einer Überschrift versehen, die mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht haben, z.B. „3. A bit about the Dorithy Fish and the Abaddon and stuff like that you can skip if you been there already“.
N überhäuft den Leser mit Erzählungen, teils macht sie breite Ausführungen über eigentlich völlig Nebensächliches, sie springt von einem Ereignis zum Nächsten, greift immer wieder auf die gleichen Phrasen zurück. Man weiß zum Teil nicht, was wahr ist und was ihrer Phantasie entspringt.
Ihre Mitbewohner werden mit Namen benannt, die ihre Persönlichkeit widerspiegeln sollen: MiddleClassMichael, Arsewipe Astrid, Sue the Sticks, „formerly known as Slasher Sue, before she give up self harming“, wie man immer wieder erfährt. Ihr stereotypes Vehalten ist das einzige, was wir von ihnen erfahren, ihre Persönlichkeiten lernt der Leser darüber hinaus nicht kennen, sie sind auf ihre Krankheit reduziert.
Alle haben nur ein Ziel, möglichst niemals aus dem Dorothy Fish entlassen zu werden. Und das ist ihnen, dank der Tatsache, dass sie kaum von Ärzten beschattet werden und diese nur einmal im Jahr zu Gesicht bekommen, auch bislang gelungen. Aber die Zeiten ändern sich, plötzlich wird eine von ihnen entlassen. Poppy Shakespeare taucht auf und, meint, nicht verrückt zu sein, und möchte so schnell wie möglich entlassen werden. Aber um einen spezialisierten Anwalt zu bekommen, braucht sie „MAD money“ und muss zunächst beweisen, dass sie verrückt ist, um dann dafür kämpfen zu können, gesund wieder entlassen zu werden…
Eine satirische Auseindersetzung mit dem Britischen Mental-Health System, die nicht selten zum Lachen bringt, aber auch nachdenklich macht. Für mich hat das Buch seine Wirkung erst richtig entfaltet, als ich es beendet hatte. Was ist verrückt, was ist normal? Wie fließend sind die Grenzen? Das sind Fragen, die diese Geschichte aufwirft. War ich mir beim Lesen teils nicht sicher, worauf diese Geschichte hinauslaufen soll, so hat mich das Ende überzeugt.
Besonders interessant fand ich auch die Tatsache, dass die Autorin selbst Erfahrungen mit gerade diesem System gemacht hat, hier ein interview dazu:
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