Die Tote im Wasser – David Hosp

  • Page&Turner, Gebundenes Buch, 445 Seiten, Februar 2007,


    Originaltitel: Dark harbor (2005 bei Warner Books, New York erschienen)
    Aus dem amerikanischen von Gunnar Kwisinski


    Handlung laut Rückseite:
    Ein nervenzerreißender Thriller um Terrorismus, das organisierte Verbrechen und einen perversen Serienkiller.
    Der junge Anwalt Scott Finn arbeitet in der mächtigsten Kanzlei von Boston. Einer großen Karriere scheint nichts mehr im Weg zu stehen. Doch dann wird seine Kollegin und Exgeliebte Natalie Caldwell bestialisch ermordet. Die Tat scheint auf das Konto des Serienkillers »Little Jack« zu gehen.
    Obwohl er unter Schock steht, übernimmt Scott den Fall, an dem Natalie vor ihrem Tod arbeitete: die Verteidigung einer Sicherheitsfirma, die von den Angehörigen der Opfer eines Terroranschlags verklagt wurde. Je mehr sich Scott in den Fall einarbeitet, desto mehr verschwimmen die Fronten. Und schon bald hegt Scott den Verdacht, dass Natalies Ermordung mit ihrem letzten Fall zusammenhängt ...


    Zum Autor laut Klappentext:
    David Hosp arbeitet als Rechtsanwalt in einer der renommiertesten Kanzleien von Boston. Sein erster Roman, "Die Tote im Wasser", wurde in den USA von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen. Im Juli 2006 ist bereits sein zweiter Thriller erschienen, der bei Page&Turner in Vorbereitung ist.
    Der Autor lebt mit seiner Familie im Süden von Boston.


    Autoren-Homepage: www.davidhosp.com


    Meine Meinung:
    Der Roman löst bei mir zu Beginn erst einmal Zweifel aus
    Der Prolog beginnt mit der Schilderung eines Attentats auf einen Zug.
    Ein konservativer Roman, der die USA 2005/2006 in Andenken an den 11.September 2001 betrachtet, da stellt sich erst einmal die Frage,
    braucht die Welt das? Aber schon nach dem Prolog gerät dieses Thema in den Hintergrund.
    Mit Boston wird ein reizvoller Schauplatz geboten, aber David Hosp zeigt ihn anfangs aus einer eingeschränkten Sicht, die den Charme der Stadt nicht adäquat wiedergibt, da der der Blickwinkel auf Boston durch Justiz und Polizei geprägt ist. Später im Buch werden die Beschreibungen der Lokationen detaillierter und ansprechender.
    Gelungen ist auch der Mix aus Mordfällen, Polizeiarbeit, Gerichtsfall und den privaten Problemen der Protagonisten.


    Zu den Charakteren:
    Die Charaktere sind gediegen, aber nicht gerade klischeefrei, in die Tiefe wird nicht vorgedrungen.
    - Detective Linda Flaherty ist tough und fähig, hat aber auch das Aussehen eines Modells.
    - Ihr Partner Kozlowski ist ein erfahrener Mann der Praxis und ein Klotz von Kerl, aber wenig diplomatisch.
    - Scott T. Finn ist nicht nur attraktiv und ein überaus erfolgreicher Anwalt, er hat es auch noch selbst aus eigener Kraft aus schlechten Verhältnissen nach oben geschafft.
    - Der Serienkiller ist ein Irrer, der die ganze Zeit nur Stellen des alten Testaments zitiert.
    - Beim Attentat wird Selbstmordattentäter Alhari Al Sadria so knapp und ungenügend mit der Tarnexistenz als MIT-Student geschildert, dass ich mich frage, ob der New Yorker Autor in seinem Debüt damit ein bestimmtes Publikum in der USA ansprechen möchte.


    Aber diese Zweifel einmal weggewischt und auf einen Polizei-Thriller eingestellt, gewinnt der Roman an Profil. An die Charaktere und ihre bissigen Dialoge gewöhnt man sich schnell und Linda und Finn könnten ein gutes Paar und Team abgeben.


    Ich halte dem Roman sehr zu gute, dass es endlich mal wieder um einen eigenständigen Thriller handelt, der nicht gleich als Beginn einer Serie ausgelegt ist.


    Die Serienkillerszenen sind so grausam gehalten, dass ich auf Details hätte verzichten können.
    Ansonsten hatte ich Schwierigkeiten, das Interesse an der Auflösung des Mordfalls, der nicht auf Serienkiller Little Jacks Konto ging, bis zum Ende zu halten. Wichtiger war es, Finn zu entlasten. Ein schießwütiges Finale erledigt das gröbste!


    Der Roman mit seinem toughen Stil und kurzen Kapiteln lässt sich flott und spannend lesen.
    Stellenweise musste ich an James Patterson denken. Ein gewisser kommerzieller Effekt ist vorhanden.


    Echte Thrillerfans werden den Drive, der den Thriller tatsächlich zu etwas Besonderen machen, genießen. Aber für meinen Geschmack hätte der straighte Roman an einigen Stellen mehr Brüche aufweisen können. Trotzdem sollte man den Autor und seine künftige Entwicklung im Auge behalten.