Die dritte Mittwochsgeschichte

  • Habe mich mal ein bißchen auf dünnes Eis gewagt, weiß selber noch nicht, ob sie mir gefällt.....


    Ein erotischer Einkauf


    Ich wandere mit meiner Mutter durch den Supermarkt. Es ist warm draußen, ich trage ein feines weißes Trägerkleidchen, dass meine Mutter abgöttisch liebt, weil ich darin so unschuldig aussehe.... Ich und Unschuldig.... passt nicht, aber gut wenn, sie meint, mach ich ihr hin und wieder die Freude und ziehe dieses wehende flatternde Dingeling an.
    Nun gut, wir wandern also durch die Reihen bei Tengelmann oder war es Kaisers, ich weiß nicht mehr, ist auch schon länger her. Auf jeden Fall trage ich mein neues Handy wie einen kleinen Schatz vor mir her. Dieses feine kleine Handy hat mir an diesem Tag gute Laune gemacht. Es ist ein neues Modell von Nokia, in der Silver special-Ausführung und in der Sonne glitzert es wie ein kleiner Stern. Nun ich schleppe also dieses Handy hinter meiner Mutter her durch die Reihen mit Putzmitteln, Obst und Wurst. Immer in freudiger Erwartung auf ein neues Piepsen. Das Handy piepst nämlich an diesem Tag ungemein oft. Weil nämlich die Frau von einem gewissen Jemand sich in einem Urlaub auf den Kanaren befand und dieser gewisse Jemand somit ungehemmt und unverbindlich auf übelste per SMS flirten kann. Nicht das ich mich in die Reihe der ehezerstörenden Monster stellen würde, nein das nicht, aber ein bisschen mit diesem Jemand SMSen, das wird doch wohl erlaubt sein. (Genau das hatte ich leicht gereizt auch schon meiner vom Piepsen des Handys leicht gereizten Mutter erklärt) Nun ja, nun schwieg das Handy aber schon seit einiger Zeit und ich muß zugeben, dies steigerte meine leicht Gereiztheit ungemein.
    Dann plötzlich zwischen den Windeln und dem Toilettenpapier beginnt es, leicht vibriert es in meiner Hand, bis es sich in ein sanftes Piepsen steigert und dann durch einen Druck auf die LESEN-Taste von mir unterbrochen wird. Ein Interruptus also. Mit einem Lächeln blicke ich auf die übermittelten Zeilen....
    Ein Schauer rast über meinen Rücken, mein Kopf rötet sich, meine Mutter schaut mich entgeistert an und schleift mich weiter durch die Gänge während mein Kopf sich mit den Dingen beschäftigt, die mir der gewisse Jemand da geschrieben hat.... Meine Sommersprossen will er zählen. Oh welch originelle Idee, meine Sommersprossen wollte noch nie jemand zählen. Ich muß aufpassen, dass ich vor lauter Glücksgefühl nicht gegen die Spirituosen schwebe und bekomme nur die Kurve, weil meine Mutter mich an meinem weißen Flatterkleidchen in den nächsten Gang schleift.
    Fluggs eine ebenso originelle und poetische Antwort in das kleine silberne Glitzerding getippt und die SENDEN-Taste gedrückt.
    Weiter geht’s durch die Reihen, Tiefkühlabteilung, hier wird mir in meinem Flatterkleidchen so kalt, dass der Kisteneinräumende Supermarktjogi seinen Blick kaum von meinem Flatterkleidchenbrustbereich wenden kann, aber selbst dies nehme ich im Rausche der Hormone nur nebenbei wahr, weil meine Mutter durch die halbe Tiefkühlabteilung brüllt. *Janechen, guck mal wie der Verkäufer da guckt, wäre der nichts für dich.*
    Doch selbst diese Peinlichkeit wird ihr heute verziehen, denn zwischen Magermilch und saurer Sahne vibriert es wieder.
    Lesen....
    Oh, für jede gezählte Sommersprosse soll ich einen kleinen Kuß bekommen....
    „Himmel da hat er aber Arbeit vor sich“ ranzt meine Mutter hinter mir und über meine Schulter guckend und vertreibt damit nahezu gänzlich das plötzliche Wärmegefühl, dass sich trotz der Kühltruhen in meinem Bauch ausbreitet.
    Ein bisschen böse schimpfe ich, dass sie sich um ihren eigenen Kram kümmern soll und nicht immer meine SMS mitlesen darf, ich hätte nämlich auch gern eine Privatleben.
    Desinteressiert an meinen Bekundungen schleift meine Mutter mich Richtung Kasse und das Flatterkleidchen flattert hinter mir her.
    In der Schlange stehen und unter dem Geflüster meiner Mutter „Laß dich nicht mit veheirateten Kerlen ein, das bringt nur Unglück. Zu meiner Zeit...“ tippe ich meine Antwort in das Handy und kaum ist sie abgeschickt, piepst es schon wieder. Diesmal werden meine goldglitzernden Haare poetisch in den Himmel gelobt, wobei hier keineswegs die Haare auf meinem Kopfe gemeint waren, sondern solche, die auf meinen braungebrannten Ärmchen in der Sonne leuchten. Seuftzend bezahle ich meine irgendwie seltsam anmutenden Einkäufe (wozu brauchte ich noch gleich die Sauren Gurken und die Walnüsse? Und warum hab ich Spaghettisoße aber keine Nudeln in meinem Warenkorb??) . Und schiebe mich hinter meiner Mutter her aus dem Supermarkt. Recke mein Gesichtchen in die Sonne und überlege was ich wohl antworten könnte... aber wie heißt es so schön, wenn’s am Schönsten ist sollte man aufhören. Also speichere ich die feinen SMS und schicke sie per Email auf meinen PC, wo sie nun Jahre später immer noch herumliegen und bei Bedarf (also einem eventuellen Tiefpunkt) abgerufen werden können zur Erheiterung oder zum Aufbau meines Egos.


    Der gewisse Jemand lebt übrigens immer noch mit seiner Frau und Kindern glücklich und zufrieden und zählte auch niemals meine Sommersprossen, geschweige denn die golden glitzernden Häärchen auf meinen Armen, aber es war für mich der wohl erotischste Einkauf bei Tengelmann, oder war es Kaisers?

  • voll reingefallen. *zugeb* :lache Bei deinem einleitenden Satz und der Überschrift hatte ich was viiiieeel Schlimmeres erwartet.


    Das Eis ist tragfähig! Auch, wenn mir die letzte Mittwochsgeschichte noch besser gefallen hat. ;-)

  • Zitat

    Original von Idgie
    Auch, wenn mir die letzte Mittwochsgeschichte noch besser gefallen hat. ;-)


    Tja, das Gesetz der Serie wird auch BJ einholen. :-)


    @BJ
    Ich habe noch eine ausführliche Beschreibung vermisst, was Du drunter anhattest. :-) Ansonsten war's kurzweilig zu lesen. :-) Gerne mehr.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    @BJ
    Ich habe noch eine ausführliche Beschreibung vermisst, was Du drunter anhattest. :-) Ansonsten war's kurzweilig zu lesen. :-) Gerne mehr.


    Oh Mann, muss man dir denn alles erklären? Wenn man was drunter anhat, funzt der Trick mit dem Verkäufer aufgeilen nicht mehr so gut. Wie lange soll BJ denn in der Kühlabteilung rumstehen. Sie holt sich doch sonst einen Schnupfen. *kopfschüttel*